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Veröffentlicht am 04.04.2024

Ohne Pflägekraft Sybille geht nichts

Sie haben Ihren Rollator beim Zumba vertauscht
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Nach dem ersten Roman „Sie haben Ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren“ hat Sybille Bullatschek nun ihr neustes Werk „Sie haben Ihren Rollator beim Zumba vertauscht“, dass im März 2024 beim Harper Collins ...

Nach dem ersten Roman „Sie haben Ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren“ hat Sybille Bullatschek nun ihr neustes Werk „Sie haben Ihren Rollator beim Zumba vertauscht“, dass im März 2024 beim Harper Collins Verlag erschienen ist, vorgelegt. Leider muss ich gestehen, dass ich zwar das Cover des vorherigen Buches kenne, aber nicht gelesen habe und so war dies meine Premiere im Haus Sonnenuntergang. (Hier geht aber die Sonne nicht unter, denn bei dem Spaß lacht selbst diese mit)

Was mir sofort auffiel, war der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin, der mich sofort in die Geschichte der Pflägekraft (nein, dies ist kein Schreibfehler) Sybille Bullatschek ein und abtauchen ließ. Kaum hatte ich die erste Seite beendet, war ich quasi schon am Ende des Buches angelangt. Die Seiten flogen nur so an mir vorbei. Aber nicht nur mit dem Erzählstil kann die Autorin punkten, sondern auch mit ihren sympathischen Charakteren, die mit ihren Ecken und Kanten (und diversen Alterserscheinungen) sehr authentisch wirkten. Hierbei handelt es sich ja um eine fiktive Geschichte, aber einige dargestellte Situationen könnte ich mir genauso im Altenheim vorstellen.

Bei der Handlung geht es um die Pflägekraft Sybille Bullatschek und ihren Arbeitsplatz der Seniorenresidenz „Haus Sonnenuntergang“. Dort scheint wirklich bald die Sonne unter- zugehen, denn das Heim soll an die neue Residenz „Senior Palace“ verkauft werden, die mit Luxus und Komfort wirbt. Keiner von Sybilles Kollegen möchte für dieses Nobelheim arbeiten und tatsächlich hat Sybille auch schon einen Plan, wie dies eventuell verhindert werden könnte. Um dort für ein bisschen Wirbel zu sorgen schleust die betagte Frau Spielmann und sich selbst dort ein. Ob der Plan aufgehen wird?
Dies ist nur eine Baustelle, um die sich Sybille kümmern muss. In ihrem Altenheim taucht eine Ledertasche mit einem ominösen Inhalt auf. Nach und nach stellt sich heraus, dass diese Tasche zu einem Kriminalfall gehört. Fragt sich nur, was hat der Heimbewohner, der die Tasche mitgebracht hat, damit zu tun? Sybille und ihre Kollegen ermitteln.
Zu guter Letzt hat der Single Sybille auch noch, den einen oder anderen (unbekannten) Verehrer.
Hier steht definitiv eins fest: mit Sybille wird es nie langweilig, eher das Gegenteil ist der Fall!

„Sie haben den Rollator beim Zumba vertauscht“, ist ein humorvoller Roman, der mich ab und an herzhaft auflachen ließ. Sybille Bullatschek hat hervorragende Pointen mit der dazugehörigen Situationskomik kreiert, die mich, von Anfang bis zum Ende, grandios begeistern und unterhalten konnten. Dieser Humor ist einfach herrlich und ganz nach meinem Geschmack.

Eines weiß ich jetzt schon: dies war definitiv nicht mein letztes Buch von der Autorin! Der Vorgänger wird auch noch „durchgesuchtet“!

5 von 5 Sterne! Ein muss für alle, die humorvolle und unterhaltsame Bücher lieben!


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Veröffentlicht am 03.04.2024

Ein wundervoller Auftakt der Rosenholzvilla

Die Rosenholzvilla
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Nach zahlreichen Veröffentlichungen (z.B. Die Kamellien-Insel oder Der Salzgarten) hat Tabea Bach nun ihr neues Werk „Die Rosenholzvilla“, das im April 2024 im Lübbe Verlag erschienen ist, vorgelegt.

Wer ...

