Profilbild von Tamagotchi

Tamagotchi

Lesejury Star
offline

Tamagotchi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tamagotchi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.03.2024

Zu viele unrealistische Szenen, teilweise im Actionformat

Gestehe
0

Dies war mein erstes Buch von Henri Faber, und ich habe mich darauf gefreut, weil sein Vorgänger hochgelobt war. Auch dieses Buch bekam im Vorfeld viele Lorbeeren. Leider kann ich dies nicht nachvollziehen, ...

Dies war mein erstes Buch von Henri Faber, und ich habe mich darauf gefreut, weil sein Vorgänger hochgelobt war. Auch dieses Buch bekam im Vorfeld viele Lorbeeren. Leider kann ich dies nicht nachvollziehen, da ich mich zumindest am Anfang teilweise zwingen musste weiterzulesen.
Inhaltlich geht es um einen Ermittler, Jacket, der im Alleingang und unter Einsatz seines eigenen Lebens einen Organhändlerring aufgedeckt hat und sogar ein Opfer, ein kleines Mädchen, retten konnte. Auf diese Weise avancierte er zum Helden, und das lässt er seine Umwelt spüren, indem er sich sehr exzentrisch verhält. Selbst ein Buch wurde über seine Heldentat geschrieben und brachte ihm Star-Status ein.
Jacket ist mir sehr unsympathisch, da er sich auf Grund seines 'Heldentums' sehr arrogant und respektlos gegenüber seinem Umfeld verhält, besonders im beruflichen Bereich. Für ihn gibt es keine Grenzen, keine Verbote, kein eigenes Zurücknehmen. Das zeigt sich z.B. auch gegenüber seinem Kollegen Mo, der einen Migrationshintergrund hat und deshalb von allen Kollegen diskriminiert und an einer Karriere gehindert wird. Letztendlich ist Mo allerdings derjenige, der seinen Job wirklich ernst nimmt. Dass Mo so extrem diskriminiert wird, ist mir zu klischeehaft für eine hochgradige Polizeidienststelle, und das mitten in Wien.
Teilweise ist das Buch mir sehr langatmig begegnet, da so einige Stellen in vielen Details beschrieben wurden, die mich als Leser überhaupt nicht interessieren und deshalb dem eigentlichen Thema im Weg stehen. Das reduziert die Spannung ungemein. Erst ca. ab der Mitte habe ich mit Interesse das Geschehen verfolgt. Aber auch hier gab es 'Stolpersteine'.
Auch die Actionszenen, besonders der phänomenale Showdown am Schluss, sprechen mich nicht an, da sie sehr spektakulär, aber deshalb auch unrealistisch sind. Da sind mir einfach zu viele Zufälle und Ungereimtheiten. Selbst im Epilog gibt es noch Enthüllungen, die für mich nicht glaubhaft sind.
Alles in allem konnte mich das Buch nicht überzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2024

Das Band zwischen Anna und Eva

Glückstöchter - Einfach lieben
0

Hierbei handelt es sich um den zweiten Band des Romans 'Glückstöchter', und die Hauptpersonen sind wieder Anna und Eva.
Ich bin mit großen Erwartungen an diese Lektüre gegangen, da ich Stephanie Schusters ...

