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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2024

Würdiger Nachfolger

Erebos 2
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Nick hätte nicht damit gerechnet, je wieder mit diesem Spiel konfrontiert zu werden, aber Erebos ist zurück, und es nutzt die technischen Möglichkeiten unserer Gegenwart.
Erebos findet einen Weg, Nick ...

Nick hätte nicht damit gerechnet, je wieder mit diesem Spiel konfrontiert zu werden, aber Erebos ist zurück, und es nutzt die technischen Möglichkeiten unserer Gegenwart.
Erebos findet einen Weg, Nick nicht nur zum Spielen in seiner faszinierenden digitalen Spielwelt zu zwingen, sondern wie schon vor zehn Jahren in der High School Aufträge in der Realität auszuführen. Nick versucht Hinweise auf das große Ganze im Spiel zu finden, die Erebos schon in seiner ursprünglichen Version gestreut hat, aber er kommt nicht darauf, welches Ziel das Spiel diesmal verfolgt. Dafür begegnen Nick, wenn er sich einloggt, unter neuen Avataren auch Namen früheren Spieler:innen und er vermutet, dass auch sie zum Spielen in Erebos gezwungen werden. Doch weil Erebos sich nicht mehr nur auf Nicks Computer beschränkt, sondern einen Weg findet sich auf all seinen Geräten zu installieren inklusive seines Smartphones, steht er unter ständiger Beobachtung und muss versuchen auf analogem Wege Kontakt zu den Leuten zu finden, die früher schon mit Erebos zu tun hatten, um sich aus dessen Fängen zu befreien.

Als Erebos von Ursula Poznanski 2010 erschien, hat es viele computerbegeisterte Kinder und Jugendliche fasziniert. Neun Jahre und einige Erfindungen wie Smartphones und Tablets später zeigt sich in Erebos 2, wie riskant die Abhängigkeit von unseren technischen Geräten sein kann. Das Konzept ist daher durch die Steigerung total spannend, denn im zweiten Teil von Erebos gelingt es dem Spiel, sich noch viel mehr in das reale Leben seiner Spieler:innen einzumischen und darüber zu bestimmen. Ein bisschen habe ich das Flair vermisst, das Erebos' Spieler:innen in der Spielwelt hatten, und die Poznanski so atmosphärisch geschildert hat, dass auch ich richtig Bock darauf bekommen habe, selbst Teil dieser Spielewelt zu sein. Dennoch war auch der gelbe Teil von Erebos wieder ein solider und durchaus zu empfehlender Jugendthriller.

Veröffentlicht am 09.06.2024

Weiter geht der Irrsinn im EU-Zirkus, äh -Parlament

Herr Sonneborn bleibt in Brüssel
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Ich wusste, dass dies ein deprimierendes Buch werden würde, und trotz des Humors hab ich lange gebraucht, es komplett durchzulesen. Dass sich der Irrsinn von Sonneborns erster Amtszzeit im Europaparlament ...

Ich wusste, dass dies ein deprimierendes Buch werden würde, und trotz des Humors hab ich lange gebraucht, es komplett durchzulesen. Dass sich der Irrsinn von Sonneborns erster Amtszzeit im Europaparlament wiederholt, wundert nicht. Allerdings fängt jetzt DIE PARTEI auch noch an ernsthaft Politik zu machen und zur stärksten Opposition gegen Vetternwirtschaft und Korruption in den EU-Hallen zu werden, wenn nicht mal mehr übergeordnete Instanzen keine Probleme in illegalen Großspenden an Altparteien erkennen, mit denen sich Industrielle und Immobilienunternehmer für sie begünstigende Gesetzgebungen erkaufen wollen.
Sonneborn zeigt auch mit seinem zweiten Buch auf, dass die Grundidee der Europäischen Union eigentlich eine ganz gute ist, wenn sich nicht so viele Abgeordnete durch egoistische Klüngelei ihrer Ressourcen bedienen würden.
Lachen und Weinen wechseln sich (wie schon beim ersten Buch) ab, mensch möchte verzweifeln über die politischen Zustände, die immer mehr zur Shitshow werden. Man kann von Sonneborn und seiner PARTEI halten, was man will, aber im Dschungel der irren Gesetze bringen sie Klarheit und Transparenz in eine Institutiton, die zunehmend weniger transparent für die Bürger:innen wird, für die sie Politik macht.

Veröffentlicht am 18.02.2024

Wieder gut unterhalten worden!

Inspektor Takeda und die stille Schuld
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Das deutsch-japanische Ermittlerduo Claudia Harms und Kenjiro Takeda ermittelt erneut. Diesmal brennt eine Hamburger Seniorenresidenz, acht Bewohner sterben im Feuer, und schnell wird klar, dass es sich ...

