Profilbild von HappyEndBuecherdeNicole

HappyEndBuecherdeNicole

Lesejury Star
offline

HappyEndBuecherdeNicole ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HappyEndBuecherdeNicole über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2024

Sozialkritischer, leider etwas enttäuschender Romantic Thriller, der in der schönen Scheinwelt der Social Media und Influencer Blase spielt

Insight – Dein Leben gehört mir
0

Valerie Sophie ist es innerhalb weniger Jahre gelungen, ihr Leben völlig umzukrempeln. War sie in ihrer Kindheit und Jugendzeit noch ein Mädchen, das von Mitschülern belächelt und gemobbt wurde, gehört ...

Valerie Sophie ist es innerhalb weniger Jahre gelungen, ihr Leben völlig umzukrempeln. War sie in ihrer Kindheit und Jugendzeit noch ein Mädchen, das von Mitschülern belächelt und gemobbt wurde, gehört sie mittlerweile nun zu den beliebtesten Influencern in Deutschland. Firmen stehen Schlange bei ihr, damit sie deren Produkte bewirbt und sie muss sich um Geld keinerlei Sorgen mehr machen.
Sie könnte eigentlich glücklich sein, doch Schatten aus der Vergangenheit, die immer noch auf ihrer Seele lasten und eine kürzlich gescheiterte Beziehung machen das unmöglich. Zudem setzt Valerie ausgerechnet ihr Manager Tizian zu, der zwar überaus raffiniert lukrative Deals einstielt, jedoch alles andere als zimperlich mit ihr umgeht.

Als sie, eines Tages, anonyme, anzügliche Handynachrichten und Pakete ohne Adressat erhält in denen sich aufreizende Dessous befinden, ist sie zunächst lediglich alarmiert. Denn sie weiß, dass es in der Social Media Welt viele Neider gibt. Dennoch wendet sie sich an die Polizei, die die Nachstellungen des Unbekannten jedoch eher als harmlos einstufen.
Doch dann verschärft sich die Situation und weil ihr keiner Glauben schenken will, wendet sie sich schließlich an einen ehemaligen Mitschüler. Paul ist mittlerweile Polizist und verspricht ihr zu helfen.
Val ist froh darüber, denn schon bald will sie ihre erste Pflegeserie auf den Markt bringen und kann keinerlei Ablenkung gebrauchen. Zeit ist Geld und ihre Termine sind streng durchgetaktet.
Es kommt jedoch zum Supergau, als eine intrigante Influencerin ihren Ruf besudeln will.
Plötzlich gilt Valerie Sophie als unglaubwürdige Person und bekommt sämtlichen Hass im Netz zu spüren.
Und auch der Unbekannte schreitet erneut zur Tat. Zwar ist Paul an ihrer Seite, doch kann er nicht verhindern, dass Vals Tage als Influencerin mit Einfluss bald gezählt sein dürften.
Val ist verzweifelt und beschließt auf eigene Faust Nachforschungen zu betreiben…

Bislang habe ich noch nichts von der Autorin lesen dürfen, jedoch gab es viele positive Stimmen zu ihren Vorgängerbüchern und zu ihrer Biografie über Magersucht (Wie viel wiegt mein Leben), die schnell klar machen, dass Antonia Wesseling ernste Themen in ihren Büchern ansprechen und nicht nur reine Unterhaltung anbieten möchte.
Ihr Ausflug ins romantische Thrillergenre ist nun etwas ganz Neues und da ich sowohl New Adults mit Tiefgang und Sozialkritik mag, als auch eine spannende Krimi oder Thrillergeschichte, freute ich mich sehr auf „Insight-Dein Leben Gehört Mir“.

