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Veröffentlicht am 26.02.2024

Drei Frauenschicksale im Schatten des Glücks

Die Halbwertszeit von Glück
6

Das Cover des Buches „Die Halbwertszeit von Glück“ ist nicht nur optisch wunderschön. In leuchtenden Farben zeigt es das abstrakte Bild eines Waldes. Der Schutzumschlag ist sehr hochwertig und fühlt sich ...

Das Cover des Buches „Die Halbwertszeit von Glück“ ist nicht nur optisch wunderschön. In leuchtenden Farben zeigt es das abstrakte Bild eines Waldes. Der Schutzumschlag ist sehr hochwertig und fühlt sich an wie eine feine Leinwand.

In dem Roman begleiten wir drei Frauen in drei unterschiedlichen Jahrzehnten (1987, 2003 und 2019). Alle drei haben auf ganz unterschiedliche Weise einen harten Schicksalsschlag erfahren und handern daraufhin mit sich, ihrem Leben und mit ihrem Anspruch auf Glück. Der Leser merkt schnell, dass die Leben der drei Protagonistinnen auf besondere Weise miteinander verwoben sind, teils offenbart sich diese Verbindung auch schnell, teils dauert es etwas länger.

Das Buch lässt sich wirklich sehr gut und zügig lesen. Die Kapitel sind nicht zu lang und durch die Sprünge zwischen den Zeiten und Personen wird man animiert dran zu bleiben. Die einzelnen Kapitel enden offen, wobei der Geheimnis-Anteil in den meisten Fällen nicht allzu groß, sondern die Handlung doch weitestgehend vorhersehbar ist.

Was die Charaktere betrifft bin ich etwas zwiegespalten. Mit Johanna (1987) konnte ich gut mitfühlen und habe sie und ihre Geschichte auch ins Herz geschlossen. Etwas schwerer fiel mir das mit Mylène (2019) und vor allem Holly (2003), die beide arg dramatisch reagieren. Hier wurde teilweise etwas übersteuert, vielleicht, um Handlungen zu ermöglichen, die für den Fortgang der Geschichte notwendig waren. Für mich waren die Reaktionen oft nicht voll nachvollziehbar. Insbesondere wenn sie sich aufgrund einer Situation für die sie de facto nichts können, gleich jedwedes Recht auf zukünftiges Glück versagen. Auch die Nebencharaktere haben teilweise kindisches Verhalten gezeigt.

Insgesamt ist es eine schöne und eingängige Geschichte mit ein paar Schwächen bzgl. Authentizität der Charaktere. Nicht spannungsgeladen aber durchaus emotional und unterhaltsam.

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  • Charaktere
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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 01.06.2024

Krimi oder Verwechslungskomödie?

Weißglut
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Sarah, von ihrem untreuen Ehemann zutiefst enttäuscht, flüchtet aus der Münchner Schickeria in ein kleines ländliches Dorf in Finnland. Dort stolpert sie bereits am ersten Tag in ihren Highheels über eine ...

Sarah, von ihrem untreuen Ehemann zutiefst enttäuscht, flüchtet aus der Münchner Schickeria in ein kleines ländliches Dorf in Finnland. Dort stolpert sie bereits am ersten Tag in ihren Highheels über eine Leiche und ein verrückter Kriminalfall nimmt seinen Lauf.

Die Protagonistin passt so gar nicht in das beschauliche Setting und sorgt dort für allerhand Tratsch und Geflüster, während die Herren beim Anblick der schönen Blondine ihr Hirn ausschalten. Es wirkt wirklich teils skurril, wie Sarah auf der Suche nach dem Mörder durch das finnische Dorf stöckelt. Ich konnte leider bis zum Schluss nicht wirklich mit ihr warm werden.

Der Schreibstil ist durchaus gut und ließ sich gut lesen. Man merkt auch, dass der Autor einen Bezug zu Finnland hat, denn die Beschreibung der wunderschönen Umgebung rund um den See, aber auch immer wieder eingestreute finnische Redewendungen und Bräuche vermitteln einiges über das Land.

