Abschied vom Leistungssport - was bleibt?
Zeit, sich aus dem Staub zu machen
Andrea Petkovic war mir zwar bereits seit Jahren namentlich bekannt, da ich mich aber nur am Rande für Tennis interessiere, bin ich erst wirklich auf der Frankfurter Buchmesse 2022 auf sie aufmerksam ...
Andrea Petkovic war mir zwar bereits seit Jahren namentlich bekannt, da ich mich aber nur am Rande für Tennis interessiere, bin ich erst wirklich auf der Frankfurter Buchmesse 2022 auf sie aufmerksam geworden, wo sie zusammen mit Frank Weidermann Interviews für die ZEIT führte. Ihre reflektierte, zurückhaltende und sympathische Art ist mir positiv im Gedächtnis geblieben, und so war ich nun neugierig auf ihr (zweites) Buch.
Darin schreibt sie über die letzten eineinhalb Jahre ihrer Tenniskarriere und über ihren Abschied vom Hochleistungssport. Sehr persönlich und ehrlich schildert sie den schmerzhaften Prozess, die altersbedingten Grenzen des Körpers im Profisport anzuerkennen, und ihre Identitätskrise in den Monaten nach dem letzten Match. Wer ist man eigentlich noch, was macht einen Menschen noch aus, wenn das, worüber man sich seit seiner Jugend definiert hat, woran man sein gesamtes Denken, Handeln und Fühlen ausgerichtet hat, plötzlich wegbricht?
Andrea Petkovic schreibt offen und klar, lebendig und glaubwürdig. Ihre Direktheit auch im Umgang mit eigenen Schwächen gefällt mir sehr, und ihrem Schreibstil merkt man an, dass sie eine sehr selbstkritische, gebildete und intelligente Frau ist. Da massive Umbrüche im Leben, welche die eigene Identität infrage stellen, viele Ursachen haben können, ist das Buch auch für nicht tennisaffine Leser und Leserinnen interessant. Ich konnte mich sehr gut in Andrea Petkovic einfühlen und habe auch einige ermutigende Gedanken daraus für mich mitgenommen.