Optisch ist der Roman schon mal ein echter Hingucker und Schmuckstück zugleich! Der Buchschnitt ist farbig eingefärbt und einige Glitzereffekte auf dem Cover machen viel her.
Inhaltlich kann die Story leider nicht so gut mithalten, wie ich finde.
Zwar beleuchtet die Autorin auf überzeugende und schonungslose Art und Weise die nicht immer so schöne Influencer Welt des Scheins, mit all ihren Vor und Nachteilen und die Leserschaft erfährt aus Vals Sicht wie belastend es für die Psyche sein kann, wenn man in aller Öffentlichkeit gemobbt und an den Pranger gestellt wird; wenn Vorverurteilungen die Runde machen und man sich hilf- und machtlos dagegen fühlt, doch reichte dieser Punkt leider nicht aus, Val sympathischer wirken zu lassen.
Zugegeben, sie mag seelische Altlasten aus der Kindheit mit sich herumtragen, die sie in einer Art Verdrängungsmechanismus innerlich unter Verschluss hält, was nachvollziehbar macht, dass sie nicht allzu empathisch agiert.
Ihre Selbstbezogenheit ist jedoch zwischenzeitlich dermaßen unerträglich, dass ich zur Romanheldin wenig Sympathie und Interesse an ihrer Story aufbauen konnte.
Die Nebenfiguren dienen ihr praktisch nur als Zuhörer oder Helferlein in der Not.

Erschwerend kommt dazu, dass es der Liebesgeschichte an Nähe, Romantik und unter die Haut gehenden Momenten fehlt. Es gibt kaum tiefergehende Dialoge zwischen dem Heldenpaar, die sich nicht mit Vals eigentlichem Problem mit dem „Stalker“ beschäftigen und schon sind beide auf Tuchfühlung miteinander.
Freunde explizit dargebotener Liebesszenen werden sicherlich auf ihre Kosten kommen, doch wirken besagte Momente lieblos abgespult nach Schema F und eher abtörnend, weil an allen Ecken und Kanten Romantik und Nähe fehlen.

Dazu hatte ich so meine Probleme mit der Enttarnung des „Täters“/ die Auflösung des Ganzen und selbst der letzte Twist, gegen Ende der Story, konnte mich dann nicht mehr großartig überraschen, da man ihn bereits einige Zeit vorher kommen sieht.
Die Autorin schreibt, an sich, sehr gut, doch vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätte Haupt und Nebenfiguren ein wenig mehr Tiefgang und Seele auf den Leib geschrieben, als so viele unterschiedliche Themen in einen Roman zu packen; also einmal die bunte Scheinwelt der Influencer und ihre Tücken/Mobbing anzuschneiden und dazu auch noch Vals persönliche und familiäre Probleme aufzugreifen, die hier ja gar nicht aufgearbeitet, sondern lediglich angerissen werden. Dazu dann noch eine Thrillerhandlung zu kreieren, der es an echten Spannungsmomenten fehlt, leider.

Kurz gefasst: Sozialkritischer, leider etwas enttäuschender Romantic Thriller, der in der schönen Scheinwelt der Social Media und Influencer Blase spielt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.04.2024

Uninspirierter, belangloser und langweiliger Romantic Suspense, bei dem der Leser außen vor bleibt

Im Schutz der Nacht
0

Harry ist noch ein kleiner Junge, als seine, alleinerziehende Mutter schwer erkrankt. Zwar hilft seine Tante, wo sie nur kann, doch laufende Rechnungen zahlen sich nicht von allein und so beschließt Harry ...

Harry ist noch ein kleiner Junge, als seine, alleinerziehende Mutter schwer erkrankt. Zwar hilft seine Tante, wo sie nur kann, doch laufende Rechnungen zahlen sich nicht von allein und so beschließt Harry sein Talent zum Stehlen zu nutzen. Im Laufe der Jahrzehnte, gelingt es ihm, in die oberste Riege führender Kunstdiebe aufzusteigen. Doch obwohl er seine Familie vor dem drohenden Bankrott retten konnte, starb seine Mutter dennoch. Ein Verlust, der ihm immer noch sehr nahe geht.

Überhaupt ist es ein einsames Leben, immer auf der Flucht vor Entdeckung, das er sich ausgesucht hat. Während er versucht, für eine Weile unterzutauchen weil ein hartnäckiger und eiskalter Auftraggeber von ihm das Leben seiner Lieben bedroht, trifft er unvermittelt auf seine einstige erste große Liebe. Miranda ist mittlerweile eine beliebte Autorin für Kriminalromane, doch sie ist nicht gerade gut auf ihn zu sprechen, weil er sie damals ziemlich unschön abservierte.

