Profilbild von Jecke

Jecke

Lesejury Star
offline

Jecke ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Jecke über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2024

✎ Linnea Lundborg - Anno und Issa

Anno und Issa
0

Repräsentation der Vielfalt in unserer Gesellschaft finde ich sehr wichtig. Daher ziehen immer mehr Bücher in unser Regal wie „Anno und Issa“. Hier sind Nichtbinäre Geschlechtsidentität, Homosexualität ...

Repräsentation der Vielfalt in unserer Gesellschaft finde ich sehr wichtig. Daher ziehen immer mehr Bücher in unser Regal wie „Anno und Issa“. Hier sind Nichtbinäre Geschlechtsidentität, Homosexualität und Schwarz keine Fremd- oder gar Schimpfwörter, sondern Alltag.

Wir erleben die Geschichte aus Annos Sicht. Dadurch bekommt man all ihre Gefühle hautnah mit. Oft konnte ich sie verstehen, manchmal brach es mir das Herz - vor allem, als sie den Streit mit ihrer Mutter hatte. (ich habe diese Passage mit den Augen einer Mama gelesen, ging nicht anders)

Anno selbst macht eine enorme Charakterentwicklung durch. Das geschieht peu à peu und ist super in das Geschehen integriert. Auch die anderen (wichtigen) Personen bleiben nicht blass. Das geschieht ebenso dadurch, dass der Fließtext durch einige Comics ergänzt wird. Eine tolle Aufmachung! Ich kenne dieses Konzept bereits und befürworte es absolut.

Ein großes Plus in meinen Augen ist das Glossar am Ende, welches Skate-Begriffe erklärt. So kann man immer wieder dorthin blättern, wenn man etwas vergessen hat.

Obwohl es um Themen wie „die erste Liebe“ geht, würde ich es dem Genre „Kinderroman ab 10 Jahren“ zuordnen, denn die Sprache ist einfach gehalten und die Protagonisten sind in der 5./6. Klasse.

Für mich ist „Anno und Issa“ ein Wohlfühlbuch mit authentischen Charakteren und Problemen im vorliegenden Alter.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 01.04.2024

✎ Ursula Gruß - Lilly und Billy 1 Ich bin nicht schuld!

Lilly und Billy
0

Ich ging mit geringen Erwartungen an diese Lektüre. Ich wollte einfach nur sehen, wie Autorin und Illustrator das Thema „Streit und anderer Blickwinkel“ umsetzen.

Beim ersten Durchblättern verliebte ich ...

Ich ging mit geringen Erwartungen an diese Lektüre. Ich wollte einfach nur sehen, wie Autorin und Illustrator das Thema „Streit und anderer Blickwinkel“ umsetzen.

Beim ersten Durchblättern verliebte ich mich direkt in die Bilder. Obwohl wir gerade Frühlingsanfang haben, musste ich sofort an den noch warmen Herbst denken, denn beigen und braunen/orangenen Tönen wurde hier der Vorzug gegeben.
Die wechselnden Emotionen der Protagonisten lässt sich super an den Gesichtern ablesen. Ansonsten sind eher wenige Details gezeichnet worden.

Die Geschichte an sich ließ mich dann mit gemischten Gefühlen zurück.

Ursula Gruß hat es geschafft, dass meine frisch 6-Jährige und ich einen super Gesprächsanlass bekamen, was das eigentliche Thema - Streit und Perspektivwechsel - betrifft. Sie ist in einer Phase, in der sie mehr und mehr für sich einstehen möchte. Aber sie liebt auch die Harmonie, sodass sie sich oft genug herumkommandieren lässt, weil sie sich nicht traut, etwas zu sagen. Wenn sie es dann doch tut, kann es schon mal zum Streit kommen und es fließen gelegentlich Tränen.
Durch die Mäuse in der Erzählung, die Richterin spielen sollen, hat mein Kind gemerkt, dass es manchmal gar nicht wichtig ist, wer einen Streit anfängt.

