Profilbild von marcello

marcello

Lesejury Star
offline

marcello ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit marcello über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2024

KI + Esacpe Rooms, aber Charaktere?

Die Burg
0

Ursula Poznanski wird wohl immer für mich mit einem entscheidenden Aha-Moment verbunden sein und das durch „Erebos“. Ich hatte damals so ein Buch noch nie gelesen, weswegen das Grenzen Aufzeigen von Technik ...

Ursula Poznanski wird wohl immer für mich mit einem entscheidenden Aha-Moment verbunden sein und das durch „Erebos“. Ich hatte damals so ein Buch noch nie gelesen, weswegen das Grenzen Aufzeigen von Technik und wie weit man es damit treiben kann, sich sehr spannend inszeniert anfühlte. Danach habe ich bei Poznanski immer mal wieder zugegriffen, zuletzt auch bei ihrer Krimireihe (die mir gefallen hat), aber so die anderen Bücher, die in Richtung „Erebos“ gingen, da war es immer etwas schwierig. Als ich nun aber auf „Die Burg“ aufmerksam wurde, war ich gleich neugierig, denn KI, auch dank Chat GPT ganz aktuell ist in aller Munde und immer wieder wird auch auf damit verbundene Gefahren gegenüber den Vorteilen aufmerksam gemacht. Deswegen dachte ich gleich, das ist ein ideales Thema gepaart mit den geliebten Escape Rooms, wo ich gerne mal reinschaue, ob „Erebos“ zumindest vom Gefühl her noch einmal reaktiviert wird.

Es geht gleich mittendrin los, denn unsere wichtigste Perspektive mit Maxim ist gleich schon an der Burg angekommen, wo er eine ganz neue Vision von Escape Rooms mit anderen austesten soll. Neben ihm werden noch einige andere Figuren eingeführt und wir haben die Spielleiter bzw. ITler etc., die dafür sorgen wollen, dass alles reibungslos verläuft und das haben wir personifiziert durch Alissa. Mir fiel es etwas schwer, mit den Figuren mich wirklich einzuleben, weil natürlich auch Tempo in der Handlung ist. Das macht es für Charakterstudien natürlich schwieriger, aber ich fand es im weiteren Verlauf dennoch sehr unglücklich, dass wir mit Poznanski an den zwei Perspektiven kleben. Wenn man Maxim dann wenigstens abwechselnd mit den anderen hätte interagieren lassen, dann hätte man mehr Möglichkeiten gehabt. Bei Alissa wiederum war sie schon das Problem. Ich fand sie nicht unsympathisch, aber sie war eher funktionell und charakterlich austauschbar. Das hat sich durch das ganze Buch gezogen. Auch wenn es je nach Genre andere Anforderungen gibt, aber greifbare Figuren, die man verstehen kann, selbst wenn sie einem völlig charakterlich entgegen sind, sind die kein Standard?! Für mich hat das beim Lesen doch einiges genommen, auch weil ich so am Ende noch viele Fragen hatte, die nicht nötig gewesen wären.

„Die Burg“ lebt von sehr viel Vorstellungskraft, weil die verschiedenen Rätsel immer wieder in andere Szenarien führt. Das für mich etwas herausfordernd, weil ich leider einfach nicht so eine anbetungswürdige Vorstellungskraft wie andere habe. Aber das werfe ich der Autorin natürlich nicht vor, das ist meine individuelle Sache. Dadurch, dass es für mich aber so schwierig war, würde ich generell sagen, dass es auf jeden Fall gut gemacht war. Poznanski muss sehr detaillierte Vorstellungen gehabt haben. Ich selbst habe mich eher an die Rätsel geklammert, da ich selbst schon in Escape Rooms war und da sind gewisse Tendenzen immer wiederholend und das war meine Ebene. Sehr interessant war sicherlich auch die Ebene, wo die KI die Teilnehmer mit sehr persönlichen Sachen konfrontiert, die die meisten verdrängen wollen. Das fand ich sehr reizvoll, ist aber dann immer unwichtiger geworden, obwohl es für die Charakterebene ideal gewesen wäre. Dazu war ich überrascht, wie düster es inhaltlich geworden ist. Kein Wunder, dass Poznanski hier keine jugendliche Zielgruppe direkt ins Visier genommen hat, denn es passiert einiges, wo es einen belastbaren Magen braucht.