Insgesamt wird der Roman sehr stark von immer stärker ausufernden Missinterpretationen und Verwechslungen geprägt - in Kombination mit den teils überzeichneten Charakteren ließ mich das oft eher an eine Verwechslungskomödie mit Krimi-Plot denken. Auch zieht sich die Handlung mitunter, etwas mehr Tempo hätte der Geschichte aus meiner Sicht gut getan.

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Veröffentlicht am 26.05.2024

Komplexer, gesellschaftspolitischer Kriminalfall

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Bei dem Kriminalroman „Monster“ handelt es sich um den 11. Band der Reihe um die beiden Kriminalkommissare Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff. Mit ihrem Team ermitteln sie diesmal im Fall der Ermordung ...

Bei dem Kriminalroman „Monster“ handelt es sich um den 11. Band der Reihe um die beiden Kriminalkommissare Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff. Mit ihrem Team ermitteln sie diesmal im Fall der Ermordung einer 16-Jährigen und finden sich plötzlich inmitten einer jahrelangen Serie von Morden aus Selbstjustiz wieder.

Insgesamt schafft die Autorin mit „Monster“ einen durchaus spannenden Fall, der interessante Fragen rund um das Thema Recht und Gerechtigkeit aufwirft. Mit reichlich lokalem Bezug zu Taunus und Rhein-Main-Gebiet dürften Leser, welche die Region kennen, einige Orte und Schauplätze erkennen. Voraussetzung ist das natürlich nicht.

Das Ermittlerteam ist ein diverses Team verschiedener Charaktere, von denen jeder seine Stärken gut einbringen kann. Sie sind eingespielt, vertrauen sich und können sich aufeinander verlassen. Dennoch müssen sie sich im Laufe des Falles mit der Frage auseinander setzen, wie gut sie sich tatsächlich kennen und wo die Grenze zwischen Freundschaft und Kollegialität verläuft. Ebenfalls ein interessantes Thema, das durchaus zum nachdenken anregt.

Nicht so gut gefallen haben mir die beschriebenen Motive und Handlungsentscheidungen diverser Beteiligter - insgesamt, aber insbesondere auch in Bezug auf den Themenkomplex „Selbstjustiz“. Diese empfand ich doch in dieser Intensität als nicht wirklich nachvollziehbar oder realitätsnah.

Auch ist der gesamte Plot sehr komplex mit zwei parallel laufenden Ermittlungen und vielen Beteiligten und hat sich für mich beim Hören doch sehr gezogen. So war die Handlung schon grundsätzlich spannend, aber die ansteigende Spannung zum Ende hin hat mir gefehlt. Vielleicht hätte etwas weniger Komplexität und etwas weniger Länge dem Roman gut getan.

Die Sprecherin wiederum hat mir äußerst gut gefallen. Julia Nachtmann hat eine sehr angenehme Stimmfarbe und kann, wenn nötig, sehr viel Gefühl und Empathie in ihre Stimme legen. Dabei schafft sie es, die verschiedenen Charaktere dezent stimmlich zu unterscheiden ohne dass es angestrengt oder übertrieben klingt.

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Veröffentlicht am 21.05.2024

Quantenphysik - einfach und humorvoll aufbereitet

Quanten-Bullshit
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Ich bin eigentlich kein Sachbuchleser und bleibe oft im ersten Drittel hängen. Aber bei diesem Buch haben mich der Aufhänger für den Titel und die sehr humorvolle Leseprobe doch neugierig gemacht. Und ...

Ich bin eigentlich kein Sachbuchleser und bleibe oft im ersten Drittel hängen. Aber bei diesem Buch haben mich der Aufhänger für den Titel und die sehr humorvolle Leseprobe doch neugierig gemacht. Und tatsächlich habe ich das Buch durchgelesen und auch das ein oder andere über die Quantenphysik gelernt.

Chris Ferrie gelingt es, die komplexe Quantenphysik sehr weit runter zu brechen auf ein einfaches Niveau und Begriffe, die man mal gehört hat aber nicht erklären könnte mit recht lebensnahen Vergleichen anschaulich zu erklären - Heisenbergs Unschärferelation, Schrödingers Katze, Wellenfunktion… So würde ich jetzt nicht behaupten, dass alles hängen geblieben ist, aber einiges dann doch und vor allem war es spannend, sich nach so vielen Jahren mal wieder intensiv mit der Physik auseinanderzusetzen. Insbesondere hat mir gefallen, dass Ferrie am Ende des Buches darauf eingeht, wo genau Quantenphysik uns schon heute wichtige Dienste leistet und wo die Reise hingeht (z.B. Quantencomputer).

Der Stil des Autors ist dabei einfach aber auch voll bepackt mit Zynismus, Sarkasmus und hin und wieder Selbstdarstellung. Das muss man echt mögen. Insbesondere schießt er dabei immer wieder gegen die große (esoterische) „Industrie“, die das Wörtchen „Quanten“ gerne nutzt, um ihren wirkungslosen Verfahren Seriösität zu verpassen. Absolut zurecht, stellt sich nur die Frage, ob das Buch dann die richtigen erreicht.

Der Humor war es, der mich anfangs gepackt hat und ich musste auch häufig schmunzeln, aber gegen Ende wurde es mir dann echt etwas zu viel. Ich hatte dann auch hin und wieder das Gefühl, dass diese spaßigen Zwischensequenzen es mir erschwert haben, dem fachlichen roten Faden zu folgen.

Ich habe die Lektüre nicht bereut und einiges für mich mitgenommen - nicht zuletzt, dass die Physik wirklich ein spannendes Fach ist und komplexe Theorien - wenn richtig vermittelt - auch für nicht-Nerds nachvollziehbar sein können. Nur in Sachen Humor wäre etwas weniger mehr gewesen.

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Veröffentlicht am 21.04.2024

Mit der Apfelhexe auf Sockensuche

Petronella Apfelmus - Oh weh, oh Schreck, der Strumpf ist weg!
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Süße Geschichte mit vielen phantasievollen Wesen im Apfelhexen-Universum - Reime ausbaufähig.

In diesem gereimten Bilderbuch begleiten wir die Apfelhexe auf der Suche nach ihrer magischen Socke. Dabei ...

Süße Geschichte mit vielen phantasievollen Wesen im Apfelhexen-Universum - Reime ausbaufähig.

In diesem gereimten Bilderbuch begleiten wir die Apfelhexe auf der Suche nach ihrer magischen Socke. Dabei reisen wir durch eine phantastische Welt und begegnen allerhand lustigen Wesen.

Die Illustrationen sind - wie gewohnt - wirklich schön, bunt und es gibt ganz viel zu entdecken auf den großen Seiten. Dabei kommt auch der Humor nicht zu kurz. Eine schöne Idee ist auch die Ausklappseite gegen Ende der Geschichte.

Punktabzug gibt es von mir für die Texte. Das kann aber auch an meinem Faible für gereimte Verse und meinen daher recht hohen Ansprüchen liegen. Viele Bilderbücher nutzen gerne Reime, um ihre Geschichte zu erzählen, schaffen es aber selten an die großen Sprachkünstler ran zu kommen. Wilhelm Busch, Heinrich Hoffmann, Heinz Erhardt oder Paul Maar verstehen es, mit einem Feingefühl für unsere Sprache, mit viel Witz und Sinn für Reimkunst und Versmaß zu unterhalten. In diesem Buch sind die Reime gerne mal holprig oder bringen die Geschichte nicht voran sondern wirken, als seien sie nur Platzfüller.

Gemeint sind Reime wie „waschen - machen“, „Wimmerding - Mäusekind“, „Stirn - gern“… um ein paar Beispiele zu nennen.

Meinen Kindern habe ich das Buch ein paar Mal vorgelesen - ich denke sie hatten Spaß dabei und es hat ihnen gefallen. Zu den Lieblingsbüchern, die immer und immer wieder eingefordert werden, zählt es aber nicht.

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