„Nur dumme Tiere oder Tiere, die es nicht besser wissen,
suchen den, der Schuld hat, statt eine Lösung zu finden.“ (S. 34)

Hier werden viele verschiedene Gesichtspunkte aufgezählt:
Wer muss sich entschuldigen und warum? (oder warum nicht)
Welche Signale sende ich aus? Welche bleiben verborgen, sind aber eigentlich wichtig, um meinen Gegenüber zu verstehen / richtig einschätzen zu können?
Wie kann man Missverständnisse vermeiden?
Wie sieht das Ganze aus einem anderen Blickwinkel aus?
All dies wird kindgerecht und ohne erhobenen Zeigefinger herüber gebracht.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass man sich „freundschaftlich kneift und klapst“. Das gibt es bei uns nicht. Das ist eine Grenzüberschreitung - auch unter Freund
innen. Ich glaube nicht, dass es irgendjemanden gibt, der so etwas ok findet. Mein Kind fand diese Tatsache ebenso befremdlich wie ich.

Da manche Seiten relativ viel Text beinhalten und auch sehr viel Gesprächsbedarf während des Lesens aufkommt, würde ich es eher nicht für Kindergartenkinder empfehlen. Ich denke, in der 1. und 2. Klasse lässt sich das Buch jedoch sehr gut bearbeiten.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 05.03.2024

✎ Maja Nielsen - Der Tunnelbauer

Der Tunnelbauer
0

Wenn ich Bücher gegen das Vergessen lese/höre, handelt es sich zumeist um Geschichten über den 2. Weltkrieg. Dies war das erste Mal, dass ich einen Tatsachenroman über die Tunnelfluchten aus der DDR in ...

Wenn ich Bücher gegen das Vergessen lese/höre, handelt es sich zumeist um Geschichten über den 2. Weltkrieg. Dies war das erste Mal, dass ich einen Tatsachenroman über die Tunnelfluchten aus der DDR in die Hände bekam.

Maja Nielsen hat Joachim Neumanns Geschichte wunderbar verpackt. Gedanken und Gefühle kommen authentisch rüber und man erfährt wirklich sehr viel von den einzelnen Leuten.
Angst, Wut, Verzweiflung, Hoffnung, Freude, … All dies lag so nah beieinander. All dies wird in den Zeilen transportiert. Manchmal hatte ich das Gefühl, hautnah dabei zu sein.

Für mich persönlich war der Anfang ein bisschen in die Länge gezogen und der Tunnelbau an sich zu sehr auf ein Minimum beschränkt. Politik spielt eher eine Nebenrolle.

Auf der Verlagshomepage habe ich gesehen, dass Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt wird. Ich denke, besser kann man ein solches Thema den SuS nicht nahebringen. Ich jedenfalls hätte mich früher neben den trockenen Daten über Zeitzeugenberichte sehr gefreut. Maja Nielsen und Joachim Neumann berichten überdies persönlich über die Geschichte der Tunnelfluchten.

Noch ist es möglich, die Menschen, die all das hautnah miterlebt haben, anzuhören. Omas und Opas (generell ältere Generationen) können (Enkel)Kindern kein größeres Geschenk machen. Hört ihnen zu und lernt.

Am Anfang und am Ende kommt der echte Achim zu Wort. Zwei sehr emotionale Momente

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 04.03.2024

✎ Jason Bittel - Welt aus Eis

Welt aus Eis
0

Von Jason Bittel durften wir letztes Jahr bereits das Werk „Tiere: 50 Geschichten über Mammut, Panda, Elefant und Co. Gerettet, gefährdet, ausgestorben“ kennenlernen und bestaunen. „Welt aus Eis“ konnte ...

Von Jason Bittel durften wir letztes Jahr bereits das Werk „Tiere: 50 Geschichten über Mammut, Panda, Elefant und Co. Gerettet, gefährdet, ausgestorben“ kennenlernen und bestaunen. „Welt aus Eis“ konnte uns auf seine ganz eigene Art begeistern.

Grob ist das Buch in 4 große Kategorien eingeteilt:
- Was sind Arktis und Antarktis?
- Leben in der Arktis
- Leben in der Antarktis
- Die Welt aus Eis und ich

In jedem Kapitel lernen wir meist in Stichpunkten einige interessante Fakten kennen. Uns hat irritiert, das Informationen oft wiederholt wurden.
Dennoch hatten wir Freude daran, mehr über Fauna und Flora an den Polen zu erfahren. Wir gingen zum Beispiel davon aus, dass es dort immer nur Schnee und Eis gibt. Dabei wird es auch dort manchmal grün.

Claire McElfatrick hat den Worten und Fakten Farbe verliehen. Ihre Illustrationen harmonieren mit den Fotos sehr gut. Alleine dafür lohnt es sich, durch die Seiten zu blättern.

Der Verlag vergibt eine Altersempfehlung ab 7 Jahren. Wir haben es bereits mit 5 Jahren angefangen und es war gut. Wir haben uns kleine Portionen herausgepickt und darüber gesprochen. Die Expeditionen, die erwähnt werden, sind meist erst mit höherem Alter interessant - zumindest mein Kind wollte darüber noch nichts wissen. Daher ist dies wieder mal ein Werk, welches über Jahre im Schrank stehen und immer wieder hervorgeholt werden kann.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 23.02.2024

✎ Britta Kiwit - Ach, das ist Familie?!

Ach, das ist Familie?!
0

Mir ist dieses Buch aufgefallen, weil im Kindergarten dieses Jahr das Thema „Kinder und ihre Familien“ bearbeitet wird. Erst als es bei mir ankam, habe ich gesehen, dass es von einer großen Influencerin ...

Mir ist dieses Buch aufgefallen, weil im Kindergarten dieses Jahr das Thema „Kinder und ihre Familien“ bearbeitet wird. Erst als es bei mir ankam, habe ich gesehen, dass es von einer großen Influencerin und Aktivistin verfasst wurde. Da auch ich ihre Arbeit eine zeitlang verfolgte, waren meine Erwartungen sehr groß. (vorher auch schon, aber irgendwie legte der Name da nochmals eine Schippe drauf) Da ich weiß, wie alt ihre Kinder sind, weckte auch dies Erwartungen, nämlich: Ob es wirklich vorschulgerecht umgesetzt wurde. (Altersempfehlung des Verlages: 5 Jahre)

Die Illustrationen sind sehr divers. Es wurde versucht, so viele Personen wie möglich darzustellen. Allein die Bilder bieten unheimliches Potential, mit Kindern ins Gespräch zu kommen. Ich denke, hier kann man deutlich früher als mit 5 Jahren starten.

Die Texte sind dann teilweise leider sehr komplex. Ich habe auch extra mit unserer Kindergartenpädagogin darüber gesprochen und sie meinte ebenso wie ich, dass sie das Buch eher in der Grundschule sieht und nicht bei den Kleinen.

Doch die Informationen, die man hier erhält, sind umfangreich und vor allem wertschätzend.
Man merkt den Zeilen an, dass Britta Kiwit nicht einfach ein Buch herausbringen wollte. Sie hat sich mit verschiedensten Familien unterhalten, hat eine Wohngruppe besucht und Expert*innen befragt.

Meine allerliebsten Lieblingsseiten sind die Seiten 6 & 7, auf denen gezeigt wird, dass es auch im Tierreich sehr viele verschiedene Familien(konstellationen) gibt.

Bei uns darf das Buch noch eine Weile im Regal stehen und von Zeit zu Zeit immer wieder herausgenommen werden. Da es wirklich reichlich zu entdecken gibt, wird es nach 1 Jahr nicht direkt uninteressant werden, sondern Gesprächsstoff für viele Jahre bieten.

©2024 Mademoiselle Cake