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Veröffentlicht am 30.03.2024

vielfältig und facettenreiche Erzählung

Die Journalistin – Neue Zeiten auf der Kö
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Düsseldorf 1950. Eva kennt die Erwartungen ihres Vaters. Ausbildung zur Kinderpflegerin, schnelle Heirat mit Gert und eine große Kinderschar. Als sie im Unterricht von den wahren Machenschaften und Gräueltaten ...

Düsseldorf 1950. Eva kennt die Erwartungen ihres Vaters. Ausbildung zur Kinderpflegerin, schnelle Heirat mit Gert und eine große Kinderschar. Als sie im Unterricht von den wahren Machenschaften und Gräueltaten unter Hitler erfährt, ist sie schockiert. Besonders leidet sie unter jenem, in ihrer Familie hochgehaltenen Augenblick, als sie vierjährig diesem Mann gegenüberstand. Ihre Fragen dahingehend werden regelrecht abgeschmettert. Von Eva wird erwartet, doch die junge Frau rebelliert. Ihr Mut bringt sie in Schwierigkeiten, ihre Hartnäckigkeit zahlt sich letztendlich aus. Wie viel ist Eva bereit hinter sich zu lassen?
Wissbegierig sehnt Eva die Politik Stunden in ihrer Schule herbei. Nicht nur um weitere Details aus vergangenen Zeiten zu erfahren, nein, Johann Winkler lässt Evas Augen funkeln. Doch trotz gegenseitiger Anziehung ist jeder gemeinsame Augenblick gefährlich. Ob diese verbotene Liebe jemals erblühen darf?
Mut und Hartnäckigkeit sind von Nöten, um immer neue Hindernisse zu überbrücken. Kaum glaubt Eva sich aus den Trümmern befreit zu haben, raubt ihr der nächste Schlag die Luft. Doch trotz Tränen und Enttäuschung gibt es starken Rückhalt für Eva. Neben ihrem Lehrer Johann Winkler stehen auch Freunde wie Rolf und Helga helfend zur Seite. Ein weiterer Halt ist Oma Ida, sie hat stets ein offenes Ohr und oftmals einen Ratschlag für die Zwanzigjährige.
Zitat: „Ihre Großmutter zog sie in ihre Arme. „Kin Sorg, du wirst dinne Weg schon finde, Evi-Kind.“ Doch welcher war das?“
Schnell tauche ich ab ins Düsseldorf der Fünfzigerjahre. Leide und hoffe mit Eva, bin schockiert von Erinnerungen und Schicksalsschlägen. Frage mich, welche Geheimnisse sich hinter den Figuren verstecken. Vielfältige Charaktere zeigen Stärken und Schwächen. Ein Lächeln zaubert Oma Ida auf mein Gesicht, mit ihrer Ausdrucksweise und liebevollem Wesen hat sie sich in mein Herz geschlichen. Die Handlung spiegelt die Nachkriegszeit in ihren verschiedenen Facetten nachvollziehbar und tiefgründig wider. Immer wieder gelingt es der Autorin, mich zu überraschen, neu einfließende Spannungselemente lassen mich das Buch nicht aus der Hand legen.
Bildstark und authentisch. Die ausgiebige Recherche spiegelt sich in der Erzählung wider. Die fesselnde Erzählung liest sich wie ein Zeitzeugenbericht, es könnte sich genauso abgespielt haben. Im Anhang finden sich Hinweise zum historischen Hintergrund sowie Einblicke in die Entstehung des historischen Romans.
Sehr gerne spreche ich eine Leseempfehlung für dieses historisch fundierte Lese Schätzchen aus. Mich konnte die Erzählung mitnehmen in die Zeit als Frauen zwar auf dem Papier gleichberechtigt waren, im gesellschaftlichen Umgang hingegen sich ihre Freiheit erkämpfen mußten. Die Bevölkerung sich einerseits befreit fühlte, andererseits die Verbrechen der Vergangenheit zwiespältig betrachtete. Eva auf ihrem Weg zu begleiten hat mir viel Freude bereitet.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Von Glauben, Macht und Intrigen

Die Reformatorin von Köln
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Kurz nach dem Tod ihres geliebten Bruders glaubt Jonata mit dem Kauf eines Ablassbriefes Lucas aus dem Fegefeuer errettet zu haben. Als sie jedoch auf einer Reise ins entfernte Sachsen mit den Thesen Luthers ...

