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Veröffentlicht am 19.03.2024

Packend und ergreifend - Krieg und Liebe

Eine leise Ahnung von Glück
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In „Eine leise Ahnung von Glück“ schildert Kerstin Lange einerseits die sehr berührende Geschichte einer Liebe mitten in den Kriegswirren, andererseits deren Auswirkungen auf die Nachkommen in der Gegenwart.

Kurzer ...

In „Eine leise Ahnung von Glück“ schildert Kerstin Lange einerseits die sehr berührende Geschichte einer Liebe mitten in den Kriegswirren, andererseits deren Auswirkungen auf die Nachkommen in der Gegenwart.

Kurzer Inhalt:
Im Jahr 1940 besetzen die Deutschen Frankreich. Caroles generelle Abneigung gegen die Besatzer wandelt sich, als sie den bei ihr und ihrem Vater einquartierten Offizier Manfred näher kennenlernt. Sie verlieben sich ineinander. Ihnen ist nur „eine leise Ahnung von Glück“ vergönnt.
Im Jahr 2023 stößt Louisa bei einer Familienfeier auf ein Geheimnis aus der Vergangenheit ihres Vaters und begibt sich auf Spurensuche.

Das Cover in den Pastelltönen sticht vielleicht nicht sofort ins Auge, doch harmoniert es vorbildlich mit dem Titel – es ist quasi „leise“, unaufdringlich. Das Buch erschien 2024 und gliedert sich in angenehm kurze Kapitel, die jeweils mit Orts- und Zeitangaben versehen sind, was den stetigen Wechsel zwischen den Zeitebenen sehr übersichtlich gestaltet. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Sowohl bedrohliche Szenen, bewegende Stimmungen als auch der historische Hintergrund sind so packend beschrieben, dass man in das Leben der Protagonisten richtiggehend hineingezogen wird.

Die Geschichte wird kapitelweise abwechselnd in zwei Handlungsebenen erzählt. Zwei verschiedene Welten fließen geschickt ineinander über. Die Perspektiven- bzw. Ortswechsel steigern die Spannung und die Neugier, treiben zum Weiterlesen an. Im Mittelpunkt stehen jeweils junge Frauen, die Französin Carole und die Deutsche Louisa; beide leben mit problematischen verwitweten Vätern zusammen. Caroles Lebensumstände im Frankreich zur Zeit der Résistance sind mitreißend erzählt, die sich zaghaft entwickelnde Liebe zu dem deutschen Offizier Manfred berührt sehr. Louisas Leben, geprägt von der Disharmonie mit ihrem Vater und der Sorge um ihn, verändert sich, als sie beginnt, den Wurzeln ihrer Familie nachzuforschen. Nicht nur die berührende Liebesgeschichte hat dieses Buch zu einem Lesehighlight für mich gemacht, sondern vor allem die fesselnde historische Darstellung mit all ihren dramatischen Momenten. Es wird ein Abschnitt der Geschichte, nämlich Frankreich zur Zeit der Résistance, thematisiert, über den ich bislang noch nicht viel gelesen habe. Somit wurde auch mein Wissen erweitert und das Interesse geweckt, sich etwas intensiver mit dieser Zeit zu beschäftigen. Der in der Gegenwart spielende Part wiederum behandelt ein Thema, das heutzutage für viele ein Problem darstellt: die Obsorge für betagte Eltern. Am Ende werden die Handlungsfäden sowohl beglückend als auch überraschend zusammengeführt und die Zusammenhänge geklärt.

Die Charaktere der beiden Protagonistinnen sind facettenreich gezeichnet, mit Stärken und Schwächen, Glücksmomenten und Ängsten, Zweifeln und Hoffnung. Zudem zeigen sie im Laufe der Handlung eine namhafte Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Beide Frauen sind sympathisch, allerdings bewegte mich Caroles Schicksal mehr. Ich liebte, litt und hoffte mit ihr. Mich hat insbesondere auch die Figur der Madame Pirotte sehr beeindruckt, die als gute Seele die Fäden für Caroles Schicksal zieht, stets hilfsbereit und uneigennützig für andere da ist und sich risikobereit in der Résistance engagiert. Auch Nebenfiguren, wie z.B. die beiden Väter, Louisas Verwandte und Freundinnen oder die unterschiedlichsten Typen von deutschen Besatzungssoldaten, kann man sich gut vorstellen, sie weisen markante Eigenschaften auf, wirken lebendig, authentisch.