Nach zahlreichen Veröffentlichungen (z.B. Die Kamellien-Insel oder Der Salzgarten) hat Tabea Bach nun ihr neues Werk „Die Rosenholzvilla“, das im April 2024 im Lübbe Verlag erschienen ist, vorgelegt.

Wer schon einmal das eine oder andere Buch von der Autorin gelesen hat, weiß den wunderschönen flüssigen und leichten Schreibstil mehr als nur zu schätzen. Ich liebe ihn. Tabea Bach kann nicht nur wunderbar schreiben, nein, sie nimmt ihre Leserschaft mit auf eine ganz besondere Reise. Ihre bildhafte Kulisse trägt dazu bei, dass ihre Leser nicht nur in die entsprechende Region entführt, sie werden regelrecht verzaubert. Es gab kaum einen Zeitpunkt an dem man nicht mitten im Geschehen war. Am liebsten hätte ich sofort die Koffer gepackt, um dorthin zufahren und mir selbst ein Bild von der traumhaften Umgebung zumachen. Muss ein traumhaftes Fleckchen Erde sein. Genug geträumt und Tabea Bach kann nicht nur in Sachen Kulissen punkten, sondern auch mit ihren einzigartigen Charakteren, die authentisch und lebensnah gezeichnet worden sind. Je länger ich mich in die Elisas Geschichte vertiefte, desto vertrauter wurden mir die Figuren. Ich mag das Gefühl, das entsteht, als würde man sich schon ewig kennen.

Die Handlung erzählt die Geschichte von der Flugbegleiterin Elisa, die nach dem Schlaganfall ihres Großvaters nach Tessin reisen soll. Die Entscheidung, die Elisa nun treffen muss, ist keine einfache. Seit etlichen Jahren herrscht, zwischen den beiden Funkstille und nun soll sie, einfach so, zum Krankenbett ihres Opas reisen. Obwohl Elisa, bei dem Gedanken ihren Opa nach so langer Zeit wiederzusehen, nicht wohl ist, fährt sie zu ihm. Das erste Aufeinandertreffen fällt nicht gerade herzlich aus, aber aufgeben ist keine Option. Zudem hat sie noch etliche unbeantwortete Fragen an ihn. Bei ihrem Aufenthalt lernt sie auch einige neue Leute kennen, wie z.B. Cosma, die als Tierärztin arbeitet oder die zwei Brüder Fabio und Danilo, die zwar beide Instrumentenbauersind, aber unterschiedlicher nicht sein können. Als Elisa Fabio in seiner Werkstatt besucht, werden alte Erinnerungen bei ihr geweckt. Dort stehen einige Cellos herum und eins kennt sie ganz genau: ihr altes Cello, auf dem sie vor Jahren selbst gespielt hat. Wird Elisa nochmal die große Leidenschaft zum Cello spielen wecken können oder die musikalische Zeit endgültig vorüber? Eine sehr emotionale Reise beginnt

Mit ihrer neuen Reihe hat es Tabea Bach erneut geschafft, eine Geschichte zu kreieren, die nicht nur begeistert, sondern auch sehr gefühlvoll geschrieben worden ist. Kaum hatte ich diesen Roman begonnen, flog ich auch schon durch die knapp 340 Seiten. Ich konnte und wollte nicht mehr mit dem Lesen aufhören. Ein beeindruckendes Setting, mit sympathischen Figuren, die in eine wunderbaren Familiengeschichte verwoben worden sind.

Eine sommerleichte Lektüre, die den Alltag mehr als nur vergessen lässt und die ins schöne Tessin einlädt. Für mich wieder ein Lesehighlight 2024 und ich freue mich auf Juni 2024, dann geht die Reise zur Rosenholzvilla weiter.

5 von 5 Sterne! Ein wunderschöner Roman, der alles um sich herum vergessen lässt. Traumhaft schön!!

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Veröffentlicht am 22.03.2024

Eine bewegende Fortsetzung

Für immer, dein August (Mühlbach-Saga 2)
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Nach der Veröffentlichung „In Liebe, deine Lina“ hat Barbara Leciejewski mit „Für immer, dein August“, der im März 2024 im List Verlag erschienen ist, den zweiten Band vorgelegt. Nachdem ich den ersten ...