Die ganze Brutalität hat letztlich aber vor allem die Botschaft des Buchs unterstrichen. Ich hatte kein Gefühl dafür, wie es wohl ausgeht, was schon sehr positiv war. Am Ende gab es auch noch Wendungen, die ich niemals so vermutet hätte. Insgesamt zeichnet das ein Bild, was nachdenklich macht. Poznanski hatte hier definitiv etwas zu sagen und das ist bei mir auch angekommen. Aber ich hätte „Die Burg“ ganz sicher lieber gehabt, wenn es auf der Charakterebene ein anderes Niveau gegeben hätte.

Fazit: „Die Burg“ ist thematisch brandaktuell, aber das kann man bei Ursula Poznanski eigentlich immer einplanen. Hier haben mir die Botschaften, die Verbindung zu Escape Rooms und die durchgehende Spannung gut gefallen. Aber auf der Charakterebene war ich in vielen Belangen enttäuscht. Auch die Wahl der Perspektiven war nicht ideal, weswegen ich insgesamt ein gutes Buch gelesen habe, was aber noch besser hätte sein können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.02.2024

Kanzlei und Liebesgeschichte vereint

In Case We Trust
0

Nachdem „Suits“ 2023 große Streamingerfolge gefeiert hat, hat es sich natürlich bestens angeboten, „In Case We Trust“, den Auftaktband einer Reihe von Tess Tjagvad, als Vergleich zu bewerben. Ich musste ...

Nachdem „Suits“ 2023 große Streamingerfolge gefeiert hat, hat es sich natürlich bestens angeboten, „In Case We Trust“, den Auftaktband einer Reihe von Tess Tjagvad, als Vergleich zu bewerben. Ich musste unweigerlich an Ava Reed und ihre Krankenhausreihe denken, die natürlich Vergleiche zu „Grey’s Anatomy“ angeboten hat. Tatsächlich habe ich die Reihe inzwischen abgebrochen, weil für mich die Balance aus Liebesgeschichte und Darstellung des Krankenhausalltags nicht gut genug geklappt hat. Deswegen war mir gleich klar, das könnte die große Gefahr bei „In Case We Trust“ sein, wo ich mir nach der Ansage anwaltlichen Alltag gepaart mit einer Liebesgeschichte wünsche.

Grundsätzlich kann ich sagen, dass mir der Balance bei „In Case We Trust“ gut gefällt. Man bekommt einen Eindruck von einem konstanten Fall, man erlebt das Miteinander Nachwuchskräfte, damit verbundener Konkurrenzkampf. Man erlebt auch die Dynamiken im Büro, dass es gerade für den Nachwuchs auch oft Ausnutzen ist, auch Kaffee holen etc., aber natürlich auch die Arbeitszeiten. Das kommt insgesamt schon gut rüber. Das Privatleben ist da gut eingebunden, denn beispielsweise bei Gracie haben wir den Schwerpunkt, dass sie Verbindungen zu der Konkurrenz-Kanzlei hat, das aber unter allen Umständen verbergen will. Sie und ihr Love Interest Ira werden zusammen dem Fall zugeteilt, so dass sich Fachlichkeit und Liebesgeschichte hier gut ineinander verweben lassen. Vor allem habe ich im Vergleich zu Reeds Krankenhaus-Reihe auch das Gefühl, dass sich hier generell mehr Zeit genommen wird. Ich weiß, dass Langatmigkeit versus Oberflächlichkeit immer eine große Diskussion unter der Leserschaft ist. Ich bin immer Team ausgearbeitet, detailreich und dadurch gerne auch mal langatmiger, wenn ich dadurch genau einfühlen kann. Deswegen passt mir hier der Stil gut. Tjagvad nennt in ihren Dankesworten auch Merit und ich vermute mal stark, dass damit Merit Niemeitz gemeint ist und ich muss sagen, dass ich gewisse Stilelemente von ihr erkannt habe und finde, dass es gut passt.

