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Veröffentlicht am 08.03.2024

Niedrigschwellig

Mit Kindern über Diskriminierungen sprechen
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Das Sachbuch "Mit Kindern über Diskriminierungen sprechen" ist eine wertvolle Ressource für alle erziehenden Menschen, die das wichtige Thema der Diskriminierung mit Kindern ansprechen möchten. Die Autorinnen ...

Das Sachbuch "Mit Kindern über Diskriminierungen sprechen" ist eine wertvolle Ressource für alle erziehenden Menschen, die das wichtige Thema der Diskriminierung mit Kindern ansprechen möchten. Die Autorinnen bieten gemeinsam mit Expert:innen wie Raúl Krauthausen und Melodie Michelberger praktische Ratschläge und Strategien, um Kinder und Jugendliche für Vorurteile, Abwertung und Ausgrenzung zu sensibilisieren und sie davor zu schützen.

Damit das Sachbuch vielfältig unterstützt, ist die Vielfalt der behandelten Diskriminierungsformen, von Gewichtsdiskriminierung über Rassismus und Antisemitismus bis hin zu Diskriminierung aufgrund von Religion oder Behinderung, ebenfalls groß. Durch diese breite Perspektive erhält man einen Überblick, wobei jedes Kapitel auch allgemeine Tipps zur Verfügung stellt. Am besten haben mir die zahlreichen Empfehlungen zu Kinder- und Jugendbüchern am Ende jedes Kapitels gefallen, die dabei unterstützen, diese schwierigen Themen auf eine altersgerechte Weise anzusprechen.

Die Erklärungen im Buch sind einführend, weshalb sie mir teilweise zu unkonkret und oberflächlich waren. Für Leserinnen und Leser mit bereits vorhandenem Wissen über Diskriminierung mag dies dazu führen, dass sie weniger Neues erfahren. Dennoch ist wichtig zu betonen, dass die niedrigschwellige Erklärung der verschiedenen Diskriminierungsformen es auch Menschen mit weniger Vorkenntnissen ermöglicht, sich dem Thema anzunähern.

Insgesamt ist "Mit Kindern über Diskriminierungen sprechen" ein wichtiger Leitfaden für erziehende Menschen. Es bleibt zu hoffen, dass viele Erziehende dieses Buch lesen und die darin enthaltenen Ratschläge und Strategien aktiv in ihrer Erziehung umsetzen, sei es zu Hause, in der Kita oder in der Schule.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Emotional packend

Leute von früher
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Marlene ist Ende zwanzig und hat soeben ihr Studium in Hamburg beendet, wo sie sich ein Leben mit guten Freunden und losen Partnerschaften aufgebaut hat. Um die Entscheidung, was sie nach dem Studium aus ...

Marlene ist Ende zwanzig und hat soeben ihr Studium in Hamburg beendet, wo sie sich ein Leben mit guten Freunden und losen Partnerschaften aufgebaut hat. Um die Entscheidung, was sie nach dem Studium aus ihrem Leben machen will, noch ein wenig aufzuschieben, wird sie Saisonarbeiterin im historischen Erlebnisdorf auf der Insel Strand im nordfriesischen Wattenmeer, wo die Zeit scheinbar stillzustehen scheint.

Die detaillierte Beschreibung von Kleidung, Handwerk und Bräuchen auf der Insel lässt den Leser tief in die Atmosphäre eintauchen und wirkt sehr authentisch. Besonders gelungen ist die Darstellung des Erlebnisdorfes, das reiche Touristen anlockt und gleichzeitig das Leben der Saisonkräfte, wie Marlene, in einfachen Verhältnissen bestimmt. Diese Kluft zwischen Schein und Realität bildet einen zentralen Konflikt im Roman. Protagonistin Marlene, eine junge Frau am Scheideweg zwischen Vergangenheit und Zukunft, wird zum Spiegelbild der ambivalenten Welt von Strand.

Die Begegnung zwischen Marlene und Janne, einer Inselbewohnerin mit einem geheimnisvollen Hintergrund, ist dann der Ausgangspunkt für eine Liebesgeschichte, die zugleich von Geheimnissen und düsteren Ereignissen durchzogen ist. Höller gelingt es, die Spannung zu steigern, indem für Marlene zunächst undurchschaubare Dinge auf der Insel passieren und sie zugleich Verliebtheit und Nähe mit Janne ganz neu entdecken kann.

