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Fannie

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Einzigartiges Buch über die faszinierende Welt des Gartens

Ein Garten offenbart sich
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Katrin de Vries lebt in Ostfriesland – in einem Haus, zu dem ein großer Garten gehört. Zu Anfang vertritt die Autorin die landläufige Meinung, dass Rasen kurz gemäht werden und der Garten stets aufgeräumt ...

Katrin de Vries lebt in Ostfriesland – in einem Haus, zu dem ein großer Garten gehört. Zu Anfang vertritt die Autorin die landläufige Meinung, dass Rasen kurz gemäht werden und der Garten stets aufgeräumt sein muss. Ihre beiden Söhne öffnen ihr jedoch mehr und mehr die Augen für die Abläufe der Natur und darüber, wie in ihrem Ökosystem Garten ganz ohne ihr Zutun eins ins andere greift. Zu Beginn tut sie sich schwer, ihre eingebläuten Überzeugungen abzulegen, doch mit den Jahren öffnet sich ihr Blick für das große Ganze – und daran lässt sie ihre Leserinnen und Leser auf beeindruckende Weise teilhaben.

Zugegeben, ich wusste nicht so recht, was mich in dem Buch „Ein Garten offenbart sich – Erzählung von einem anderen Leben“ von Katrin de Vries erwarten würde. Ein klassischer Gartenratgeber? Ein Leitfaden zum unkontrollierten Verwildern-Lassen eines Gartens? Oder gar der mit erhobenem Zeigefinger dargebotene Bericht einer Öko-Aktivistin? Ich ließ mich überraschen – und ich wurde überrascht, aber durchweg angenehm.

Autorin Katrin de Vries erzählt in wunderbarer Art und Weise viel von früher, als die Beziehung der Menschen zur Natur noch eine ganz andere war als heute. Damals, als Ackerbau und Viehzucht zur Selbstversorgung notwendig waren, weil eben nicht alles stets und ständig im Supermarkt um die Ecke zur Verfügung stand. Und so taucht man ein in eine andere Welt, ja, in das im Untertitel zitierte andere Leben, in dem die alltäglichen Verrichtungen, die uns heute Waschmaschine, Geschirrspüler und Co. abnehmen, noch reichlich mühselig waren, und es noch kein Wasserklosett gab.

Sie beschreibt, wie sehr sich die Gärten immer mehr von Nutz- zu Zierflächen verwandelt haben – und hält ihrer Leserschaft – allerdings ganz ohne erhobenen Zeigefinger – den Spiegel vor: Muss man einen Rasen mähen, weil ansonsten die Nachbarn schief gucken oder tut man der Natur damit etwas Gutes? Katrin de Vries lädt ihre Leser auf äußerst angenehme Art dazu ein, ihre eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und das ständige Bewerten sein zu lassen. Stattdessen rät sie, lieber genau hinzuschauen. Und tatsächlich: Wie gleichgültig bin ich bisher an Straßenbäumen vorbeigegangen? Seitdem ich „Ein Garten offenbart sich – Erzählung von einem anderen Leben“ gelesen habe, nehme ich mir die Zeit, genauer hinzuschauen, ja, überhaupt bewusst hinzuschauen.

Obwohl Katrin de Vries‘ Buch kein Sachbuch über Ökosysteme ist, erklärt sie anschaulich, wie faszinierend die Natur selbst im Kleinen, mitunter für das menschliche Auge unsichtbar, ist. Auch hier kommt der Untertitel „Erzählung von einem anderen Leben“ zum Tragen.

Wenn man sich die beeindruckenden Abläufe und Beziehungen in der Natur vergegenwärtigt, wird man als Gartenbesitzer regelrecht demütig, weil man sich bisher immer ganz selbstverständlich herausgenommen hat, alles zu kontrollieren und zu bestimmen. Aber die Natur einfach mal machen lassen – das kann man durchaus ausprobieren. Da aber auch ich – wie wahrscheinlich die meisten – nicht so leicht aus meiner Haut kann, werde ich den größten Teil des Rasens natürlich mähen. Aber in einer Ecke meines Gartens darf ab dem kommenden Frühjahr wachsen, was immer da wachsen möchte – und dafür wünsche ich mir Katrin de Vries‘ kindliche Neugier und ihre Begeisterungsfähigkeit.

Zwei Dinge gefallen mir an „Ein Garten offenbart sich – Erzählung von einem anderen Leben“ ganz besonders: Das ist zunächst die einzigartige Erzählstimme der Autorin. Beim Lesen dieses Buches hat mich eine innere Ruhe überkommen, die ich noch nie zuvor in meinem nun doch schon recht langen Leser-Leben gespürt habe. Man hört Katrin de Vries unglaublich gerne zu.

Zum anderen finde ich es beeindruckend, dass die Autorin niemals oberlehrerhaft daherkommt, sondern dem Leser stets auf Augenhöhe Möglichkeiten aufzeigt, anstatt belehrend zu wirken.

Katrin de Vries ist mit ihrem Buch ein außergewöhnlicher Mix gelungen, in dem sie das Beste aus Garten-Sachbuch, historischer Erzählung und Achtsamkeitsratgeber vereint. Nein, eigentlich wird dem Buch diese Beschreibung nicht gerecht. Also am besten loslesen und erleben. Es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 29.11.2023

Herzerwärmend, humorvoll und feinsinnig: Ein wunderbarer Roman für die Weihnachtszeit

Stille Nacht im Schnee
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Die Schauspielerin Greta Garbo soll einmal gesagt haben: "Man altert nicht während des Jahres, sondern während der Weihnachtstage." Nun sollte einem dieses Zitat die Vorfreude auf die schönste Zeit des ...

Die Schauspielerin Greta Garbo soll einmal gesagt haben: "Man altert nicht während des Jahres, sondern während der Weihnachtstage." Nun sollte einem dieses Zitat die Vorfreude auf die schönste Zeit des Jahres nicht vermiesen, aber ein paar graue Haare mehr werden die Eltern Elisabeth und Pascal in Alexander Oetkers Roman "Stille Nacht im Schnee" nach diesem ganz besonderen Weihnachtsfest mit ihrer Familie durchaus zu beklagen haben. Das Ehepaar empfängt seine illustren Familienmitglieder an Heiligabend zum Käsefondue in seiner Almhütte in den verschneiten Schweizer Alpen. Doch die Besinnlichkeit will sich nicht so recht einstellen - dafür sorgen unter anderem die dauergestresste Schwiegertochter Gesine, ein Hamster namens Willi und die Enthüllung unerwarteter Neuigkeiten ...

Alexander Oetker, der vor allem für seine Krimis um den französischen Ermittler Luc Verlain bekannt ist, hat für seinen am 5. Oktober 2023 bei Atlantik (einem Imprint von Hoffmann und Campe) erschienenen Weihnachtsroman "Stille Nacht im Schnee" ein heimeliges Setting ausgewählt, das eine echte Offenbarung für alle Leser ist, die von weißen Weihnachten träumen: Eine Almhütte in den tief verschneiten Bergen und später dazu ein Schneesturm, der schließlich zu einem Stromausfall führt.

Mit angenehm ruhigem Schreibstil erzählt er die Geschichte von einem Weihnachtsfest in Familie, in die er allerdings keine unrealistischen, filmreifen Katastrophen einbaut, sondern das alltägliche Chaos und die Zwistigkeiten zwischen den Familienmitgliedern in den Mittelpunkt rückt. Dabei gelingt Alexander Oetker das Kunststück, sich auf der feinen Linie zwischen Humor und Ernsthaftigkeit zu bewegen, ganz fantastisch.

Sehr sorgsam ausgearbeitete und interessante Charaktere sorgen dafür, dass das Buch an keiner einzigen Stelle langweilig wird. "Stille Nacht im Schnee" ist ein wahrlich herzerwärmender Roman und mit seinen 176 Seiten genau richtig, um in der hektischen Vorweihnachtszeit einmal innezuhalten.

Wenn man nach der Lektüre das Buch zuklappt, hat einen der Autor ein Stück weit zurück auf den Boden der Tatsachen geholt: Überhöhte Ansprüche und nervenaufreibender Perfektionismus sind es nämlich nicht, die dazu beitragen, ein Weihnachtsfest unvergesslich werden zu lassen - denn wie heißt es so schön: "Weihnachten ist, wenn die besten Geschenke am Tisch sitzen und nicht unterm Baum liegen."

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Veröffentlicht am 29.08.2023

Spannende Unterhaltung made in Schweden

Apfelmädchen
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Der Thriller "Apfelmädchen" von Tina N. Martin wird auf dem Buchrücken vollmundig mit den Worten "Das Nr.-1-Bestseller-Debüt aus Schweden - nordisch, packend, topaktuell" beschrieben. Das Cover: Düster, ...

Der Thriller "Apfelmädchen" von Tina N. Martin wird auf dem Buchrücken vollmundig mit den Worten "Das Nr.-1-Bestseller-Debüt aus Schweden - nordisch, packend, topaktuell" beschrieben. Das Cover: Düster, atmosphärisch und vielversprechend. Ich war neugierig, ob es der Inhalt des Buchs mit der hübschen Verpackung aufnehmen konnte und stürzte mich gespannt in das 512-seitige Leseabenteuer, das pünktlich zum Midsommar 2023 erschien.

Die 1980 geborene Autorin Tina N. Martin arbeitet als Lehrerin im schwedischen Boden. Dort spielt auch ihr Thriller-Debüt "Apfelmädchen". Es mag vielleicht ein wenig makaber anmuten, aber ausgerechnet eine Lehrerin ist das Mordopfer in dieser Geschichte. Ihre Hände wurden von Nägeln durchbohrt und lassen ein religiöses Motiv vermuten. Kriminalkommissarin Idun Lind und ihr Partner Calle Brandt setzen alles daran, um dem Täter auf die Schliche zu kommen.

Das Ermittler-Duo Idun Lind und Calle Brandt ist ebenso sympathisch wie gegensätzlich: Während Idun den besonneneren Part bildet, kommt Calle Brandt als pragmatischer Haudrauf daher. Das verbindende Element der beiden unterschiedlichen Kommissare ist ihr Ehrgeiz bei der Jagd nach dem Mörder.

Die Autorin punktet aber nicht nur mit starken Figuren, sie überzeugt ebenfalls durch einen unverkrampften, praktischen Schreibstil, mit dem es ihr trotzdem leicht gelingt, lebendige Bilder in den Kopf des Lesers zu projizieren. Auch die Übersetzerin Leena Flegler hat einen fantastischen Job gemacht, indem sie die schwedische Originalausgabe mit dem Titel "Befriaren" ins Deutsche übertrug.

Der Plot ist gut durchdacht und logisch. Stück für Stück offenbart sich dem Leser die ganze komplexe Geschichte, bei der sich die Kapitel zwischen dem Heute und der Vergangenheit im Zeitraum von 1975 bis 1999 abwechseln.

Nachdem ich das Buch gelesen habe, kann ich sagen, dass die Attribute "nordisch, packend, topaktuell" absolut zutreffen und in "Apfelmädchen" tatsächlich das drin war, was draufstand: Nämlich spannende Unterhaltung made in Schweden!

Am 17. Januar 2024 erscheint mit "Gewittermann" der zweite Band aus der Reihe um Idun Lind. "Apfelmädchen" hat auf jeden Fall das Zeug zu einem Film oder einer Serie. Schauen wir mal, ob "Gewittermann" ein ebensolches Potenzial bietet.

In Schweden ist vor einigen Wochen übrigens schon Band drei mit dem Originaltitel "Sorgsystern" erschienen. Man darf also gespannt sein auf die nächsten Verlagsvorschauen von Penguin Random House und hoffen, dass der dritte Teil der Idun Lind-Reihe bald auf Deutsch angekündigt wird.

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Veröffentlicht am 21.02.2023

Dieser Roman hat alles, was ein guter Krimi braucht!

Die letzte Party
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Ein klirrend kalter Neujahrsmorgen am Llyn Drych, dem Mirror Lake, durch den die Grenze zwischen Wales und England verläuft: Die Einwohner des walisischen Dörfchens Cwm Coed haben sich zum traditionellen ...

Ein klirrend kalter Neujahrsmorgen am Llyn Drych, dem Mirror Lake, durch den die Grenze zwischen Wales und England verläuft: Die Einwohner des walisischen Dörfchens Cwm Coed haben sich zum traditionellen Neujahrsschwimmen versammelt. Doch die gute Stimmung wird bald getrübt, denn im See treibt eine Leiche – zweifelsfrei ein Mordopfer. Der Tote ist der aus Cwm Coed stammende Opernsänger Rhys Lloyd, der in seine Heimat zurückgekehrt ist, um am Llyn Drych das protzige Ferienparadies „The Shore“ für Gutbetuchte zu bauen. Die Luxus-Lodges und seine Bewohner stoßen im Dorf auf wenig Gegenliebe – doch ist das der Grund für den Mord an Rhys Lloyd?

Clare Mackintoshs Kriminalroman „Die letzte Party“ (Originaltitel: "The Last Party") ist der Auftaktband zu einer Reihe um die walisische Ermittlerin Ffion Morgan – und was für einer! Von der ersten Seite an glaubt man sich mitten in der Idylle im Grenzland zwischen Wales und England. Die Autorin lässt dank ihrer atmosphärischen Beschreibungen gestochen scharfe Bilder vor dem geistigen Auge ihrer Leserschaft entstehen. Und ebenso lebendig sind auch Clare Mackintoshs Charaktere, allen voran natürlich ihre Protagonistin Ffion Morgan, die gemeinsam mit DC Leo Brady von der englischen Polizei nach dem Mordmotiv und dem Täter sucht. Dabei ist die Ermittlerin eigentlich befangen, denn sie selbst lebt in Cwm Coed. Kompetenzgerangel und Parteilichkeit sind jedoch nur ein Aspekt der Geschichte.

Clare Mackintosh hat quasi zwei Welten erschaffen, die Lichtjahre voneinander entfernt zu sein scheinen, tatsächlich jedoch lediglich durch den See getrennt werden: Da sind einerseits die einfachen Leute aus Cwm Coed und die ebenso Schönen wie Reichen in „The Shore“. Doch wenn die Einheimischen meinen, die neuen Anwohner haben ihres Vermögens wegen keine Sorgen, dann irren sie gewaltig. Unverblümt lässt die Autorin ihre Leser hinter den schönen Schein blicken und man erfährt nach und nach, dass in „The Shore“ weiß Gott nicht alles Gold ist, was glänzt.

Clare Mackintosh, die selbst zwölf Jahre lang in Diensten der britischen Kriminalpolizei stand, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte, führt ihre Leser in ihrer Story auf Irrwege, streut falsche Verdächtigungen und baut gekonnte Twists ein.

Schon bald meint man, nahezu jeder hätte ein Motiv für den Mord an Rhys Lloyd. Zackige Dialoge und ein mit derben Spitzen durchwirkter Humor machen diesen Whodunnit-Krimi zu einem echten Lesevergnügen. Meine anfänglichen Befürchtungen, dass der Lesefluss womöglich durch zu viele und zu komplizierte walisische Begriffe beeinträchtigt werden könnte, bestätigte sich übrigens nicht. Die Autorin setzt Walisisch homoöpathisch dosiert ein.

Ein großes Lob für den zudem sprachlich hervorragenden Roman gebührt nicht nur Clare Mackintosh, sondern auch der Übersetzerin Sabine Schilasky.

Fazit: Ein Wahnsinns-Setting, originelle Charaktere, Spannung bis zum Schluss, ein toller Schreibstil und eine glaubhafte Auflösung: „Die letzte Party“ hat wirklich alles, was ein verdammt guter Kriminalroman braucht!

Ich fiebere schon jetzt dem zweiten Teil entgegen, auch wenn es vermutlich noch eine ganze Weile dauert, bis dieser in Deutschland erscheint. Die englische Originalausgabe des zweiten Bands mit dem Titel „A Game Of Lies“ kommt am 3. August 2023 auf den Markt.

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Veröffentlicht am 10.11.2022

Alles kommt vom Bergwerk her

Die Sehnsucht nach Licht
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Bedrückende Enge, Hitze, Finsternis und Staub – unter Klaustrophobie darf man als Bergmann nicht leiden. Und doch haben sich die Mitglieder der Familie Steiner aus dem erzgebirgischen Bad Schlema über ...

Bedrückende Enge, Hitze, Finsternis und Staub – unter Klaustrophobie darf man als Bergmann nicht leiden. Und doch haben sich die Mitglieder der Familie Steiner aus dem erzgebirgischen Bad Schlema über Generationen hinweg all diesen Widrigkeiten ausgesetzt, um dem Berg seine Schätze abzutrotzen.

Heute sind die Schächte stillgelegt und anstelle der Bergleute fahren Touristen und Interessierte ein, um sich im Besucherbergwerk ein Bild vom Leben unter Tage zu machen. Luisa, mit 30 Jahren das jüngste Mitglied der Bergarbeiterfamilie Steiner, vermittelt den Gästen im Schacht 15IIb mit Enthusiasmus, wie es einst unter der Erde zugegangen ist. Dabei kann sie auf Informationen und Erinnerungen aus erster Hand zurückgreifen, denn ihr Vater, ihr Großvater, ihr Urgroßvater und sogar ihr Ururgroßvater waren Bergleute. Auch ihr Großonkel Rudolf gehörte dieser Zunft an – bis er eines Tages nicht mehr von der Schicht nach Hause kam. Luisa beschließt, sich auf die Spuren ihres Großonkels zu begeben und lüftet dabei ungewollt so manches Familiengeheimnis …

Dem Erscheinen von „Die Sehnsucht nach Licht“ habe ich voller Ungeduld entgegengefiebert. Ich wohne nur 15 Kilometer entfernt von Bad Schlema, dem Hauptschauplatz des Romans und gleichzeitig dem Wohnort der fiktiven Familie Steiner, und finde Regionalgeschichte absolut fesselnd. Am 25. Oktober 2022 wurde „Die Sehnsucht nach Licht“ bei HarperCollins veröffentlicht – und ich habe das Buch im Rekordtempo gelesen!

In sich abwechselnden Kapiteln erzählt Autorin Kati Naumann von der Vergangenheit der Familie Steiner, beginnend im Jahre 1908, und der heutigen Zeit, die im Herbst 2019 angesiedelt ist. Ich bin ehrlich beeindruckt, wie viel Geschichte und Geschichten die Autorin auf 416 Seiten platziert hat, ohne dabei jemals oberflächlich zu sein.

Jede Zeit, jede Epoche im Roman hat ihre ganz eigene, charakteristische Atmosphäre, die Kati Naumann für ihre Leser lebendig und greifbar macht. Spielend leicht versetzt die Autorin einen in die Kaiserzeit, in entbehrungsreiche Kriegsjahre, in die 40 Jahre währende DDR bis in die Gegenwart. Auch die Traditionen kommen nicht zu kurz: Von den Rauhnächten über die Mettenkerze bis hin zum Schwibbogen lässt die Autorin erzgebirgisches Brauchtum in ihre Geschichte einfließen.

Den einzelnen Sohlen in einem Bergwerk ähnlich, beleuchtet Kati Naumann Generation für Generation der Steiners, gibt ihnen eine Stimme, lässt sie aus ihrem Leben erzählen, das sich im Laufe der Zeit genauso wandelt wie der einst so mondäne Kurort. Der Stammbaum der Familie ganz am Anfang des Buchs erweist sich als äußerst hilfreich, sonst würde man bei fünf Generationen früher oder später den Überblick verlieren.

„Die Sehnsucht nach Licht“ ist nicht nur eine Familiensaga, bei der die „kleinen“ Leute im Mittelpunkt stehen, sondern auch die Biografie eines Ortes, der im Laufe der Jahrzehnte immer wieder sein Gesicht verändert hat.

Selbst als „Hiesige“ habe ich beim Lesen von „Die Sehnsucht nach Licht“ eine Menge Neues erfahren. Spannend erzählt, kombiniert Kati Naumann gründlich recherchierte (Bergbau-)Geschichte mit mitreißendem Familienroman. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Es war ein Genuss, dieses Buch zu lesen!

Und spätestens, wenn man dann nach 416 Seiten das Buch zuklappt, weiß man, warum sowohl für die Familie Steiner als auch für das Erzgebirge gilt: „Alles kommt vom Bergwerk her.“

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