Kurz nach dem Tod ihres geliebten Bruders glaubt Jonata mit dem Kauf eines Ablassbriefes Lucas aus dem Fegefeuer errettet zu haben. Als sie jedoch auf einer Reise ins entfernte Sachsen mit den Thesen Luthers in Berührung kommt schwindet ihre Zuversicht. Kann es sein dass der Handel nicht den armen Seelen, sondern nur dem gefüllten Säckel der Kirche dient, wie Luther schreibt? Im persönlichen Gespräch mit dem Augustinermönch und Reformator Luther übernimmt Jonata dessen Ansichten.
Zurück in Köln beschließt die Brauer Tochter Luthers Schriften zu verbreiten. Doch kaum hat sie einen Verbündeten gefunden ruft die Kirche, insbesondere die nahegelegene Dominikanerabtei, auf, jeden der Luthers Lehre anhängt als Ketzer zu denunzieren. Die Inquisition greift unbarmherzig um sich.
Zitat: Die Regeln des Klosters waren einfach, doch außerhalb der Mauern schien der Teufel sein Unwesen zu treiben. Er musste den HERRN bitten, ihm den Weg zu weisen.
Der Gefahr trotzend stellt sich Jonata mutig nicht nur in dieser Hinsicht der männerdominierten Gesellschaft entgegen.
Verflochtene Handlungsstränge erzählt aus unterschiedlicher Perspektive beleuchten die größtenteils fiktiven Geschehnisse. Der Sprachstil, beeindruckende Schilderungen und die tiefgründige Recherche verleihen der Handlung jene teils düstere und doch immer wieder von Hoffnung durch drängte Atmosphäre des Mittelalters. Nach kurzer Einlesezeit tauche ich in die fesselnde Erzählung ab, durchlebe Ängste und Nöte mit Jonata und freue mich über kleine und größere Erfolge.
Mir gefällt dieser historische Roman sehr gut. Details wie der Epoche, entsprechende Namenswahl, angeglichene Dialoge und bildstarke Beschreibungen unterstützen die charakterstarken Figuren. Erkennbare Entwicklungen und überraschende Wendungen, sympathische Figuren und sofort erkennbare Gegenspieler, alles dabei.

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Veröffentlicht am 08.01.2024

Ergreifende Zeitreise

Die Erinnerung riecht nach gelben Kamelien
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Der plötzliche Tod ihres Vaters trifft die 26 jährige Carolin zutiefst. Allein, ohne Familie, mit dem vom Vater geliebten Unternehmen steht Carolin fassungslos da. Ein Tipp ihrer besten Freundin erweist ...

Der plötzliche Tod ihres Vaters trifft die 26 jährige Carolin zutiefst. Allein, ohne Familie, mit dem vom Vater geliebten Unternehmen steht Carolin fassungslos da. Ein Tipp ihrer besten Freundin erweist sich hierbei als Lichtblick. Auf der Beerdigung steht Carolin unverhofft ihrer fast neunzigjährigen Großmutter gegenüber.
Nach und nach erzählt Frida bereitwillig aus ihrem turbulenten Leben, beginnend im Juli 1939. Während Carolin den bewegenden Schilderungen lauscht, klärt sich gegen Ende des Buches der Grund für den rigorosen Kontaktabbruch zwischen Vater Alfred und seiner Familie.

Mit ihrer bildstarken Schreibweise lässt die Autorin Schauplätze und handelnde Personen lebendig werden. Gefesselt von den Erinnerungen Fridas durchlebe ich die ersten Kriegsjahre in Berlin, ihre Rückkehr nach Ostpreußen in den Wirren des Krieges, die dramatische Flucht vor der Roten Armee und die anschließenden Herausforderungen. Überlebenskampf und Mut. Spannend und bewegend, hoffend und mit Tränen in den Augen, die ergreifende Geschichte auf zwei Zeitebenen lässt mich eintauchen, das Buch wegzulegen fällt mir schwer.
Durch charakterstarke Figuren mit der Verflechtung historischer Geschehnisse entsteht eine authentische Erzählung. Den größten und ergreifendsten Teil des Buches nehmen die Schilderungen der Vergangenheit ein. Doch auch im Gegenwarts Strang zeichnen sich Überraschungen ab. Ein gelungenes Lese Schätzchen.
Zum Titel: Warum der Duft nach gelben Kamelien eine wertvolle Erinnerung darstellt, das erklärt sich im Laufe der Handlung.
Mir wird dieser historische Roman noch lange im Gedächtnis bleiben. Ich freue mich auf weitere Erzählungen von Bettina Lausen.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Eine Wanderung, die Wunden aufreißt und Heilung mit sich bringt

Herbstzeitleuchten
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Gegensätzlicher könnten zwei Wanderpartner nicht sein. Der in sich ruhende Naturliebhaber Kenneth und die perfekt gestylte Influencerin Jassy. Zusammen mit der entzückenden Eselin Momo treten die beiden ...

