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Veröffentlicht am 09.10.2017

Einfach göttlich!

Henry Smart
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Der deutschstämmige 12 jährige Henry Smart hat Schulferien und bekommt von seinem verwitweten Vater eröffnet, daß sie die Sommerferien in Bayreuth verbringen, weil er während dort ein Engagement als Maskebildner ...

Der deutschstämmige 12 jährige Henry Smart hat Schulferien und bekommt von seinem verwitweten Vater eröffnet, daß sie die Sommerferien in Bayreuth verbringen, weil er während dort ein Engagement als Maskebildner bei den Wagner Festspielen hat. Henry ist völlig entgeistert und erwartet die langweiligsten Ferien seines Lebens. Die 3 alten Damen, die ihre Pension in Bayreuth betreiben, sind etwas merkwürdig aber nett, anders als deren Nichte Hilda, die in Henrys Alter ist. Die findet er eigentlich ziemlich zickig. Als Henry abends alleine eine Pizza bestellen will, ändert sich sein Leben schlagartig. Er löst den geheimen Notfall-Code des Götterchefs Wotan aus, dessen Sondereinsatzkommando stürmt die Pension, und Hilda, die eigentlich Wotans Tochter ist, muß die Wogen irgendwie glätten, ohne das Henry zu Schaden kommt. Der ist völlig verblüfft und zweifelt an seinem Verstand. Als er Nachforschungen anstellt, fliegt er natürlich auf und wird von Wotan als Agent gegen den bösen Zwergenkönig Alberich verpflichtet. Dieser versucht das Nibelungengold zu vereinigen, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Um das zu verhindern reisen Henry, Hilda, Siegfried (ja, DER Siegfried mit dem Drachen) und Tante Urd mit einigen Gadgets des genialsten Erfinders der Götterwelt nach London, um dort aus dem Tower das in den Kronjuwelen versteckte Nibelungengold zu sichern.
Meine 10 Jährige Tochter brummelte erst mal, als sie sah, daß das Buch frei von Illustrationen und sogar Vignetten ist. Das arme Kind bekam daher zwangsvorgelesen, aber schon nach 3 Kapiteln las sie freiwillig selbst mit und wollte unbedingt mehr! Denn die Geschichte ist herrlich schräg! Das Tempo so rasant, das man nicht mehr aufhören kann. Ich war sehr froh, daß die Kapitel so kurz sind, sonst hätte ich mir wohl die Zunge franselig lesen müssen. Die Kürze der Kapitel ist super, so werden auch Kinder die noch nicht so gut lesen können, von diesem doch schon recht dickem Buch, nicht so schnell entmutigt. Ein weiteres Plus ist: es gibt mehr Kapitel mit witzigen Untertiteln, auf die wir uns immer gefreut haben. Da wir in unmittelbarer Nähe zu Siegfrieds Drachenhöhle gewohnt haben, war für uns Siegfried als Held mit Hybris und wenig Hirn besonders witzig, wobei ich seinen verbalen Schlagabtausch mit Hilda auch immer urkomisch fand. Hilda (= Brunhild) ist nämlich ganz schön modern und lässt sich von den göttlichen Helden um sich herum kein X für ein U vormachen und gibt mächtig contra. Eine prima Identitätsfigur für Mädchen, wenn auch bisweilen etwas zickig, aber sind wir das nicht bisweilen alle mal?
Richtig klasse war auch die Erklärung der Zusammenhänge der verschiedenen Götterwelten, denn die Nibelungen bleiben nicht unter sich, bzw. alleine mit dem fiesen Alberich auf weiter Flur. Nein, nach und nach tauchen immer mehr Sagengestalten aus verschiedenen Kulturkreisen und Epochen auf. In einem Fall dachten wir uns: „Moment, die ist garantiert kein normaler Mensch, die muß auch einer Sage entsprungen sein!“ Tatsächlich, dem war auch so, aber alles Rätseln hat uns nicht weitergebracht (nein, es war nicht die Loreley!), obwohl die Anzeichen im Nachhinein schon recht deutlich waren (hüstel, schäm). Es ist einfach richtig witzig, wie die traditionellen Geschichten einmal durcheinander gewirbelt und auf den Kopf gestellt werden, nachdem zuvor die heute Kindern unbekannteren Geschichten gut zusammengefasst wurden. So entpuppt sich hier der böse Bruder des legendären Richard Löwenherz als gar nicht so grausam und der Rächer der Armen und Entrechteten als gar nicht so tugendhaft. Das Ganze ist dann noch eine actiongeladene Agentengeschichte, die so haarsträubend und schräg ist, daß man sie nur lieben kann! Am Ende wird dieses Abenteuer abgeschlossen und Henry kehrt wohl ohne weitere Komplikationen in die Staaten zurück, aber „einmal Agent, immer Agent!“, wird er schon bald für seinen zweiten Einsatz rekrutiert werden. Leider müssen wir uns bis zum zweiten Band noch etwas gedulden, denn es ist aktuell das neue Lieblingsbuch meiner Tochter Johanna (10 Jahre).
Da kann ich nur einstimmig mit ihr 5 Sterne geben, denn wir fanden es beide super!

