Konnte mich nicht ganz überzeugen
Corrupt – Dunkle VersuchungZum Schreibstil:
Dies ist jetzt mein zweites Buch der Autorin und ich war mir beim ersten noch nicht ganz sicher, ob es nun die Übersetzung ist oder der Schreibstil an sich. Jetzt bin ich mir jedoch einigermaßen ...
Zum Schreibstil:
Dies ist jetzt mein zweites Buch der Autorin und ich war mir beim ersten noch nicht ganz sicher, ob es nun die Übersetzung ist oder der Schreibstil an sich. Jetzt bin ich mir jedoch einigermaßen sicher. Also: Ich finde, dass die Autorin relativ einfach schreibt. Die Sprache ist nicht sehr verdichtet, es wird oft das Offensichtliche erwähnt, als würde uns nicht zugetraut, dass wir es uns vorstellen könnten. Gleichzeitig wird etwas beschrieben, was gar nicht handlungstragend ist. Also vielleicht etwas unausgewogen und einfach, aber dennoch hat der Schreibstil in Verbindung mit dem Genre seinen Reiz. Durch die Einfachheit der Worte wird das Rohe der Dark Romance meiner Meinung nach noch betont. Große literarische Kunst bekommen wir hier aber natürlich trotzdem nicht gezeigt.
Zur Geschichte allgemein:
Das Besondere an diesem Buch: Es gibt gleich drei POVs. Einmal Erika, dann Michael und dann noch die Vergangenheit, die ungefähr bis zur Hälfte des Buches abwechselnd Kapitel bildet.
Fangen wir bei Erika an: Ehrlich gesagt habe ich etwas Zeit gebraucht, um sie so richtig zu durchschauen. Wie sagt man heute? Sie hat einen Crush auf Michael. Und zwar einen ziemlich heftigen seit der Kindheit. Deshalb konzentriert sie sich in ihren Gedanken tatsächlich oft sehr stark auf ihn und richtet ihr Leben und ihr Tun teilweise auf ihn aus. Anfangs besteht dies vor allem daraus, dass sie eben nichts mit ihm zu tun haben möchte. Für uns Leser:innen ein rätselhaftes Verhalten, denn was ist denn da nun zwischen den beiden?
Michael verrät leider auch nicht mehr. In seiner POV geht es hauptsächlich um düstere Themen. Es geht darum, Rache an Erika zu nehmen und um seine Freunde glücklich zu stimmen. Ihm scheint alles andere egal zu sein. Seine Gefühle bezüglich Erika? Anfangs noch unergründlich. Er bringt also sogleich diese Dark Romance Atmosphäre in die Geschichte und die darf auch etwas verwirrend sein. Ich weiß, dass einige hier schon argumentieren werden, dass Michaels Handlungen und sein Denken nicht logisch scheinen. Er wirkt kalt und herzlos, beinahe unmenschlich und seine Motive bleiben im Dunklen. Aber genau das ist so ungefähr die Definition von Dark Romance. Er macht also quasi alles richtig und erzeugt natürlich Spannung, denn wir wollen wissen: Was ist sein Problem? Wie findet er Erika? Was ist der große Plan? Und so weiter.
Etwas anstrengend geradezu war dann, dass die Gegenwart immer wieder von der Vergangenheit ausgebremst wurde, aus der wir gelesen haben. Das Thema dort: die Devil’s Night. Eine Nacht, in der Micheal und seine Freunde machen, worauf auch immer sie Lust haben, ohne die Gesetze zu achten. Und anscheinend gab es eine Nacht, in der Erika mit von der Partie war…. Diese wird über mehrere Kapitel hinweg erzählt. Es ist also ein extrem zeitdehnendes Erzählen, dass zwar vieles erklärt, was wir für die Gegenwart brauchen, gleichzeitig aber auch so einen kleinen Ausschnitt fokussiert, dass uns einiges entgeht. Das fiel mir vor allem gegen Ende der Geschichte auf, wo die Nacht immer wichtiger wird und es um verletzte Gefühle usw. geht. Diese Gefühle haben wir Leser:innen aber gar nicht richtig spüren können. Das fand ich dann ein wenig schade.
Ansonsten aber war diese Nacht eine tolle Idee und ich mochte es erzähltechnisch, dass sie so ausgedehnt wurde, denn natürlich wollte man wissen, wie es weitergeht und zu welchem Ende sie letztlich kommt. Denn dieses Ende ist schließlich entscheidend für das, was in der Gegenwart zwischen allen steht. Also Spannung pur, die man deutlich an meinem Lesetempo merken konnte.
In der Gegenwart passiert dagegen eher klassischer Kram. Denkt man, denn Michael und seine Freunde mischen sich sehr schnell in Erikas Leben ein. Natürlich rätselt man dann mit, woher das plötzliche Interesse kommt und was ihr Ziel ist. Und man zittert auch mit Erika, denn einerseits will sie nur weg von ihnen und andererseits wird sie von ihnen angezogen wie die Motten vom Licht (wie man so schön sagt). Es ist also fast ein Tauziehen, das dort stattfindet.
Mir hat die Handlung so bis zu Dreiviertel des Buches ganz gut gefallen. Es war spannend, hatte Dark Romance-Elemente und hat uns immer wieder mit Fragezeichen dastehen lassen. Etwas, was dieses Genre auch sehr gut kann und was für mich ein wenig der Reiz daran ist. Das letzte Viertel des Buches war dann für mich allerdings etwas langgezogen und mir fehlte da die Raffinesse, auch das Bildgewandte (man merkte doch nochmal, dass der Schreibstil es hier nicht leisten konnte) und die Nachvollziehbarkeit. Denn auch zum Ende hin fällt nochmal auf, dass ein wenig Vergangenheit fehlt, um die Geschichte und ihre Protagonist:innen so richtig zu verstehen. Das war etwas schade.
Genauso schade fand ich die Lovestory. Denn entgegen meiner sonstigen Dark Romance-Erfahrungen, waren Erika und Michael zwar verliebt und hatten einen großen Besitzanspruch, aber mir fehlte das „Darke“ in ihrer Beziehung ein wenig. Stattdessen wurde wenig galant immer wieder darauf hingewiesen, dass Erika lernen müsse, sie zu wehren und Michael ihr es beibränge. Das geschah aber immer mit Vorankündigung und so offensiv, dass es wenig authentisch wirkte und ihrer Geschichte irgendwie den Love Flow nahm. Schade, denn eigentlich hätte es durchaus was werden können, denn am Ende nimmt die Autorin sogar explizit nochmal Bezug darauf und vervollständigt den Kreis. Die Handlungsstränge kommen also alle zusammen. Allerdings nicht alle ausführlich und erklärend genug, wie ich fand. Auch auf Michael bezogen blieb da einiges einfach gehalten. Das hätte noch besser gemacht werden können.
Fazit:
Erstaunlicherweise hätte ich mir hier mehr Dark Romance gewünscht. Zwar ist hier definitiv was vorhanden und einige von euch werden es schon zu viel finden, aber ich fand es an einigen Stellen einfach etwas unauthentisch und dadurch zählte es dort einfach nicht für mich. Die Handlung war bis fast zum Ende spannend, irgendwann wurde es etwas lang und das Ende dann recht schnell abgehandelt. Die Idee mit der Devil’s Night fand ich super und auch ansonsten gab es viele schöne Momente. Die Lovestory war süß, die Tiefe fehlte eher in den Nebensträngen, was man positiv wie auch negativ werten kann. Einzig der Schreibstil konnte mich hier nicht so ganz überzeugen.
3,5 von 5 Sterne von mir.