Dennoch ist es die Ausarbeitung für mich noch nicht ideal. Gerade wenn man schon lange „Suits“-Fan wie ich und auch diverse andere Anwaltsserien gesehen hat, dann ist die Vielfalt der dargestellten Arbeitsfelder in einer Kanzlei für mich noch zu dünn abgearbeitet. Es mag sein, dass Tjagvad sich das für die anderen beiden angekündigten Bände aufbewahren will, um dann die Palette zu zeigen. Ich finde aber, dass so ein Prozess in einer intensiveren Darstellung diesem Band gut gestanden hätte. Gerade weil Gracie ihren Vater auf der Gegnerseite wusste, hätte ich mir gut vorstellen können, wie es zu einem Showdown vor Gericht kommt. Manche Ideen, die sich als großes Potenzial in meinem Kopf manifestiert haben, haben sich leider nicht so ergeben. Ja, es ist nicht meine Geschichte, aber ich neige eigentlich gar nicht so sehr dazu, eigene Handlungsstränge zu erfinden. Dementsprechend glaube ich wirklich, dass gewisse Hürden, die die Geschichte sich selbst aufgebaut hat, nicht einwandfrei übersprungen wurden.

Gegen die Liebesgeschichte habe ich aber nichts einzuwenden. Ira ist eine ebenso interessante Figur wie Gracie. Vielleicht war es für mich nicht so die Liebesgeschichte, wo direkt die Funken sprühen, aber insgesamt würde ich schon sagen, dass die Figuren gut zusammenpassten und sich auch im angemessenen Maß gegenseitig herausgefordert haben. Es gab für beide auch individuell sehr entscheidende Momente, die perfekt gepasst haben. Auch die anderen eingeführten Figuren machen schon Lust auf mehr. Vielleicht hat mir in diesem Band etwas die Darstellung der Freundschaft von Gracie zu Cassidy gefehlt. Die ist ein gegebener Faktor, wird nicht richtig herausgefordert und sonderlich viel wird davon auch nicht gezeigt. Das war noch etwas schade, dafür wurde mit Otis und Ira bzw. Gracie und Jude auch interessante Momente geschaffen.

Fazit: „In Case We Trust“ beweist, dass Anwaltalltag und Liebesgeschichte zusammenpassen können. Es ist ein interessanter Einblick mit noch viel Luft nach oben und manche Handlungen, die sich angeboten hätten, wurden ausgespart, aber es macht Lust auf. Die erste Liebesgeschichte funktioniert gut, so dass ich die Reihe gerne weiterverfolgen möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.08.2023

Der Bessere der Mixtape-Reihe

Denn ohne Liebe werden wir zerbrechen
0

Die Mixtape-Dilogie geht mit „Denn ohne Liebe werden wir zerbrechen“ auch schon wieder zu Ende. Ursprünglich hatte ich mich sehr über diese beiden Bände gefreut, denn Musik mag ich einfach gerne und bin ...

Die Mixtape-Dilogie geht mit „Denn ohne Liebe werden wir zerbrechen“ auch schon wieder zu Ende. Ursprünglich hatte ich mich sehr über diese beiden Bände gefreut, denn Musik mag ich einfach gerne und bin dann immer gespannt, wie es umgesetzt wird. Im ersten Band, der mit diesem übrigens keine Überschneidungen aufweist, also völlig unabhängig voneinander gelesen werden kann, war mir Musik schon zu unterschwellig, und das ist in „Denn ohne Liebe werden wir zerbrechen“ zwar verbessert, aber insgesamt konnten beide Bände da eigentlich nicht erfüllen, was ich mir ursprünglich mal so erhofft hatte.