Veröffentlicht am 08.10.2017

Nicht nur zum Einschlafen (aber auch) wunderschön!

Gloria Glühwürmchen
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Gloria Glühwürmchen ist mit 10 neuen Abenteuern zurück, die Kindern garantiert wunderschöne Träume schenken, schon allein wegen des süßen Gloria Glühwürmchenliedes (wobei in Gloria sicherlich auch eine ...

Gloria Glühwürmchen ist mit 10 neuen Abenteuern zurück, die Kindern garantiert wunderschöne Träume schenken, schon allein wegen des süßen Gloria Glühwürmchenliedes (wobei in Gloria sicherlich auch eine Portion Ohrwurm steckt, so wie ich das Lied stetig vor mich hinsumme) und der wirklich niedlichen leuchtenden Sticker fürs Kinderzimmer (diese liegen extra bei, das Cover wird nicht zerstört!).
In der ersten Geschichte wird Gloria, die als einziges Glühwürmchen leuchten, singen und fliegen kann (Fliegen können ansonsten nur männliche Glühwürmchen und ist bei den meisten Arten tatsächlich der Fall, habe ich extra nachgelesen) von Elli Eule gebeten ihr zu helfen die Nachtigallkinder zu suchen, die nach einem Flugversuch nicht ins Nest zurückkehrten. Ihr Vater gibt ein Konzert und die Mutter muß das Nest hüten. Elli, die aufgrund ihrer schönen Stimme Gesangsunterricht in der Glitzerwaldschule gibt, ist leider nach lautstarker Suche inzwischen heiser und kann nicht mehr weiter suchen. Gloria hilft natürlich gerne, auch wenn sie spontan das Lied der Nachtigallen nicht nachzuahmen vermag. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister und so können Gloria und Elli gemeinsam mit Glorias Freundin der Libelle Lilli Belle, die Aufgabe lösen und die Kinder heimbringen.
Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Glorias Menschenfreund Jan, der Gloria und Lilli Belle das Morsen erklärt und die Bedeutung des internationalen Alarmcodes SOS. Weiterhin träumt Gloria davon bis zum Meer zu fliegen, von dem ihr Opa Guido erzählt hat, aber der ist schon lange nicht mehr im Glitzerwald gewesen. Also muß Gloria sowohl einen Brief an Opa Guido schreiben, mit Hilfe ihres Zwillingsbruders, der schon besser schreiben kann (da sieht man wieder wie wichtig es ist Lesen und Schreiben zu üben!), außerdem soll sie noch für den Glühwettbewerb üben, ehe ihre Eltern sie so weit weg von zu Hause lassen.
Nein, keine Sorge, diese CD ist kein Erziehungsratgeber, der Kindern das Motto „üben, üben, üben“ einbläuen soll, aber die Geschichten zeigen schon liebevoll, daß es sich lohnt sich anzustrengen und das es auch ganz schön schief gehen kann, wenn man sich über die elterlichen Regeln hinweg setzt. Aber natürlich geht am Ende alles gut aus, es ist ja schließlich eine Gute-Nacht-Geschichten-CD.
Sprachlich haben sich die Autorinnen einige wirklich tolle Schmankerl ausgedacht, z.B. wenn Gloria verkündet, sie habe volle Lauschstärke aktiviert. Da steckt die Liebe im Detail, auch sprachlich und so ist es kein Wunder, daß meine beiden Töchter mit immerhin 8 und 10 Jahren diese Geschichten immer noch lieben und richtig oft hören. Auch ich höre oft und gerne freiwillig mit. Daher ist dieses Hörbuch gerade für Familien mit vielen Kindern geeignet, weil sich dann die Großen nicht über die babyhaften Geschichten der Kleinen beschweren, sondern alle gemeinsam hören können.
Während mich Lieder bei Trickfilmen oft nerven, finde ich das Glorialied wirklich bezaubernd. Aber Vorsicht: das Lied geht ins Ohr und bleibt dort! Das ist aber nicht weiter tragisch, denn es ist wirklich richtig süß und der Text im beiliegenden Booklet abgedruckt. Sabine Bohlmann ist wirklich die stimmliche Idealbesetzung, sowohl was ihre Personifizierung der Tiere anbelangt, als auch den Gesang. Jede noch so kleine Rolle wird stimmlich von den anderen abgegrenzt.
Auch wenn die Geschichten bisweilen aufregend und spannend sind, sind sie auch wirklich gut für kleinere Kinder geeignet, da die Geschichten jeweils durch das Glorialied voneinander getrennt werden. Gerade bei kleinen Kindern ab 4 Jahren, reicht die Konzentrationsspanne nicht für 2 CD’s von insgesamt 2 h 20 min Laufzeit. Durch die Tracks kann man aber gut den einzelnen Geschichten separat folgen, da man Beginn und Ende auch mit Hilfe des Booklet schnell wieder findet. Die hinreißenden Illustrationen von Martina Matos zieren nicht nur das Cover, die bereits erwähnten Leuchtsticker, das Booklet, sondern auch die Tonträger. Da kann einfach kein Download oder Streaming mithalten.
Wirklich rundum gelungen und daher erhält es hoch verdiente 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 07.10.2017

