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Veröffentlicht am 29.02.2024

Versprochen ist versprochen...

Ich verspreche, dich zu finden
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Quenby ist Journalistin und immer auf der Suche nach guten Geschichten, die unter die Haut gehen. Ihre aktuellen Recherchen befassen sich mit Spionage im Zweiten Weltkrieg und sie taucht immer tiefer in ...

Quenby ist Journalistin und immer auf der Suche nach guten Geschichten, die unter die Haut gehen. Ihre aktuellen Recherchen befassen sich mit Spionage im Zweiten Weltkrieg und sie taucht immer tiefer in die Thematik ein. Ein Anruf macht sie mehr als neugierig, denn ein reicher Amerikaner bittet sie darum, ihr bei der Suche nach einer vermissten Person zu helfen, die seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden ist. Quenby ist zwiegespalten, doch sie kann sich diesem Angebot einfach nicht entziehen. Die Schilderungen berühren sie und schaffen so eine erste emotionale Verbindung. Noch ahnt sie nicht, welche Zusammenhänge sie aufdecken wird.....


Melanie Dobson schreibt Bücher, die nicht nur Geschichten erzählen, sondern auch tief unter die Haut gehen. Mit "Ich verspreche, dich zu finden" verbindet sie die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges und die Themen, Flucht, Vertreibung und Spionage mit dem Einlösen eines gegebenen Versprechens und ermöglicht so ihren Leser:innen, sich vollends in die ergreifende Handlung fallen zu lassen und gemeinsam mit Quenby auf Spurensuche zu gehen.

Dabei schildert die Autorin mit einem unglaublichen Gespür für die leisen Zwischentöne und ganz viel Sensibilität viele berührende Momente der Verbundenheit zischen den Kindern Dietmar und Brigitte, deren Freundschaft ein ganz besonderes Geschenk ist. Es sind Augenblicke der Hoffnung und der Zuversicht, die aus dem christlichen Glauben wachsen und den Kindern in einer dunklen Zeit Halt geben. Die Lesenden werden durch die sehr lebendige und bildhafte Sprache zu Augenzeug;innen und erleben die Schrecken der Flucht und der Kriegstage hautnah mit. Dietmar reicht nicht nur Brigitte immer wieder seine helfende Hand, sonder er führt die Leserschaft ebenso stark und sicher durch diese aufwühlenden und emotionalen Kapitel.

Die Zeitreise wird immer wieder durch die Recherchen ein der Gegenwart unterbrochen, sodass sich die beiden Zeitstränge miteinander verflechten können. Hier gelingt es Dobson, die Handlungen ineinander fließen zu lassen, Zusammenhänge herzustellen und und nach und nach ein stimmiges Gesamtbild zu kreieren. Es ist die Mischung aus Spannung, Zeitgeschichte, Emotionen und spirituellem Inhalt, die die Leser:innen regelrecht an den Seiten kleben lässt, um sich an der Suche nach Brigitte zu beteiligen. Auch ist der Roman eine Einladung, sich selbst an bereits gegebene Versprechen und deren Einhaltung zu erinnern und den christlichen Glauben als Wegweiser zu nutzen, um das Einlösen in die Tat umzusetzen.

Die Autorin beherrscht die Klaviatur der Gefühle und weiß, wie sie überraschende Wendungen und echte Taschentuchmomente kreieren kann. Lachen und Weinen, Hoffen und Bangen, Angst und Freude, Dankbarkeit und Schmerz liegen hier oft nur wenige Zeilen voneinander entfernt und überwältigen das Herz beim Lesen.

Ein Roman, der noch lange nachklingen wird.

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Servus, Franz

Franz Beckenbauer
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Es gibt wenige Fußballer, die diesen Sport so sehr geprägt haben, wie Franz Beckenbauer. Ein charismatischer, durch und durch authentischer Mann, der auf dem Spielfeld wie auch außerhalb des Rasens einfach ...