Für dieses wunderbare vielschichtige Buch gibt es von mir eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Leichenteile in der Mur

Die Kälte der Mur
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„Die Kälte der Mur“ von Gudrun Wieser ist ein historischer Kriminalroman, der zweite Band der Reihe mit dem Gendarm Wilhelm Koweindl und der Hauslehrerin Ida Fichte als Ermittler.

Klappentext:
Graz, 1882. ...

„Die Kälte der Mur“ von Gudrun Wieser ist ein historischer Kriminalroman, der zweite Band der Reihe mit dem Gendarm Wilhelm Koweindl und der Hauslehrerin Ida Fichte als Ermittler.

Klappentext:
Graz, 1882. Immer wieder werden Körperteile am Ufer der Mur angespült, und keiner weiß, zu wem sie gehören. Gendarm Wilhelm Koweindl steht vor einem Rätsel – und erhofft sich einmal mehr Rat von Hauslehrerin Ida Fichte. Kurz darauf verschwinden das Hausmädchen von Idas Dienststelle und dann die gnädige Frau höchstselbst. Wilhelm und Ida stürzen sich in die Ermittlungen, doch als sie erkennen, dass sie einer falschen Fährte folgen, ist es beinahe zu spät …

Das Cover ähnelt optisch dem ersten Band, gibt der Reihe somit einen gewissen Wiedererkennungswert. Obwohl es keinen Bezug zum Inhalt herstellt, hat es mich irgendwie angesprochen. Das Buch erschien 2023, die Handlung spielt im Jahr 1882 in Graz. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, zu Beginn wird in einem Satz kurz das Kommende angekündigt. Der Schreibstil ist flüssig. Nicht nur die Sprache ist der Zeitepoche angepasst, es sind generell die Standesunterschiede, die Macht und Überheblichkeit der Reichen und das Leben der einfachen Bevölkerung, aber auch der Stand kriminalistischer Ermittlungen zur damaligen Zeit gut vorstellbar dargestellt.

Auch ohne Kenntnis des Vorgängerbandes findet man sich nicht nur in der Handlung problemlos zurecht, sondern überblickt auch den relevanten Personenkreis in Kürze. Soweit nötig, finden sich Hinweise zur Vorgeschichte. Es gibt zwei Handlungsstränge. Einerseits beschäftigen die grausigen Funde, Leichenteile von mehreren Frauen werden aus der Mur geborgen, die Gendarmerie. Andererseits ist Ida Fichte, die Hauslehrerin von Theodor Lahothny, mit dem merkwürdigen Verhalten ihres Schülers und anderen Eigenheiten im Hause ihrer Dienstgeber konfrontiert. Durch die Perspektiven- bzw. Ortswechsel gestaltet sich die Handlung abwechslungsreich und die Spannung wird am Köcheln gehalten. Anfangs scheinen nur die über reine Sympathie hinausgehenden Gefühle von Wilhelm und Ida füreinander die Verbindung zu sein. Es bleibt auch alles lange Zeit sehr mysteriös. Da zur damaligen Zeit die Beamten nur über begrenzte Möglichkeiten verfügten, kommen die beiden Gendarmen Wilhelm und Leopold in ihren Ermittlungen nur mühsam voran. Die Identität der Opfer bleibt ein Rätsel, keinen kümmert es, wenn Frauen aus dem einfachen Volk verschwinden. Erst als sich Zeugen finden, die nachts seltsame Aktivitäten am Ufer der Mur beobachtet hatten, kommen Wilhelm und Leopold der Sache näher. Verdachtsmomente verdichten sich. Gleichzeitig spitzen sich auch die Ereignisse im Hause Lahothny zu. Nicht nur ein Dienstmädchen, sondern die Hausherrin ist verschwunden. Nun ergreift auch Ida die Initiative. Es beginnt eine dramatische Suche, ein Wettlauf gegen die Zeit, der letztlich mit einer unerwarteten Lösung endet.

Die Charaktere sind lebendig und anschaulich gezeichnet. Die Menschen zeigen Stärken, Schwächen und Emotionen. Im Mittelpunkt stehen Wilhelm und Ida, doch auch die Nebenfiguren sind gut vorstellbar, mit markanten Eigenschaften, beschrieben. Die Protagonisten zeigen auch eine Entwicklung. Wirkt Wilhelm anfangs etwas steif und geistig träge, so entwickelt er im Lauf der Geschehnisse erstaunliche Energie, ohne Rücksicht auf Vorschriften und allfällige spätere Zurechtweisungen durch Vorgesetzte. Mit Leopold, einem aufgeweckten, intelligenten junger Mann, an seiner Seite bilden die beiden ein harmonisches und tatkräftiges Team. Ida Fichte ist natürlich, wie es für eine alleinstehende Frau, von Beruf Hauslehrerin, in der damaligen Zeit erwartet wird, auf den ersten Blick sehr ernsthaft, züchtig und zurückhaltend, verantwortungsbewusst und selbstständig. Wenn es die Situation erfordert, weiß sie sich durchzusetzen und zu wehren. Ich bin gespannt, wie sich diese Beziehung weiterentwickeln wird.

