Wahn, Obsession und eine toxische Beziehung
Die große Weite des Winters am finnischen Polarkreis und eine klaustrophobische Stimmung müssen einander nicht ausschließen - das zeigt auch Terhi Kokkonnen mit dem Roman "Arctic Mirage" über ein Paar, ...
Die große Weite des Winters am finnischen Polarkreis und eine klaustrophobische Stimmung müssen einander nicht ausschließen - das zeigt auch Terhi Kokkonnen mit dem Roman "Arctic Mirage" über ein Paar, das nach einem Unfall in einem Luxushotel landet. Eigentlich sollen Karo und Risto nur eine Nacht ausschlafen, um sicher zu gehen, dass die leichten Blessuren nicht doch schlimmer sind als sie zunächst erscheinen. Doch mit jedem Tag, den sie bleiben, scheint die Stimmung düsterer und paranoider zu werden. Warum hat Karo völlig andere Erinnerungen an den Unfalll als Risto? War tatsächlich ein anderes Fahrzeug beteiligt, oder hat es nur in Karos Einbildung existiert?
Ohnehin muss sich Karo fragen, wie weit sie ihrer Wahrnehmung trauen kann. Verschwinden tatsächlich Dinge, oder lässt ihr Gedächtnis sie im Stich? Leidet sie unter psychischen Problemen, oder versucht jemand, sie buchstäblich in den Wahn zu treiben? Wer manipuliert wen?
Toxische Beziehungen gibt es in diesem Roman, wo man auch schaut - ob zwischen Paaren, ob in den Arbeitsverhältnissen im Hotel, ja selbst der Umgang der Rezeptionistin mit den Gästen ist das Gegenteil von dem, was in der Hospitality-Industrie üblich ist. Übellaunige Misantropen beherrschen die Handlung, eigentlich weckt keine der Romanfiguren Sympathien. Am Ende, das wird schon auf der ersten Seite des Buchs verraten, wird es eine Leiche geben.
Ist es auch Wahnsinn, so hat er in diesem Roman durchaus Methode. Kokkonen schafft es, eine bedrückende Stimmung voller Feindseligkeit zu schaffen, die so gar nicht zu grandioser Winternatur passen will. Doch die Abgeschiedenheit des Ortes trägt zu einem locked room-Gefühl bei, das die gestauten Emotionen noch einmal weiter befeuert. Kein klassischer Krimi, aber voller psychologischer Spannung.