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Veröffentlicht am 11.11.2024

Zu bemüht, zu klischeehaft

Vielleicht hat das Leben Besseres vor
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Anna von Betteray, die evangelische Pastorin in einer kleinen Gemeinde am Niederrhein, ist eine toughe Person, dem Standesdünkel ihrer Familie kann sie so gar nichts abgewinnen, sie mag es eher bodenständig. ...

Anna von Betteray, die evangelische Pastorin in einer kleinen Gemeinde am Niederrhein, ist eine toughe Person, dem Standesdünkel ihrer Familie kann sie so gar nichts abgewinnen, sie mag es eher bodenständig. Sie ist eine der Hauptfiguren neben Heike und ihrer Familie.

Heike Müller scheint am Ende ihrer Kräfte zu sein, sie ist rund um die Uhr für ihre Tochter da, geplagt von ständigen Schuldgefühlen. Von einer Sekunde auf die nächste war ihr Leben und das ihrer kleinen Tochter Raffaela ein anderes. Mit vierzehn Monaten hatte das Mädchen einen Unfall, dadurch waren ihre geistigen und motorischen Fähigkeiten eingeschränkt. Dank ihrer Mutter konnte sie aber einigermaßen damit leben – bis jetzt. Denn Raffaela – sie ist mittlerweile fünfzehn Jahre alt - wurde mehr tot als lebendig aufgefunden und nun liegt sie im Koma, die Ärzte haben wenig Hoffnung, was ihre Mutter nicht gelten lässt. Anna wird in ihrer Funktion als Notfallseelsorgerin zu ihr gerufen und wie sich herausstellt, kennen sich Anna und Heike von früher, die beiden Frauen kommen ins Gespräch.

Raffaelas Geschichte zieht sich durchs Buch, unterbrochen von einem Spargelfest, von dem Disput über diskriminierende Liedtexte, auch Gendern wird aufs Korn genommen, ein schwuler Postbote darf nicht fehlen, um dessen „Anderssein“ das ganze Dorf weiß – außer seiner Mutter, bei der er nach wie vor lebt. Me too wird – natürlich - angesprochen und eine Liebesbeziehung unter Vierbeinern mit Folgen, in welche auch Anna mit einbezogen wird, sorgt für ganz schön viel Verwirrung.

Nun, Raffaelas Unfall muss aufgeklärt werden, dafür ist der Herr Kommissar zuständig, der sich der Tratscherei im Dorf durchaus bewusst ist und sich dies zunutze macht. Sogar ein Beichtgeheimnis wird ausgehöhlt, allesamt sind sie ziemlich meschugge. Arg klischeehaft wird dies und noch so einiges mehr untergebracht, den „hinreißenden Witz“, mit dem das Buch beworben wird, habe ich vergeblich gesucht, mir kam es eher als zu krampfhaft, zu bemüht vor. Schade, denn von Anne Gesthuysen habe ich schon Besseres gelesen. „Vielleicht hat das Leben Besseres vor“ gehört nicht dazu.

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Veröffentlicht am 17.08.2024

Langatmig

Du kennst sie
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„Der zweite Mann war einfacher.“ Sophie Braam hat es wieder getan, sie hat einen dieser ekligen Kerle beseitigt. Diesem Zweiten werden so einige nachfolgen, noch wissen sie es nicht.

Sophie ist Barkeeperin ...

„Der zweite Mann war einfacher.“ Sophie Braam hat es wieder getan, sie hat einen dieser ekligen Kerle beseitigt. Diesem Zweiten werden so einige nachfolgen, noch wissen sie es nicht.

Sophie ist Barkeeperin und hat es viel zu oft mit aufdringlichen Typen zu tun, also handelt sie. Das erste Mal hat sich gut angefühlt und es war gar nicht so schwer. Auch Männer können Schmeißfliegen sein und wenn sie dann erst tot sind, bedienen sich diese kleinen Tiere ihrer, sie sitzen sozusagen am reichlich gedeckten Tisch, auch Aaskäfer und anderes Getier gesellen sich dazu. So manch anzüglicher, penetrant auftretender Mann hängt in Sophies Bar rum. Sie kennt sich aus mit den Männern, tritt professionell auf, sie ist gut in ihrem Job. Auch weiß sie um das besondere Mischungsverhältnis ihrer Drinks und selbstredend kann sie mit den verschiedenen Gerätschaften, die sie hierzu benötigt, bestens umgehen und genau das macht sie sich zunutze.

Nora soll in Murphs Fußstapfen treten, aber noch hat er das Sagen. Er ruft sie, die Polizistin, an und erklärt ihr, dass sie heute mit ihm kommen wird. In einer Mülldeponie haben sie eine Leiche gefunden. Vorher erfahre ich von den Schattengeistern, die Nora sieht. Überall, in der Wohnung, in gefühlt jeder Ecke verstecken sie sich, kauern sich zusammen. Hier driftet die Story ins Übersinnliche ab und das nicht nur einmal.