„Die Kälte der Mur“ beinhaltet nicht nur eine spannende Geschichte, sondern lässt einen gekonnt in das 19. Jahrhundert versinken. Mir hat diese Reise in die Vergangenheit sehr gefallen. Eine klare Leseempfehlung meinerseits mit 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Spurlos verschwunden

Falsches Spiel in Valencia
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„Falsches Spiel in Valencia“ von Daniel Izquierdo Hänni ist der zweite Band mit Vicente Alapont als Protagonisten, einem ehemaligen Inspektor bei der Mordkommission, der nun Taxi fährt und nebenbei privat ...

„Falsches Spiel in Valencia“ von Daniel Izquierdo Hänni ist der zweite Band mit Vicente Alapont als Protagonisten, einem ehemaligen Inspektor bei der Mordkommission, der nun Taxi fährt und nebenbei privat ermittelt.

Worum geht es?
Die Gattin eines einflussreichen Speditionsunternehmers beauftragt Alapont, ihren spurlos verschwunden Gatten aufzuspüren. Alapont stößt bei seinen Nachforschungen im Umfeld des Mannes und in dessen Firma auf allerlei zwielichtige Machenschaften wie Geldwäsche und politische Intrigen.

Das Motiv am Cover ist der Bahnhof Estación del Norte, eines der bedeutendsten, im Jugendstil erbauten Gebäude Valencias. Somit unterstreicht das Cover nicht nur den Titel, sondern stimmt auch auf den Inhalt ein. Denn die Krimihandlung ist harmonisch eingebettet in viel Lokalkolorit. Abgesehen von spanischen Ausdrücken erfährt man einiges über die Stadt Valencia, wird auf besonders schöne Plätze hingewiesen, kulinarische Köstlichkeiten und Gebräuche, wie z.B. dass der 9. Oktober in Valencia als lokale Alternative zum Valentinstag gefeiert wird – man beschenkt andere mit Süßigkeiten. Es wird die spanische Lebensart, Lebensfreude und Lockerheit, ebenso dass auch manche gesetzlichen Bestimmungen nicht so genau genommen werden, wunderbar vermittelt.

Der Schreibstil ist flüssig, selbst die ausführlichen Schilderungen von Land und Leuten lesen sich flott und leicht. Die Kapitel sind kurz, lediglich nummeriert, ohne Zeit- oder Ortsangaben. Der 2024 erschienene Roman spielt in der nicht näher bezeichneten Gegenwart. Das Buch kann problemlos ohne Kenntnis des Vorgängerbandes gelesen werden, soweit nötig sind Erklärungen zur Vorgeschichte vorhanden. Im Hinblick auf den großen Personenkreis mit durchwegs schwierig zu merkenden Namen wäre eine Personenliste wünschenswert.

Man ist von Beginn an mitten im Geschehen. Dass der Roman im Präsens verfasst ist, verdeutlicht dieses Gefühl des Dabeiseins. Durch Perspektivenwechsel lernt man so nach und nach die wichtigsten handelnden Personen kennen, deren Bezug zum Vermissten und erahnt bereits die Intrigen und Machenschaften. Solange keine Leiche auftaucht, steht auch nicht fest, ob der Unternehmer tatsächlich ermordet wurde. Im Mittelpunkt der Handlung steht Vicente Alapont, der hartnäckig Fragen stellt und so nach und nach nicht nur zweifelhafte Geschäftspraktiken, sondern auch geheim gehaltene private Beziehungen aufdeckt. Ein nicht ungefährliches Unterfangen. Abgesehen von einigen brenzligen Situationen ergibt sich die Spannung primär aus der Frage nach Täter und Motiv. Denn der Gesuchte hatte so einige Widersacher, es mangelt nicht an Verdächtigen. Als Leser tappt man bis am Schluss im Dunkeln, kann gut miträtseln. Alapont ist trotz Rücksprachen mit ehemaligen Kollegen bei der Polizei mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Diese wird erst aktiv, als es Alapont in einem geschickten Schachzug gelingt, den Täter zu überführen.