Man ahnt nichts Böses...

Kaltnacht
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Dies ist Franca Mazzaris 6. Fall. Die Koblenzer Kommissarin, Anfang/Mitte 50 hat nur mäßige Lust auf Sylvester. Eigentlich wollte die Halbitalienerin mit den übrigen Singlefrauen des Polizeipräsidiums ...

Dies ist Franca Mazzaris 6. Fall. Die Koblenzer Kommissarin, Anfang/Mitte 50 hat nur mäßige Lust auf Sylvester. Eigentlich wollte die Halbitalienerin mit den übrigen Singlefrauen des Polizeipräsidiums feiern, aber die Gastgeberin ist erkrankt und sagt kurz nachdem Franca den kompletten Partyeinkauf getätigt hat, ab. Verärgert legt Franca beim Ausparken den falschen Gang ein und rammt ein anderes Auto….
Leider fängt das neue Jahr nicht besser an. Die Halbitalienerin hat eigentlich frei, doch wegen Personalmangels in der Winterzeit und einer Vielzahl an Sylvestereinsätzen wird Franca an Neujahr zu einem Doppelmord in Bad Breisig gerufen. Wer ermordet so grausam ein glückliches Paar, das noch kurz zuvor mit Verwandten einträchtig feierte und wo ist ihr 5 jähriger Sohn? Wurde er entführt, oder konnte er weglaufen? Die Spuren am Tatort deuten darauf hin, daß Opfer und Täter sich kannten. Zu intim sind die beigebrachten Verletzungen und zu verräterisch die Auffindesituation.
Die Ermittlungen kommen trotz vielfältigster Hinweise aus der Bevölkerung nicht voran, da bekommt Franca noch einen weiteren Fall auf den Schreibtisch. Ein Raser, der auf der Flucht vor der Polizeikontrolle entgegen der Fahrtrichtung auf die ausgebaute B9 fährt und bei einem Zusammenprall mit einem Kleinwagen eine junge Mutter und deren kleine Tochter tötet. Der Geisterfahrer überlebt und soll von Franca vernommen werden.
Ich habe mich gefreut, nach gut 2 Jahren wieder mehr aus Franca Mazzaris Leben zu erfahren. Ihre Fälle sind persönlich und emotional, ohne sich im Privatleben der Ermittlerin zu verzetteln. Das ist sehr angenehm und lässt den Leser schnell in die Geschichte eintauchen.
Dieser Fall beginnt mit vielen Einblicken in das Leben sehr verschiedener Menschen, deren Schicksal irgendwie miteinander verwoben zu sein scheint. Es sind schon sehr viele Schicksale, da sollte man gut am Ball bleiben und schnell weiterlesen, um die Schicksale nicht wieder zu vergessen, denn keines ist ohne Belang, jedes Schicksal zählt und wenn es nur der Verwirrung der Ermittlerin dient.
Franca ist diesmal sehr dünnhäutig und gereizt. Nicht nur dass ihr Kollege Hinterhuber seine Karrierepläne vor ihr geheimhält, der Umsympath der Abteilung Brock kann seine unqualifizierten Bemerkungen nicht lassen und so bekommt die arme Clarissa, die eigentlich bei diesen Ermittlungen mit Franca voll an einem Strang zieht, ihren Unmut ab. So ungerecht kann das Leben sein!
Sehr schön sind auch die lokalen und regionalen Besonderheiten des Tatorts und seiner Umgebung mit in diesen Krimi mit eingewoben.
Aufgrund der Struktur des Falles war mir relativ bald klar, wer denn der Täter sein würde, doch kamen mir aufgrund der Tatwaffe dann wieder Zweifel. Die Tatwaffe die unauffindbar war und deren Munition wohl aus Polizeibeständen stammte. Wieso das Ganze? Was es eine Tat aus Hass auf Polizisten mit türkischer Abstammung? Neidete jemand dem Kollegen die schöne blonde Frau? War die Welt des Paares wirklich so perfekt, wie es nach außen den Anschein hatte? Geschickt wurden Zweifel gesät, damit der Leser der einige Szenen aus einer anderen Perspektive kennt als die Ermittlerin, weiter mit Franca Mazzari miträtseln kann.
Schön locker geschrieben und angenehm zu lesen. Trotz der bisweilen pikanten Motive wird auf Obszönitäten verzichtet, es gibt eh keinen größeren Spannungszauber, als die Fantasie des Lesers. Diese Kunst den Worten Raum zur Entfaltung der Fantasie zu lassen, weiß ich zu schätzen.
Kurzweilige Krimiunterhaltung die sich lohnt, nicht nur, wenn man vom Mittelrhein stammt. Gerne gebe ich 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 07.10.2017

