Abgründige Faszination
Austrian Psycho Jack Unterweger
Der Fall Jack Unterweger ist vielen noch in Erinnerung. Es war einer der spektakulärsten Kriminalstorys Österreichs. Und selbst 30 Jahre nach seinem Tod fasziniert dieser trickreiche Serienmörder die ...
Der Fall Jack Unterweger ist vielen noch in Erinnerung. Es war einer der spektakulärsten Kriminalstorys Österreichs. Und selbst 30 Jahre nach seinem Tod fasziniert dieser trickreiche Serienmörder die Nachwelt.
Der 1974 zu lebenslanger Haft verurteilte Frauenmörder Jack Unterweger erfährt in Haft eine Wandlung. Er holt seinen Hauptschulabschluss nach und beginnt zu schreiben, unterstützt von seiner Betreuerin, der Schriftstellerin Sonja von Eisenstein. Unterweger wird bekannt als »Häfnpoet« . Häfn werden im österreichischen Volksmund Gefängnisse genannt. Es gelingt Unterweger Texte im ORF und in Magazinen zu veröffentlichen. Jetzt wird Öffentlichkeit auf diesen Häfnpoeten aufmerksam. Unterwegers Bekanntheit wächst. Schriftsteller und Kulturschaffende setzten sich für seine Freilassung ein, darunter sehr viele berühmte und wichtige Personen. 1990 kommt er frei. Nun genießt er es im Licht der Öffentlichkeit zu stehen, tritt im weißen Anzug auf, gibt sich souverän und wortgewandt. Die österreichische Kulturszene hat ihm den roten Teppich ausgerollt und er will bewundert werden.
Trotz seiner vermeintlichen Rehabilitation mordete Unterweger weiter. Weitere elf Frauen verloren ihr Leben.
Der Autor Malte Herwig beleuchtet in seinem Buch “Austrian Psycho: Jack Unterweger” den Fall aus der Sicht eines Journalisten, der Jack Unterweger gekannt hatte. Dabei vermittelt er den Eindruck, dass das Buch ein anderer schreibt und er nur als Co-Autor fungiert. Er schafft den unbekannten Kollegen alles Material an, um diesen Fall für die Leserschaft aufzurollen.
Wir lernen Jack Unterweger kennen, erfahren, dass er es mit der Wahrheit schon immer nicht genau nahm und das große Teile seiner Literatur vermutlich aus der Feder seiner Betreuerin, der Schriftstellerin Sonja von Eisenstein, stammen. Unterweger versteht es sein Umfeld zu manipulieren und für sich einzuspannen. Er möchte Aufmerksamkeit, und bekommt sie. Er möchte berühmt sein, und man spricht noch heute von ihm. Er hat es also geschafft. Die Faszination des Bösen zieht uns an und stößt uns ab.
Mir hat der Stil von Malte Herwig durchaus gefallen. “Austrian Psycho: Jack Unterweger” ein etwas anderer True-Crime. Zum Fall Unterweger gibt es übrigens auch einen Podcast. Der Autor Malte Herwig erzählt in seiner Podcast-Serie "JACK. Gier frisst Schönheiten.", was unter dem Deckmantel der Literatur wirklich passiert ist und wie Jack Unterweger es geschafft hat, alle zu täuschen: die Literaturszene, seine Liebschaften, die Polizei.
Fazit: Auch heute noch fasziniert dieser Fall und zeigt, wie leicht wir Menschen getäuscht werden können, wenn wir nicht alles kritisch hinterfragen. Absolute Leseempfehlung.