Zu viele Hofdetails, zu wenig Charaktere
MühlensommerDie Erzählerin wird anlässlich eines Unfalls auf den elterlichen Hof gerufen und stellt in ihren Erinnerungen die Sommer ihrer Kindheit dem aktuellen Geschehen gegenüber. Es wird durch übereinstimmende ...
Die Erzählerin wird anlässlich eines Unfalls auf den elterlichen Hof gerufen und stellt in ihren Erinnerungen die Sommer ihrer Kindheit dem aktuellen Geschehen gegenüber. Es wird durch übereinstimmende Anknüpfungspunkte der Gegenwart immer eine Kindheitserinnerung gegenüber gestellt, wobei die Gegenwart etwas kurz kommt und ich sie viel interessanter gefunden hätte. Die Kindheitserinnerungen sind etwas langatmig und inhaltlich nicht überraschend. Sehr viel und ausführlich wird über das Hofleben und technische Details (Hausschlachtung, Geburten, Hopfenernte, Besamung, usw.) erzählt, aber die Personen blieben blass und mir haben zur Abrundung einige Informationen über die weiteren Lebenslinien der Erzählerin gefehlt. Mit der Zeit war mir die explizite Darstellung von Dingen, die der „Urlaub auf dem Bauernhof-Romantik“ widersprechen etwas zu viel für das Genre Roman. Das Ganze wirkte auf mich missionarisch, als ob man den Stadtmenschen die Realität und notwendigen Pragmatismus auf dem Hof vor Augen führen möchte. Zu Beginn fand ich die Beschreibungen des dörflichen Mikrokosmos mit all seinen Auswirkungen auf ein Bauernkind ganz gelungen, das Stadtleben der Erzählerin kommt aber gar nicht vor und für mich war das Buch einfach nicht rund.