Gelungene Fortsetzung
Wir sind zurück im Kräutercafé „Alles grün“ in Frankfurt, wo mir die Freundinnen Natália und Isa bereits im ersten Teil „Herzkirschen“ an ersteres gewachsen sind. Die Geschichte geht in „Waffelherzen“ ...
Wir sind zurück im Kräutercafé „Alles grün“ in Frankfurt, wo mir die Freundinnen Natália und Isa bereits im ersten Teil „Herzkirschen“ an ersteres gewachsen sind. Die Geschichte geht in „Waffelherzen“ nahtlos weiter und es war schön, die Weiterentwicklung der Figuren begleiten zu dürfen. Lilli Meinhardis nimmt sich wieder viel Zeit für die Ausgestaltung der Charaktere.
Ihr Leben ist realistisch und authentisch gezeichnet, nicht wie aus dem Bilderbuch. Das macht sie besonders sympathisch und nahbar. Nicht alles läuft nach Plan und ohne Komplikationen, wobei es nicht nur die kleinen alltäglichen Herausforderungen sind, sondern auch tiefergehende Sorgen wie die psychischen Probleme von Robert, Natálias Partner. Während die beiden ihren Nestbautrieb durch die Suche nach einem Haus ausleben, kämpft er mit Depressionen, die er vor Natália — zunächst erfolgreich — zu verstecken versucht. Dieses Thema gibt dem Buch eine überraschende Tiefe: es ist kein klassischer Wohlfühlroman, der derartige Themen ausblendet.
In diesem Teil gibt es auch für Natálias Freundin Isa eine sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte: Während die alleinerziehende Mutter sich auf die anstehende Konditormeisterinnenprüfung vorbereitet, trifft sie auf den isländischen Pâtissier-Meister Rúrik Magnússon, der große Anziehungskraft auf sie ausübt. Detailliert geht es in diesem Part nicht nur um die sich anbahnende Romanze, sondern auch um die Herstellung von Zuckergebäck und Torten — da lief mir beim Lesen das Wasser im Munde zusammen und ich fand es sehr spannend, die Details dieses Handwerks näher kennenzulernen. Das übersteigt meine heimischen Backaktivitäten doch bei Weitem.
Aufgelockert wird die Geschichte der beiden Frauen durch die Erlebnisse von Isas Sohn Yul, der sich auf eine spannende Schatzsuche begibt — er hat in einem alten Waffelofen eine Zeitkapsel gefunden, die ihn gedanklich ins Jahr 1986 entführt. Details dazu findet Ihr in meinem Beitrag zur Blogtour.
Wie schon den ersten Teil zeichnet sich auch „Waffelherzen“ durch viel Frankfurter Lokalkolorit aus, insbesondere während Yuls Spurensuche durch die Stadt. Lilli Meinhardis nimmt die Lesenden wieder mit auf eine spannende, unterhaltsame und tiefgründige Reise mit verschiedenen vielseitigen Charakteren durch eine realistische Geschichte. Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, sie habe sprichwörtlich „an alles gedacht“ — wie im richtigen Leben.
Fazit: 5/5 Sternen