Sie droht ihn auffliegen zu lassen, sollte er nicht endlich auspacken und ihr eröffnen, was ihn damals dazu bewog, mit ihr Schluss zu machen. Als sie die Wahrheit erfährt, ist sie wie elektrisiert. Dass Harry dermaßen viele Geheimnisse vor ihr verborgen gehalten hat, hätte sie nicht geglaubt. Doch obwohl ihr der Gentlemandieb eigentlich egal sein müsste, knistert es immer noch zwischen ihr und Harry, der einen letzten großen Coup plant…

Zugegeben, ich liebe den Filmklassiker „Über den Dächern von Nizza“ und erhoffte mir beim Lesen des Klappentextes eine etwas ähnlich geartete Story. Doch obwohl Nora Roberts einst zu meinen Lieblingsautorinnen im Romantic Suspense Genre gehörte, muss ich doch schon mal vorweg zugeben, dass mich „Im Schutz der Nacht“ leider völlig enttäuscht zurückgelassen hat.
Harry ist die Hauptfigur in diesem aktuellen Roman und sein Werdegang, bis ins Erwachsenenalter, wird dermaßen belanglos und sachlich geschildert, dass ich es nicht fassen kann.

Vor allem frage ich mich immer noch, was die Autorin mit dieser Geschichte beim Leser erreichen wollte. Es werden weder eine spannungsgeladene Krimistory, noch eine knisternde Liebesgeschichte, dargeboten. Vieles wird nebensächlich eingestreut und die Liebesszenen wirken lieblos und altbacken dahingeschrieben.

Zwar führt das Heldenpaar viele Dialoge miteinander, doch Harry und Miranda bleiben einem völlig fremd, da sich die Gespräche nicht wirklich um wichtige Dinge drehen, sondern eher darum, wie Harry seinen Ex-Auftraggeber in die Falle locken will. Und da der Romanheld seinen Plan schon vorab preisgibt, kommt auch gegen Ende des Romans keine Spannung auf. Man bleibt beim Lesen außen vor, ist nie mittendrin im Geschehen. Ich habe selten so einen langweiligen, uninspirierten Roman der Autorin in Händen gehalten, dem der rote Faden komplett zu fehlen scheint und frage mich mittlerweile, ob es tatsächlich ein Roman aus der Feder von der Autorin ist oder hier womöglich ein gelangweilter Ghostwriter engagiert wurde, denn Nora Roberts war stets ein Garant für tolle Romantic Suspense! Zwar wird der Appetit der Leserschaft angeregt bei den tollen Gerichten, die Harry in der Küche zu zaubern versteht, doch das war es dann leider auch.


Kurz gefasst: Uninspirierter, belangloser und langweiliger Romantic Suspense, bei dem der Leser außen vor bleibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.03.2024

Zuviel Drama und unglaubwürdige, überladen wirkende Handlungsstränge- eine Soap Opera in Buchform- Mäßiger Auftaktband zu einer vierbändigen Familiensaga, dessen Romanfiguren es leider an charakterlichem Facettenreichtum und Tiefe mangelt

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse
0

Gegenwart, London:

Als die ältere Dame Sophia auf die burschikose Spring Season trifft, scheint es anfangs keinerlei Ebene für eine innige Frauenfreundschaft zu geben. Denn Spring soll Sozialstunden bei ...

Gegenwart, London:

Als die ältere Dame Sophia auf die burschikose Spring Season trifft, scheint es anfangs keinerlei Ebene für eine innige Frauenfreundschaft zu geben. Denn Spring soll Sozialstunden bei Sophia leisten. Spring, die eine schlechte Kindheit hatte und danach auf die schiefe Bahn geriet, weiß die neu gefundene Stabilität in ihrem Leben jedoch durchaus zu schätzen. Während sie sich um die alte Dame kümmert und für sie einkauft, bedankt diese sich mit einem frisch gekochten, gemeinsamen Mahl und einem offenen Ohr für Springs Sorgen und Nöte. Schnell wird Sophia für Spring zu einer Art Großmutterersatz und natürlich ist nun auch Spring neugierig auf Sophias Geschichte. Wieso lebt die alte Dame, die einst zur einflussreichen Gesellschaft gehörte, nun in eher ärmlichen Verhältnissen und muss jeden Cent dreimal herumdrehen?

