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Evy_Heart

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Veröffentlicht am 15.07.2018

King of Nothing

King of New York
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Stellt euch einen Jungen im Süßigkeitenladen vor. Er hat den anderen vorgeschwindelt, er sei ein fieser Kerl, aber komischerweise sieht man ihn nie bei bösen Taten. Stattdessen lebt der Junge in Nebelschwaden ...


Stellt euch einen Jungen im Süßigkeitenladen vor. Er hat den anderen vorgeschwindelt, er sei ein fieser Kerl, aber komischerweise sieht man ihn nie bei bösen Taten. Stattdessen lebt der Junge in Nebelschwaden sein Leben. Und steht nun im Süßigkeitenladen. Und greift zu. Immer und immer wieder greift er tief in die Dosen mit den Köstlichkeiten, weil tief nie tief genug und eng nie eng genug ist. Er liebt die Frau, die ihm die Tür zum Süßigkeitenladen geöffnet hat, weil sie ihn nicht nur anhimmelt, sondern auch Probleme hat, unter denen er wenig leidet und die er nicht einmal lösen muss. Und so führt unser Junge ein wahres Wunderleben im Süßigkeitenladen. Und am Ende rettet der die Menschheit.

Worum geht es?

Harper mag Max, hat jedoch ein Problem mit ihrem Vater, der ihr nur Geld, aber keine Liebe gab. Max wiederum hat ein Problem mit seiner Tochter, die bisher bei ihrer Mutter lebte, welche nun mit ihrem Mann in die Schweiz zieht. Max muss daher zwischen seinem Arbeitsort New York und Conneticut pendeln, um sich um das pubertierende Mädchen zu kümmern. Die beiden treffen sich und aufeinander und ineinander.

Charaktere

Harper arbeitet als Analystin, aber leider erklärt die Autorin nicht, warum. Das Verhältnis zu ihrem Vater ist schlecht - er hat ihr Geld angeboten, das sie nicht wollte. Gleichzeitig wartet sie darauf, dass er ihr einen Job in seinem Unternehmen anbietet. Harper vermutet, dass es daran liegt, dass sie eine Frau ist. Harper nimmt viele Dinge sehr ernst und wenn ich Max wäre, hätte ich ständig Angst, etwas Falsches zu sagen. Sie ist fleißig und betrinkt sich gern aus Liebeskummer. Harper ist eine typische, oberflächliche Protagonistin in Liebesromanen.

Max ist ein Boss, den man haben will - er wird als fies beschrieben, ist es aber wenig. Meist beobachtet man ihn dabei, wie er versucht, gute Taten zu vollbringen und es Harper recht zu machen. Max hat etwas Eigenes, weil er seine Meinung vertritt. Aber er wirkt zu soft, um ein Bad Boy zu sein. Und er mag es, wenn Harper ihm beim Akt beim Namen nennt.

Themen

Verhältnis zur Tochter: Im Klappentext wurde gepriesen, dass Max und Tochter Amanda im Mittelpunkt stehen und ich hatte erwartet, dass das enge Verhältnis beider deutlich wird. Dem war nicht so. Es gibt nur wenige Szenen mit beiden und bis zum Schluss bleibt das Verhältnis etwas distanziert. Ich kann das aus der Handlung gut ableiten, weil bisher die Mutter die Bezugsperson war. Trotzdem hätte es mich interessiert, weil die beiden ihre Beziehung aufbauen und Amanda mit der neuen Frau klarkommt. Ich hatte das Gefühl, dass Amanda Max nicht braucht, weil sie in Conneticut Max' Schwestern und ihre Großeltern hat. Die Thematik des Erwachsenwerdens fand ich jedoch witzig umgesetzt - Max möchte nicht, dass Amanda zu freizügung zum Schulball geht.