Es gibt wenige Fußballer, die diesen Sport so sehr geprägt haben, wie Franz Beckenbauer. Ein charismatischer, durch und durch authentischer Mann, der auf dem Spielfeld wie auch außerhalb des Rasens einfach ein Macher gewesen ist. Schon früh steht für den Jungen aus Giesing fest, dass er sicherlich nicht an irgendeinem Schreibtisch versauern möchte, sondern er will etwas wagen, bewegen und große Ziele erreichen.

Christoph Bausewein gelingt in seiner Biografie, die einzelnen Stationen von Franz Beckenbauer nachzuzeichnen, ohne dabei zu sehr pathetisch zu werden. Aus dem fußballbegeisterten Versicherungskaufmann wird Schritt für Schritt der Kaiser, der alle sportliche Erfolge einheimst und so zur sprichwörtlichen Lichtgestalt des Fußballs avanciert.

Ob als Spieler oder Trainer - Franz Beckenbauer prägt ganze Generationen von Spielern und Fans, die dank seines außergewöhnlichen Talents , seiner unterhaltsamen Sprüche und seiner unglaublichen Präsenz an seinen Karriere teilhaben können. Vom ausgefuchsten Werbevertrag über den unvergesslichen Gassenhauer " Gute Freunde kann niemand trennen" bis hin zu m Sommermärchen - in Bauseweins Buch werden alle Stationen seines Lebens und Wirkens aufgezeigt und in teilweise sehr persönlichen Worten geschildert. Es sind mal kritische, mal lobende Worte, die die vielen Facetten von Franz Beckenbauer als Mensch und Sportler aufzeigen.
Eine Erfolgsgeschichte in Wort und Bild, die so manche Erinnerung wachwerden lässt - unvergessen der einsame und in sich gekehrte Kaiser nach dem Gewinn der WM 1990.

Die Ära Franz Beckenbauer ist in diesem Jahr leider zu Ende gegangen, aber mit diesem Buch liegt ein würdiger Nachruf vor, der zu jeder Zeit die passenden Worte findet, um den Spuren, die Franz Beckenbauer hinterlassen hat, mit Respekt und Anerkennung zu begegnen.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

(M)Ein Herz schlägt für die SGE

Tage des Donners
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Wenn es ein Buch gibt, das Gänsehaut verursacht und die Fangesänge zwischen den Buchdeckeln regelrecht hinaus schmettert, dann ist es "Tage des Donners" von Stephan Reich, das in begeisternden Worten und ...

Wenn es ein Buch gibt, das Gänsehaut verursacht und die Fangesänge zwischen den Buchdeckeln regelrecht hinaus schmettert, dann ist es "Tage des Donners" von Stephan Reich, das in begeisternden Worten und berauschenden Bildern von den wohl schönsten Jahren der SGE erzählt.

"Schwarz-Weiß wie Schnee - das ist die SGE
wir holen den DFB-Pokal und wir werden Deutscher Meister - Meister. "

Stephan Reich, selbst mit dem Eintracht-Virus infiziert, weiß, wie emotional und mitunter auch niederschmetternd das Leben als Fan des Fußballklubs ist, der "Im Herzen von Europa" fast drei Jahrzehnte gebraucht hat, um dort anzukommen, wo er heute ist. Träume, die von Spielern, Funktionären und natürlich den treuen Fans als Luftschlösser über dem geliebten Waldstadion (es ist und bleibt das Waldstadion, ganz egal, welcher Sponsor sein Geld investiert gg) hängen, werden endlich wahr.

Der Freudentaumel kennt keine Grenzen, der Jubel geht unter die Haut und die Bilder bis heute unvergesslich, episch und emotional. Doch bis es soweit ist, liegt ein langer, ja fast schon steiniger weg hinter Mannschaft und Fans. Alles zusammengefasst und in diesem Buch zusammengetragen, das sich fast wie eine Hymne liest und alle Niederlagen, Abstiege, Wiederaufstiege und Unzulänglichkeiten vergessen lässt, die sich bis zum grandiosen Erfolg wie Wackersteine auf den Weg gelegt haben.

Doch die SGE berappelt sich immer wieder, wird von ihren Fans auch in schweren Zeiten getragen und unterstützt und dankt es mit glitzernden Pokalen, die jubelnd in den Fußballhimmel gehalten werden. Pointiert und humorvoll, enthusiastisch und mit Verve beschreibt Stephan Reich den Siegeszug der Eintracht, die sich zwar immer schon in die Herzen ihrer Fans gespielt hat, aber nun endlich auch von den ganz Großen wahr und ernst genommen wird.

Für Fans ein absolutes Muss !

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Veröffentlicht am 23.02.2024

Die Vergangenheit hat viele Gesichter

Stumme Zeit
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Es heißt, dass der Tod eine große Lücke hinterlässt und Menschen im gemeinsamen Tauern verbindet. Helma muss aber am eigenen Leib erfahren, dass sie wohl die Einzige auf der Insel ist, die den Verlust ...

Es heißt, dass der Tod eine große Lücke hinterlässt und Menschen im gemeinsamen Tauern verbindet. Helma muss aber am eigenen Leib erfahren, dass sie wohl die Einzige auf der Insel ist, die den Verlust ihres Vaters betrauert. Nicht nur, dass Sönnich Petersen durch den Krieg hart zu sich selbst geworden ist, auch die Geschichten die sich um die Familie ranken, werfen Fragen auf. Helmas Mutter verschwindet 1944 und auch Rudis Mutter kehrt nicht mehr zurück. Doch was steckt wirklich hinter diesen beiden Schicksalen, die scheinbar niemand interessiert ? Helma und Rudi wollen endlich Klarheit und stellen Fragen, die viel Staub aufwirbeln....


Silke von Bremen öffnet mit "Stumme Zeit" die Geschichtstruhe von Sylt und lässt die Lesenden eine intensive und sehr aufwühlende Zeitreise erleben. Was mit dem "Ausverkauf" der Insel in den 1970er Jahren beginnt, weil sich ein spitzfindiger Insulaner auf die Fahne geschrieben hat, dass es Zeit ist, das Alte aus dem Weg zu räumen und Neues, Modernes unter die Leute zu bringen, entwickelt sich nach und nach zu einer Lektüre, die Einblicke in die Machenschaften des braunen Sumpfes ermöglicht.

Es sind die Narben des Krieges und der falschen Ideologien, die noch immer ihre Spuren auf den Seelen hinterlassen und die Familiengeschichten der Insulaner:innen prägen. Dabei gelingt es der Autorin, die dunkelste Zeit in unserer jüngeren Vergangenheit lebendig werden zu lassen, indem sie Tagebücher, Familienalben und Erinnerungen zugänglich macht und daraus eine mitreißende Erzählung kreiert, die es in sich hat.

Falsche Anschuldigungen, üble Nachrede, völkische Ideologien und ihre gar zu willigen Anhänger:innen stricken ein Netz aus Lügen, das nach dem Krieg verdrängt, aber nie ganz in Vergessenheit geraten ist. Es sind die authentischen Figuren, denen von Bremen Leben einhaucht, die ihre Lebensgeschichte wie ein offenes Buch vor den Leser:innen ausbreiten und so die vielen Gesichter der Vergangenheit zeigen, die Sylt mit sich trägt.

Die Auswirkungen sind bis in die Gegenwart zu spüren und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, gelingt es den Protas, ihre Hoffnungen und Sehnsüchte, ihr Wunsch nach Liebe und Geborgenheit, Vergebung und Klarheit so zu vermitteln, als wären die Leser;innen mit ihnen gemeinsam auf Sylt, um jedes Sandkorn einzeln umzudrehen, um endlich das fehlende Puzzleteil zu finden, um der Wahrheit Stück für Stück näher zu kommen.

Der Schreibstil ist ruhig und trotzdem sehr emotional, wühlt auf und legt den Finger in Wunden, die nie ganz verheilt sind. Ein Stück Sylt-Geschichte, das Mahnmal gegen das Vergessen und zugleich ein sensibler Aufruf dazu ist, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Grandios umgesetzt und zu einem Roman zusammengefasst, der den längst verstummten Stimmen wieder einen Klang verleiht, um gehört zu werden.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Bücher erreichen Stellen, da kommt der Fernseher gar nicht hin

Das Leben zwischen den Stürmen
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Es gibt Bücher, die erst auf den zweiten Blick ihre ganze Wucht und Schönheit entfalten. Nämlich genau dann, wenn die Buchdeckel geöffnet werden und sich die Geschichten in das Herz der Leser:innen einschleichen ...

Es gibt Bücher, die erst auf den zweiten Blick ihre ganze Wucht und Schönheit entfalten. Nämlich genau dann, wenn die Buchdeckel geöffnet werden und sich die Geschichten in das Herz der Leser:innen einschleichen und dort regelrechte Wirbelstürme an Emotionen entfachen. Genau so ein Buch ist "Das Leben zwischen den Stürmen" von Axel Lawaczeck, das in Episoden und Kurzgeschichten von den Stürmen des Lebens erzählt.

Dabei lässt der Autor seine Buchstaben auf den Seiten tanzen, als wären sie buntes Herbstlaub, das sich in einem Windfang vom kräftig wehenden Herbstwind durcheinander wirbeln lässt. Gefühle, die mal wir ein Orkan im Inneren toben oder, begleitet von leisen Tränen, wie ein Landregen mit sanften Brisen uns umgeben.

Die einzelnen Kapitel lesen sich wie Erinnerungen, die auch sepiafarbene Bilder aus einem imaginären Fotoalbum lebendig werden lassen. Es ist wie ein Blättern in alten Tagebüchern, denn hier werden geheime Gedanken, alte Narben und Wunden, die nie ganz verheilt sind, den Lesenden offenbart und zeigen, wie empfindsam die menschliche Seele ist, wenn sie von den Stürmen des Lebens heimgesucht, durcheinandergewirbelt, manchmal verwüstet und verletzt wird, aber ab und zu auch durch eben jene Ereignisse aufgeräumter und klarer wirkt, als vorher.

Kurzgeschichten, die wie Märchen für Erwachsene verfasst sind und am Ende mit moralischem und ethischen Fazit unter die Haut gehen. Über die Bedeutung eines goldenen Bechers, gelben Drachen, eines unscheinbaren Halstuches, einer Nylonstrumpfhose im Sarg, uralten Holzbalken oder eines Rosenkranzes tauchen die Leser:innen tief ein in die Gefühls- & Gedankenwelt der Figuren in den Geschichten und verschmelzen mit ihnen zu bunten Wimpeln der Erinnerungen, die sich mal lustig und vergnügt, mal traurig und kraftlos dem Wind entgegenstellen. Es sind Episoden, die von der Kraft des Lassens handeln: Zulassen, Loslassen und Weglassen und den Leser:innen Mut geben, eigene Wege zu gehen, Dinge aus anderen Blickwinkeln zu betrachten, einfühlsamer und achtsamer mit sich und den Mitmenschen zu sein und so ein wenig von dem zu erkennen, was vielleicht hinter der Fassade und den selbst errichteten Mauern verborgen ist.

Unendlich viele Zitate finden den Weg in die Sammlung, denn der Autor bringt mit wenigen Worten ganz viel zum Ausdruck: S. 24 "Das Meer verzeiht keine Fehler", S. 60 " Dann kann ich erst loslassen und dann selbst laufen", S. 65 "Dann treffen sich unsere Blicke. Durch die Jahrtausende hindurch lächeln wir uns zu", S. 72 " Eine Flucht schlägt Wunden in die Seele. Flucht bleibt für immer", "S. 87 "Die ganze Stadt ist voller Glitzer".

Ich habe noch nie ein Buch gelesen, das mich auf so unterschiedliche Arten berührt, aufgewühlt, erschüttert, fasziniert und mitgerissen hat. Die Worte klingen lange nach und eines ist sicher: Dieser kleine Buchschatz bekommt einen Ehrenplatz im Buchregal.

Chapeau!

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