Vicente Alapont ist sympathisch charakterisiert, ein Familienmensch und geschätzt bei seinen ehemaligen Kollegen. Er genießt einerseits das Leben, auch seine Ungebundenheit als Taxifahrer, andererseits reizt es ihn doch nach wie vor, zu ermitteln. Er ist mutig, manchmal fast ein wenig zu leichtsinnig, kann sich aber schlagfertig und einfallsreich immer wieder aus heiklen Situationen retten. Gute Menschenkenntnis und exzellenter Spürsinn sind die Basis für seine Erfolge. Auch die übrigen Figuren sind gut vorstellbar, mit markanten Eigenschaften, dargestellt.

Bei „Falsches Spiel in Valencia“ handelt es sich wie beim ersten Band „Mörderische Hitze“ um einen Wohlfühlkrimi mit einem nicht alltäglichen Kriminalfall, solider Spannung und spanischem Ambiente, das Sehnsucht nach Urlaub im sonnigen Süden weckt. Mir hat das Buch angenehme Lesestunden beschert. Gerne empfehle ich das Buch weiter, vor allem Lesern, die ruhige, unblutige Krimis mögen, mit viel Lokalkolorit.

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Karl Hinterleitners Geheimnis

Prost, auf die Künstler
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„Prost, auf die Künstler“ von Friedrich Kalpenstein ist ein spannender, aber vor allem auch ein sehr humorvoller Cosy-Regionalkrimi mit bayrischem Flair.

Worum geht es?
Ein alleinstehender alter Mann ...

„Prost, auf die Künstler“ von Friedrich Kalpenstein ist ein spannender, aber vor allem auch ein sehr humorvoller Cosy-Regionalkrimi mit bayrischem Flair.

Worum geht es?
Ein alleinstehender alter Mann wird tot aufgefunden. Wie sich bald herausstellt, wurde er ermordet. Was war das Motiv? Etwa sein wertvoller Oldie-Traktor, für den es etliche Interessenten gab? Doch bald kommen die Ermittler dahinter, dass der Ermordete so seine Geheimnisse hatte.

Das Cover ist ein Hingucker, schon alleine wegen dem in Szene gesetzten Maskottchen dieser Reihe, dem entzückenden Dackelweibchen Resi. Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt in der nicht näher bezeichneten Gegenwart. Die Kapitel sind angenehm kurz, ohne Orts- und Zeitangaben, aber mit originellen, auf die zu erwartenden Ereignisse hinweisenden Überschriften. Es handelt sich bereits um den neunten Fall dieser Reihe, deren Bände man trotz des roten Fadens problemlos einzeln lesen kann. Der Schreibstil ist flüssig. Aufgrund der schlagfertigen witzigen Dialoge und Situationskomik kam ich kaum aus dem Schmunzeln heraus und nicht nur einmal musste ich herzhaft lachen.

Obwohl die Ermittler nur langsam vorankommen, hält sich der Spannungsbogen von Beginn an auf gutem Niveau. Je mehr Tischler und Fink das Umfeld des Opfers erkunden, desto rätselhafter wird sein Leben und welchen Umgang er pflegte. Der Kreis der Verdächtigen wächst stetig, man findet ausreichend Ansätze für eigene Theorien, kann wunderbar miträtseln. Doch der Autor legt eine Menge Fährten, die die Ermittler ebenso wie die Leserschaft immer wieder in die Irre führen. Bis letztlich – nach etlichen überraschenden Wendungen in einem turbulenten, nicht ungefährlichen Showdown der Täter gefasst wird, ein für mich übrigens völlig unerwarteter Täter.

Bevölkert ist der Krimi primär von sympathischen Menschen. Sie haben ihre Macken und Eigenheiten, wirken teils schrullig und originell, aber durchwegs liebenswürdig. Man fühlt sich wohl in dem Ort Brunngries. Beim polizeilichen Ermittlerteam herrscht nicht nur kollegiale Harmonie und Zusammenhalt, es rennt auch meist der Schmäh. Auch übers Berufliche hinaus pflegt man die Kontakte, erfährt auch so manch Privates.

Die Lektüre von „Prost, auf die Künstler“ war eine Wohltat für meine Seele, hat mich wieder wunderbar unterhalten, war lustig und spannend in einem. Für mich sind die „Prost-Krimis“ von Friedrich Kalpenstein die unterhaltsamsten Krimis überhaupt. Kaum hat man einen Band beendet, freut man sich schon auf den nächsten Fall, auf das nächste Wiedersehen mit den Protagonisten in Brunngries! 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Áróra und das Lösegeld

Blutrot
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„Blutrot“, den zweiten Band der Island-Krimi-Trilogie von Lilja Sigurdardóttir, fand ich noch spannender als den ersten Band.