Verhältnis zum Vater: Dramaturgisch gut aufgebaut ist, dass Max/Amanda als positives Gegenstück zu Harpers Familie fungieren. Leider löst sich der Konflikt am Ende sehr schnell. [Spoiler] Harpers Vater handelt nicht aus Sexismus, sondern aus Schuldgefühlen. Seine Tochter hat ihn zurückgewiesen, hat den Kontakt abgebrochen, und er akzeptierte das. Ich fand das sehr interessant. Leider vertragen sich die beiden nach einem Gespräch relativ schnell. Wenn man über lange Zeit verletzt wurde, bleibt das negative Gefühl, auch wenn sich der andere entschuldigt hat ... [/Spoiler]

Erotik: Die Autoren-Biografie notiert, die Autorin schreibe "sexy und romantisch" - leider hat sie Quantität und Qualität verwechselt. Nachdem die Liebenden ineinander gefunden haben, schlafen sie häufig miteinander. Max liebt es, in Harper zu "stoßen", was ich nach einiger Zeit ab-stoßend fand. Selbst im Epilog ist die Erotik wichtiger als die Handlung. [Spoiler] Immerhin hat es einen "Sinn" - die beiden werden nach erfolgreicher Paarung zweimal in kurzer Zeit Eltern [/Spoiler] Unschön fand ich auch, dass die Szenen oft aus Max Perspektive gezeichnet sind und Harper wenig fühlt, bis auf die Genugtuung, dass sie mit Max schläft. In einige Szenen ergreift sie die Initiative, was ich nett fand. Aber mir war die Erotik zuviel. Allerdings notiert der Roman auch, dass sich beide noch in der Verliebtheits-Phase befinden. Dennoch: Sie reden nur wenig und worauf die Beziehung gründet, ist nicht klar.

Schreibstil und Spannung

Der Roman lässt sich gut lesen und ich habe keine Stolpersteine gefunden.

Fazit

"King of New York" ist ein klischeehafter Liebesroman, der weniger hält, als der Klappentext verspricht. Ich finde es schade, dass das interessante Grundthema untergeht und nur wenig anderes bleibt als Akte.

Veröffentlicht am 02.04.2018

Nicht noch ein ...

Was zu dir gehört
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Melancholie, ein Expant in Sofia, Homosexualität als Konflikt - das versprach der Klappentext. Und inhaltlich hat er recht. Aber das Gefühl ist ein anderes - statt eines wirklichen Konflikts haben wir ...

Melancholie, ein Expant in Sofia, Homosexualität als Konflikt - das versprach der Klappentext. Und inhaltlich hat er recht. Aber das Gefühl ist ein anderes - statt eines wirklichen Konflikts haben wir einen Ich-Erzähler, der in ständiger Selbst-Beobachtung umhergeschubst wird und dessen Entscheidung am Schluss nicht kräftig wirkt. Eine Figur, eine Thematik, die ich bereits in vielen Büchern erlebt habe.

Worum geht es`

Der Text schildert die zweijährige Beziehung zwischen dem Ich-Erzähler und dem Stricher Mitko. Der Ich-Erzähler ist fasziniert von Mitko, gibt ihm stetig Geld für Körperliches und für das Gefühl der Geborgenheit. Mitko "revanchiert" sich, indem er ungefragt Computer benutzt, sogar in Anwesenheit des Ich-Erzählers mit anderen "Freunden" chattet und sich damit rechtfertigt, dass er ihn hätte nochmehr ausnutzen können. Im Laufe der zwei Jahre versucht der Ich-Erzähler sich zu lösen, schafft das aber nur mäßig.

Meine Gedanken

Was mir von diesem Buch im Gedächtnis bleiben wird, ist die Schuld. Der Ich-Erzähler wurde von seinem Vater abgelehnt, als dieser herausfand, dass er schwul ist. Auch zu seiner Mutter ist das Verhältnis angespannt. Mit seinen Halbschwestern kann er seinen Groll teilen, aber er kommt nicht darüber hinweg. Durch dieses Schuldgefühl geht er nur lose Verbindungen ein - und gibt sich wieder die Schuld dafür. Im letzten Drittel berichtet Ich von einem Boyfriend, doch dieser wirkt auf mich wie ein Mensch, der unseren Erzähler in die "richtige" Richtung schubst - und dieser macht, wie ihm gehießen, weil er denkt, dass das das Leben ist, wie es sein sollte. Ich habe nicht das Gefühl, dass er damit glücklich wird.