Irgendwann treffen die beiden Frauen aufeinander, logischerweise in der Bar, in der Sophie arbeitet. Sowohl die Mörderin als auch ihre Jägerin bleiben mir fremd, ich betrachte sie eher aus großer Distanz. Der Erzählstil ist seltsam emotionslos, wie entrückt. Was mich allerdings sehr gestört hat, ist die langatmige, sehr ausschweifende Erzählweise. Viel habe ich von den kleinen Krabbeltierchen und ihren unbändigen Hunger gelesen – zu viel. Zu oft werde ich in diese detaillierten Beschreibungen hineingezogen und zusätzlich gleitet das Ganze ins Mystische ab. Viele Sequenzen sind abscheulich, ja ekelerregend. Gut, wären diese Szenen kurz angesprochen, wären sie nicht ständig wiederholt oder neu interpretiert worden, wären diese auszuhalten gewesen. So aber hab ich das Buch öfter zur Seite gelegt und mich zum Weiterlesen dann schon zwingen müssen.

Der Thriller bietet so etliche Handlungsstränge. Er wechselt von Sophie zu Nora und zwischendurch ist es neben den Morden ein Konglomerat aus Übersinnlichem und den zu detailliert beschriebenen Verwesungsprozessen. Mag ich das Buch? Würde ich es empfehlen? Eher nicht. Wer allerdings genau dieses oben Beschriebene, den beileibe nicht alltäglichen Thriller sucht, der ist hier gut aufgehoben. Meine 2 ½ Sterne runde ich ab, denn meine Story ist es nicht.

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Tristesse

Krummes Holz
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Nach Jahren kehrt der mittlerweile 19jährige Jirka zurück auf den elterlichen Hof. Bald nach seiner Ankunft beobachtet er, wie aus einer Unterhaltung zwischen Malene, seiner Schwester und Leander, dem ...

Nach Jahren kehrt der mittlerweile 19jährige Jirka zurück auf den elterlichen Hof. Bald nach seiner Ankunft beobachtet er, wie aus einer Unterhaltung zwischen Malene, seiner Schwester und Leander, dem Sohn des ehemaligen Verwalters, Streit entbrennt. „Vielleicht ist das der Moment, in dem meine Schwester erfährt, dass Leander mich wenige Stunden zuvor auf der Straße aufgelesen hat.“ Denn keiner erwartet ihn, keiner heißt ihn willkommen. Im Gegenteil, ihm begegnen Kälte und Schweigen seitens seiner Schwester und seine demente Großmutter erkennt ihn nicht mehr. Lediglich Leander redet mit ihm. Hätte er nicht herkommen sollen?

Er liegt in seinem ehemaligen Zimmer auf einer schäbigen Matratze, starrt den brauen Wasserfleck an der Decke an und denkt an früher. Wie Georg, sein Vater, ihn nicht nur einmal im Hundezwinger eingesperrt und Vilém, der Verwalter, ihn immer wieder befreit hat. Er denkt auch an seine früh verstorbene Mutter. Es war eine lieblose Kindheit, eine trostlose Zeit und wie es aussieht, hat sich in dieser Familie nichts verändert.

Julja Linhof hat mit „Krummes Holz“ ihren Debütroman vorgelegt und wie sie selbst ausführt, muss aus einem krummen Holz nicht zwangsläufig ein krummes Leben werden. Die Kindheit prägt, das steht außer Frage und auch hier finden sich in den Figuren prägende Eigenheiten, die das weitere Leben beeinflussen, die tief im Inneren verborgen sind.

Nachdem ich mich an das Buch herangetastet und Seite um Seite gelesen habe, mochte sich kein Sog einstellen. Die Tristesse und Düsternis zieht sich durch Jirkas Geschichte, ich hab sie eher als eine episodische Aneinanderreihung empfunden, der Funke mochte nicht überspringen. Es ist wie ein Aufarbeiten der lieblosen Kindheit und ein sich jetzt Hineindrängen in das Leben der Schwester, die nichts von ihm wissen will, denn der Hof ist ihr Zuhause. Man könnte es durchaus als Familiendrama bezeichnen, das von der Gegenwart immer wieder in die Vergangenheit führt mit einem Ende, das sich schon früh ankündigt, das mich aber dennoch nicht gerade versöhnlich zurücklässt.

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Veröffentlicht am 29.11.2022

Zu viel gewollt?

Falschgeld
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Viel habe ich mir versprochen von diesem Romandebüt von Matthias Matschke. Zu viel? Ob es nicht der richtige Zeitpunkt für mich war, ihm zuzuhören? Der Autor ist es selbst, der das ungekürzte Hörbuch über ...