Zwar geht es natürlich wieder um Musik, da Oliver Berufsmusiker ist und mit seinem Zwilling ein erfolgreiches Duo gebildet hat, aber mir hat einfach gefehlt, mehr an den Prozessen der Musikentstehung beteiligt zu sein und auch zu den Lyrics mehr Input zu bekommen. Natürlich fand ich die Idee süß, dass Mixtapes hier doppeldeutig verwendet wurden, einmal eben als Möglichkeit, um Songs zu sammeln und sich dadurch zu unterhalten und dann eben aus psychiatrischer Sicht als Sinnbild für die Songs des Lebens, die einen jeweils ausmachen und die man ergründen kann. Das fand ich schon schön und eine tolle Idee, aber Oliver als Musiker ist mir ferner geblieben. Beim ersten Band hatte ich mich etwas mit dem Einstieg schwer getan und überraschenderweise war auch diesmal der Einstieg für mich der schwierigere Teil. Oliver kennenzulernen war erstmal keine Offenbarung. Auch wenn man natürlich aufgrund der Umstände Mitgefühl mit ihm entwickelt hat, so war es gleichzeitig ein Verhalten und eben ein Zusammenbruch der mehr eklig als alles andere war und das hat es mir doch sehr erschwert, mich da wirklich erstmal emotional einzufinden.

Das war später natürlich kein Problem mehr, weil Emery und Oliver einfach tolle Menschen sind, die viel Herz, die viel Seele und viel Traurigkeit in sich haben, aber sich bestens gegenseitig heilen können. Die Chemie war toll und mir hat auch das Behutsame gefallen. Reese hat das ganze mit ihrer Art natürlich auch noch erheitert und sie hat mit ihrer kindlichen Offenheit alles unterhalten. Ob es unbedingt das Verhalten einer 5-Jährigen ist, lassen wir das mal als zweifelhaft stehen, aber ohne Reese wäre das Buch nur halb so unterhaltsam gewesen. Neben diesem tollen Part hat das Buch aber auch wirklich hässliche Charaktere und vorhersehbare Wendungen. Letzteres habe ich dem Buch eigentlich auch schnell verziehen. Selbst wenn ich mir die Geschichte in zwei entscheidenden Punkten selbst erzählen konnte, wenn die Emotionalität stimmt, dann verlange ich von Romance kein Thriller-Niveau. Wenn ich dann aber auf die Charaktere blicke und ich würde mal dreieinhalb Charaktere als sehr zweifelhaft bezeichnen, dann haben sie mit ihrer Art zu viel von der Geschichte eingenommen. Zumal es eben auch zwei unabhängige Geschichten waren, so dass es sich noch geballter anfühlte und ich fand es echt anstrengend, weil viele hässliche Dinge gesagt wurden, die zu lesen auch nicht so angenehm sind. Das macht Emery und Oliver als Charaktere natürlich noch angenehmer, aber anstrengend und an den Nerven zehrend war es dennoch.

Was sich „Denn ohne Liebe werden wir zerbrechen“ noch ankreiden lassen muss, das ist dann wohl die Unvollständigkeit der Geschichte in einigen Aspekten. Denn neben den schwierigen Nebenfiguren gab es auch sehr nette Menschen noch, wo es am Ende Andeutungen gab, aber eben keine Antworten. Auch die Geschichten der Widerlinge waren nicht alle sauber zu einem Ende gebracht. Speziell die Rufzerstörung/Cancel Culture wäre als Thema doch sehr interessant gewesen, wurde aber eigentlich völlig unter den Tisch gekehrt.

Fazit: Der Mixtape-Reihe hätte mehr Musik definitiv gut gestanden, aber „Denn ohne Liebe werden wir zerbrechen“ hatte süße Ideen und war auch im Vergleich die nahbarere Geschichte, auch wenn eine gewisse Vorhersehbarkeit und widerliche Charaktere das Erlebnis umgekehrt auch geschmälert haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.06.2023

Ungleichgewicht bei den Perspektiven

Let's be bold
0

Ich habe mich von „Let’s be Wild“ von Nicole Böhm und Anabelle Stehl sehr unterhalten gefühlt, weil es die Vibes von „The Bold Type“, der Serie, sehr gut eingefangen hat und weil auch viele wichtige Themen ...