Hierbei handelt es sich um den zweiten Band des Romans 'Glückstöchter', und die Hauptpersonen sind wieder Anna und Eva.
Ich bin mit großen Erwartungen an diese Lektüre gegangen, da ich Stephanie Schusters Reihe über die 'Wunderfrauen' einfach fesselnd fand und nur so verschlungen habe. Leider wurde ich vom Auftakt dieser neuen Reihe, also Band 1, enttäuscht, obwohl der Prolog sehr vielversprechend war. Nun war ich sehr gespannt, wie es im zweiten Teil läuft.
Grundsätzlich muss ich sagen, dass mir dieser 2. Teil besser gefällt. Es ist mehr Spannung vorhanden, und die Autorin hat Cliffhanger am Ende einiger Kapitel eingebaut, die einem keine Ruhe lassen. Denn wir haben auch hier wieder den ständigen Wechsel zwischen Annas und Evas Geschichte.
Annas Geschichte berührt mich sehr, denn sie lebt naturverbunden und muss so manche Einschränkung in Kauf nehmen, während Eva ein lockeres WG-Leben führt und sich keine großen Gedanken um ihre Zukunft macht. Das Einzige, was sie intensiv verfolgt, ist die Aufklärung ihrer Herkunft. Anna führt ein Leben voller Verantwortung und benötigt Planung und Weitsicht, während Eva in meinen Augen egoistisch und teilweise auch naiv ist.
Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen und leicht verständlich. Sie gibt dem Leser das Gefühl, in der jeweiligen Situation als Beobachter dabei zu sein. Sehr geschickt fand ich die Einflechtungen in Bezug auf die Wunderfrauen, das ließ mich schmunzeln.
Insgesamt ist das Ende des zweiten Bandes für mich unbefriedigend, denn es bleiben viele Fragen offen, auch wenn sich die Leitfrage klärt. Das mag daran liegen, dass aus der geplanten Trilogie eine Dilogie entstanden ist. So kann ich mir die Oberflächlichkeit vieler behandelter Themen erklären.
Das Happy End lässt den Roman wie ein Märchen erscheinen, so ist das Leben aber meist nicht. Deshalb erscheint vieles unrealistisch und hinterlässt ein Gefühl der Unzufriedenheit.
Zum Schluss habe ich mich dann noch gefragt, was mir der Titel sagen will. Denn zumindest Anna hat viel Unglück erlebt, und ich würde sie nicht als Glückstochter bezeichnen.
Ich kann das Buch jedem empfehlen, der Bücher liebt, in denen am Ende alles gut wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.02.2024

Voller Überraschungen, aber nicht immer logisch

Schneesturm
0

Dies ist einer der Krimis, die sich in einem abgeschirmten Raum abspielen, in dem nur eine gewisse Zahl an potentiellen Tätern in Frage kommt, und man zerbricht sich als Leser den Kopf darüber, wer es ...

Dies ist einer der Krimis, die sich in einem abgeschirmten Raum abspielen, in dem nur eine gewisse Zahl an potentiellen Tätern in Frage kommt, und man zerbricht sich als Leser den Kopf darüber, wer es wohl sein könnte. Ich mag diese Krimis sehr, weil man sicherlich miträtseln kann.
Auch hier ist die Auswahl an möglichen Mördern nicht sehr groß, nachdem man eine junge Frau tot und gefesselt am Fuße der Steilklippen gefunden hat. Diese befinden sich auf der kleinen Insel Inishmore, westlich von Irland im Atlantik gelegen. Dort haben sich einige Freunde getroffen, um an Silvester den 10. Jahrestag eines schlimmen Unglücks zu begehen, als ihr Freund Cillian vom Fischerboot stürzte und starb. Die Insel ist ein paar Tage lang von der Außenwelt abgeschnitten, da ein Schneesturm über sie hinweg fegt. Keiner kann die Insel verlassen und keiner kann sie besuchen. Also muss der Mörder dort zu finden sein.
Unter den Freunden ist auch Cara, die die Inselpolizistin ist und deren Mann damals vor 10 Jahren verunglückte. Sie hat nicht viel Erfahrung mit Kriminalfällen, da auf der Insel nicht viel passiert. Sie kann nun keine Unterstützung vom Festland erwarten, weil der Fährverkehr ruht.
Nach und nach lernt man die verschiedenen Charaktere kennen, einschließlich all ihrer Schattenseiten, schließlich verdächtigt jeder jeden, und die Panik wächst, besonders als es auch noch zu einem Stromausfall kommt. Man spürt richtig, wie das Misstrauen brodelt, das hat die Autorin sehr atmosphärisch beschrieben.
Leider ist das Buch nicht sehr spannend geschrieben, einige Passagen sind regelrecht langatmig, z.B. sind die Dialoge oft sehr detailliert, aber andererseits auch nichtssagend. Dies ist besonders am Anfang so, denn hier werden erstmal die Charaktere eingeführt.
Die Ermittlungen kommen auch nur langsam in Gang, und Cara macht so manchen dilettantischen Fehler. Deshalb kann man als Leser auch lange keine heiße Spur entdecken, das Miträtseln wird behindert.
Überhaupt entwickelt sich irgendwie keine Sympathie mit den Figuren, zwar auch keine richtige Antipathie, aber eine gewisse Gleichgültigkeit.
Der Schreibstil ist einfach und überschaubar, so dass man das Buch schnell lesen kann. Es gibt aber auch einige Stellen, die nicht angemessen übersetzt wurden und dann fremd erscheinen. Spannung ist besonders zum Ende hin deutlich zu spüren, denn man möchte unbedingt wissen, was sich zugetragen hat und wer dafür verantwortlich ist. Aber alles ist durchsiebt von unlogischen Geschehnissen und Entscheidungen.
Ich würde das Buch auch eher als Krimi bezeichnen, weil richtiges Mitfiebern bei mir nicht aufkam. Trotzdem würde ich das Buch jedem Softkrimi-Fan empfehlen, denn grundlegende Spannungssubstanz ist vorhanden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.12.2023

