Community-Leserunde zu "Yellowface" von Rebecca F. Kuang

Über Lügen, Literatur und Selbstinszenierung
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Rebecca F. Kuang (Autor)

Yellowface

Roman. »Rasiermesserscharf!« TIME

Jasmin Humburg (Übersetzer)

»Krimi, Satire, Paranoia, heiße Debatten. Vor allem aber eine absolut großartige Geschichte.« STEPHEN KING

»Ich habe dieses Buch wahrscheinlich schneller verschlungen als alles, was ich in diesem Jahr gelesen habe.« ANTHONY CUMMINS, THE GUARDIAN

June Hayward und Athena Liu könnten beide aufstrebende Stars der Literaturszene sein. Doch während die chinesisch-amerikanische Autorin Athena für ihre Romane gefeiert wird, fristet June ein Dasein im Abseits. Niemand interessiert sich für Geschichten "ganz normaler" weißer Mädchen, so sieht es June zumindest.

Als June Zeugin wird, wie Athena bei einem Unfall stirbt, stiehlt sie im Affekt Athenas neuestes, gerade vollendetes Manuskript, einen Roman über die Heldentaten chinesischer Arbeiter während des Ersten Weltkriegs.

June überarbeitet das Werk und veröffentlicht es unter ihrem neuen Künstlernamen Juniper Song. Denn verdient es dieses Stück Geschichte nicht, erzählt zu werden, und zwar egal von wem? Aber nun muss June ihr Geheimnis hüten. Und herausfinden, wie weit sie dafür gehen will.

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 15.01.2024 - 21.01.2024
  2. Lesen 05.02.2024 - 25.02.2024
  3. Rezensieren 26.02.2024 - 10.03.2024

Bereits beendet

Schlagworte

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Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 26.02.2024

Die letzte Front

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Juniper „June“ Song Hayward und Athena Liu sind beide in ihren literarischen Anfängen, doch während die eine für ihre Romane gefeiert wird, wird die andere kaum beachtet. Juniper hat dafür eine einfache ...

Juniper „June“ Song Hayward und Athena Liu sind beide in ihren literarischen Anfängen, doch während die eine für ihre Romane gefeiert wird, wird die andere kaum beachtet. Juniper hat dafür eine einfache Erklärung, denn als normale weiße Frau hat sie es im Gegensatz zur chinesisch-amerikanischen Autorin Athena schwer in einer Autorenwelt, die Diversität fördert.

Doch dann wird June Zeugin eines tragischen Unfalls, dem Athena zum Opfer fällt. Noch in der Nacht stiehlt June Athenas neustes Manuskript über den ersten Weltkrieg, das die Sicht der chinesischen Arbeiter in den Fokus nimmt.

Juniper verliert sich in der Welt, überarbeitet das Manuskript und veröffentlicht es unter ihrem Namen „Juniper Song“. Denn Juniper ist sich sicher, dass dieses Werk den Ruhm verdient und sie auch. Doch es lauern Gefahren und das Geheimnis gilt gehütet zu werden. Wie weit wird Juniper für diese Lüge gehen?

Yellowface von R.F. Kuang ist ein unglaublich dichter Roman über das Leben einer Autorin, deren größter Wunsch es ist ‚gesehen zu werden‘. Dabei wird der Lesende auf eine Reise durch die eigene Moralvorstellung geschickt, die Suche nach der Wahrheit gestartet und die Grenzen von Diebstahl unter die Lupe genommen.

Juniper „June“ Song Hayward ist eine komplexe Protagonistin, die nicht unbedingt durch Sympathien überzeugen kann. Ihr Charakter ist schwierig, einige Gedanken/Handlungen sind kaum zu entschuldigen, andere verständlich und manchmal kommt dann sogar Mitleid für sie auf. Juniper schickt uns durch eine Gefühlswelt, lässt uns sprachlos zurück und gedanklich nie abschalten. 

Das Grausamste daran ist: wir finden die Gegenwart in Yellowface wieder. Bedrückend muss man erkennen, dass vieles davon wirklich passieren kann und einiges täglich passiert, nicht June, nicht Athena aber vielen, vielen anderen Menschen.

Yellowface lässt einem atemlos zurück, in kürzester Zeit liest man eine Geschichte, die so komplex, aber doch leicht zu lesen ist. Die das Gedankenkarussell startet und vor allem über die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion nachdenken lässt.
Nichts bleibt unausgesprochen, keiner bleibt sauber, alles wird hinterfragt! Ein schonungslos ehrlicher Roman, der dabei auch noch unterhalten kann.




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Veröffentlicht am 26.02.2024

Genialer Roman

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"Yellowface" ist ein Roman, der nicht nur wahnsinnig fesselnd und sowohl gut geschrieben als auch passend übersetzt ist, sondern auch auf intelligente Weise mit aktuellen Diskursen spielt. Der Sog dieses ...

"Yellowface" ist ein Roman, der nicht nur wahnsinnig fesselnd und sowohl gut geschrieben als auch passend übersetzt ist, sondern auch auf intelligente Weise mit aktuellen Diskursen spielt. Der Sog dieses Romans hat mich wie so viele andere Leser:innen nach wenigen Seiten erfasst. Alles beginnt damit, dass June Hayward das Manuskript der plötzlich verstorbenen Athena Liu stiehlt und die Geschichte des chinesischen Arbeiterkorps unter ihrem eigenen Namen veröffentlicht. Und schon beginnt sich die Empörungsspirale des Internets über kulturelle Aneignung und geistigen Diebstahl zu drehen - wird man June aber tatsächlich auf die Schliche kommen?

Besonders beeindruckend ist, wie der Roman subtil mit verschiedenen gesellschaftlichen Diskursen jongliert. Da wird sich mal ganz nebenbei darüber lustig gemacht, wie eine alte weiße Autorin sich rühmt, in ihrer Romantasy subalterne Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Spivaks „Can the subaltern speak?“ also völlig verdreht. Auch die Beschreibung der linken Studentin, die natürlich auch noch einen BDS-Pin angesteckt hat, war treffend übertrieben - um dann als Leserin mit Junes Kommentar „Ich meine, wir sind hier alle Liberale. Aber mal ehrlich“ die eigenen Vorurteile vorgeführt zu bekommen. Herrlich!

Ein weiterer Aspekt, der den Roman so lesenswert macht, ist die Entwicklung der Protagonistin June im Strudel von öffentlicher Empörung und digitalem Pranger auf social media. Zwar erscheinen ihre Ansichten, insbesondere im Zusammenhang mit dem Diebstahl des fremden Manuskripts, als moralisch verwerflich. Doch im Verlauf des Romans werden auch ihre Gedanken und Überlegungen, insbesondere die Frage nach der Möglichkeit, in der Literatur andere Perspektiven einzunehmen und Empathie zu zeigen, als durchaus bedenkenswert dargestellt. Gleichzeitig wird dann aber immer wieder deutlich, wie wenig June in der Lage ist, ihre Privilegien zu reflektieren.

Insgesamt ist "Yellowface" ein Roman, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Die gelungene Verknüpfung von spannender Handlung, intelligenten Diskursen und ambivalenten Charakteren macht diesen Roman zu einem echten Highlight.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Ein Buch für uns Leser!

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Wie weit würdest du gehen, um erfolgreich zu werden?

Yellowface ist ein Buch für uns Leser.
Ehrlich, knallhart, realistisch, demütigend.
Welches die Missstände sowie Hürden und Tücken der Buchbranche ...

Wie weit würdest du gehen, um erfolgreich zu werden?

Yellowface ist ein Buch für uns Leser.
Ehrlich, knallhart, realistisch, demütigend.
Welches die Missstände sowie Hürden und Tücken der Buchbranche aufweist.
Welches erzählt, „wie Bestseller gemacht werden.“

R F Kuang schafft es auch hier, sehr realistische Charaktere zu zeichnen.
June, als sehr ambivalenten Charakter und die verstorbene Athena, welche rückblickend betrachtet, auch nicht die Heilige in Person war.
Zwei Charaktere, sehr unterschiedlich aber doch auch ähnlich in ihrer Lebensgeschichte.

Wie auch in Babel, hat mich hier der tiefgründige Hintergrund mit Themen wie kultureller Aneignung, Identitätsdiebstahl und besondere das kontroverse Diskussionsthema – die Macht der sozialen Medien – sehr beeindruckt.

Ein Buch, welches zu, nachdenken anregt und noch lange in Erinnerung bleiben wird!

Da ich gar nicht so sehr auf den Inhalt eingehen möchte, folgen hier noch ein paar Zitate, welche gut die Stimmung des Buches wiedergeben:

„Der Literaturbetrieb sucht sich einen Gewinner oder eine Gewinnerin aus – attraktiv genug, cool und jung und, mal ehrlich, wir denken es doch alle, also sprechen wir es doch aus, >>divers<< genug – und überschüttet diese Person mit Geld und Unterstützung.“

„Lesen sollte eine angenehme Erfahrung sein, keine Arbeit.“ … „…aber heutzutage gibt es keinen Platz für diskriminierende Sprache. Wir wollen die Leser:innen nicht triggern.“

„Werden weiße Menschen irgendwann aufhören, sich so weiß zu verhalten?“

„Aber Twitter ist das reale Leben; es ist realer als das reale Leben, weil das soziale Gefüge der Verlagswelt davon abhängt, weil die Branche keine Alternative kennt. Offline sind alle Schriftsteller:innen konturlose, hypothetische Kreaturen, die isoliert voneinander in die Tasten hauen.“

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Veröffentlicht am 08.03.2024

Ein faszinierender Kommentar zur heutigen Verlagsbranche!

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Das Buch war für mich in mehr als einer Hinsicht absolut faszinierend. Für jemanden, der selbst in der Verlagsbranche arbeitet und die Abläufe langsam ganz gut kennt, war es erschreckend, wie viel von ...

Das Buch war für mich in mehr als einer Hinsicht absolut faszinierend. Für jemanden, der selbst in der Verlagsbranche arbeitet und die Abläufe langsam ganz gut kennt, war es erschreckend, wie viel von dem, was Kuang schreibt, wirklich der Wahrheit entspricht. Mit hier und da etwas überspitzter Satire, hat dieses Buch doch einen recht guten Einblick in diese Welt gegeben. Es ist schon etwas verrückt, was für Gedanken sich eigentlich gemacht werden, bevor ein Buch veröffentlicht wird. Es zählt nicht nur, ob die Geschichte gut ist, in einigen, wenn nicht sogar den meisten Verlagen, spielt der Hintergrund der Autorin schon eine große Rolle.
Auch der Kommentar zu den sozialen Medien, wie wir Menschen online miteinander eigentlich umgehen, war so treffend dargestellt, dass es mich wirklich erschüttert hat.
Ich mochte den Stil der Autorin unfassbar gerne. Ihre Sätze waren einfach, aber trotzdem so fesselnd, dass ich das Buch oft einfach nicht weglegen konnte. Sie zieht uns in Junes Welt, gibt uns die Chance in ihrem Kopf zu leben. Viel von dem, was wir während dieser Reise erlebt haben, basierte natürlich auf Junes subjektiver Wahrnehmung, was das Ganze noch interessanter gemacht hat, weil man sich nie ganz sicher sein konnte, ob manche Dinge wirklich so sind, wie sie sie beschreibt, oder ob sie diese nur so wahrnimmt.
Mein einziger Kritikpunkt ist tatsächlich das Ende. Die Geschichte wurde über den Roman hinweg langsam und konsequent spannend aufgebaut, während es am Ende dann plötzlich viel zu schnell geht. Das fand ich etwas schade, ansonsten absolut gelungen!

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Veröffentlicht am 08.03.2024

Must-Read der Saison!

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Dieses Frühjahr wird man einfach nicht um Yellowface herumkommen! Was ein geiler Ritt! Athena Liu ist DAS It-Girl der amerikanischen Literaturszene - als sie bei einem Unfall ums Leben kommt, ist June ...

Dieses Frühjahr wird man einfach nicht um Yellowface herumkommen! Was ein geiler Ritt! Athena Liu ist DAS It-Girl der amerikanischen Literaturszene - als sie bei einem Unfall ums Leben kommt, ist June Hayward bei ihr. Sie ist ihr „Frenemy“ und sehr erfolglos im Literaturbetrieb. Impulsiv (?) steckt sie ein unveröffentlichtes Manuskript von Athena ein, um es später unter dem Namen „Juniper Song“ und dem Titel „Die letzte Front“ herauszubringen - und damit den ultimativen Bestseller abzuliefern. Nur ist sie nun auch angreifbar- und der ständigen Gefahr ausgeliefert, dass dieses Geheimnis aufliegt… Es gibt viele Gründe, diesen Pageturner zu lesen: 1) Man fliegt einfach nur so durch die Seiten. Kurzweilig, catchy & Cliffhanger deluxe. 2) Eine so dermaßen ambivalente (und unzuverlässige!!!) Erzählerin wie June ist mir schon lange nicht mehr untergekommen: Gehasst & geliebt habe ich sie. Mitgelitten. Mitgefiebert. Ihr die Pest an den Hals gewünscht. 3) Yellowface ist DIE ULTIMATIVE Satire auf den Literaturbetrieb. BITTERBÖSE. Wer schon immer mal wissen wollte, wie ein Bestseller „gemacht“ wird, wie es hinter den Kulissen von Messepartys zugeht und all dies: Greift unbedingt zu! 4) Der Roman ist ein äußerst cleveres Lehrstück über Rassismus und kulturelle Aneignung. 5) Damit einhergehend: Wie Kuang unsere heutige Social Media Debattenkultur beschreibt, kommt der Lektüre von Dantes Inferno nah. Hier bekommen ALLE ihr Fett weg. 6) Die Geschichte hat diverse Ebenen: Wahrheiten, Lügen, Fakten, Fiktionen werden hier so clever vermischt, dass man jedes gelesene Wort hinterfragen muss. Und seine eigenen Standpunkte sowieso. Was als ultimative, „leichte“ Unterhaltung daherkommt, wird so zu einem doppelbödigem Spaß (?), den man nicht unterschätzen sollte. Gegen Ende gipfelt alles nahezu in echtem Horror - getrieben von Wahn und Paranoia- letztendlich die große Frage stellend: Wie weit würde ich gehen, um meinen Traum zu verwirklichen? Absolute #leseempfehlung!

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