Ich habe mich von „Let’s be Wild“ von Nicole Böhm und Anabelle Stehl sehr unterhalten gefühlt, weil es die Vibes von „The Bold Type“, der Serie, sehr gut eingefangen hat und weil auch viele wichtige Themen angesprochen wurde. Vielleicht wirkt diese Freundesgruppe etwas idealisiert, weil so viel Verständnis untereinander herrscht, während wir wahrscheinlich alle schon oft genug Zurückweisung erlebt haben, aber für mich steht über allen Dingen das Bemühen aufzurütteln und etwas zu erzählen, was hängen bleibt. Auch wenn mit gleich vier Perspektiven definitiv genug Geschichten noch im Köcher gewesen sind, ich finde es sinnig, dass s gesteuert mit zwei Bänden geendet ist, weil das für einen klaren Plan des Autorinnenduos spricht.

Während ich in Teil 1 noch etwas Probleme hatte, mich in die einzelnen Perspektiven einzufinden, ist das in „Let’s Be Bold“ wahrlich kein Kriterium mehr. Auch die Veröffentlichung zwischen den beiden Bänden lag nicht weit auseinander, aber auch so glaube ich, dass die vier unterschiedlichen Charakterköpfe im Kopf geblieben sind, weswegen man in ihr jeweiliges Leben schnell wieder reinfinden konnte. So gelungen das also ist, so sind mir dafür auch neue Schwächen aufgefallen. Leider. Im ersten Band habe ich nicht hinterfragt, ob die vier Perspektiven wirklich gleichmäßig verteilt waren, es fühlte sich einfach so an. Deswegen habe ich mich auch so schwer getan, einen Liebling zu benennen, weil sie alle gleichberechtigt in den Fokus genommen wurden, so dass ich von allen etwas mitnehmen konnte. Diesmal ist mir aber eine Gewichtung doch deutlicher ins Auge gefallen. Der Star dieses Bandes war ohne Frage Tyler, er war sehr dominant in diesem zweiten Band. Zum Glück nicht unangenehm und ohne Frage war er auch mit einer wichtigen Geschichte verbunden, aber es war auffällig. Nach ihrem Umzug ist Ariana beispielsweise völlig untergetaucht. Beruflich ist sie gar nicht mehr ausgearbeitet worden, letztlich wurde noch der Konflikt rund um ihre Familie geklärt, was auch wichtig war, aber selbst ihre Liebesgeschichte mit Layla war eher völlig nebensächlich.

Shae war nach Tyler sicherlich die Figur, die noch am meisten ausgearbeitet wurde, aber auch hier war ich etwas überrascht, wie sehr sich der Fokus verschoben hat. Auch wenn ich sie und Cam als Paar wirklich feiere, waren ihre Probleme im Bett etwas überraschend. Dazu dann das Drama mit Emily, was auch wichtig war, was aber noch einen großen neuen Fokus auf ihre Familie richtet, und schwupps kam auch hier das Berufliche sehr kurz. Da Shae mit dem Magazin eine neue wichtige Aufgabe zugeteilt bekommen hat, hätte ich mir eigentlich mehr gewünscht, dass es wie im ersten Band gelingt, wichtige Themen mit dem Job zu verknüpfen und so auch für Öffentlichkeit relevanter zu machen. Insgesamt trifft es wohl das Zwischenfazit sehr gut, dass die Agentur kaum noch eine wichtige Rolle im zweiten Band dargestellt hat, es ging mehr um das Privatleben. Das macht den zweiten Band nicht schlecht zum Lesen, das wäre auch völlig übertrieben, aber wenn man den ersten Band im Hinterkopf hat und unweigerlich Erwartungen entstanden sind, dann denkt man über diese Mängel nach und das nimmt dem Leseprozess automatisch etwas Unbeschwertes. Auch bei Evie kann man das nochmal sehen, die sich auf Platz 3 der Berücksichtigung befindet. Wir haben noch da tolle Shooting im Tanzstudio, aber dann ist auch der Job bei Evie unwichtig. Auch die Familie spielt groß keine Rolle mehr, Marian erleben wir über Tyler, stattdessen haben wir mit Casey eine neue Figur, die zwar sehr sympathisch ist und die perfekt ist, um Evies Sorgen auf den Grund zu gehen, aber auch hier kam alles anders als erhofft.