Und auch Sophia begreift schnell, dass Spring ihre Vergangenheit zunächst aufarbeiten muss, wenn sie glücklich werden möchte. Nach einer Weile vertrauen sie sich einander an und stellen fest, dass sie doch eine Gemeinsamkeit verbindet; den ehemaligen Wohnort.
Spring überzeugt Sophia, die ebenfalls keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie hat, zurückzukehren an den Ort, wo alles begann. Beide ahnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, in welch dramatischen Ereignisse sie hineingezogen werden.

Nord Wales, 1876:

Der Hausverwalter von Daffodil Castle trifft, als er bei einem Kutschenunfall helfen möchte, unverhofft auf seine neue Herrin. Denn die reiche Alleinerbin, ist kürzlich erst aus Indien zurückgekehrt. Ihre restliche Familie wurde dort getötet und nun will Lady Charlotte ihr Zuhause beziehen, bzw. sich dort von der Welt zurückziehen, nach den traumatischen Erlebnissen und einer schweren Krankheit, die sie kürzlich ereilte.
Bei dem Kutschenunfall wurde ihre Krankenpflegerin jedoch getötet und so ist die junge Frau allein.
Noch ahnt der Hausverwalter nicht, wen er wirklich vor sich hat. Denn tatsächlich handelt es sich nicht um die echte Lady Charlotte. Vielmehr strebt hier eine junge Frau nach Liebesglück und einem Neuanfang. Dadurch bringt sie sich jedoch in große Gefahr…

Erst einmal vorweg liebe ich Romane in denen geheimnisvolle Familiengeheimnisse erzählt werden. Und wenn es dann auch noch eine historische Zeitebene zusätzlich gibt, bin ich beinahe restlos zufrieden.
Hinter dem Pseudonym Anna Helford verbirgt sich die bekannte Autorin Felicity Whitmore, von der ich bereits einige ähnlich strukturierte Romane las und da mich ihre neue Romanreihe unglaublich neugierig gemacht hatte, freute ich mich sehr darüber, dass ich das Buch im Zuge einer Leserunde gewann.
Ausgangssituation ist ein Dorf in Nord Wales, in dem Spring Season mit ihren drei Schwestern aufwuchs. Spring und ihre Schwestern litten sehr unter der Drogensucht ihrer Eltern, die eine Farm betrieben und am Ende war es dermaßen traumatisch für Spring, dass sie beschloss, ihrer Familie den Rücken zu kehren und nach London zu gehen. Doch dort geriet sie ebenfalls auf die schiefe Bahn.
Und auch Sophia lebte in der Nähe auf dem herrschaftlichen Daffodil Castle, bis eine Familientragödie über sie hereinbrach.
In kleinen Häppchen und in stetigem Zeitebenenwechsel, serviert die Autorin ihren Lesern, Einblicke in dunkle Familiengeheimnisse und Tragödien.
Während es in der Gegenwart um Spring und Sophia und deren Aufarbeitung ihrer Vergangenheit geht, sucht in der Vergangenheit die Krankenschwester Daphne ihr Lebens- und Liebesglück.

Eigentlich fand ich die Ausgangssituationen auf beiden Ebenen zunächst spannend dargeboten, doch je weiter die Handlung voranschritt, umso mehr hatte ich ein Problem mit der Glaubwürdigkeit der Handlungsstränge.
Schnell nahm die Story eher einen Soap Opera Charakter Verlauf und während sich die Ereignisse überschlugen, blieb die Charakterentwicklung der Figuren auf der Strecke. Sophia verkam irgendwann nur noch zu einer passiven Erzählerin und für Spring fügte sich alles dermaßen pfeilschnell und problemlos, dass ich leider ein wenig die Leselust verlor.
Ich denke einfach, die Autorin hat zuviel gewollt, zuviel Drama hineingebracht, was dann auf Kosten der Charaktere ging, die in den letzten beiden Leseabschnitten nur noch schablonenhaft beschrieben wirkten und agierten. Sämtliche Probleme lösten sich also in Wohlgefallen auf oder wurden lieblos wirkend aus dem Off nacherzählt; fast so, als wolle man endlich zum Ende kommen. Und dass plötzlich alle Schwestern mit Männern an ihrer Seite auf dem Familienfest auftauchen, fand ich zu arg vorgegriffen, wenn jede Schwester ihre eigene Geschichte bekommen soll.

Was würde ich mir wünschen für den zweiten Teil? Eine genauere Fokussierung auf die Romanheldin(nen) und ihre Charakterentwicklung. Eine intensiver erzählte Geschichte; von mir aus sogar ein Kammerstück ohne Soap Opera Effekt. Nicht so viel Drama also und nicht zuviel Geschehnisse. Eine glaubwürdiger verpackte Handlung und vor allem, dass agierende Haupt und Nebenfiguren individueller gestrickt wirken. Man mehr über ihr Innenleben, ihr Denken und Fühlen erfährt, anstatt dass der Roman beherrscht wird, von überladen wirkenden Handlungssträngen, die dazu auch noch unglaubwürdig wirken. Alles in allem also mehr Intensität und Tiefe.
In Sachen Coverlayout bin ich jedoch sehr begeistert von der Optik der neuen Romanreihe.

Kurz gefasst: Zuviel Drama und unglaubwürdige, überladen wirkende Handlungsstränge- eine Soap Opera in Buchform- Mäßiger Auftaktband zu einer vierbändigen Familiensaga, dessen Romanfiguren es leider an charakterlichem Facettenreichtum und Tiefe mangelt.

Season Sisters:

1. Teil: Frühlingsgeheimnisse
2. Teil: Sommerstürme
3. Teil: Herbstschatten
4. Teil: Winterhoffnung

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2024

Gelungenes Coverlayout, doch leider kann der durchschnittliche Inhalt zwischen den Buchdeckeln nicht mithalten. Ein mäßiger historischen Krimi mit zu modern agierender Heldin.

Stalking Jack the Ripper
0

August 1888, London:

Die Halbwaise Audrey Rose mag zwar auf den ersten Blick eine junge Dame aus gutem Hause sein, wie jede andere die schöne Kleidung liebt, dennoch zeigt sie Interessen, die alles andere ...

August 1888, London:

Die Halbwaise Audrey Rose mag zwar auf den ersten Blick eine junge Dame aus gutem Hause sein, wie jede andere die schöne Kleidung liebt, dennoch zeigt sie Interessen, die alles andere als gewöhnlich sind. Vielmehr skandalös, wenn sie bekannt würden in der Gesellschaft.
Audrey liebt wissenschaftliche Studien über alles. Doch im Gegensatz zu ihrem Vater, einem Hobbytüftler, der sich dem Bau von mechanischen Dingen verschrieben hat, interessiert sich Audrey für medizinische und anatomische Belange und schlägt somit ganz nach ihrem Onkel, einem anerkannten Wissenschaftler, der auch für kriminalistische (Mord)Untersuchungen zu Rate gezogen wird. Und weil ihr Onkel, ganz im Gegensatz zu ihrem Vater ein moderner, aufgeschlossener Mensch ist, erlaubt er es seiner Nichte, ihm beim Sezieren von Leichen zu Untersuchungszwecken, zur Hand zu gehen, was ihr Vater nicht billigt. Mehr noch, als mehrere Frauenmorde geschehen und selbst ihr Onkel in den Fokus der Ermittlungen gerät, setzt er Audrey Rose die sprichwörtliche Pistole auf die Brust und verbietet ihr rigoros, in dieser Sache Ermittlungen anzustreben.

Die junge Dame ist jedoch aus härterem Holz geschnitzt und lässt sich nicht beirren auf ihrem Weg. Denn zu groß ist ihre Sorge um ihren Onkel, den sie ungern verlieren würde. Außerdem gibt es da ja auch noch Thomas, einen jungen Studenten und Vertrauten, der ihren Onkel bei seinen Arbeiten unterstützt. Thomas mag zwar enervierend arrogant sein und sie zur Weißglut treiben mit seiner Besserwisserei, doch hat er andererseits einen klugen Kopf auf seinen Schultern sitzen und zieht clevere Schlüsse bei der Mordermittlung.
Als klar wird, dass ein Serienmörder sein Unwesen auf den Straßen Londons treibt, ist den beiden sonnenklar, dass sie sich zusammenraufen müssen, denn die Zeit drängt…

Als ich diesen ersten Teil der neuen historischen YA Krimireihe um eine junge Adlige zu Gesicht bekam, verliebte ich mich sogleich in die prachtvolle Covergestaltung. Dazu wurde der Buchschnitt farblich passend eingefärbt und um das Ganze noch schicker zu gestalten, funkelt dem bewundernden Leser zudem eine Stichwaffe auf dem Buchschnitt entgegen.
Und auch die Hintergrundstory um die grausamen Verbrechen von Jack the Ripper, klang spannend für mich, so dass ich nicht wirklich eine Chance hatte, dem Buch zu widerstehen.
Vor allem aber war ich gespannt darauf zu erfahren, ob es der Autorin gelingen würde, einen glaubwürdigen Rahmen zu schaffen, für eine Romanheldin, mit solch modernen Ansichten, die sich dazu, in aller Heimlichkeit, als angehende Gerichtsmedizinerin verdingt.
Ich fürchtete, dass die Autorin womöglich übers Ziel hinausschießen würde und tatsächlich kam es letztendlich auch so.
Einerseits schreibt sie Audrey Rose löbliche Attribute auf den Leib- die junge Dame will unabhängig sein, hält sich für ebenbürtig in Bezug auf ihre Intelligenz, der dominierenden Männerwelt gegenüber und sie liebt ihre Familie sehr.
Dazu wird Audrey nie müde zu betonen, dass sie kein Interesse an Frauenfreundschaften hat, weil gleichaltrige Mädchen, ihrer Meinung nach, naive, dumme Geschöpfe sind, die nur Stickereien, gute Verbindungen und andere belanglose Dinge im Kopf haben, was sie fürchterlich langweilt.
Genauso wenig betont sie es, niemals auf ein schönes Männergesicht hereinzufallen und doch tut sie es, wenig später doch.

Ich hatte ganz einfach ein Problem mit der Romanheldin, weil sie zu modern agiert, für ein Geschöpf ihrer Zeit. Erschwerend kommen ihre TSTL (Too stupid to Live) Aktionen dazu. Mal ehrlich, wer würde bei Nacht und Nebel, zu später Stunde durch Gegenden Londons streifen, um einen brutalen Frauenmörder zu stellen? Vor allem unbewaffnet und ohne Vorwissen in Selbstverteidigung zu besitzen?
Dass die Polizei sie, wenig später zu Rate zieht bei einem Mordfall des Rippers, fand ich ebenso unglaubwürdig beschrieben, bedenkt man ihren Stand und ihre Jugend und die Tatsache, dass Frauen damals sowieso vorab weniger Möglichkeiten zugestanden wurden, von Seiten der Männerwelt.

Obwohl ich die bissigen aber amüsanten Schlagabtausche, die Audrey Rose mit Thomas führt, grundsätzlich mochte und auch Thomas, als ermittelnden Sidekick, fand ich die Krimihandlung als solche eher langweilig erzählt. Dank diverser Hinweise, die die Autorin eingangs einstreut, weiß man praktisch schon von Beginn an, wer der Ripper wirklich ist und so bleiben dem Leser packende Überraschungsmomente leider völlig erspart.
Selbst die Idee, ein Medium einzubauen, das mit den Toten reden kann, die ich grundsätzlich erst einmal gut fand, verpufft wirkungslos.
In Sachen Gerichtsmedizin hat die Autorin ihre Hausaufgaben jedenfalls gemacht. Gar nicht zimperlich, beschreibt sie detailliert übliche Vorgehensweisen, die zarte Gemüter womöglich auf den Magen schlagen könnten.

Die Story wird aus Sicht der Romanheldin, in „Ich-Form“ vorangetrieben. So bekommt man ausreichend Einblicke in ihre Gedanken und Gefühlswelt geboten und kann sich zumindest im Ansatz in sie hineindenken, wenn einem auch so manche Anwandlungen fremd bleiben.
Die Love Story fand ich ebenfalls an den Haaren herbeigezogen. Klar die „Was sich neckt, das liebt sich“ Attitüde hat schon etwas für sich, doch passt es eigentlich nicht, dass die Heldin Thomas, gleich von Beginn an, so viel Vertrauen schenkt.
Obwohl ich das Layout des Romans dermaßen schmuck finde und auch viel Detailreichtum für das Innere verwand wurde- so finden sich beispielsweise einige Schwarzweißabbildungen zwischen den Buchdeckeln, die historische Örtlichkeiten etc. zeigen, kann der Roman als solches leider nicht damit mithalten.
Man mag berücksichtigen, dass es sich hier um einen Debütroman handelt, dennoch finde ich es schade, wenn Autoren sich für das historische Genre entscheiden, ihre Figuren dann aber nicht der Zeitepoche entsprechend handeln lassen. Natürlich wünscht man sich taffe und aufgeschlossene aber vor allem mutige Heldinnen, die der Männerwelt die Stirn bieten. Doch muss man dennoch bedenken, dass das strenge Verhaltenskorsett der damaligen Zeit, das Frauen auferlegt wurde, vor allem für unverheiratete junge Mädchen aus adligem Hause, leider kaum Spielraum ließ, sich dermaßen zu geben, wie es die Heldin in diesem Buch macht. Zwar ist der zweite Teil, der momentan vierbändigen Reihe, „Hunting Prince Dracula“, bereits jüngst erschienen und verlockt erneut mit einem tollen Cover, doch werde ich wohl schweren Herzens, eher darauf verzichten.

Kurz gefasst: Gelungenes Coverlayout, doch leider kann der durchschnittliche Inhalt zwischen den Buchdeckeln nicht mithalten. Ein mäßiger historischen Krimi mit zu modern agierender Heldin.

Die grausamen Fälle der Audrey Rose

1. Teil: Stalking Jack the Ripper- Die Spur in den Schatten
2. Teil: Hunting Prince Dracula- Die gefährliche Jagd
3. Teil: Escaping from Houdini (noch nicht übersetzt)
4. Teil: Capturing the Devil (noch nicht übersetzt)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.02.2024

Ermöglicht Anpassung und Streben nach mehr, Sicherheit? Eine unausstehliche Romanheldin geht einen steinigen Weg. Zum Teil sehr klischeebehaftete Story, die aber im Laufe des Romans an Ernsthaftigkeit und Tiefgang gewinnt.

Ich. Bin. So. Glücklich.
0

TifAni FaNelli scheint eine Frau zu sein, die es im Leben geschafft hat. Sie hat einen tollen Job, eine Modelfigur und einen Verlobten, um den sie viele andere Frauen beneiden. Doch Ani, wie sie sich mittlerweile ...

TifAni FaNelli scheint eine Frau zu sein, die es im Leben geschafft hat. Sie hat einen tollen Job, eine Modelfigur und einen Verlobten, um den sie viele andere Frauen beneiden. Doch Ani, wie sie sich mittlerweile nur noch nennt, weil sie ihren eigentlich Vornamen zu billig klingend findet, ist im Grunde ein Mensch, der zutiefst unglücklich und verunsichert ist. Im Laufe der Jahre hat sie es sich jedoch angewöhnt, ihr Inneres vor anderen Menschen zu verschließen, was auch für ihren zukünftigen Ehemann gilt. Luke weiß zwar um Anis Geheimnis, ein schreckliches Geschehen, dass bereits in ihrer Schulzeit stattfand, doch möchte er dieses traumatische Erlebnis lieber ganz unter den Tisch kehren und nicht mehr darüber sprechen, da Anis Rolle darin einst für unschöne Spekulationen sorgte und seine angesehene Familie keine schlechte Publicity braucht. Obwohl Ani seit ihrer Schulzeit an einem College, stets bemüht war, ihren gewöhnlichen Hintergrund abzuschütteln und sich stattdessen mit der „In-Clique“ einzulassen; was sich nun, im Laufe der Jahre noch verstärkt hat, verachtet sie im Grunde doch die Art der Reichen und Beliebten ihr Leben zu leben. Als sie die Möglichkeit erhält bei einer TV Doku mitzuwirken, die sich mit den damaligen, schrecklichen Ereignissen beschäftigt, in die Ani verwickelt war, spitzt sich Anis innerer Konflikt zu…

