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Veröffentlicht am 27.02.2024

Gutes Buch

Wir für uns
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Josie ist 41 Jahre alt und von einem verheirateten Mann schwanger. 9 Jahre hat sie bereits ein Verhältnis mit Bengt, der weder das Baby, noch seine Frau verlassen möchte.

Kathi ist 70 Jahre alt. Ihren ...

Josie ist 41 Jahre alt und von einem verheirateten Mann schwanger. 9 Jahre hat sie bereits ein Verhältnis mit Bengt, der weder das Baby, noch seine Frau verlassen möchte.

Kathi ist 70 Jahre alt. Ihren Mann hat sie gerade beerdigt und sie weiss nicht recht wie es weitergehen soll.
Ihren kleinen Lebensmittelladen musste sie vor Jahren schliessen. Dieser hatte kaum noch Geld zum Leben abgeworfen, als sich im nächsten Dorf eine Filiale einer grossen Supermarktkette niederließ.
Am liebsten würde sie sich um ein Enkelkind kümmern, doch in der Ehe ihres Sohnes kriselt es gewaltig.
Wie soll es weiter nun weitergehen?

Durch einen Zufall lernen sich Josie und Kathi kennen.

Ich hatte zu Beginn mit beiden Charakteren meine Schwierigkeiten. Josie ist verpeilt, chaotisch und träumt sich ihr Leben schön und Kathi ist eher introvertiert und empathielos,
Die Begegnung der beiden Frauen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, ist positiv. Beide unterstützen sich und fördern Charakterzüge der anderen.

Barbara Kunraths Roman packt wichtige Themen wie Trisomie 21, Risikoschwangerschaften, Homosexualität sowie Konflikte und Generationsprobleme zwischen Eltern und Kindern an.
Ihr Schreibstil ist flüssig, die Geschichte wird abwechselnd von Josie oder Kathi erzählt.

Was ich hier an diesem Hörbuch nicht mochte, war die Sprecherin: Die Stimme war zu schrill und immer gehetzt,. Dafür gibt es hier aber keinen Punktabzug.

Eine gelungene, zeitgenössische Familiengeschichte.

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Schöne Familiengeschichte

Hallo, du Schöne
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HALLO DU SCHÖNE
Ann Napolitano

Die Basketball-Karriere von William Water endet abrupt, als er während eines Spiels gefoult wird. Dabei bringt der junge Student aus Chicago alle Eigenschaften, die man ...

HALLO DU SCHÖNE
Ann Napolitano

Die Basketball-Karriere von William Water endet abrupt, als er während eines Spiels gefoult wird. Dabei bringt der junge Student aus Chicago alle Eigenschaften, die man für eine Profi-Basketballer-Karriere braucht, mit: Er ist zwei Meter groß, sportlich und in einer super Verfassung.
Aber nicht nur das, auch privat läuft es gut, denn er ist mit der schönen Julia Padavano zusammen.
Doch es ist mehr als nur "mit Julia zusammen zu sein". Ihre ganze Familie ist zu seiner eigenen geworden. Mit seinen Eltern will er keinen Kontakt mehr pflegen, denn sie haben ihn seit dem Tod seiner älteren Schwester ignoriert - und das ist buchstäblich sein ganzes Leben. Sie starb einige Wochen nach seiner Geburt ...
Doch er denkt selten an seine Eltern, jetzt hat er Julia inklusive ihrer ganzen guten Eigenschaften wie Strebsamkeit und Verlässlichkeit. Langeweile kommt in ihrer Familie nicht auf. Mutter Rose ist zwar eine ewig nörgelnde Frau und Vater Charlie genehmigt sich gerne einen, aber die vier Schwestern halten zusammen und beleben mit ihren unterschiedlichen Charakteren die Familie. Julia ist die Älteste von ihnen und sie wollte nicht nur immer die Erste sein, sondern auch die Beste - aber am meisten wollte sie William: ihn heiraten, ein Kind von ihm bekommen und nach seiner Promotion soll so schnell wie möglich ein großes Haus folgen!

Doch wie es so im Leben ist, kommt es manchmal ganz anders. Als Julias Vater unerwartet stirbt, droht die ganze Familie auseinanderzubrechen …
Was aber genau geschieht, müsst ihr selbst lesen.

Napolitano nimmt uns mit nach Chicago, New York und Florida, wo wir die Familie Waters/Padavano über 50 Jahre auf 500 Seiten begleiten.
Sie lässt ihre unterschiedlichen Protagonisten abwechselnd zu Worte kommen und so hören wir bereits bekannte Geschichten ein weiters Mal aus einer anderen Perspektive. Aber hier kommt leider auch mein kleiner Kritikpunkt, denn egal welcher Protagonist gerade seine Perspektive darstellt, verändert die Autorin leider nie ihren Schreibstil und so hört sich alles gleich an.

Dennoch eine schöne Familiengeschichte, die sich sehr gut lesen lässt.
4/ 5

Mein Lieblingssatz:
„Alte Menschen sind wie alte Bäume, deren Wurzelwerk in der Erde an Halt verliert. Sie fallen sanft um. Aber wenn jemand wie deine Tante X (Name nicht genannt, um nicht zu spoilern) stirbt, vor ihrer Zeit, werden die Wurzeln aus dem Boden gerissen, das Erdreich bricht auf, und alle in der Nähe sind in Gefahr, ebenfalls umgeworfen zu werden“. (Tolino S. 382)

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Schmunzeln und Intrigen à la Noll

Gruß aus der Küche
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GRUß AUS DER KÜCHE
Ingrid Noll

Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
Die hat einen andern erwählt;
Der andre liebt eine andre,
Und hat sich mit dieser vermählt.
Heinrich Heine (S. 62)

Die etwas runde, 40-jährige ...

GRUß AUS DER KÜCHE
Ingrid Noll

Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
Die hat einen andern erwählt;
Der andre liebt eine andre,
Und hat sich mit dieser vermählt.
Heinrich Heine (S. 62)

Die etwas runde, 40-jährige Irma hat aus dem Restaurant „Zum Hirschen“ ein vegetarisches Restaurant gemacht. Die „Aubergine“ läuft gut. Alle sind zufrieden. Das etwas illustre Aubergine-Team ist gut eingespielt und arbeitet Hand in Hand.
Da haben wir den großen Kellner Josh, in den Irma seit Jahren verliebt ist. Einst hatten sie eine kleine Bettbeziehung, aber Josh hat es auf die 17-jährige Kellnerin Lucy abgesehen.
Vinzent, bereits über 80 Jahre alt, ist der „Gemüsemann“ und hilft in der Küche - er verfolgt ganz andere Ziele und hat ein Auge auf die Chefin und talentierte Irma geworfen.

Wie wir es von Ingrid Noll gewohnt sind, beschreibt die Autorin ihre Charaktere detailliert und mit viel Charme. Jeder dieser Protagonisten intrigiert und manipuliert die anderen, um an sein Ziel zu kommen.

Auch in ihrem neuen Roman hat die Autorin mich wieder zum Schmunzeln gebracht. Ingrid Noll ist eine Meisterin der Inszenierung.
Lediglich die kleinen Respektlosigkeiten gegen den älteren Vinzent waren mir zu viel.
Dennoch eine lockere, stimmige Geschichte, genau das richtige Buch für einen kühlen Abend mit einer Parmigiana und einem Glas Rotwein in der Hand.

Fazit:
Gute Unterhaltung à la Ingrid Noll.
4/ 5

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Veröffentlicht am 20.02.2024

Toxische Mutter-Tochter-Beziehung

Wir sitzen im Dickicht und weinen
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WIR SITZEN IM DICKICHT UND WEINEN
Felicitas Prokopetz

Eigentlich hatte „Val“ Valerie mit ihrer Mutter schon seit frühester Kindheit Probleme: Mutter Christina nahm es nie genau mit der Erziehung. Da keiner ...

WIR SITZEN IM DICKICHT UND WEINEN
Felicitas Prokopetz

Eigentlich hatte „Val“ Valerie mit ihrer Mutter schon seit frühester Kindheit Probleme: Mutter Christina nahm es nie genau mit der Erziehung. Da keiner sie weckte, kam Val selten pünktlich zur Schule und auch für die Zubereitung der Mahlzeiten fühlte sich Mutter Christina nicht verantwortlich. Was die Freunde von Val als „ cool“ bezeichneten, nervte sie. Sie liebte es, bei Oma zu sein. Regeln zu befolgen, aber auch Liebe zu erhalten. Oma hört ihr zu und sie beschäftigte sich mit ihr. Es wurden Spiele gespielt, vorgelesen und lange Spaziergänge gemacht.

Mutter Christina sieht das ganz anders: Immerhin war Val Schuld daran, dass sie es schwer hatte, einen Mann kennenzulernen. Wer wollte schon eine Frau mit so einem Anhängsel, wie sie es hat? Ihretwegen konnte sie nie ausgehen und auch ihr Studium musste sie abbrechen, weil sie mit Val schwanger war. Und auch diese Windeln, die immer gewechselt werden mussten! Warum hat sich die Tochter eigentlich nie dafür bedankt? Ihr ganzes Leben hat sie sich nur für ihre Tochter aufgerieben.

Es ist kompliziert, diese Mutter-Tochter-Beziehung und jetzt ist Christina an Krebs erkrankt.

In Rückblicken erfahren wir Vals Familiengeschichte: Beide Großmütter werden beleuchtet, dabei springt die Autorin nicht nur in der Zeit, sondern lässt auch unterschiedlichste Familienmitglieder zu Wort kommen.
Vier Generationen dürfen wir als Leser begleiten und es wird nicht nur aufgezeigt, wie sich die Familienaufstellung innerhalb einer Familie in diesen fast hundert Jahren veränderte, sondern auch die Stellung der Frau im allgemeinen.

Ob die beiden Frauen es schaffen, sich aufgrund der Krankheit näher zu kommen, müsst ihr allerdings selber herausfinden.

Nachdem ich mich eingelesen hatte, gefiel mir die Geschichte gut. Hilfreich wäre es sicherlich gewesen, einen kleinen Familienstammbaum im Buch zu haben.
Ich glaube, dass ich nicht erwähnen muss, wie sehr mich Christina genervt hat. Ich war absolut im Team Val!
Trotzdem empfand ich das Buch als unglaublich authentisch.
Leseempfehlung für alle, die schwierige Familienkonstellationen mögen.
4/ 5

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Schöne Geschichte!

Leuchtfeuer
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LEUCHTFEUER
Dani Shapiro

… ist die Geschichte zweier Familien, die fast Tür an Tür in einem Vorort von New York wohnen, aber keinen Kontakt zueinander haben.
Nur zwei Mal im Leben werden sich ihre Wege ...

LEUCHTFEUER
Dani Shapiro

… ist die Geschichte zweier Familien, die fast Tür an Tür in einem Vorort von New York wohnen, aber keinen Kontakt zueinander haben.
Nur zwei Mal im Leben werden sich ihre Wege kreuzen und beide Male kommt es zu ungewollten, dramatischen Ereignissen.

Da ist die jüdische Familie Wilf, wo der Vater Dr. Wilf in einer Nacht eine fatale Entscheidung trifft, die das Leben aller Familienmitglieder zeitlebens verändert:
Kurz zuvor hatte seine Tochter Sarah - leicht beschwipst - ihrem 15-jährigen jüngeren Bruder den Autoschlüssel zugeworfen. Dieser nutzte die Situation aus, um sich vor seiner Klassenkameradin aufzuspielen und raste mit hoher Geschwindigkeit durch die Nacht, bis ein Baum der kleinen Spritztour ein Ende setzte.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lebt die Familie Schenkman.
Vater Schenkman leidet nicht unter Testosteronmangel. Sport steht über alles. Sein muskulöser Oberkörper ist ihm wichtig, auch wenn sein kurzer Hals damit noch kleiner wirkt.
Leider hat ausgerechnet er einen Sohn, der überhaupt nicht in sein männliches Weltbild passt: Waldo ist introvertiert und fühlt sich den Sternen und Galaxien nah.
Dieses „Gehabe“ bringt Vater Schenkman regelmäßig an seine Grenzen und lässt ihn überschäumen.

Nicht chronologisch, aber immer nachvollziehbar, lässt uns Dani Shapiro in das Leben zweier ganz unterschiedlicher Familien blicken, wo jeder seine Traumata und Geheimnisse hat und mit den Entscheidungen und Fehlern aus der Vergangenheit leben muss.

„Wenn man die Zeit als Ganzes begreifen könnte, würde man sehen, dass die Vergangenheit bestehen bleibt und nicht im Rückspiegel verschwindet.“ (S. 296 Tolino)

Alles nicht ganz neu, dennoch gefiel mir die Geschichte. Oft habe ich das Buch zur Seite gelegt, um zu reflektieren und meinen Gedanken nachzugehen.
Von mir gibt es deshalb eine klare Leseempfehlung.
4/ 5

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