Abschließend will ich noch was zu den Themen und allgemeinen Eindrücken sagen. Zunächst bleibt einfach der Zusammenhalt wichtig. Ich fand es auch gut, dass so eher absurde Szenen wie mit der Grillzange eingebaut wurden, denn da hatte ich „The Bold Type“ sofort vor Augen. Das waren immer herrliche Momente und die haben auch dieser Buchreihe gut getan, weil sie das Verhältnis untereinander betont haben. Es war wirklich eine tolle Freundesgruppe, die sich immer weiter ausgedehnt hat und überall wirklich tolle Charaktere, die man gerne auch im echten Leben kennenlernen würde. Bei den Themen gibt es auch eine breite Streuung und ich fand vor allem Tyler, der als Mann mit den Nachwirkungen von sexueller Belästigung zu kämpfen hat und Evie, die noch mit fast 30 als Jungfrau gegen Vorurteile ankämpft, sehr gut rausgearbeitet, auch weil wir es zu selten in der Literatur lesen. Das hat mir wieder gezeigt, dass Böhm und Stehl sich ein klares Ziel gesetzt hat, eben dorthin zu gehen, wovor andere sich scheuen, und damit etwas auszusenden. Das ist 1000% bei mir angekommen!

Fazit: Ich habe die vierköpfige Freundesgruppe, die von Nicole Böhm und Anabelle Stehl geschaffen wurde, wirklich sehr genossen und habe mich auch erneut an den Themen und dem Zusammenhalt begeistern lassen können. Dennoch sind die Erwartungen diesmal ein Problem, denn zum einen waren die Perspektiven nicht mehr gleich verteilt und zum anderen ist der Fokus ganz anders als noch in Band 1 gelegt worden, Stichwort Agentur, das hat mich doch manchmal mehr irritiert, als ich eigentlich wollte. Gut, aber es hätte noch viel besser sein können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.06.2023

Magie entfaltet sich mit zunehmendem Verlauf

A Curse Unbroken
0

Yvy Kazi habe ich bislang bei Lyx als Romance-Autorin kennengelernt, nun also auch Vorhang auf für Fantasy, wobei ich das nach „A Curse Unbroken“ etwas einschränken möchte. Ja, es geht um Magie und Hexer, ...

Yvy Kazi habe ich bislang bei Lyx als Romance-Autorin kennengelernt, nun also auch Vorhang auf für Fantasy, wobei ich das nach „A Curse Unbroken“ etwas einschränken möchte. Ja, es geht um Magie und Hexer, aber insgesamt habe ich es bewundert, wie natürlich die Autorin diese Elemente in den Alltag integriert hat. Ja, es ist Fantasy, aber so ungefähr die alltagtauglichste Fantasy, die ich je erlebt habe.

Im Vorfeld war ich auf „A Curse Unbroken“ wirklich sehr gespannt und muss nach Beendigung sagen, dass ich die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen möchte, weil sie etwas in mir ausgelöst hat, was ich aber noch nicht so recht zu fassen bekomme. Ich habe das Buch gerne gelesen, auch wenn es nicht der Lesefluss war, den ich mir vielleicht gewünscht habe (das mag aber auch gerade an meinem Leben liegen), weswegen ich davon ausgehe, dass mir spätestens der zweite Band verrät, wie ich wirklich zu dieser Reihe stehen. Nun aber zu dem, was ich benennen kann. Ich fand den Einstieg gut gewählt, denn das Interview mit Gemma hat schon einen recht passenden Eindruck geliefert, welches Setting wir haben. Das Geschehen spielt in New York und insgesamt ist dieses New York in einer Welt, wo ein Großteil nicht an Magie glaubt, wo die Magie aber ihren Platz hat, weil die mit natürlichem Zugang zu dieser Welt, sie praktizieren, aber nicht an die große Glocke hängen. Deswegen wird Gemma in dem Interview auch eher lächerlich gemacht, während sie in Ruhe die Magie vorstellt. Am Ende der Geschichte ist auch noch ein Glossar zu finden, was ich ebenfalls sehr hilfreich fand. Es ist wirklich alles was simpler gehalten, aber das hat mir eben so gut gefallen, weil ich bei Fantasy im World Building, wenn es mir zu komplex ist, schon mal schneller aussteige. Das war hier aber kein Problem.

Gemma als Figur ist wirklich grundsympathisch und ich habe die gesamte Erzählung über nichts gefunden, was mich an ihr gestört hat. Sie ist wirklich ein herzensguter Mensch und man merkt einfach, dass sie in sich ruht. Sie lebt auch mit ihrer Magie so im Einklang, dass sich das Gefühl unweigerlich auf mich als Leserin übertragen hat. Ich mochte auch ihre Freundschaft zu Hazel sehr, weil sie beide sich auch so selbstverständlich unterstützen. Hazel wird ihr beiden Bände erst noch bekommen und da bin ich jetzt schon gespannt drauf. Taro ist natürlich ebenfalls eine sehr spannende Figur, der dann mit Hazel zusammen wirken wird, aber ich mag auch die Geschwisterbeziehung. Sie ist etwas komplizierter, aber es ist dennoch passend, dass sie immer füreinander da sind, wenn es darauf ankommt. Darren als der Gegenpart stellt dann aber eine etwas größere Herausforderung dar. Er muss am Anfang sehr mysteriös wirken und man merkt am Ende, dass er wirklich auch ein guter Kerl ist, aber dennoch war es für mich bei ihm deutlich schwerer, mit ihm warm zu werden. Man hat von ihm die Tagebucheinträge, die später aber völlig verloren gehen. Das macht es enorm schwierig, Darren wirklich hinter die Birne zu schauen. Wenn Gemma in seine Kindheit blicken kann, dann ist das hilfreich, aber gerade in so einer Geschichte, wo sein Teil genauso wichtig ist, wäre vielleicht eine Handlung aus zwei Perspektiven erzählt die clevere Wahl gewesen. Darren macht oft auch Schritte nach vorne, um sie wieder zurückzugehen. Da merke ich dann deutlich, dass ich mir das nicht immer richtig erklären konnte, auch weil er und Gemma nicht unbedingt eine ausgeprägte Diskussionskultur haben. Zu Darren gibt es in Band 2 also noch wirklich sehr, sehr viel Potenzial.

Bei der Handlung habe ich mich auch länger gefragt, worauf wir nun eigentlich hinaussteuern. Es geht um den Fluch von Darren und wie er gebrochen werden kann, aber was noch? Hier muss man wirklich sagen, der Klappentext hat nicht zu viel verraten. Die Geschichte und ihre Entwicklung war ein weißes Blatt, das wirklich wild beschrieben werden konnte. Mehr und mehr kommt dann auch mehr Zug rein, weil man erahnt, um was im Größeren geht und wogegen angekämpft wird, bevor es am Ende noch einmal viel riesiger wird. Das macht das Potenzial für Band 2 erfreulich groß. Deswegen glaube ich auch wirklich, das erst Band 2 darüber entscheidet, wie gut dieser erste Band wirklich ist.

Fazit: „A Curse Unbroken“ ist für mich Fantasy in einem bislang für mich noch nicht da gewesenen Ausmaß, denn es war wirklich recht simpel in den Alltag integriert und das meine ich nicht negativ, sondern absolut positiv. Dadurch war für mich zwar länger offen, was die Geschichte eigentlich erzählen will. Aber ich bin irgendwann abgeholt worden und bin wirklich schon sehr gespannt auf den zweiten Band, der Gemma und Darrens Geschichte abschließt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere