Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
offline

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2024

Ein Labyrinth von verschlungenen Gedanken

Tremor
0

Teju Cole hat mit Tremor ein reiches Buch geschrieben, das ganz in einem Fluss ist und Gedanken und Sinneswahrnehmungen  vermittelt.
Auslöser dabei sind Fotos, Film, Gemälde, Musik. Daraus leitet sich ...

Teju Cole hat mit Tremor ein reiches Buch geschrieben, das ganz in einem Fluss ist und Gedanken und Sinneswahrnehmungen  vermittelt.
Auslöser dabei sind Fotos, Film, Gemälde, Musik. Daraus leitet sich häufig Geschichte ab, zum Beispiel bei Turners Gemälde Sklavenschiff von 1840.
Als des Autors Alter Ego dient Tunde, einem Professor in Cambridge, der nigerianische Wurzeln hat.
Auch Reisen spielt eine Rolle, z.B. Tundes Besuch von Mali. Dann geht es nach Nigeria und weitere Stimmen kommen zu Wort. Dadurch wird vielfalt erreicht.

Streckenweise wird Teju Cole sehr ausführlich und detailliert. Manche Passagen sind praktisch Vorträge. Der Autor hat ein Konzept und man muss sich immer wieder neu darauf einlassen.

Man wird hinein gesogen und kann sich treiben lassen durch dieses Buch ohne direkte Handlung, dass aber über so viel Sprachreichtum verfügt. Man kann auch sicher sein, bei einem zweiten Lesen noch mehr zu entdecken.
Das Buch verströmt eine ganz eigene Ästhetik, die zu faszinieren vermag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.03.2024

Rückkehr nach Lagos

Jeder Tag gehört dem Dieb
0

Jeder Tag gehört dem Dieb. Der Buchtitel leitet sich von einem Sprichwort ab und spielt auf eine umgreifende Korruption in Nigeria an.
Der Protagonist kommt nach Jahren in den USA für einen einmonatigen ...

Jeder Tag gehört dem Dieb. Der Buchtitel leitet sich von einem Sprichwort ab und spielt auf eine umgreifende Korruption in Nigeria an.
Der Protagonist kommt nach Jahren in den USA für einen einmonatigen Besuch nach Lagos zurück.
Das Land empfindet er jetzt aber als fremd. Mit klaren Blick erkennt er den schlechten Zustand des Landes und die allgegenwärtige Gefahr von Gewalt und Korruption.
Teju Cole vermag es, präzise und detailreich zu schreiben und den Lesern die Stadt und deren Atmosphäre genau zu zeigen.

Das Buch liegt zwischen Reisebericht und Roman. Es zeigt nicht nur das Land, sondern auch die Emotionen des Besuchers, sein Desillusionieren und die Heimatlosigkeit. Es ist ein sehr intensives Buch und wie schon in Open City bin ich von Teju Coles Schreibstil fasziniert.

Veröffentlicht am 19.02.2024

Die Jagd

Trophäe
0

Der reiche Amerikaner Hunter White ist besessen vom Jagen. In Afrika schießt er diverse Tiere, wie Löwen, Elefanten, Nilpferd, Giraffe etc., bis er darauf gebracht wird, dass die Jagd auf einen Menschen ...

Der reiche Amerikaner Hunter White ist besessen vom Jagen. In Afrika schießt er diverse Tiere, wie Löwen, Elefanten, Nilpferd, Giraffe etc., bis er darauf gebracht wird, dass die Jagd auf einen Menschen einen großen Reiz ausmacht. Nur ist ein Mensch als Beute etwas anderes als auf Tiere, denn der Mensch kann vorausplanen.
Zusammen mit Dawid, seinem jungen Führer, jagt er einen Jungen.
Ein erschreckender Plot und Hunter ist alles andere als ein Sympathieträger. Dennoch ist es interessant zu folgen, wie Hunter die Jagd erlebt. Dabei macht er verschiedene Stadien des Zustands und Bewusstseins durch. Die psychologischen Momente hat die Autorin Gaea Schoeters gut ausgearbeitet so wie sie den ganzen Roman geschickt gestaltet hat.
Der Roman ist kraftvoll und hat Drive. Wegen des schlimmen Themas ist es natürlich kein reines Lesevergnügen, doch die Intensität nimmt im Verlaufe der Handlung immer mehr zu.
Unbedingt erwähnenswert ist das eindrucksvolle Cover.

Veröffentlicht am 17.02.2024

Geschichte einer Rückkehr

Krummes Holz
0

Es ist die Geschichte einer Rückkehr und einer beschädigten Familie.

Es wird sorgsam erzählt, mit einer sensiblen Hauptfigur. Der junge Jirga kehrt auf den elterlichen Hof zurück. Eine ganz starke Figur ...

Es ist die Geschichte einer Rückkehr und einer beschädigten Familie.

Es wird sorgsam erzählt, mit einer sensiblen Hauptfigur. Der junge Jirga kehrt auf den elterlichen Hof zurück. Eine ganz starke Figur ist seine toughe Schwester Malene. Der Vater Georg hingegen ist abwesend und strahlt dennoch eine Kälte und Gefahr aus.

Man muss der Autorin für ihre einfühlsame Art, zu erzählen und mit den Figuren umzugehen, dankbar sein.
Bruchstückhaft erfährt man davon, was mit der Familie los ist und der Gewalt der Vergangenheit.
Als Leser ist man vom Text gefesselt. Ein wirklich guter Roman!

Veröffentlicht am 07.01.2024

Intensives Porträt einer jungen Frau

All dies könnte anders sein
0

All dies könnte anders sein ist ein Buch, in dem die Autorin Sarah Thankam Mathews das Leben einer jungen, indischstämmingen Frau in den USA porträtiert. Es ist das Jahr 2023 und Sneha ist 22 Jahre alt. ...

All dies könnte anders sein ist ein Buch, in dem die Autorin Sarah Thankam Mathews das Leben einer jungen, indischstämmingen Frau in den USA porträtiert. Es ist das Jahr 2023 und Sneha ist 22 Jahre alt. Es wird konsequent aus der Ichperspektive der jungen, lesbischen Frau erzählt. Sneha lebt alleine, die Eltern sind in Indien. Sie ist sehr auf ihren Job fixiert, sehnt sich zwar nach Liebe, wirkt aber orientierungslos und ihre Gefühle sind diffus.
Mit Thom verbindet sie ein problematische Freundschaft, mit Tig hat sie eine gute Freundin, verliebt ist sie in Marina.
Diese Beziehungen erfasst die Autorin gut und vielschichtig.Es gibt viele emotionale Szene. Es ist sehr überzeugend, wie die Autorin Snehas Gefühlslage beschreibt, besonders als diese schließlich ihren job verliert, ihre Wohnung und ihre Liebe.
Sprachlich ist das intensiv und gut gemacht. Sarah Thankam Mathews ist zweifellos eine literarische Entdeckung.