Das deutsch-japanische Ermittlerduo Claudia Harms und Kenjiro Takeda ermittelt erneut. Diesmal brennt eine Hamburger Seniorenresidenz, acht Bewohner sterben im Feuer, und schnell wird klar, dass es sich um Branstiftung sowie Mord handelt.
Es gibt keine Verdächtigen, doch potentiell einige, die mit der Seniorenresidenz abzurechnen hätten. Erst als es einen weiteren Brand gibt, ergibt sich ein gemeinsamer Nenner: der Pflegeroboter, der in beiden Altenheimen eingesetzt wurde. Harms und Takeda konzentrieren sich auf ihrer Suche nach dem Mörder auf das Tech-Unternehmen, das den Pflegeroboter in Hamburg vertreibt, und stellen sich dabei die Frage, ob die KI derart eigenmächtig handelt, dass sie Menschen zu töten in der Lage ist.
Auch privat geht es bei Ken und Claudia drunter und drüber. Das Paar ist sich nicht nur beruflich näher gekommen in den letzten Wochen. Aber alte Muster sind schwer zu durchbrechen, und so steht die Beziehung unter keinem guten Stern. Es gilt in jedem Fall, die berufliche Zusammenarbeit effektiv zu halten, um den brandstiftenden Mörder zu schnappen.

Es war mir wieder ein Genuss, mit dem jazzliebenden Takeda und der kühlen Hamburgerin Harms auf Verbrecherjagd zu sein. Auch wenn es lediglich am Rande um die private Beziehung der beiden geht, lese ich die Reihe vor allem wegen ihnen, gerade wenn einer dem anderen einen Kulturschock verpasst und beide sich trotz aller Eigenheiten verstehen. Ich freue mich auf den nächsten Band!

Veröffentlicht am 18.02.2024

Wohlfühl-Roman!

Das Restaurant der verlorenen Rezepte (Die Food Detectives von Kyoto 1)
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Der ehemalige Polizist Nagare und seine zwanzigjährige Tochter Koishi betreiben ein kleines, unscheinbares Restaurant in Kyoto. Unbekannten fällt dieses kleine Etablissement nicht auf, und die, die es ...

Der ehemalige Polizist Nagare und seine zwanzigjährige Tochter Koishi betreiben ein kleines, unscheinbares Restaurant in Kyoto. Unbekannten fällt dieses kleine Etablissement nicht auf, und die, die es suchen, finden es nur in einer kryptischen Anzeige des Gourmet-Insiders.
Zu Nagare und Koishi kommen diejenigen, die ein ganz bestimmtes Gericht suchen, das sie irgendwann einmal gegessen haben. Mit detektivischem Gespür lässt das Vater-Tochter-Gespann seine suchenden Gäste nochmal den Geschmack der Kindheit und manchmal die Erinnerung an einen ganz besonderen Menschen aufleben. Nagare ahnt darüber hinaus sogar, was die Beweggründe seiner Gäste sind und was sie brauchen.

Über diesen appetitanregenden Roman möchte ich gar nicht allzu viel verraten. Die Gerichte, die Nagare und seine Tochter rekonstruieren, machen unglaubliche Lust mal wieder Japanisch essen zu gehen. Jeweils immer einen kurzen Einblick in die verschiedenen Speisen und ihre Suchenden werfend, sind Vater und Tochter die Konstante der Story, die man besonders zwischen den einzelnen Geschichten besser kennenlernt und ihr Verhältnis zueinander verstehen lernt. Beim Lesen breitet sich ein wohlig-warmes Gefühl im Bauchraum aus. Am besten bei einem Becher Tee und einer leckeren Nudelsuppe genießen!

Veröffentlicht am 07.01.2024

Erschreckend akkurat dargestellt

Rote Augen
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Eine Frau bekommt eine Nachricht auf Facebook. Er stellt sich als Bewunderer vor. Ihre Radiosendung sei ja so erfrischend anders, in ihrer Meinung erkenne er sich wieder.
Um es sich mit dem unbekannten ...

Eine Frau bekommt eine Nachricht auf Facebook. Er stellt sich als Bewunderer vor. Ihre Radiosendung sei ja so erfrischend anders, in ihrer Meinung erkenne er sich wieder.
Um es sich mit dem unbekannten Mann, der einen eigenen Blog betreibt, nicht zu verscherzen, geht die Frau zögernd auf seine Nachrichten ein. Reagiert, aber nicht zu viel - um keine falschen Signale zu setzen. Doch die wenigen, knappen Nachrichten von ihr reichen ihrem Fan bald nicht mehr aus. Er wird forsch, drängt auf ein Treffen in einem Café, besser noch ein Abendessen. Sie ahnt, dass dies bereits zu viel Aufmerksamkeit wäre, verknappt den Kontakt noch mehr. Dann werden seine Äußerungen zunehmend unerträglicher, er driftet ins Rassistische und Sexistische ab. Hier zieht sie die Reißleine, ent-freundet ihren Fan. Ihre Zurückweisung ruft einen unbändigen Hass in ihm hervor. Er will sie nicht nur beleidigen, er will sie gesellschaftlich vernichten.

Myriam Leroy hat mit diesem Buch eine Schublade geöffnet, deren Inhalt wahrscheinlich nur allzu vielen Frauen bekannt vorkommt. Ich habe mich gefragt, wie Männer das Buch wohl lesen, erkennen sie sich darin wieder oder kommt ihnen das Geschilderte wie ein Märchen vor? Ich frage mich deshalb, weil mich nichts, was der Fan der Radiomoderatorin äußert, wirklich überrascht hat. Und trotz dessen, dass ich nicht verwundert war, hat mich die Geschichte verstört und verärgert, weil sie in abgewandelter Form so vielen von uns passiert.
Der einzige, wirklich einzige Kritikpunkt in diesem Buch war für mich der Konjunktiv, in dem Dreiviertel der Geschichte verfasst waren. Ansonsten ein phänomenal akkurates Buch täglicher digitaler Misogynie.