"Und nicht zuletzt bleibt über die ganze Lektüre hinweg das schale Gefühl, dass es ein Kinderspiel für den Ich-Erzähler von „Was zu dir gehört“ wäre, sich seiner Situation zu entziehen.", schreibt Andreas Platthaus in der FAZ (23.02.2018) - ich habe das ähnlich empfunden. Ich habe mich 170 Seiten lang gefragt, wann der Ich-Erzähler des Selbstmitleides überdrüssig ist. Aber ich habe keine Antwort gefunden. Andererseits ist es leichter, wenn man selbst NICHT in dieser Situation steckt.

Man begleitet eine Figur, die unaufhörlich auf den Abgrund zuläuft. [Spoiler] Auch wenn sie am Ende vor dem Abgrund stoppt, schlägt sie keine andere Richtung ein. Die Abkehr von Mitko ist für mich nicht nachvollziehbar.

Gut am Buch fand ich, dass es eine klare Dramaturgie hat - Mitko spielt von Anfang bis Ende eine große Rolle, im letzten Viertel gibt es eine Parallelfigur zu Mitko, die dem Ich-Erzähler neue Erkenntnisse entlockt. Ab diesem Punkt betrachtet Ich die Beziehung differenzierter, das Buch wird vielschichtiger.

Auch die Schildung von Sofia gefiel mir gut! Der Wechsel zwischen sozialistischen Hochhäusern und Natur war passend und kontrastiert die innerlichen Betrachtungen.

Die bulgarischen Sätze, die die Sprachbarriere veranschaulichen, sind so eingebaut, dass sie den Leser nicht stören.

Probleme könnte manchen Lesern bereiten, dass die Dialoge nicht mit Anführungszeichen abgegrenzt sind.

Es gibt im Buch eine Mastrubations-Szene, ansonsten keine expliziten Darstellungen.

Die Sprache ist etwas schwingend, poetisch, füllend, aber nicht aufdringlich. Ich fand das positiv eindrücklich.

Fazit

Das Buch wirkt sehr gefühlvoll, intim. Aber das ständige Selbst-Betrachten führt dazu, dass die Handlung auf der Stelle tritt. Ich denke, dass es Lesern, die sich gern mit-verlieren, die Beschreibungen auf sich wirken lassen, Spaß haben werden.

Für mich ist es eine typische Figur, eine typische Situation und daher nichts Neues.

Das Buch ist keine verschwendete Zeit, aber es hat mich nur wenig bewegt.

Veröffentlicht am 01.06.2024

Leid. Leid. Leid

The Truth In Your Lies
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Die Grundkonstellation Hotelerbin-Betrüger-Fakeboyfriend hörte sich bekannt, aber interessant an. Leider kommt der "Betrüger" Memphis kaum zur Geltung, stattdessen beschäftigt sich das Buch gefühlt zu ...

Die Grundkonstellation Hotelerbin-Betrüger-Fakeboyfriend hörte sich bekannt, aber interessant an. Leider kommt der "Betrüger" Memphis kaum zur Geltung, stattdessen beschäftigt sich das Buch gefühlt zu 90 % mit der Protagonistin und ihrem Vaterkomplex - oberflächlich.

Interessant ist, dass der Arbeitstitel für das Buch "CinderellER" war - was wesentlich interessanter und prägnanter als der englische (!) austauschbare Titel gewesen wäre. Geht es bei Lügen nicht immer um die Wahrheit dahinter? Und was hat das mit einem Hotel zu tun?

Rezi enthält Spoiler!

Worum geht es?

Noelle hat ein Problem: Ihr Vater hätte lieber einen männlichen Erben gehabt und gibt ihr ständig das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Vor der finalen Präsentation von Boyfriend Daniel erwischt sie diesen in flagranti mit einer Kellnerin. Um vor ihrem Vater gut dazustehen, engagiert sie Memphis, doch der gibt ihr mehr, als sie gedacht hat.