Ergreifend, aber wieviel Leid ist realistisch?

Das einzige Kind
0

Hier wird die Lebens- und Leidensgeschichte des kleinen Djoko beschrieben, der die ersten Lebensjahre in Bosnien verbringt, wo er mit seinen Eltern ein rüdes und gefühlsarmes Leben führt. Die Mutter wirkt ...

Hier wird die Lebens- und Leidensgeschichte des kleinen Djoko beschrieben, der die ersten Lebensjahre in Bosnien verbringt, wo er mit seinen Eltern ein rüdes und gefühlsarmes Leben führt. Die Mutter wirkt sehr hartherzig, der Vater eher gutmütig, aber er ist tagelang unterwegs und nicht ansprechbar für Djoko.
Ich habe versucht, mir ein Bild von Djoko zu machen nach den Beschreibungen, die abgegeben werden. Schwarze lockige Haare usw.....Ein Blick auf das Cover zeigte aber einen ganz anderen Jungen. In meinen Augen passt es nicht zum Buch!
Im zweiten Weltkrieg verliert der Junge beide Eltern und schlägt sich durch, denn immer wieder findet er Menschen, die sich um ihn kümmern. Aber immer wieder verliert er auch diese fürsorglichen Menschen und das bringt ihn an den Rand der Verzweiflung. Trotzdem schlägt er sich durch trotz Hunger, einer schweren Verletzung und ständigen Gefahrensituationen. Er lernt alle gefährlichen und brutalen Seiten des Krieges kennen, erlebt die Kämpfe aus nächster Nähe und die Auswirkungen der Revolution, aber er versteht die Zusammenhänge zunächst nicht. Erst nach und nach sieht er die Verknüpfungen auf seine kindlich-naive Art und Weise. Er schlägt sich erfolgreich durch und landet schließlich in Österreich.
Der Schreibstil von Hera Lind zieht den Leser mit, Spannung durchzieht das ganze Buch, genau wie die verheerenden Grausamkeiten, aber ich muss sagen, dass ich mit der Zeit abgestumpft bin hinsichtlich der Brutalität. Denn es war ein bisschen viel. Kaum war eine Sache vorbei, passierte schon das nächste Unglück. Ich schätze, dass da viel Fiktion im Spiel war. Sonst hätte Djoko die Strapazen nicht überlebt.
Natürlich ist auch der Junge mit der Zeit immer teilnahmsloser geworden, er ließ die sadistischen Verbrechen nicht mehr an sich ran. Nur kann ich mir beileibe nicht vorstellen, dass ein Kind mit so schweren Verletzungen an den Beinen die beschriebenen Torturen überlebt. Die Wunden heilen zunächst nicht, sie entzünden sich, es gibt kein vernünftiges Verbandsmaterial, das Immunsystem des Kleinen ist sehr angegriffen wegen ständiger Mangelernährung bzw. sogar Hungerphasen. Und in diesem Zustand muss er viele Kilometer laufen, ohne Schuhe, mit nassen Strümpfen.....Das ist mir einfach 'too much'.
Auch fand ich die Art und Weise, wie in diesem Buch die Tiere und ihr Leid beschrieben werden, unerträglich schlimm. Diese Szenen hätten nicht so ausgeweitet werde müssen. Dabei hatte das noch nicht einmal mit dem Krieg zu tun. Ich denke nur daran, wie das Hausschwein geschlachtet wurde, ein regelrechtes Gemetzel! Nein, danke!
Ich möchte das Buch nicht weiterempfehlen, denn es enthält zu viele Gräueltaten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2023

Mord beim Faschingsumzug

Commissario Tasso treibt den Winter aus
2

Inhaltlich geht es zurück in die 60er Jahre. Beim traditionellen Winteraustrieb in Form des Egetmann Umzugs in Tramin geht es hoch her und mitten im Menschengewühl kommt es zu einem Mord. Zunächst sieht ...

Inhaltlich geht es zurück in die 60er Jahre. Beim traditionellen Winteraustrieb in Form des Egetmann Umzugs in Tramin geht es hoch her und mitten im Menschengewühl kommt es zu einem Mord. Zunächst sieht es wie ein Unglücksfall aus, aber die Ermittlungen beweisen, dass hier Planung im Spiel war.
Commissario Tasso, der sich den Umzug auch angeschaut hat ermittelt zusammen mit Mara Oberhöller, die bereits ein Praktikum bei ihm absolviert hat, und mit seinem ehemaligen Kollegen Johann Vierweger, der sich bereits im Ruhestand befindet.
Der Schreibstil ist flüssig und einfach gehalten, teilweise sogar humorvoll und ironisierend, was mir gut gefallen hat. Den Lesefluss unterbrochen haben nur manchmal die vielen verschiedenen, sich aber manchmal doch ähnelnden Namen. Hier war es hilfreich, dass direkt am Anfang ein Namensverzeichnis gegeben war, mit Zuordnung der jeweiligen Personen.
Das Buch fängt mit dem geheimnisvollen Prolog sehr spannend an, aber leider verliert sich die Spannung sehr bald. Es folgen zähe Ermittlungen, und man hat den Eindruck, dass diese nur langsam vorangetrieben werden. Einige Verhöre oder Situationsbeschreibungen waren langatmig und extrem ausgeweitet. Mehr Spannung kam erst wieder im letzten Drittel auf, als Mara Oberhöller die Ermittlungen auf eigene Faust betreibt.
Interessant fand ich das Hintergrundwissen, das dem Leser vermittelt wird, z.B. wie die Ansiedlung von Italienern in Südtirol gesehen wurde (Verfremdung und Italienisierung). Aber das ist ja nun schon einige Jahre her....Auch die Rückblicke auf die 60er und die Rolle der Frau zu dieser Zeit waren ansprechend.
Die Figur des Commissario Tasso blieb für mich sehr blass, da hatte ich mehr erwartet. Mara jedoch wurde mir immer sympathischer, sie ist clever, unternehmungslustig und mutig. Für mich dominiert sie das Ermittlerteam. Alles in allem handelt es sich hier um einen Softkrimi, denn man konnte schon recht früh erahnen, wer der Täter war und aus welchen Beweggründen heraus. Trotzdem hatte ich angenehme Lesestunden und konnte einiges erfahren, was mir bislang nicht bekannt war.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung