Michelle Obama stammt auch einem einfachen Haushalt mitten aus Chicago. Sie hat einen älteren Bruder, liebende Eltern und schon früh erkennt sie, dass sie einen gewissen Ehrgeiz an den Tag legt bzw. legen muss, um ihren eigenen Ansprüchen zu genügen, sowie die Erwartungen Dritter zu überbieten. Diese Autobiografie erstreckt sich von ihrer Geburt bis zum Ende ihrer Zeit als FLOTUS.
Ich bin auch einen Tag nach Beenden des Buches noch zwiegespalten. Es war in Teilen wirklich unterhaltsam und erhellend, auf der anderen Seite war es auch zu durchgestylt und gerade die junge Michelle war mir mit ihrem extremen Ehrgeiz etwas unsympathisch. An sich ist es gut geschrieben(und übersetzt), aber einiges wurde gebetsmühlenartig wiederholt und gerade der erste Teil war für mich einfach nicht unterhaltsam (genug). Die junge Michelle ist sicher wichtig für die Entwicklung, aber irgendwie mochte ich die junge Michelle nicht, ihre Schilderungen von Kleinigkeiten war manchmal echt ermüdend – so ermüdend, dass ich das Buch eine ganze Weile zur Seite gelegt hatte und einige Bücher dazwischen las. Sie blickte mich immer wieder vom Cover mit ihrem strahlenden Lächeln an, daher habe ich dem Buch doch noch eine Chance gegeben und dann würde es mit dem zweiten und dritten Teil auch deutlich interessanter für mich.
An sich mag ich das, was man von MO als First Lady zu sehen bekam und hier auch lesen konnte. Sie ist eher die ruhige Gattin im Hintergrund, die ihre eigenen Projekte hat, die sie vorantreibt. Hierbei liegen ihr vor allem Kinder am Herzen und junge Frauen – während die Politik als solche einfach nicht ihr Feld ist. Sie scheint taff, aber auch verletzlich, wie man immer wieder zwischen den Zeilen spürt und daher wäre sie wohl wirklich nicht für ein solches Amt gemacht, obwohl man ihr schon sehr viel zutrauen könnte mit ihren Anschlüssen und ihrer Arbeitsmoral.
Rassistische Anfeindungen erlebte sie schon als Kind, im Wahlkampf bekam sie dann noch einmal volle Breitseite und hatte damit zu hadern. Dazu ist sie auch noch eine Frau, inklusive gewisser Vorurteile. Eine falsche Jacke, eine falsche Bewegung, all das wurde auf die Goldwaage gelegt und damit musste MO erst einmal zurechtkommen. Da eine FLOTUS keine Stellenbeschreibung erhält, kein Drehbuch, musste sie in der ersten Amtszeit erst einmal ihren Weg finden – ist ihr bekanntlich recht gut gelungen.
Vielleicht wirkt das Buch ein bisschen arg wie der amerikanische Traum. Sie ist die Aufsteigerin, die es aus einem schwierigen Viertel in Chicago mit extrem harter Arbeit bis ins Weiße Haus geschafft hat, aber so ist es nun einmal und damit muss sie auch sicher nicht hinter dem Berg halten – ganz im Gegenteil.
Unter dem Strich war es dann eine weitgehend gelungene Biografie mit Abstrichen am Anfang, ohne echte Ecken und Kanten. Irgendwie hatte ich auch erwartet, dass es echte Offenbarungen enthält, aber ich habe dahingehend nichts gefunden.