Die Figuren

Noelle hat ein Talent für's Zeichnen, was an einer Stelle sehr gut ausgeführt wird. Ansonsten ein Sinn für Gerechtigkeit und einen Hang das nicht richtig ausdrücken zu können. Außerdem hat sie, ausgelöst durch den psychischen Druck, ein problematisches Essverhalten: Bei Stress isst sie fast nicht. Ich dachte an eine Anorexie, aber da sie am Ende des Buches normal und mit Freude ist, war das wohl eher psychosomatisch.

Memphis hat ein Problem mit seiner Familie und arbeitet in einem Restaurant. Nebenbei verdingt er sich, mehr oder weniger erfolgreich, als Trickbetrüger. Davon sieht man aber wenig. Er ist charmant, fühlt sich aber seinem Bruder unterlegen, was er entweder mit Verdrängung oder Überlegenheit überspielt. Memphis glaubt daran, dass man das Leben annehmen muss und aus jeder Situation rauskommt. Das hilft Noelle.

Wir haben hier wieder die Prinzessin und den edlen Ritter mit Ecken und Kanten. Daher müssen die Figuren nicht tief sein.


Wie hat mir das Buch gefallen?

Wenig. Noelles Leiden tat weh, aber der Konflikt mit dem Vater bleibt eindimensional. Die anderen Familienmitglieder werden nicht eingebunden. Zu Cousine (?) Sadie hat sie ein gutes Verhältnis, wird von ihr aber nie wirklich unterstützt.

Ein weitere Konflikt angerissen wird, als der Vater im Verdacht steht, eine Mitarbeiterin unrechtmäßig entlassen zu haben. Auch hier wird das Problem einmal angedeutet, danach ist es erledigt. Das passt zu Noelles Passivität, aber es gibt dem Buch nur wenig.

Eine weitere Nebelkerze wird gelegt, als an einer Stelle Ohrringe verschwinden und Memphis im Verdacht steht, sie gestohlen zu haben. Natürlich wird der "Täter" ein paar Seiten später überführt.

Memphis' Problem mit Mutter und Bruder gibt dem Buch Spannung, wird aber nur halb aufgelöst. Wir erleben eine Konfrontation der Brüder, aber Memphis bewältigt seine Vorbehalte und Ängste nicht.

Was mich im Buch extrem gestört hat, war das Selbstmitleid Noelles. Bis 80 % weint und klagt sie und gibt sich für alles die Schuld. Danach kommt es zum ersten Höhepunkt, später eine retardierendes Moment und schließich das Finale. Immerhin funktioniert die Konstellation.

Eine erotische Szene gibt es, es bleibt aber bei Andeutungen und inmitten von Noells Selbstkritik verblasst sie ohnehin.

Auch der Schreibstil ist "normal", die Wortwahl nicht besonders, irgendwie plätschert alles einfach dahin.

Fazit

Liest man die Dankesagung, hätte aus einer interessanten Szene sehr viel werden können. Das, was ich gelesen habe, war es nicht. Die Figuren sind eindimensional, mögliche Tiefe wird im Keim erstickt. Die Handlung hat wenig Dramatik. Emotional hat es mich etwas gepackt, aber als sich der Konflikt totlief, wollte ich es nur noch beenden. Es war nicht schlecht, aber definitiv nicht gut.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Ungerührt

Berührt von ihr
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Ich wollte etwas Leichtes für zwischendurch haben und da Geschichten über queere Frauen immer noch zu selten im Mainstream sind, habe ich mich das Buch gelesen.

Rezi enthält Spoiler

Worum geht es?

Die ...

Ich wollte etwas Leichtes für zwischendurch haben und da Geschichten über queere Frauen immer noch zu selten im Mainstream sind, habe ich mich das Buch gelesen.

Rezi enthält Spoiler

Worum geht es?