Worum geht es?
Áróra Jónsdóttir ist in Island geblieben, sucht weiterhin nach ...

„Blutrot“, den zweiten Band der Island-Krimi-Trilogie von Lilja Sigurdardóttir, fand ich noch spannender als den ersten Band.

Worum geht es?
Áróra Jónsdóttir ist in Island geblieben, sucht weiterhin nach der Leiche ihrer Schwester Ísafold. In ihrer Funktion als Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität wird sie und der mit ihr befreundete Kriminalkommissar Daniel in einen Entführungsfall mit einbezogen. Flosis Frau Gudrun wurde entführt. Im Zusammenhang mit der Beschaffung des Lösegelds, wittert Áróra auch kriminelle Machenschaften.

Das Cover ist ein Eyecatcher. Einerseits durch den orangeroten Farbton, aber auch durch die moderne Gestaltung. Die aus dem Meer ragenden Felsformationen assoziieren das Island-Ambiente. Die Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel „Blódraudur sjör“ (= blutrote Meere), die deutsche Fassung wurde aus dem Isländischen von Tina Flecken übersetzt und erschien 2024. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Reykjavik und umfasst einen Zeitraum von knapp über einer Woche. Die Kapitel sind kurz, teils mit Zeitangaben versehen. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Das typisch Isländische spürt man im zweiten Band etwas weniger als in ersten. Grundsätzlich ist der Fall in sich abgeschlossen und auch für Quereinsteiger problemlos verständlich. Es sind auch ausreichend Hinweise auf die Vorgeschichte vorhanden. Trotzdem würde ich empfehlen, den ersten Band „Höllenkalt“ zu lesen, da er Details beinhaltet, die sowohl Aufschluss über den Mord an Ísafold geben, als auch Áróras Charakter umfassender erklären.

Die Handlung knüpft an den ersten Band an. Áróra ist in Island geblieben und durchstreift die Lava-Landschaft rund um Reyklavik auf der Suche nach der Leiche ihrer Schwester. Nach wie vor erledigt sie Aufträge für einen britischen Steuerberater und gerät in dieser Funktion in Kontakt mit Flosi, dem Gatten der Entführten. Sie soll ihm bei der Beschaffung des Lösegelds, das auf einem Auslandskonto liegt, behilflich sein. Sie überzeugt Flosi, die Polizei einzuschalten, worauf ihr Freund Daniel, Kriminalkommissar von Beruf, mit seinem Team den Fall Undercover übernimmt. Szenen- und Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich und steigern die Spannung. Man ist von Beginn an mitten im Geschehen, verfolgt sowohl die Recherchen Áróras als auch die Befragungen der Polizei hautnah, rätselt mit, wird von unerwarteten Wendungen überrascht und tappt die längste Zeit im Dunkeln. Selbst als ich ahnte, worauf der Fall hinausläuft, war ich am Ende doch verblüfft über die Lösung.

Die Charaktere wirken authentisch und lebendig. Áróra ist eine intelligente, selbstbewusste, sehr eigenständige Person, durchtrainiert und kräftig, doch sie neigt zu impulsiven Reaktionen, was zwischenmenschliche Beziehungen immer wieder erschwert. Die Beziehung zwischen Áróra und Daniel kommt dennoch langsam in Gang, es wird interessant, wie sie sich weiterentwickelt. Neben Áróra und Daniel steht vor allem der reiche Unternehmer Flosi im Mittelpunkt, zwar facettenreich gezeichnet, teils emotional, teils verschlossen, ist er lange Zeit schwer durchschaubar. Er ist kein schlechter Mensch, aber auch – u.a. durch seine Untreue und die zwielichtigen Geschäfte - kein zu 100% sympathischer. Die diversen Nebenfiguren sind ebenfalls gut vorstellbar beschrieben. Insbesondere durch das Outing von Helena gewann ihre Persönlichkeit mehr an Struktur.

„Blutrot“ ist packend geschrieben. Es trieb mich von Kapitel zu Kapitel weiter und weiter bis zur letzten Seite. Jetzt wird es interessant, wie es Daniel und Áróra gelingen wird, den Mord Ísafolds vollständig aufzuklären.

Wie für Band 1 spreche ich auch hier eine unbedingte Leseempfehlung aus und vergebe 5 Sterne.

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