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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2021

Ein Leben in zarten Tönen wiedergegeben

Was wir scheinen
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Hannah Arendt reist 1975 ein letztes Mal von New York in die Schweiz. Hier möchte sie noch einmal ihr bewegtes Leben Revue passieren lassen. Die Flucht aus Deutschland nach Frankreich und schließlich in ...

Hannah Arendt reist 1975 ein letztes Mal von New York in die Schweiz. Hier möchte sie noch einmal ihr bewegtes Leben Revue passieren lassen. Die Flucht aus Deutschland nach Frankreich und schließlich in die USA, sowie der Eichmann-Prozess in Jerusalem spielen eine tragende Rolle.

In ruhiger, ja teils poetischer Sprache, lässt Hildegard E. Keller die Leser teil an Ausschnitten aus Hannah Arendts Leben haben. Sie blickt immer wieder auf Gespräche mit ihr wichtigen Personen zurück. So trifft sie zum Beispiel auf die junge Ingeborg Bachmann und lädt sie zum Kaffee ein.

Ich persönlich fand den Roman etwas langatmig. Das wirklich Interessante im Leben von Hannah Arendt, wie der Eichmann-Prozess oder ihre Flucht aus einem Internierungslager in Frankreich, spielen nur am Rand eine Rolle. Es wird sehr viel gesprochen und reflektiert. Das kann ganz schön ermüdend sein.
Wer aber die poetische Seite von Hannah Arendt zu schätzen weiß, wird bei dem Roman auf seine Kosten kommen. Die Autorin zitiert immer mal wieder aus den Gedichten und zeigt somit auch die eher unbekannte Seite Arendts.
Auf Spannung wird in diesem Buch weitgehend verzichtet. Es sind eher die poetischen, leisen Töne, die Hildegard E. Keller hier anklingen lässt.

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Veröffentlicht am 03.01.2021

Informativ, aber die Praxis fehlt

Der Elternkompass
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Das Buch hat sich zur Aufgabe gemacht, die neusten Studien aus dem Bereich Kinder und Erziehung anschaulich zu erklären.

Es beginnt mit Schwangerschaft und Geburt. Danach folgen die Kleinkinder. Hier ...

Das Buch hat sich zur Aufgabe gemacht, die neusten Studien aus dem Bereich Kinder und Erziehung anschaulich zu erklären.

Es beginnt mit Schwangerschaft und Geburt. Danach folgen die Kleinkinder. Hier geht es zum Beispiel um die Ernährung und ums trocken werden. Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit den Schulkindern. Hier geht es vor allem um Mediennutzung und ob Hausaufgaben wirklich sinnvoll sind.

Es werden die Studien ausgewertet, jedoch keine weiteren Tipps für die Umsetzung gegeben. Der Inhalt ist jedoch leicht verständlich.

Ich habe mich beim lesen eher etwas unwohl gefühlt. Ständig spürt man den erhobenen Zeigefinger. Vor allem im ersten Kapitel über Schwangerschaft und Geburt. Das ein Kaiserschnitt nicht optimal ist, wissen wir doch schon lange. Doch hier werden wieder nur die Risiken dieser Geburtsmethode aufgezählt, aber die Risiken einer natürlichen Geburt weggelassen. Das finde ich etwas einseitig. Und das das Stillen das Beste für ein Kind ist, ist nun doch auch nichts neues mehr. Aber wenn es nun mal nicht klappt, ist es nun mal so, da helfen einem auch keine Studien weiter und man hat nur wieder ein schlechtes Gewissen. In den ersten Kapiteln werden meistens auch nur Mütter angesprochen und die Väter etwas außen vor gelassen.
Oft werden auch Studien über Naturvölker herangezogen, doch können wir deren Alltag mit dem unsrigen gar nicht vergleichen.

Nichtsdestotrotz kann ich das Buch durchaus weiterempfehlen für jeden der sich auf den neusten Stand in Sachen Erziehung bringen will.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Ein witziger Einstieg in das 1. Jahr mit Baby

Windeln, Wahnsinn, Wochenbett
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"Windeln, Wahnsinn, Wochenbett" ist ein Buch, welches das erste Jahr mit Baby anhand von zwölf Geschichten erlebbar macht. Teilweise sind die Geschichten sehr witzig und überspitz, oft aber auch genau ...

"Windeln, Wahnsinn, Wochenbett" ist ein Buch, welches das erste Jahr mit Baby anhand von zwölf Geschichten erlebbar macht. Teilweise sind die Geschichten sehr witzig und überspitz, oft aber auch genau zutreffend auf diese prägende erste Zeit mit Baby. Am Ende des Buches gibt es dann noch Expertentipps rund um das Thema Stillen, Paarbeziehungen und Babys Gesundheit.

Das Buch ist allerdings ausschließlich an die Mütter adressiert. Väter haben hier oft nur eine Nebenrolle. Auch sind die Familien in den Geschichten alle durchweg dem städtischen Bildungsbürgertum zuzuordnen und damit gut situiert. Geringverdiener auf dem Land haben da oft mit ganz anderen Problemen zu kämpfen.

Dennoch ist das Buch für einen witzigen, nicht ganz ernst gemeinten, Einstieg in die Babyzeit zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Familiengeschicht vor historischem Hintergrund

Die Galerie am Potsdamer Platz
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Berlin Anfang der 1930er Jahre: Die junge Alice Waldmann will nach dem Tod ihrer Mutter, den Kontakt zu ihrer restlichen Familie wieder aufnehmen und geht dafür nach Berlin. Hier trifft sie auf ihre hart ...

Berlin Anfang der 1930er Jahre: Die junge Alice Waldmann will nach dem Tod ihrer Mutter, den Kontakt zu ihrer restlichen Familie wieder aufnehmen und geht dafür nach Berlin. Hier trifft sie auf ihre hart erscheinende Großmutter, die ein Geheimnis hütet und auf ihre beiden Onkel, die die alte Kunstgalerie der Familie wieder zum Leben erwecken wollen. Alice lernt durch ihre Verwandtschaft viele Künstler und einflussreiche Leute kennen. Sie entschließt sich als Fotografin tätig zu werden. Auch ihre große Liebe lernt sie kennen: John. Der aufkeimende Nationalsozialismus bringt diese Liebe jedoch in Gefahr und das entdecke Geheimnis ihrer Großmutter machen das Leben für Alice in Berlin nicht gerade erträglich.
Das Buch fängt gut den Zeitgeist der 1930er Jahre ein. Es wird sehr, sehr viel geraucht. Mindestens eine Schachtel pro Kapitel. Dennoch fand ich es etwas oberflächlich mit zu wenig Tiefgang. Das Familiengeheimnis wird gelüftet und dann plätschert die Story so vor sich hin. Zum Ende wird es noch kurz spannend, doch insgesamt ist es eher eine Familiengeschichte vor historischem Hintergrund. Kann man lesen, muss es aber nicht.

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Veröffentlicht am 20.02.2024

Poetische Verarbeitung von familiärer NS- Vergangenheit

Sund
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Die namenlose Erzählerin ist dabei die NS-Vergangenheit ihres Urgroßvaters aufzuarbeiten. Viel wurde darüber in der Familie geschwiegen, viel verdrängt oder verdreht. Schließlich braucht sie davon eine ...

Die namenlose Erzählerin ist dabei die NS-Vergangenheit ihres Urgroßvaters aufzuarbeiten. Viel wurde darüber in der Familie geschwiegen, viel verdrängt oder verdreht. Schließlich braucht sie davon eine Pause und fährt auf die Insel Lykke. Doch auch auf der Insel wird die Vergangenheit verschwiegen.

"Zum Frühstück: trockene Kekse. Zum Mittag: Orthopädie im Nationalsozialismus. Zu Abend: gebratene Panik."

"Hinten auf den Feldern leuchten die Feuer. Die Einwohnerinnen verbrennen ihre Erinnerungen und ihren Müll, und für sie ist es dasselbe."

Zu Beginn der Lektüre habe ich mir zahlreiche Passagen unterstrichen und konnte gar nicht mehr mit dem Lesen aufhören, weil ich die Sprache und die Bilder, die mit ihr gezeichnet wurden, so schön fand. Doch mit dem zweiten Kapitel war ich dann leicht überfordert. Hier fährt die Leserin auf die Insel Lykke. Hier treten Figuren auf, deren Handeln ich so gar nicht einordnen konnte. Oder hat sich die Erzählerin nur alles eingebildet?

Dann folgte das dritte Kapitel. Hier setzt sich die Erzählerin sehr konkret mit der NS-Vergangenheit auseinander. Das hat mich nun wieder sehr interessiert und ich fand die Umsetzung auch sehr gelungen. Hier wurden Textpassagen aus Büchern, Tagebüchern und Briefen wiedergegeben.

Dann verlässt die Erzählerin die Insel wieder und verwaltet die Vermietung von Bunkern an Touristen. Die können anscheinend nicht genug von der dunklen Vergangenheit bekommen und mieten sich in die Betonklötze ein. Hier fühlte ich mich dann leicht ertappt, weil ich auch immer jeden Bunker, der an irgendeiner Küste auftaucht, besichtigen will.

Ich bin sehr zwiegespalten, so wie auch das Buch für mich. Leider lässt mein Kleinkind-Alltag es auch nicht zu, mich länger mit einem solchen Text auseinanderzusetzten., wie dieser es verdient bzw. auch benötigt. Denn ganz klar wird hier vom alleinigen Lesen nichts.

Wer die Muße hat, sich auf solch einen Text einzulassen, dem sei das Buch empfohlen. Für mich hat es leider nicht so gut funktioniert, aber bei 129 Seiten ist das auch nicht so tragisch.

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