Die Anthologie zeigt neun Geschichten mit überwiegend lesbischen Frauen. Die Umgebungen variieren dabei - manche Akten finden im Büro statt, anderen wirken wie ein Märchen. Gemein sind ihnen jedoch die Techniken und der Mangel an einer kreativen Umsetzung.


Meine Meinung

Alle Texte sind gut geschrieben und lassen sich gut lesen. Die Sprache wirkte nicht hölzern, sondern fließend. Leider empfinde ich die Texte nicht als "magisch".

Das liegt an mehreren Faktoren. Fast alle Geschichten finden in monogamen Beziehungen statt bzw. zwischen Figuren, die sich ohnehin wollen. Lediglich ein Text zeichnet den Weg von Ablehnung zum Akt, ein anderer spielt zwischen einander unbekannten Figuren. Sie alle zeichnen deutliches Begehren, das erfüllt wird. Wirkliche Konflikte finden selten statt. Die Charakterzeichnungen sind vage, weil sie von Schwärmereien überlagert werden. Nur ein Akt findet im Rahmen ein polyamoren Konstellation statt. Außerdem fällt auf, dass die Ich-Erzählerinnen eher Genuss empfinden, wenn sie passiv sind. Dominante Erzählerinnen finden sich nicht.

Immerhin unterscheiden sich die Körperformen - es gibt sowohl feminine als auch androgyne Figuren, auch in Hautfarbe und Alter unterscheiden sie sich; die Altersdifferenz kommt sogar in mehreren Texten vor. Eine Figur leidet unter einer chronischen Krankheit und ich finde es wichtig, dass man darüber redet. Aber trotz mehrfacher Erwähnen hat die Krankheit keine Auswirkung auf die Handlung.

Auch die Techniken sind ähnlich, ungewöhnliche erogene Zonnen gibt es nur in wenigen Texten; in zwei Fällen wird immerhin ein Strap-On benutzt. Der Hintern findet kaum statt, Anales wird nicht bedient. Irgendwann war ich der gerollten Brustwarzen, den Zungen und Vaginen leid. Es gibt Autor:innen, die deutlicher schreiben oder solche, die gern sprachlich verhüllen. Hier wirkte alles gleich explizit und stilistisch nicht variantenreich.

An spritzigen Dialogen fehlt es auch, was wirklich schade ist.

Manche Texte haben immerhin interessanten Umgebungen z.B. eine Reporterin auf einer Promi-Party oder eine Frau, die der Regengöttin zur Frau gegeben wird. Aber auch hier endet der Spaß spätestens nach der Hälfte, wenn klar ist, wie sehr sich die Figurn haben wollen.


Fazit

Für mich war's leider eine herbe Enttäuschung. Manche Texte bleiben mir im Gedächtnis. Und Kurzgeschichten lassen selten Raum für Charaktertiefe und künstlerische Schnörkel. Aber mein Eindruck ist, dass die Anthologie zu sehr versucht hat, massenkompatible zu sein. Die Texte sind meistens vorhersehbar und trotz unterschiedlicher Umgebungen klingen sie gleich. Als Vorspiel mit dem Partner nett, aber für mich ein Flop.

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Veröffentlicht am 26.03.2022

Nicht gut aufbereitet

FRAUEN LITERATUR
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Ich habe das Buch angefordert, weil das Thema von immer mehr Buchblogger:innen aufgegriffen wird und ich wissen wollte, was dahinter steht. Ich hätte den Text gern gemocht, nur, weil er darauf aufmerksam ...

Ich habe das Buch angefordert, weil das Thema von immer mehr Buchblogger:innen aufgegriffen wird und ich wissen wollte, was dahinter steht. Ich hätte den Text gern gemocht, nur, weil er darauf aufmerksam macht. Aber leider hat das Buch für mich zuwenige Aspekte abgedeckt und zuviel wiederholt.

Worum geht es?

Es geht um Literatur von Frauen, die man idealerweise nichtmehr Frauen-Literatur nennt, sondern als Teil der (eher von Männern dominierten) Literatur anerkennt. Die Autorin zeigt auf, wie Frauen seit Jahrhunderten nicht wahrgenommen werden und wie der heutige Literaturbetrieb aussieht.

Was fand ich gut?

Mir hat gefallen, dass mich der Text sensibilisiert hat. Genauer hinzugucken, wie Bücher von Frauen geschrieben und wie sie rezensiert werden. Dass z.B. Literaturpreise so niedrig dotiert sind, dass sich Eltern bzw. Frauen davon keine Kinderbetreuung leisten können. Ich fand total interessant, dass Frauen nicht deswegen weniger veröffentlichen, weil sie schlecht schreiben, sondern weil ihnen der Zugang zu Bildung verwehrt wurde, weil sie sich wegen der Arbeit und der Kinder nicht verwirklichen können und dass sie, wenn sie veröffentlichen, auf ihre Optik reduziert werden.

Mich hat das Buch angeregt zu hinterfragen, was der Konsum "männlicher" Lektüre mit mir gemacht hat - ich habe Vorurteile von "typisch weiblichen" und "typisch männlichen" Büchern entwickelt und bin gewöhnt, eher Männer und ihre Perspektive zu lesen.

Es gibt Klischees, derer sich Männer gern bedienen, wenn es um Frauen geht, und die ähnliche Gefühle anders bewerten. Von Frauenfiguren erwartet man, dass sie schwach und leidensfähig sind. Wenn Männer in Büchern leiden, wird das anders dargestellt und ist eher positiv besetzt.

Was fand ich nicht gut?

Der Gegenstand ist eingeschränkt: Die Erzählerin geht, so mein Eindruck, von Literatur aus, die im Kanon stehen sollte bzw. die in großen Verlagen erscheint und im Feuillton besprochen wird. Außerdem sollte diese nach Möglichkeit die Realität von Frauen widerspiegeln. Die Erzählerin sagt das nicht, aber die Beispiele im Buch vermitteln mir das.

Ich fand das so eingeschränkt. Denn Bücher erscheinen heute bei Indie-Verlagen oder im Selfpublishing und dort sind Frauen als Autor:innen erfolgreich. Sie werden rezensiert und wertgeschätzt, sie haben eine große Fangemeinde. Ich habe mich gefragt, warum Literatur nur etwas wert ist, wenn sie in etablierten Medien besprochen wird.

Dass auch Männer benachteiligt werden, wenn sie z.B. Liebesromane schreiben, weil ihnen keiner zutraut, dass sie über Gefühle schreiben können, ist nur ein Nebenschauplatz.

Was "typisch weibliches" Schreiben ist, kann auch die Autorin nicht erklären. Es gibt Themen, bei denen sie mehr Wissen haben oder die sie anders wahrnehmen. Dennoch würde ich niemals ein Buch von einem Autor, einer Autorin oder einer nicht-binären Person erkennen. Weil Schreiben nicht nur etwas mit Erleben, sondern auch Handwerk zu tun hat. Und einem Zugang zu sich selbst.

Was mich gestört hat, ist, dass die Autorin Beispiele nennt, in denen z.B. Bücher von Frauen negativ besprochen werden - aber kein Pendant eines männlichen Autors aufzeigt. Der Erzählstimme an diesen Stellen zu vertrauen, das fiel mir schwer, weil ich das so einseitig fand.

Mir fehlten im Buch sehr viele Beispiele. Besonders an Zitaten mangelt es ein bisschen. Es gibt einige Fußnoten, aber mir fehlte ein klares Bild.

Ich hatte das Gefühl, dass sich das Buch nach 20 % ständig wiederholt hat, bis uns die Erzählerin am Ende einen Einblick in den Literaturbetrieb gibt.

Außerdem fand ich die Sprache im Buch eher akademisch, unnötig komplex und nicht einfach zu lesen.

Fazit

Der Text kann ein Einstieg ins Thema sein, lässt aber zu viele Leerstellen. Anfang und Ende geben neue Impulse, der Mittelteil war nicht gut greifbar.

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