Zunächst einmal wurde ich durch das optisch sehr hochwertig und elegant ausgestattete Cover auf Jessica Knolls Roman aufmerksam und vermutete, es würde sich ein regulärer Thriller dahinter verbergen. Doch auch wenn der Klappentext das dem Leser vielleicht suggerieren möchte, ist „Ich bin so glücklich“ doch etwas völlig anderes. Statt des erwarteten Thrillers, bekommt man eine Mischung aus Chick Lit, College-Roman und Drama geboten, in dessen Fokus mit Ani eine Romanheldin steht, die es dem Leser leider keinesfalls einfach macht, sie zu mögen. Um es vorweg zu nehmen, selbst ab dem Zeitpunkt, als man dann endlich erfährt, was Ani einst widerfahren ist und wieso sie sich so widersprüchlich verhält, konnte mich ihr Charakter nicht dazu verleiten, sie zu mögen. Man mag zwar ihre Handlungsweisen besser verstehen, doch konnte mich die Heldin dieses Romans leider weder berühren noch irgendwie anderweitig erreichen.

Erschwerend kommt dazu, dass sich das Lesen der ersten hundert Seiten für mich sehr zäh gestaltete, da die Autorin sich darin ergeht (aus Anis Sicht geschildert) das Leben der Reichen und Schönen zu schildern und zwar in einem Maße, das über das hinausgeht, was man als Leser an Informationen bräuchte. Man stolpert beim Lesen stattdessen über zahlreiche, überflüssige Beschreibungen von Markenkleidung, Aufzählungen von Diäten, bzw. in diesem Fall eher grotesk wirkende Hungerkuren, die die Autorin wohl dazu benutzen wollte, um den leeren Lebensinhalt der, sich für angesagt haltenden oberen Zehntausend darzulegen, was ich in diesem übertrieben wirkenden Maße einfach für völlig unwichtig gehalten habe. Mich hat es nicht nur befremdet, sondern vor allem gelangweilt, diese Romanpassagen zu lesen und ich wollte den Roman eigentlich schon vorzeitig abbrechen, doch dann kam auch endlich Fahrt in die Story, da die Romanheldin in Rückblenden erzählt, wie ihre Collegezeit war und was sie auf dem College erlebte.

Man sollte sich jedoch nicht der Illusion hingeben, dass Anis Erlebnis für ihre einschneidende Charakteränderung sorgte, denn Ani ist sowohl zuvor, als auch danach eine unsympathische Göre, die sich für ihre einfache Herkunft schämt.

Zugegeben, auch ihr Umfeld, seien es ihre Eltern, ihre Freunde im College oder auch später Kollegen und Kolleginnen und nicht zu vergessen Anis Verlobter, stehen Ani auf der Sympathienskala in nichts nach. Alle sind durchweg Egoisten und Ekelpakete par excellence und genau wie Ani einskalte Opportunisten. Selbst die einzige Figur in diesem Roman, die lediglich Anis Wohlergehen im Auge hat, gerät im Laufe der Story in einen Interessenskonflikt, der erst durch Anis Verhalten geschürt wird.
Obwohl ich früh ahnte, welches Geheimnis Ani mit sich herumträgt, weil man es sich einfach durch gewisse Andeutungen, die die Autorin zwischenzeitlich macht, denken kann, konnte mich zumindest dieser verstörend wirkende Handlungsstrang an das Buch fesseln, weil dieser Teil atmosphärisch sehr dicht beschrieben ist und man sich, auch wenn man Ani nicht mag, gut in die Romanheldin hineinversetzen kann.
Da Jessica Knoll Ani innere Zerrissenheit und deren Ängste aber sehr gut dargestellt hat, möchte ich für „Ich bin so glücklich“ nicht weniger als 3 von 5 Punkten vergeben.

Kurz gefasst: Ermöglicht Anpassung und Streben nach mehr, Sicherheit? Eine unausstehliche Romanheldin geht einen steinigen Weg. Zum Teil sehr klischeebehaftete Story, die aber im Laufe des Romans an Ernsthaftigkeit und Tiefgang gewinnt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere