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Veröffentlicht am 20.02.2024

Spektakuläre Ganovinnengeschichte mit zuviel Personal

Mayfair House
0

London, zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der schwerreiche Mr. de Vries ist verstorben, einzige Erbin ist seine Tochter, die jetzt die riesige Villa allein bewohnt – so allein, wie man mit Heerscharen von ...

London, zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der schwerreiche Mr. de Vries ist verstorben, einzige Erbin ist seine Tochter, die jetzt die riesige Villa allein bewohnt – so allein, wie man mit Heerscharen von Dienern eben lebt. Sie will sich schnellstens verheiraten und plant eine gigantische Party. Doch Miss de Vries ist keineswegs die einzige Tochter des reichen Mannes, und schon gar nicht die einzige Verwandte. Und so verfolgen die Dienstboten des Hauses eigene Pläne.
Besonders gut gefallen haben mir die weiblichen Hauptpersonen. Eigentlich handeln hier nur Frauen, und sie sind selbstbewusst und mutig bis zur Kühnheit. Aber es sind einfach zu viele: Zu viele wichtige Personen, zu viele komplexe Beziehungen, die das Geschehen beeinflussen und somit zu viele scheinbar gleichwertige Handlungsstränge, denen ich schließlich kaum noch folgen konnte. Mir fehlte eine Gewichtung, ein Fokus. So kam auch keine rechte Spannung auf, und für bloße Unterhaltung ist die Geschichte zu komplex. Schade. Doch es gibt eine Menge toller Ideen, was die Selbstinszenierung der Reichen betrifft. Auch Elend und Armut werden hier gezeigt und wie sich die nicht so reichen Leute so durchschlagen. Denn diese sind die Hauptpersonen. Doch eine charakterliche Entwicklung konnte ich nicht erkennen. Dafür stand wieder das Geschehen und die Frage, ob das Geplante denn gelingt, zu sehr im Mittelpunkt.
Fazit: Dies ist weder ein Spannungsroman noch eine Charakterstudie. Man hätte mehr draus machen können, auf dreimal so vielen Seiten.

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Amüsant und besonders

Spellbound - Lieber verhext als verstorben
2

Spellbound ist ein Ort, in dem ausschließlich magische Wesen leben: Hexen, Vampire, Harpyen, Werwölfe, Gorgonen, Feen und viele andere. Anwältin Emma ist eine Hexe und aus der normalen, menschlichen Welt ...

Spellbound ist ein Ort, in dem ausschließlich magische Wesen leben: Hexen, Vampire, Harpyen, Werwölfe, Gorgonen, Feen und viele andere. Anwältin Emma ist eine Hexe und aus der normalen, menschlichen Welt hergekommen. Das geschah schon vor vier Bänden, dies ist der fünfte. Für mich war es der erste, den ich las. Es ist allerdings keine abgeschlossene Geschichte.
Emma ist Anwältin und arbeitet mit den ermittelnden Sheriffs zusammen. Da macht sie immer wieder den Eindruck einer vernünftigen Person. Doch wenn es um die Liebe geht, ist sie ein unvernünftiger Teenager, was ziemlich witzig erzählt wird. Der Mann, den sie seit mehreren Bänden liebt, wird bald eine andere heiraten. Lässt sich das noch verhindern? Als sie sich mit einem Minotaurus anfreundet, legt sie großen Wert darauf, dass dies „nur“ Freundschaft sei und kein Date. Sie gibt die Hoffnung auf ihren Daniel nicht auf.
Der Stil ist flüssig und leicht zu lesen. All die Geister, Vampire und Medusen machen das Buch amüsant und besonders, man könnte fast sagen: divers. Es gibt auch einen Kriminalfall. Ein Satyr wurde ermordet. Doch das ist eher ein Nebenplot. Im Mittelpunkt stehen die Liebesgeschichte und die zahlreichen seltsamen Wesen, die in größter Selbstverständlichkeit in Spellbound existieren und ihre Eigenarten ausleben. Damit hat mir das Lesen größtenteils Freude gemacht.
Fazit: Eine unterhaltsame Liebesgeschichte vor dem Hintergrund allerhand fantastischer Gestalten und Umstände. Man kommt gut rein, aber ein befriedigendes Ende gibt es nicht. Mit weiteren Fortsetzungen ist zu rechnen.

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Veröffentlicht am 17.12.2023

Weltverbesserung im Alltag

Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?
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Till Raether ist Journalist und Krimiautor. Ein hat bereits einen erfolgreichen Essay über Depressionen veröffentlicht. Nun also Hoffnung.
Unsere heutige Welt ist so komplex, dass man sich an vielen Stellen ...

Till Raether ist Journalist und Krimiautor. Ein hat bereits einen erfolgreichen Essay über Depressionen veröffentlicht. Nun also Hoffnung.
Unsere heutige Welt ist so komplex, dass man sich an vielen Stellen fragen muss, was es eigentlich nützt, wenn man sich engagiert. Wenn man zum Beispiel klimaneutral lebt oder vegan, hilft das wirklich irgendwem? Wenn man nichts bei Amazon bestellt und auch nichts bei Kik und Primark kauft, verändert sich deswegen irgendetwas?
Raether stellt Fragen, die sich heutzutage viele Menschen stellen. Einfache Antworten gibt es nicht. Aber es gibt Hoffnung. Was das genau bedeutet, darüber denkt er hier ausführlich nach. Seine Quellen sind die Literatur (wie Emily Dickinson) und allgemein zugängliche Zeitschriften und Bücher. So gibt ein Vaclav Havel zugeschriebenes Zitat Anlass zum Nachdenken: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht sondern dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“
Die meisten Überlegungen hat man schon einmal irgendwo gelesen oder mit anderen ausgetauscht. Durch die persönliche Herangehensweise und die zahlreichen Anekdoten ist das Buch flüssig zu lesen, zumal es nicht lang ist und die Kapitel kurz sind. Es kann helfen, einige Fragen in ein realistisches Licht zu rücken. Neues bietet es nicht.

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Veröffentlicht am 29.11.2023

Unterhaltsam aber etwas dünn

Commissario Tasso treibt den Winter aus
5

In Tramin in Südtirol wird der Karnevalsdienstag traditionell mit dem Egetmann-Umzug gefeiert. Eine wilde Party mit zähneklappernden Monstern, die frei herumlaufen. Dabei wird jemand erstochen. Aurelio ...

In Tramin in Südtirol wird der Karnevalsdienstag traditionell mit dem Egetmann-Umzug gefeiert. Eine wilde Party mit zähneklappernden Monstern, die frei herumlaufen. Dabei wird jemand erstochen. Aurelio Tasso und Mara Oberhöller ermitteln. Sie sind bereits aus zwei Vorgängerbänden bekannt.
Das Buch ist flüssig geschrieben, sprachlich lässt es sich gut lesen. Wir lernen einige Winzer kennen sowie die örtliche - zuständige – Polizei, einen Journalisten und verschiedene Einheimische. So richtig klare Profile oder starke Persönlichkeiten sind nicht darunter. Man hat deshalb mit sehr vielen Nebenfiguren zu tun, die schwer auseinanderzuhalten sind. Die Geschichte selbst kommt nur langsam in Gang. Erst in der zweiten Hälfte wird es etwas fesselnder.
Die Hauptpersonen sind sympathisch, wobei Tasso noch Folgen aus einer früheren Geschichte zu gewärtigen hat. Deshalb sind seine Stimmung und sein Verhalten oft nur verständlich, wenn man die Vorgängerbände kennt.
Die politische Thematik um Tirol und Norditalien wird leider nur gestreift. Der Kriminalfall selbst enthält wenig Brutalität, aber auch nicht allzuviel Spannung. Die gewählte Zeit, die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, zeigt die typischen Geschlechterrollen. Frauen heiraten, ein anderes Lebensmodell gibt es nicht für sie. Die Hautperson Mara Oberhöller ist da ganz anders. Sie ist keine Einheimische, und sie löst den Kriminalfall fast alleine und teilweise unter großem Einsatz.
In jener Zeit fehlte es an Technik. Es gab keine Handys, keine Computer und zu wenig öffentliche Telefone. Auch sonst finden wir die Lebens- und Denkweisen dieser Epoche wieder, unter anderem auf dem Cover. Das passt sehr gut.
Wer sich darüber hinaus für Tramin, Tirol und Norditalien interessiert, dem sei das Buch ans Herz gelegt. Für Krimifans und Freunde guter Unterhaltung ist es etwas dünn und unübersichtlich.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 04.10.2023

Alle Stepptänzer trinken Zitronengenever

Stepptanz
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Helge Schneider ist bekannt für albernen Quatsch und gute Musik. Er hat viele Bücher veröffentlicht und ist regelmäßig als Entertainer auf Tour.
Ein Toter wird gefunden. Aber ist das überhaupt ein Mensch? ...

Helge Schneider ist bekannt für albernen Quatsch und gute Musik. Er hat viele Bücher veröffentlicht und ist regelmäßig als Entertainer auf Tour.
Ein Toter wird gefunden. Aber ist das überhaupt ein Mensch? Kommissar Schneider ermittelt. Er ist ein ziemlich schräger Typ, und dies ist bereits sein siebter Fall. Es entsteht eine Geschichte voller abstruser Einfälle, abgebrochener Spannungsbögen und verdorbener Pointen. Personen aus früheren Romanen treten auf, und manche Morde gehören gar nicht zum Fall.
Erwartungen an klassische Krimis werden hier kaum bedient, unnötige Spannung kommt nicht auf. Doch das Ende ist logisch.
Feines für Schneider-Fans.

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