Besonders gefallen hat mir Höllers melancholischer und poetischer Schreibstil, der mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen hat. Sie entfaltet in ihrem Roman eine glaubwürdige Kulisse, in der Tradition und Moderne aufeinandertreffen - ich empfehle unbedingt, die Geschichte der Insel Strand im Verlauf des Romans einmal nachzuschlagen, ohne hier zu viel verraten zu wollen. Das emotional mitreißende Ende machte den Roman für mich schließlich zu dem, was Kafka als „Axt […] für das gefrorene Meer in uns“ bezeichnet hat. Große Empfehlung!

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Genialer Roman

Yellowface
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"Yellowface" ist ein Roman, der nicht nur wahnsinnig fesselnd und sowohl gut geschrieben als auch passend übersetzt ist, sondern auch auf intelligente Weise mit aktuellen Diskursen spielt. Der Sog dieses ...

"Yellowface" ist ein Roman, der nicht nur wahnsinnig fesselnd und sowohl gut geschrieben als auch passend übersetzt ist, sondern auch auf intelligente Weise mit aktuellen Diskursen spielt. Der Sog dieses Romans hat mich wie so viele andere Leser:innen nach wenigen Seiten erfasst. Alles beginnt damit, dass June Hayward das Manuskript der plötzlich verstorbenen Athena Liu stiehlt und die Geschichte des chinesischen Arbeiterkorps unter ihrem eigenen Namen veröffentlicht. Und schon beginnt sich die Empörungsspirale des Internets über kulturelle Aneignung und geistigen Diebstahl zu drehen - wird man June aber tatsächlich auf die Schliche kommen?

Besonders beeindruckend ist, wie der Roman subtil mit verschiedenen gesellschaftlichen Diskursen jongliert. Da wird sich mal ganz nebenbei darüber lustig gemacht, wie eine alte weiße Autorin sich rühmt, in ihrer Romantasy subalterne Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Spivaks „Can the subaltern speak?“ also völlig verdreht. Auch die Beschreibung der linken Studentin, die natürlich auch noch einen BDS-Pin angesteckt hat, war treffend übertrieben - um dann als Leserin mit Junes Kommentar „Ich meine, wir sind hier alle Liberale. Aber mal ehrlich“ die eigenen Vorurteile vorgeführt zu bekommen. Herrlich!

Ein weiterer Aspekt, der den Roman so lesenswert macht, ist die Entwicklung der Protagonistin June im Strudel von öffentlicher Empörung und digitalem Pranger auf social media. Zwar erscheinen ihre Ansichten, insbesondere im Zusammenhang mit dem Diebstahl des fremden Manuskripts, als moralisch verwerflich. Doch im Verlauf des Romans werden auch ihre Gedanken und Überlegungen, insbesondere die Frage nach der Möglichkeit, in der Literatur andere Perspektiven einzunehmen und Empathie zu zeigen, als durchaus bedenkenswert dargestellt. Gleichzeitig wird dann aber immer wieder deutlich, wie wenig June in der Lage ist, ihre Privilegien zu reflektieren.

Insgesamt ist "Yellowface" ein Roman, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Die gelungene Verknüpfung von spannender Handlung, intelligenten Diskursen und ambivalenten Charakteren macht diesen Roman zu einem echten Highlight.

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Wie erwartet

The Breakup Tour – Der Sound unserer Liebe
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Bei "The Breakup Tour" bekommt der oder die Leser:in, was die Kurzbeschreibung des Romans verspricht: eine mitreißende Liebesgeschichte, die die Leser:innen auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt ...

Bei "The Breakup Tour" bekommt der oder die Leser:in, was die Kurzbeschreibung des Romans verspricht: eine mitreißende Liebesgeschichte, die die Leser:innen auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt und an zahlreiche Songs von Taylor Swift erinnert. Ich hatte keine große Literatur und auch ein bisschen Kitsch erwartet, von daher wurden meine Erwartungen voll erfüllt.

Der Prolog des Romans führt sofort in Rileys inneren Konflikt ein, ohne zu viel zu verraten: Nach zehn Jahren seit der Trennung ist die erfolgreiche Sängerin immer noch nicht über Musiker und Besitzer eines Altenheims Max hinweg - und dann stellt sich bald auch schon heraus, dass Max auch nicht über sie hinweg ist. Die Spannung steigt, als Riley plant, die Wahrheit über ihren Hit-Song "Until you" zu enthüllen, während Max dies verhindern möchte. Ihre sich entwickelnde Beziehung wird zusätzlich durch die Notwendigkeit verkompliziert, das Lebenswerk von Max' Eltern zu retten. Daraus ergibt sich eine Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen, Spannung aber auch Längen, die mich schlussendlich aber doch zu Tränen rührte.

Ein Element des Romans, das mir besonders gut gefallen hat, ist das Schreiben über Musik, insbesondere durch Verweise auf Joni Mitchell, Bruce Springsteen und die unausgesprochene Präsenz von Taylor Swift. Die Musik durchdringt die Geschichte und verstärkt die emotionale Resonanz der Handlung, insbesondere in den Kapiteln aus Rileys Perspektive, die ihre Gefühle durch Songtexte ausdrückt. Die Momente, in denen Max und Riley über Musik miteinander kommunizieren, sind besonders berührend. Die Konflikte, die aus ihren unterschiedlichen Lebensstilen resultieren, werden glaubhaft und nuanciert dargestellt.

Insgesamt ist "The Breakup Tour" eine schöne Liebesgeschichte, die mit ihrer authentischen Darstellung von Musik überzeugt. Die Handlung ist mitreißend und die Verwendung von Songtexten verleiht dem Roman eine zusätzliche Ebene der Tiefe und Emotionalität - ein Muss für alle Swifties!

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Veröffentlicht am 23.02.2024

Intelligente Geschichte

Reichlich spät
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In Claire Keegans kurzer Erzählung "Reichlich spät" verfolgen die Leser:innen einen Tag im Leben von Cathal, der scheinbar ereignislos in seinem Büro in Dublin beginnt und sich dann langsam zu einem reflektiven ...

In Claire Keegans kurzer Erzählung "Reichlich spät" verfolgen die Leser:innen einen Tag im Leben von Cathal, der scheinbar ereignislos in seinem Büro in Dublin beginnt und sich dann langsam zu einem reflektiven und emotionalen Rückblick auf seine vergangene Beziehung zu Sabine entwickelt. So wird in Cathals Gedankenwelt eingeführt, während er sich an seine gemeinsamen Erlebnisse mit Sabine in Dublin erinnert, die ihm jetzt als verlorene Möglichkeiten erscheinen. Die Geschichte enthüllt subtil die Komplexität ihrer Beziehung, wobei die Thematik der Misogynie als unterschwelliges Element präsent ist.

Durch Cathals Erinnerungen und Reflexionen taucht die Geschichte tiefer in Cathals Charakter ein, sodass deutlich wird, dass seine Vorstellung von Sabine von Enttäuschung und Unverständnis geprägt ist, die letztlich auch in seiner Lebensgeschichte begründet liegt. Er betrachtet sie als eine Frau, die zu viel Geld ausgibt und zu viel Raum einnimmt, und bedauert, dass sie nicht die Frau ist, mit der er sein Leben hätte verbringen können. Diese Einsichten regen zur Reflektion über die Natur von Beziehungen und Geschlechterdynamiken an.

Ich habe zum ersten Mal etwas von Claire Keegan gelesen und bin begeistert von ihrem eleganten, klaren und flüssigen Schreibstil, wodurch die Geschichte eine Atmosphäre erhält, die mich in ihren Bann gezogen hat. Sicherlich hat auch die Übersetzung hier gute Arbeit geleistet. Dadurch entsteht ein Text, der einerseits leicht zugänglich ist, andererseits durch die zahlreichen Leerstellen der kurzen Geschichte aber auch Raum für tiefgründige Interpretationen und persönliche Reflexionen lässt.

Insgesamt ist Claire Keegans "Reichlich spät" eine Erzählung, die ich aufgrund ihrer gut beobachteten Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen und ihres Erzählstils wärmstens empfehlen kann. Das war sicher nicht mein letzter Text von Keegan!

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