Nach der Veröffentlichung „In Liebe, deine Lina“ hat Barbara Leciejewski mit „Für immer, dein August“, der im März 2024 im List Verlag erschienen ist, den zweiten Band vorgelegt. Nachdem ich den ersten Teil mit großer Begeisterung gelesen habe, wartete ich voller Vorfreude auf die Fortsetzung. Endlich geht die Reise nach Mühlbach weiter.

Wie schon beim vorherigen Band konnte mich auch hier der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin verzaubern. Kaum hatte ich den ersten Satz beendet, so fand ich mich in Charlottes Geschichte wieder. Für mich war es wie eine Art nach Hause kommen. Sofort traf ich auf alte und neue Bekannte, die mir schon damals meine (Lese)- Reise verschönert haben. Barbara Leciejewski bezaubert nicht nur mit ihrem einfühlsamen Erzählstil, sondern auch mit ihren facettenreichen Charakteren, die diese Geschichte zu einem besonderem Lesehighlight machen. Während des Lesens hatte ich immer das Gefühl mitten im Geschehen zu sein. Zu den Darstellern darf die brillante und einzigartige Kulisse von Mühlbach und Bremen nicht fehlen, die perfekt eingefangen und widergespiegelt wurde.

In ihrem neuen Roman erzählt die Autorin nun die Geschichte ihrer Großmutter und deren große Liebe Namens August. August Schönborn ist Musiker, aber im ersten Weltkrieg wird er in ein britisches Internierungslager gesteckt. Von dort aus hält er Kontakt zu seinen Eltern und Charlotte (Lotte). Als er 1919, nach Beendigung des Krieges, endlich nach Hause darf, trifft er auf Lotte und schnell wird klar, dass aus der einstiegen Freundschaft Liebe geworden ist. Doch diese steht unter keinem guten Stern. Lotte wohnt in Bremen und August muss nach Mühlbach in die Pfalz zurück, wo seine Eltern leben. Dort war auch mal Lotte zuhause, aber ihre Mutter Lina musste das Dorf damals verlassen, denn Charlotte wurde als „Bankert“ geboren. Auch August hat es in dem Dorf schwer, denn er ist der einzige junge Mühlbacher, der den Krieg unversehrt überlebt hat. Wie soll es für die beiden weitergehen? Ein Schicksalsschlag trifft für die beiden eine Entscheidung, aber ist es auch die richtige?

Mit ihrem Fortsetzungsroman hat Barbara Leciejewski wieder meinen Nerv getroffen. Bewegend, einfühlsam und auch schockierend erzählt sie die Liebes- und Lebensgeschichte ihrer Großeltern. Auch wenn sie an manchen Stellen ein paar fiktive Einfügungen eingebaut hat bzw. einbauen musste, die Lesefreude wird nicht im Geringsten geschmälert. Eher das Gegenteil! Zu jedem Zeitpunkt wollte ich wissen, wie es mit Lotte und August weitergeht. Wie schon erwähnt, handelt es sich hierbei auch um eine Lebensgeschichte, die durch den zweiten Weltkrieg stark beeinflusst wird. Schockierend erzählt die Autorin von der Machtergreifung der Nazis, die Judenverfolgung oder Bombenangriffen, die, die Welt erschüttern. An manchen Stellen musste ich das Bach einfach zur Seite legen, um das Gelesene zu verarbeiten. Aber nicht nur die düsteren Zeiten des Krieges finden einen Schauplatz auch die Liebe, Hoffnung, Ängste und den unermüdlichen Mut, den die Menschen damals aufbrachten, um diese schwere Zeit zu überleben spürt der Leser.

Schade, dass die Geschichte nach 462 Seiten ein Ende fand, zu gerne hätte ich einfach weitergelesen.

Für mich ein 5 Sterne Buch und ein Lesehighlight 2024! Ich kann und möchte die beiden Bände nur weiterempfehlen, denn sie müssen einfach gelesen werden. Einfühlsam und bewegend zugleich!

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Dunkle Zeiten brechen an

Die Fabrik der süßen Dinge – Helenes Träume
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Nachdem Claudia Romes ihren ersten Band von „Die Fabrik der süßen Dinge – Helenes Hoffnung“ 2023 veröffentlicht hat, legt sie nun ihr neustes Werk „Helenes Träume“, dass im Januar 2024 im Aufbau Verlag ...

Nachdem Claudia Romes ihren ersten Band von „Die Fabrik der süßen Dinge – Helenes Hoffnung“ 2023 veröffentlicht hat, legt sie nun ihr neustes Werk „Helenes Träume“, dass im Januar 2024 im Aufbau Verlag erschienen ist, vor. Endlich und von mir lang ersehnt, geht die Reise in die Süßwarenfabrik von Ratschek weiter.

Wer schon einmal den einen oder anderen Roman von der Autorin gelesen hat, weiß ihren leichten und flüssigen Schreibstil zu schätzen, aber nicht nur den. Erneut zog mich ihr bildhafter Erzählstil in seinen Bann. Ab der ersten Seite, nein, ab der ersten Zeile konnte und wollte ich dieses Buch einfach nicht aus der Hand legen. Zu jedem Zeitpunkt musste ich wissen, wie es mit Helene und ihrer Süßwarenfabrik weitergehen wird.

Mittlerweile sind wir in den Jahren 1933 – 1939 angekommen und in Deutschland spitz sich die politische Lage immer weiter zu. Das bekommt auch die Süßwarenfirma mehr oder weniger zu spüren. Aber nicht nur dies, auch privat läuft für Helene nicht alles nach Plan. Nach der Geburt von ihrer Tochter Anita zieht sich Georg immer weiter von ihr zurück. Warum? Um ihre Ehe zu retten zieht Helene alle Register, aber Georg weist sie immer mehr zurück. Hinzu kommen noch berufliche Sorgen, denn sie soll einem großen Konzern Rezepte gestohlen haben. Daraufhin springen immer mehr und mehr Kunden ab. Ein Gerichtstermin soll dem Schrecken ein Ende bereiten, aber wird es wirklich zu Helenes Gunsten ausfallen? Auch ihr Bruder Albert macht ihr das Leben schwer. Wichtige Entscheidungen trifft er ohne ihre Absprachen. Das will Helene nicht so einfach hinnehmen und hofft auf Unterstützung von ihrem Ehemann Georg. Allerdings arbeitet dieser immer öfters im Außendienst als das er zuhause in Köln verweilt. Wird Helene sich beruflich gegen ihren Bruder behaupten können?

Claudia Romes erzählt hier nicht nur die fiktive Geschichte der Familie von Ratschek und deren Süßwarenfabrik, nein, sie lässt ihre Leserschaft daran teilhaben. Angefangen von den Charakteren, die authentischer und lebendiger nicht hätten sein können, über die Kulisse, die so realitätsnah erscheint, dass man meint, diese Familie und deren Lebenswerk hätte es tatsächlich so in Köln gegeben. Hinzu kommt noch die damalige Zeit, die politisch zu den unruhigsten gehörten. Nationalsozialisten kamen die Macht, Juden wurden enteignet oder deren Geschäfte brannten lichterloh. Claudia Romes hat die Atmosphäre von damals brillant eingefangen, so dass diese beim Lesen zu spüren ist. Zudem hat sie auch aufgezeichnet, was passiert, wenn man sich der Parteizugehörigkeit entzieht. Während des gesamten Buches hatte ich das Gefühl, dass ich Teil des Geschehens bin. Nicht außen vor, sondern mittendrin.

Genauso wie den ersten Band habe ich den zweiten geliebt, auch wenn er dramatischer war als der vorherige. Wo es im ersten Teil hauptsächlich um die Herstellung der Süßwaren ging, waren hier die privaten und politischen Themen im Fokus. Für mich war der gewählte Weg authentischer. Schade nur, dass die 334 Seiten so schnell ausgelesen waren. Was bleibt sind hunderte offene Fragen und die, die mich am meisten beschäftigt ist: wird es doch noch einen dritten Band geben? Zu gerne wüsste ich, wie es mit Helene und Co weitergehen wird.

Für mich waren es unterhaltsame Lesestunden, die nicht besser hätten sein können.
5 von 5 Sternen! Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 08.02.2024

Sturmmädchen - emotional und schockierend zu gleich

Sturmmädchen
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Nach den Romanveröffentlichungen „Trümmermädchen“ und „Findelmädchen“ hat Lilly Bernstein nun ihr neustes Werk „Sturmmädchen“, dass im Februar 2024 im Ullstein Verlag erschienen ist, vorgelegt. Leider ...

Nach den Romanveröffentlichungen „Trümmermädchen“ und „Findelmädchen“ hat Lilly Bernstein nun ihr neustes Werk „Sturmmädchen“, dass im Februar 2024 im Ullstein Verlag erschienen ist, vorgelegt. Leider muss ich gestehen, dass ich zwar von der Autorin und ihren Büchern schon gehört, aber bisher noch nicht gelesen habe. Dies sollte sich nachdem ich den Klapptext inkl. der dazugehörigen Leseprobe gelesen hatte, ändern. Meine Neugierde war mehr als nur geweckt worden.

Auf Anhieb gefiel mir der flüssige und leichte Schreibstil und so tauchte ich bereits nach der ersten Seite in die Geschichte, um Elli und ihren zwei Freundinnen ein und ab. Währen des Lesens merkt ich, wie mich dieses Buch immer mehr und mehr in seinen Bann zog und ich es kaum noch aus den Händen legen konnte. Zu jedem Zeitpunkt musste ich wissen, wie es mit den drei jungen Frauen weitergehen wird. Aber nicht nur der bildhafte Erzählstil trug dazu bei, dass diese Reise zu einem bewegten Leseereignis wurde, sondern auch die dargestellten Charaktere. Lilly Bernstein hat nicht nur authentische und lebensnahe Figuren erschaffen, nein, sie hat ihnen regelrecht Leben eingehaucht. Man hätte meinen können, dass sie die Personen persönlich kannte, aber leider sind sie fiktiver Natur. Hinzu kommt noch die brillant eingefangene Kulisse, die wirklich nicht besser hätte sein können. Für mich war es das beste Kopfkino, dass ich je hatte.

Die Geschichte handelt von drei jungen Mädchen, die eine wunderbare Freundschaft pflegen. Elli, Käthe und Margot sind fast unzertrennlich und unternehmen viel. Bei einem ihrer Badeausflüge treffen sie auf eine Gruppe Halbstarker, die der Hitler-Jugend angehörten. Dieses Aufeinandertreffen geht zwar glimpflich von statten, aber es hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Die politische Situation spitzt sich immer weiter zu. Für die junge Jüdin Margot geht es bald um Leben und Tod. Die Judenverfolgung nimmt drastisch zu. Geschäfte werden geplündert und Synagogen brennen. Während Elli sich um Margot sorgt, hat Käthe das Lager gewechselt. Sie ist jetzt Mitglied der NAT. SOZ. Frauenschaft. Können sie ihren damaligen Freundschaftseid aufrechterhalten und sich aufeinander verlassen? Oder zerbricht ihre Freundschaft an der politischen Lage? Eine emotionale und sehr bewegende Reise beginnt.

Sturmmädchen ist zwar eine fiktive Geschichte, die aber auf einen wahren Hintergrund basiert.
Lilly Bernstein hat, dank zahlreicher Recherchen und sammeln von Fakten und Informationen, ihrem „Sturmmädchen“, die nötige Authentizität verliehen. Sie schildert die damalige Zeit, der Judenverfolgung und deren Schikanen so deutlich und schonungslos, dass bei mir alle möglichen Emotionen hochkamen. Vom blanken Entsetzen, über Wut bis hin zur Trauer war alles dabei. Aber nicht nur das, ich freute mich über den Mut von den Menschen, die sich über das Regime hinwegsetzen und anderen aus ihrer Not halfen. Besonders gut hat mir Ellis Entwicklung, von dem einst wohl behüteten Mädchen bis zur starken Frau, sehr gut gefallen. Aber auch bei den anderen Charakteren hat die Autorin ein sehr gutes Händchen bewiesen. Nichts wirkt unlogisch oder überhastet, nein, die Entwicklung jedes Einzelnen ist brillant durchdacht und umgesetzt worden. Kompliment an Lilly Bernstein.

Wieder einmal führt uns dieser Roman vor Augen, welche Gräueltaten der zweite Weltkrieg mit sich brachte. Ich kann, nein, ich will dieses Buch unbedingt weiterempfehlen, weil er eine Geschichte in sich trägt, die sich auf keiner Weise wiederholen darf.

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