Unterhaltsam, aber mit Schwächen
Gruß aus der KücheMit "Gruß aus der Küche" hat Ingrid Noll das Terrain des Krimis verlassen und einen Roman geschrieben, der in einem vegetarischen Restaurant spielt und aus kapitelweise wechselnden Perspektiven erzählt ...
Mit "Gruß aus der Küche" hat Ingrid Noll das Terrain des Krimis verlassen und einen Roman geschrieben, der in einem vegetarischen Restaurant spielt und aus kapitelweise wechselnden Perspektiven erzählt wird. So kommen nicht nur Irma, die Inhaberin, sondern auch ihre rechte Hand Josh, die Praktikantin Lucy und der "Gemüsemann" Vinzent zu Wort. Die Erzählweise hat ihren besonderen Reiz, da sie die Geschehnisse und die Eigenheiten der Charaktere aus verschiedenen Blickwickeln erlebbar macht. Dennoch sprang bei diesem Roman der Funke bei mir nicht über. Das lag zum einen daran, dass mir Irmas Handeln bezüglich Vinzent nicht einleuchtete und ich die Begründung, sie wolle ihn nicht verletzen, nicht nachvollziehen kann. Ich hätte in derselben Situation Vinzents Ansinnen als höchst unangebracht empfunden und klar reagiert. Da ich nicht spoilern möchte, kann ich hier nicht näher darauf eingehen. Zum zweiten empfand ich die Sprechweise von Lucy als nicht authentisch. Ihre Sprache glich eher einem künstlichen Mischmasch der Jugendsprachen von 1990 bis heute als dem Slang heutiger Teenager. Die Geschichte selbst braucht recht lange, bis sie etwas Fahrt aufnimmt, enthält einige Redundanzen (Joshs Überlegungen zu seiner Situation, die Bedeutung vegetarischer Ernährung für Irma etc.) und konnte mich nicht ganz überzeugen. Das gilt auch für den Schluss. Insgesamt ein unterhaltsamer Roman, aber nicht ganz das, was ich mir von Ingrid Noll erhofft hatte.