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Veröffentlicht am 15.04.2024

Gedankenexperiment

Das andere Tal
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Was würdest du tun wenn deine Zukunft oder Vergangenheit nur eine Wanderung entfernt läge? Würdest du die Reise auf dich nehmen wollen? Auch, wenn du keinen Einfluss nehmen darfst, nur zusehen?

Wie eine ...

Was würdest du tun wenn deine Zukunft oder Vergangenheit nur eine Wanderung entfernt läge? Würdest du die Reise auf dich nehmen wollen? Auch, wenn du keinen Einfluss nehmen darfst, nur zusehen?

Wie eine Perle, aufgefädelt auf eine Kette, liegt das Tal da, in dem Odile aufwächst. Die Zeit verbindet die Täler, von ihrem ausgehend entweder in 20 Jahre-Schritten in die Zukunft oder Vergangenheit. Die Bewohner des Tals leben in einer eingeschworenen Gemeinschaft, die Garde sorgt dafür, dass niemand unbeaufsichtigt das Tal verlässt. Denn jeder Besuch in einem der Nachbartäler birgt die Gefahr der Beeinflussung. Das lernen Odile und ihre Klassenkameraden von Anfang an und alle befolgen die Regeln. Bis ein Ereignis alles aus dem Ruder laufen lässt.

Die Idee ist aufregend und spannend, liest sich wie eine Mischung aus Dystopie mit philosophischem Anspruch und Coming-of-Age. Das Debut des Autors muss sich wirklich nicht verstecken.

Gleichzeitig sorgt der Tiefgang jedoch auch für ein etwas behäbiges Tempo, für das ich mich erst erwärmen musste.

Dafür bekommt Odile den Raum, den sie braucht um sich voll zu entfalten und zu entwicklen, ebenso wie die Atmosphäre des Tals.

Und so packt dich der Roman, wenn du nicht aufpasst, und lässt dich nicht mehr los, bis du am Ende atemlos wieder auftauchst.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Episodenhafte Einblicke

Leuchtfeuer
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Hier kommt alles zusammen, was einen episodenhaften Roman ausmacht. Wir haben eine Vielzahl an Figuren, die alle eine Stimme verliehen bekommen und das Geschehen aus ihrer Sicht schildern dürfen. Wir haben ...

Hier kommt alles zusammen, was einen episodenhaften Roman ausmacht. Wir haben eine Vielzahl an Figuren, die alle eine Stimme verliehen bekommen und das Geschehen aus ihrer Sicht schildern dürfen. Wir haben verschiedene Zeitsprünge, die betont nicht chronologisch angeordnet sind.

Zugegeben, man muss sich den Roman damit erarbeiten, aber zumindest für mich hat sich die Mühe gelohnt.

An einem schicksalhaften Abend ändert sich für die Familie Wilf dank eines Autounfalls mit Todesfolge alles. Jedes Familienmitglied geht mit dem Tod eines jungen Mädchens anders um. Doch man merkt relativ schnell, dass der Einfluss weit reicht.

Wie Leuchtfeuer erhalten wir Einblicke in das Leben der Figuren, springen zu Momenten, die ihr Leben nachhaltig verändert haben und erarbeiten uns so nach und nach ein Bild von ihnen.

Ich persönlich finde diese Form des Erzählens spannend und aufregend. Es ist interessant, wenn man durch spätere Einblicke plötzlich ursprüngliche Handlungen besser verstehen kann.

Insgesamt wäre es ein für mich vollkommen rundes Buch geworden. Nur leider driftet es zum Schluss etwas zu sehr in die esoterische Richtung ab. Das hätte für mich nicht sein müssen.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Starkes Stück mit schwachem Ende

Yellowface
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R.F. Kuang- der Name ist mittlerweile mit relativ hohen Erwartungen verbunden. Wer "Babel" gelesen hat, wird einen sorgfältig recherchierten und minutiös ausgearbeiteten, seitenreichen Roman erwarten und ...

R.F. Kuang- der Name ist mittlerweile mit relativ hohen Erwartungen verbunden. Wer "Babel" gelesen hat, wird einen sorgfältig recherchierten und minutiös ausgearbeiteten, seitenreichen Roman erwarten und könnte eventuell etwas enttäuscht werden. Denn die Autorin weicht, zumindest in gewissen Punkten, von ihrem altbewährten Schema ab.

Diesmal bleiben wir in der Gegenwart und hören der erfolglosen Debutautorin June dabei zu, wie sie von ihrer Freundschaft zur Bestsellerautorin Athena erzählt. Zumindest bis diese bei einem unglücklichen Unfall ums Leben kommt und June dabei deren nächstes Manuskript in die Hände fällt. Von da an wird ihr Erfolg in der Literaturbranche zum Selbstläufer- und wir bekommen einen sehr tiefen und aufschlussreichen Einblick.

Die Erzählung lässt tief blicken und ist gnadenlos bissig. Der besondere Clou, June selbst erzählen zu lassen führt dazu, jede ihrer Schilderungen zu hinterfragen. Alles scheint zutiefst subjektiv, höchst emotional und dank Junes teils labiler Verfassung nicht immer glaubwürdig.

Das macht natürlich unheimlich viel Spaß, lässt nebenbei aber auch sehr tief blicken und vieles hinterfragen, was man so in den sozialen Medien und auch im Buchhandel präsentiert bekommt.

Wer entscheidet eigentlich, welches Buch der nächste Bestseller wird? Wer bestimmt über Erfolg oder Miserfolg eines Debuts?

Zumindest "Yellowface" wäre für mich ein Jahreshit geworden, hätte die Autorin ihre Stärke bis zum Schluss ausspielen zu können. Doch das Ende kann leider mit dem Esprit der ersten Kapitel nicht mithalten.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Jensens sechster Streich

Oxen. Pilgrim
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Niels Oxen ist der Prototyp des verlorenen, verwundeten Soldaten, der an den Spätfolgen seiner militärischen Karriere leidet und sich nur langsam zurück in ein "normales" Leben zurückzukämpfen versucht. ...

Niels Oxen ist der Prototyp des verlorenen, verwundeten Soldaten, der an den Spätfolgen seiner militärischen Karriere leidet und sich nur langsam zurück in ein "normales" Leben zurückzukämpfen versucht. Ob ihm das gelingt, sollte man auf alle Fälle verfolgen- und das von Anfang an!

Wer dieses Buch in die Hand nimmt und sich denkt, einen perfekten Einstieg zu finden, sollte sich zuerst Band 1 vornehmen oder wenigstens den Vorgängerband "Oxen. Noctis" zuerst lesen, da es sich hier um eine fortlaufende Geschichte handelt.

Deswegen hier auch nur ein kurzer Abriss zur Handlung: Oxen wurde aus der Gefangenschaft befreit und versucht nun langsam wieder einen geregelten Alltag mit sich und seinem Sohn aufzubauen. Gleichzeitig geht die Jagd nach den geflohenen Strippenziehern weiter.

In gewohnter Manier beschreibt Jensen den Spionage- und Ermittlungsalltag der Geheimdienste, wem kann man trauen? Das ist natürlich spannend wie immer, aber trotzdem hat man ein wenig das Gefühl, dass sowohl Oxen als auch dem Autor zwischendurch ein wenig die Luft ausgeht. Gerade in der Mitte hat das Buch kleine Längen, die aber noch verschmerzbar sind.

Auch die anderen Figuren wie Mossman und Margarethe haben ihren gewohnt großen Auftritt und tragen zum Lesevergnügen bei.

Insgesamt war es wieder ein sehr unterhaltsames und abenteuerliches Buch, man wünscht Oxen aber trotzdem so langsam seinen wohlverdienten, geruhsamen Lebensabend.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Unverändert spannend

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt (Die Mordclub-Serie 4)
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Wer die ersten drei Bände dieser Reihe kennt, weiß eigentlich schon, worauf er sich einlässt. Neulingen würde ich immer empfehlen, mit Band 1 zu beginnen. Nicht zuletzt, weil Richard Osman ein Talent dafür ...

Wer die ersten drei Bände dieser Reihe kennt, weiß eigentlich schon, worauf er sich einlässt. Neulingen würde ich immer empfehlen, mit Band 1 zu beginnen. Nicht zuletzt, weil Richard Osman ein Talent dafür hat, mit jedem Band eine Reihe neuer Figuren einzuführen.

Da er es aber gleichzeitig auch immer wieder schafft, seine Figuren mit Esprit und Humor zu versehen, nimmt man es ihm nicht krumm.

Auch die Geschicte ist gewohnt verworren und voller Wendungen, auch für mich kaum vorhersehbar und unterhaltsam.

Besonders die persönliche Entwicklung der fünf Hauptfiguren hat mich diesmal sehr berührt. Es geht um persönliche Erfahrungen, die mit dem Alter einhergehen, ebenso wird die Vergangenheit einer der Fünf endlich etwas näher beleuchtet. Das verspricht viel Sensibilität und Emotionen, die sehr gut dosiert und einfühlsam beschrieben werden.

Insgesamt bleibt der Donnerstagsmordclub auch weiterhin eine Reihe, von der ich mir noch viele Fortsetzungen wünsche.

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