Gegensätzlicher könnten zwei Wanderpartner nicht sein. Der in sich ruhende Naturliebhaber Kenneth und die perfekt gestylte Influencerin Jassy. Zusammen mit der entzückenden Eselin Momo treten die beiden einen mehrtätigen Fußmarsch nach Schloss Linderhof an. Während die atemberaubende Bergkulisse sie einhüllt ergeben sich aufschlussreiche Gespräche.
Je weiter die drei wandern desto sicherer ist sich Kenneth, hinter Jassy`s Fassade versteckt sich eine liebenswerte Frau. Bereits nach kurzer Wegstrecke entdeckt auch Jassy in ihrem wunderlichen Begleiter einen aufmerksamen Beobachter. Die angespannte Stimmung lockert sich bis ein Schreckmoment plötzlich alles in Frage stellt. Im Wechselbad der Gefühle trifft Jassy zudem unverhofft auf ihre Schwester. Seit vielen Jahren geht die Influencerin dieser Begegnung aus dem Weg. Augenblicklich sind ihre geschundenen Füße das kleinste Problem für Jassy.
Die humorvolle Erzählung aus zweierlei Perspektive lässt mich schnell in die lockere Romanze eintauchen. Neben interessanten Details über Esel begeistern mich die ausdrucksstarken Schilderungen der Ammergauer Berglandschaften. In kurzer Zeitspanne prasseln Vergangenheit und Gegenwart auf Jassy ein. Gespannt verfolge ich die Entwicklungen, hoffe und bange mit Kenneth, bin überrascht und fasziniert von Leni. Eine unglaublich starke Frau.
Dieser Liebesroman ist ein gelungener Auftakt der Liebe-in-den-Bergen Reihe von Lotte Römer. Die liebevoll gestalteten Charaktere stecken voller Überraschungen und nachvollziehbarer Entwicklungen. Urlaubsvorfreude auf farbenfrohe Berglandschaften inbegriffen.

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Veröffentlicht am 03.11.2023

loslassen um neu zu beginnen

Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber
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Die erfolgreiche Paartherapeutin Marie ist überzeugt jede Beziehung lässt sich retten, bis sie plötzlich selbst zur betrogenen Ehefrau wird. Um zur Ruhe zu kommen flieht die geborene Fehmarnerin auf die ...

Die erfolgreiche Paartherapeutin Marie ist überzeugt jede Beziehung lässt sich retten, bis sie plötzlich selbst zur betrogenen Ehefrau wird. Um zur Ruhe zu kommen flieht die geborene Fehmarnerin auf die Ostseeinsel. Allerdings hat sie nicht mit diesem Gast auf dem elterlichen Alpakahof gerechnet. Ein Wirbelsturm bricht über Marie herein! Mitten in diesem emotionalen Chaos glaubt sie ihren Fels in der Brandung gefunden zu haben. Doch kurz darauf ist die Wahlhamburgerin wieder verunsichert. Kann Marie sich von ihrer Vergangenheit loslösen und neu vertrauen?
Die humorvolle Schreibweise lässt mich durch die Seiten fliegen. Kuscheln mit Madame Muffin und Pizza, Brezel und Lakritz knuddeln, wer möchte das nicht? Du fragst von welchen Wollknäueln ich hier schwärme? Komm mit auf den Lindenhof. Im winterlichen Flair der Ostsee Insel brechen turbulente Zeiten im Urlaubsidyll an.
Zurück im Schoß der Familie bringt Marie mich mit ihrer verplanten und speziellen Eigenart immer wieder herzhaft zum Lachen. Auch den anderen Familienmitgliedern fehlt es nicht an Facetten und Charme. Zusammen mit den Gästen stemmen sich die Moormanns gegen Wetterkapriolen und emotionale Krisen.
Dazu passend ein Zitat: „Er fühlt sich immer wie der starke, große Krieger aus meiner Jugend an. Wie ein Leuchtturm, der einem in der Dunkelheit Licht spendet.“
Im Laufe der Handlung entdeckt so mancher seine Stärken. Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme lassen alte Wunden verblassen. Bei anderen Charakteren hingegen bricht die Fassade. Die aufgeladene Spannung im weihnachtlichen Flair des Inselhofes ist wie geschaffen fürs Freischaufeln neuer Wege.
Gefühlschaos im Herzen, Schneetreiben und die Intensität einer Großfamilie bringen nicht nur Marie zum Nachdenken. Die Erzählung lässt mich träumen und herzhaft lachen. Das Ende der bewegenden Geschichte finde ich passend gewählt. Wenn Worte zu Bildern werden reise ich mit Rebecca auf die Insel Fehmarn. Kommst du mit?


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