Viel habe ich mir versprochen von diesem Romandebüt von Matthias Matschke. Zu viel? Ob es nicht der richtige Zeitpunkt für mich war, ihm zuzuhören? Der Autor ist es selbst, der das ungekürzte Hörbuch über knapp sieben Stunden vorliest. Und dies in einer emotionslosen, monotonen Art, die mich so gar nicht anspricht.

Autsch! Die eher ereignislosen Sommerferien 1984 beginnen unspannend, aber doch schmerzhaft. Wer möchte schon gern vom Apfelbaum fallen.

"Man weiß, dass es nicht echt ist, aber solange es nicht als Falschgeld entblößt wird, bleibt es echte Währung." Wie viel davon ist echt, was davon ist der wirkliche Matthias Matschke? Wird seine Erzählung als Falschgeld entlarvt? Reales und Fiktives vermischt er gekonnt, es hätte alles genau so gewesen sein können. Seine Erinnerungen an die Kindheit und die erste Liebe wechseln sich ab mit Rückblicken auf sein Elternhaus, geprägt von Religion, Krankheit und Tod. Themen, die das Leben schreibt. Alltägliches wird Jahre, Jahrzehnte später nachgezeichnet, Erinnerungen aufgefrischt, der echte Matthias Matschke mit dem fiktiven vermengt.

Ein genaues Zuhören ist unabdingbar, denn die Sprünge zwischen den Zeiten und den Ereignissen kommen urplötzlich. Es muss beileibe nicht alles chronologisch erzählt sein, jedoch ist es unerquicklich, immer wieder Zusammenhangloses vorgesetzt zu bekommen, dazu kommt noch der gefühlt uninspirierte Vortrag.

Nervig und auch ermüdend ist vor allem die eintönige Sprechweise. Auch dieses ständige Wiederholen der so unspektakulären Aussage „ich bin Matthias Matschke“ sollte wohl witzig sein, was es schon beim ersten Hören nicht ist.

Letztendlich habe ich mich gefragt, was der Autor mit seinem Romandebüt wohl sagen will. Sein autofiktionaler Text hat mich weder berührt noch mitgerissen. Es sollte warmherzig sein, davon habe ich leider so gar nichts bemerkt. Nicht mal Ironie konnte ich darin entdecken und lange habe ich überlegt, ob ich denn mit „gut“, also 3 Sternen, bewerten kann. Leider bleiben doch nur 2 Sterne übrig. Das Hörbuch und ich haben nicht zusammengefunden.

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Zu viel gewollt

Tödliches Allerlei
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Die Leipzigerin Monique Scharmacher legt mit „Tödliches Allerlei“ ihr Krimi-Debüt vor.

Mit Susanne Mayer, ihres Zeichens Kriminalhauptkommissarin, bin ich schon frühmorgens in Leipzig unterwegs. Und ...

Die Leipzigerin Monique Scharmacher legt mit „Tödliches Allerlei“ ihr Krimi-Debüt vor.

Mit Susanne Mayer, ihres Zeichens Kriminalhauptkommissarin, bin ich schon frühmorgens in Leipzig unterwegs. Und das an drei Tagen hintereinander. Wenn das nicht schlaucht! Drei Opfer gilt es zu beklagen, jedes wird an einer anderen Sehenswürdigkeit der Stadt aufgefunden.

Susanne und ihr Team verbindet eine Art Hassliebe. Der schnoddrige Ton ist zuweilen drüber, gegen Mitte des Buches lassen die vielen Seitenhiebe etwas nach, die Ermittlungen scheinen dann eher im Vordergrund zu stehen. Auch der noch unbekannte Täter kommt zu Wort. Seine Gedanken lese ich gleich zu Anfang und zwischendurch, auch hat er schlussendlich gedanklich das letzte Wort.

So etliche Nebenstorys drängen sich dazwischen. Wenn es nur eine wäre, wäre dies noch akzeptabel. Leider sind es mehrere, jede wird angerissen, keine nicht mal ansatzweise zu Ende erzählt.

Das Buch war schnell ausgelesen, es war unterhaltsam und doch bleibe ich ratlos zurück. Es gibt so etliche schräge Typen, ihre Persönlichkeit wird kurz angedeutet. Gerade so viel, dass ich mir im Laufe der Geschichte mehr erwarte. Die eigentliche Tätersuche war schon da, aber durch die vielen Nebenschauplätze kamen sie gefühlt leider zu kurz. Weniger Drumherum und mehr Kriminalgeschichte hätten dem Ganzen gut getan. Ein in meinen Augen nicht ganz geglücktes Debüt. Ich wünsche mir von der Autorin in ihrem nächsten Fall, sollte es den geben, etwas mehr Augenmerk auf das Hauptsächliche zu legen.

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