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Veröffentlicht am 10.06.2024

Machtgier

Infinity Alchemist
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Ash ist 18, Halbwaise und stammt aus der armen Bevölkerungsschicht, was für ihn bedeutet, dass er keine Alchemie lernen darf, weil die nur der privilegierten Schicht vorbehalten ist. Er ergattert einen ...

Ash ist 18, Halbwaise und stammt aus der armen Bevölkerungsschicht, was für ihn bedeutet, dass er keine Alchemie lernen darf, weil die nur der privilegierten Schicht vorbehalten ist. Er ergattert einen Job als Gehilfe des Gärtners an der Akademie der Alchemisten. Als er dort heimlich mit seiner Magie übt, wird er ausgerechnet von Ramsay Thorne, Doktorand/in, erwischt. Anstatt ihn feuern zu lassen, erpresst they ihn: Ash soll Ramsay helfen, das Buch der Quelle zu finden, ein Artefakt von unglaublicher Macht. Doch nicht nur Ramsay ist hinter diesem Buch her, auch Gresham, mächtiger Alchemist und Ashs Vater, will es in seine Finger bekommen, und er geht dafür buchstäblich über Leichen. Und dann ist da noch Callum, ein Rotgardist und ehemaliger Lover von Ramsay – doch auf wessen Seite steht er?

Den Einstieg fand ich richtig gut. Zwar wurden diese ganzen Alchemiesachen nur grob angerissen, auch der Weltenbau eher dezent angedeutet, aber ich hatte schon das Gefühl, dass es mit diesem Buch und mir etwas werden könnte. Interessant fand ich auch, dass Ash sich als Transmann identifiziert und Ramsay dank theirs Magie genderfluid war. Was mich jedoch jedoch wirklich gestört hat: Es war absolut kein Dark Academia. Die paar Sachen, die in der Akademie spielten, waren wirklich vernachlässigbar und haben mit dieser Genreeinteilung nichts zu tun. Auch, dass sich spätestens mit Callum, der zu Ash und Ramsay stößt, der Fokus nur noch auf die Beziehung der drei zueinander gelegt wird und dafür immer wieder die Logik über Bord geworfen wurde, hat mich geärgert, zumal man (zumindest ich) die Gefühle, die immer wieder theatralisch verkündet wurden, nicht spüren konnte. Ash war wie Dorie, dieser flatterhafte Fisch aus „Findet Nemo“. Oh, ich bin so in Ramsay verliebt … oh! Callum!

Versteht mich nicht falsch: Ich bin sehr dafür, dass jede/r lieben kann, so viel es geht. Aber ich möchte diese Liebe spüren, nicht nur erzählt bekommen. Außerdem wurden im letzten Drittel sowohl Ash als auch Ramsay so nervige, zickige Personen, dass ich sie kaum noch ernst nehmen konnte, selbst wenn man ihr jugendliches Alter bedenkt. Das Buch war für mich eher eine Enttäuschung, denn von Kacem habe ich einfach mehr erwartet. 2.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 02.05.2024

Spindrift

A Tempest of Tea
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Seit ihrer Kindheit schlagen sich Arthie und Jin auf den Straßen von White Roaring gemeinsam durch. Jetzt führen sie ein Teehaus - zumindest tagsüber. Nachts schenken sie dort Blut für die Vampire aus. ...

Seit ihrer Kindheit schlagen sich Arthie und Jin auf den Straßen von White Roaring gemeinsam durch. Jetzt führen sie ein Teehaus - zumindest tagsüber. Nachts schenken sie dort Blut für die Vampire aus. Ihre Spitzel finden Geheimnisse der Reichen und Adligen heraus und das ist es, wovon sie leben. Doch dann wird ihr Teehaus Spindrift bedroht. Der Widder, der maskierte Herrscher ihres Landes, will sie loswerden. Sie können das Spindrift und sich selbst nur retten, wenn ihnen ein Rechnungsbuch in die Hand fällt, mit dem sie den Widder erpressen können. Und dieses Buch befindet sich ausgerechnet in der schwer bewachten Hauptfestung der Vampire ...

Habe ich dieses Buch gelesen, weil ich mit Six of Crows geködert wurde? Na klar! Wurde ich enttäuscht? Aber sicher doch. Während SoC mit unglaublichen Charakteren und noch unglaublicheren Handlungen glänzt, hat man hier das Gefühl, etwas in der Art bei Wish bestellt zu haben. Die Charaktere sind so unglaublich charakterlos: Als würde man eine Fanfiction zu einer bereits bekannten Geschichte lesen und die Autorin ginge davon aus, dass man sie kennen müsste. Es dauert ewig, überhaupt einen Plan zum Einbruch zu erstellen und der eigentliche Einbruch ist dann in fünf Minuten abgehandelt. Es werden Lesenden Beziehungen direkt vor die Füße geworfen: Da, nimm hin. Die stehen jetzt aufeinander! Isso! Das Einzige, wo Feeling immerhin ansatzweise rüberkam war zwischen Jin und Flick, aber Arthie und dieses komische Dreieck? Was war das denn? Und dann bekam man am Ende noch wirklich seltsame Hintergrundgeschichten hingeworfen, ohne dass da etwas aufgebaut wurde. Und wenn ich noch einmal was von malvenfarbenen Haaren lesen muss ... Was soll das eigentlich sein? So komische lilagraue Haare wie von gewissen Omas? Außerdem hieß es doch immer, Arthie hätte dunkle Haut. Warum wird auf dem Cover eine Frau dargestellt, bei der ich niemals an PoC denken würde?

Jetzt wurde viel der Schreibstil gelobt, aber tatsächlich hatte ich gerade bei dem Schreibstil immer das Gefühl, dass er haarscharf an gutem Stil vorbeischlidderte. Sätze wie "Die Nacht wogte zwischen ihnen" oder "Er erhob sich und die Sonne goss seine Augen in gewürzten Honig" ließen mich eher stocken als weiterlesen. Alles in allem war mir das Ganze zu ausladend, aber gleichzeitig nicht ausführlich genug und ich bin nicht sicher, ob ich den 2. Teil unbedingt lesen muss. 2.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 02.04.2024

Glückskekssprüche

Der falsche Vogel
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Zwanzig Jahre lang war Freya Lockwood nicht mehr in der kleinen cosy Gemeinde, in der sie bei ihrer Tante Carole aufwuchs und bei ihrem Mentor Arthur Crockleford alles über Antiquitäten gelernt hat. Dann ...

Zwanzig Jahre lang war Freya Lockwood nicht mehr in der kleinen cosy Gemeinde, in der sie bei ihrer Tante Carole aufwuchs und bei ihrem Mentor Arthur Crockleford alles über Antiquitäten gelernt hat. Dann kam der Tag in Kairo, sie überwarfen sich und haben sich seitdem nie mehr gesehen. Doch jetzt ruft Tante Carole an - Arthur ist ermordet worden. Und wie es aussieht, hat er Hinweise auf seinen Mörder hinterlassen, die nur Freya enträtseln kann. Unterstützt von Carole, macht sich Freya auf die Suche: nach einem Mörder, nach Kunsthehlern, nach falschen und seltsamen Vögeln, nach der Wahrheit über die Vergangenheit und sich selbst.

Oh, Mann. Das ist eines der Bücher, die man sieht, den Klappentext liest und sofort weiß: Das will man lesen/sich vorlesen lassen. Das kann nur gut werden - oder? Oder auch nicht. Die Idee ist gut und vielleicht hat die Autorin wirklich Ahnung von dem Antiquitätenthema. Aber damit war's das auch schon. Hier merkt man sehr deutlich, dass es sich um ein Debüt handelt und leider haben es auch die LektorInnen nicht hinbekommen, es an den entsprechenden Stellen zu kürzen oder auszuarbeiten, dass eine stringente Geschichte zusammenkommt. Dieses "Mach Platz, Miss Marple" ist ja dabei der Burner. Freya Lockwood ist alles, nur keine Erbin, schon gar keine würdige Erbin von Miss Marple. Obwohl von allen Seiten immer wieder beteuert wurde, wie unglaublich scharfsinnig und bemerkenswert sie ist, blieb sie den Beweis dafür absolut schuldig. Selbst wenn sie immer wieder betonte, dass sie "jetzt endlich wieder das tut, was sie am besten kann" war sie eher damit beschäftigt, sich selbst zu bemitleiden.

Woran es auch allerorten haperte, war die Logik. Man kommt aus dem Lachen, warum Arthur tat, was er für Freya tat, nicht mehr heraus. Entschuldigung, aber das ist doch kein Beweis! Man konnte sich nur an den Kopf fassen. Genauso lief es auch mit der "Beweisführung" am Schluss, als Freya alle poirotlike in den Salon bat, um ihre großartige Auflösung zu präsentieren und einen oder mehrere Täter aus dem Hut zu zaubern wie das weiße Kaninchen. Nicht zu vergessen, dass FBI-Leute auf einem englischen Anwesen herumliefen und sich dort im Herzen einer Verbrecherorganisation versteckten, ohne dass diese eine Ahnung von dem tollen Versteck hatten.

Abgerundet wurde diese alles, nur nicht überzeugende, Geschichte durch die Glückskekssprüche von Arthur Crockleford, der damit jedes Kapitel einleitete. Trotzdem muss ich sagen, dass mir Arthur trotz der Tatsache, dass er sich scheinbar leicht ins Bockshorn jagen ließ und nicht mehr unter den Lebenden weilte, die sympathischste Figur in der ganzen Sache war. Und das sagt eigentlich alles über dieses Buch aus, was es zu wissen gibt. Auf jeden Fall hat das Hörbuch gute SprecherInnen gehabt, die den Punktestand von 2 auf 2.5/5 Punkten nach oben drücken.

Veröffentlicht am 05.03.2024

Drama in fünf Akten

Die Insel des Zorns
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Die berühmte Schauspielerin Lana Farrar lädt ein paar Freunde und Verwandte auf ihre Privatinsel nahe Mykonos ein: ihre langjährige Schauspielfreundin Kate, natürlich ihren Ehemann Jason und ihren Sohn ...

Die berühmte Schauspielerin Lana Farrar lädt ein paar Freunde und Verwandte auf ihre Privatinsel nahe Mykonos ein: ihre langjährige Schauspielfreundin Kate, natürlich ihren Ehemann Jason und ihren Sohn aus erster Ehe, Leo, dazu sind noch ihre Angestellte Agathi und Nikos dabei. Erzählt wird das ganze Drama in fünf Akten von ihrem besten Freund Elliot Chase, und da der sein Geld als Dramatiker verdient, macht er hier ein Drama aus fünf Akten draus.

Oder nein, wartet. Er macht da kein Drama draus. Es ist ein Drama. Es beginnt schon mit den ersten Worten. "Es ist eine Geschichte über Mord. Oder nein, warten Sie, vielleicht ist es eher eine Liebesgeschichte." Allein dieser Einstieg sollte schon als Warnung dienen, denn genauso wird der Rest der vorhersehbaren und keineswegs wie angekündigt noch nie gehörten Geschichte erzählt. Es wird etwas erzählt, zurückgerudert, von vorn begonnen. Natürlich wird das Ganze, das man in drei Seiten erzählen könnte, dadurch furchtbar zäh, zumal sich Elliot immer wieder als äußerst unzuverlässiger Erzähler erweist. Die mit Spannung erwarteten Wendungen zeichnen sich übrigens dermaßen zeitig ab, dass eine Überraschung ausbleibt. Sämtliche Personen sind unsympathisch und davon abgesehen wenig greifbar. Gelegentlich hatte ich den Eindruck, die Autorin hätte kurz zuvor irgendeines der populären Sachbücher über das "innere Kind" gelesen und wollte sich daran irgendwie abarbeiten.

Dass ich es überhaupt ausgehalten habe, das Buch bis zum (vorhersehbaren) Ende zu hören, ist einzig und allein der Verdienst des Sprechers, der es gefühlt mit viel Spaß rüberbrachte, die Geschichte erträglich zu machen. Daher geht ein ganzer Punkt nur an ihn, was insgesamt die Bewertung auf wohlwollende 2.5/5 Punkten katapultiert.

Veröffentlicht am 16.02.2024

Sozialstunden

Run For Love
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Luca und ihre Freundin Charles sitzen in einer Bar und unterhalten sich, als sie massiv von einem Mann belästigt werden. Irgendwann platzt Luca der Kragen - und dem Kerl dadurch die Nase. Weil er Anzeige ...

Luca und ihre Freundin Charles sitzen in einer Bar und unterhalten sich, als sie massiv von einem Mann belästigt werden. Irgendwann platzt Luca der Kragen - und dem Kerl dadurch die Nase. Weil er Anzeige erstattet, muss Luca Sozialstunden leisten, ausgerechnet in einem Jugendclub und ausgerechnet mit dem durchtrainierten Jugendtrainer Noel. Zwischen ihnen fliegen von Anfang an die Funken, nur kann Luca nicht glauben, dass einer wie er etwas Ernsthaftes mit einer wie ihr haben möchte. Und dann sind da noch Lucas Mutter, die knallhart Bodyshaming bei ihr praktiziert, und ihre Freundin Charles, deren perfektes Leben gar nicht so perfekt ist, wie es scheint.

Mir ist klar, was die Autorin beabsichtigt: Es soll ein humorvolles Buch über eine mehrgewichtige Frau sein, die zu sich steht oder wenigstens lernt, sich zu lieben, wie sie ist. Allerdings erweist sie damit normalen Mädchen einen Bärendienst. Luca wird als 1,80 m große Frau beschrieben und alle schreien "zu fett", weil sie Größe 44 trägt? Echt jetzt? Ich habe eine Freundin, die völlig normalgewichtig ist und bei weitem keine Leuchtturmgrößen aufweisen kann und die trägt 44. Also fängt hier schon mal der Ärger an. Wenn Frauen oder Mädchen das hier lesen, müssen sie ja schon Komplexe kriegen. Und es geht weiter: Plötzlich fängt Luca zu laufen an - aus Wut. Und dann immer wieder regelmäßig. Wenigstens wird sie keine Marathonläuferin oder trägt auf einmal Größe XS, aber welche Message soll da übertragen werden? Sport nur aus Wut? Um sich abzureagieren? Zum Spaß scheint ja völlig unmöglich zu sein. Dazu pendelt die Geschichte zwischen Überreaktionen von Luca - die übrigens immer Toleranz von allen einfordert, aber selbst nur wenig davon austeilt - und dem absoluten Verständnis von Noel und dessen perfekter Freundesgruppe hin und her. Da gab es irgendwie trotz stark an den Haaren herbeigezogenen Beziehungsproblemen absolut keine, um diese dann zu lösen. Und last but not least: Wenn schon die Autorin keine Ahnung von Inquit-Formeln hat, sollte es wenigstens im Lektorat korrigiert werden. Das ist kein gutes Handwerk. 2.5/5 Punkten.