kommt langsam aber gewaltig!

Eifelrache
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Paul David, Nato-Sonderermittler a.D. nachdem er bei einem Personenschutzeinsatz in Afghanistan seinen Unterarm verlor, lebt sich langsam wieder in das geruhsame Leben auf dem Campingplatz im Pöntertal ...

Paul David, Nato-Sonderermittler a.D. nachdem er bei einem Personenschutzeinsatz in Afghanistan seinen Unterarm verlor, lebt sich langsam wieder in das geruhsame Leben auf dem Campingplatz im Pöntertal ein, den er mit seiner coolen Tante Helga betreibt. Helga’s 57. Geburtstag steht an und neben Helgas Freundinnen werden auch Pauls Freundin die Spiegeljournalistin Susanne, POK Kalle Seelbach und der erfolgreiche Nerd Steffen erwartet. Als Paul anlässlich der Anpassung seiner neuen bionischen Prothese nach Frankfurt a. M. fährt, trifft er sich mit Susanne, die ihn aber schon kurz nach ihrem Eintreffen wieder versetzt: es brennt in der Redaktion wegen eines Sensationsartikels über Waffendiebstähle in der Bundeswehr. Paul wurmen die von Susanne angesprochenen Taten als ehemaligen NATO-Sonderermittler, sie lassen ihn nicht los. Da war doch auch erst vor kurzen der Überfall auf den bestens gesicherten Waffentransport auf den Petersberg. Doch Zeit dort nachzuhaken hat er kaum, da sich die Ereignisse überschlagen, als der Anwalt, den er noch vor wenigen Wochen in Daun aufgesucht hatte, wegen eines windigen Schneeballfinanzierungssystems, auf merkwürdigste Weise am Ufer des Laacher Sees ermordet wurde. Ein ehemaliger Armeekamerad möchte ihn für seine private Sicherheitsfirma als externen Berater und für einen BKA-Ermittler ist Paul plötzlich der Hauptverdächtige. Und das alles im geruhsamen Pöntertal!
Eigentlich ist Paul David ja Mr. Superman, intelligent, sympathisch, drahtig, auf Zack, zu gut um wahr zu sein. Seine Prothese lässt ihn da irgendwie menschlicher erscheinen, wobei ich es gut finde, daß ihn dieses Handicap nicht ausbremst und ihn nicht zum Opfer macht. Im letzten Fall hatte er noch einen Haken wie Käptn Hook, aber dank Kalles Hartnäckigkeit hat er nun so ein High-Tech-Wunder, das sich über eine Smartphone-App steuern lässt. Wie das funktioniert, wenn das Handy mal leer, kaputt, verlegt oder sonst wie außer Betrieb ist, hat sich mir nicht erschlossen, aber es funktioniert wohl auch ein wenig anders, als ich es mir vorgestellt habe, versicherte der Sonderpädagoge meines Vertrauens ;) Interessant fand ich diese Beschreibungen schon und ausführlichere und detailreichere Ausführungen zu dem Thema hätten nur das Tempo gedrosselt.
Auch wenn der Krimi sofort mit dem Überfall eines hochgesicherten Waffentransports mit Toten startet, beginnt er doch wie das Leben im Pöntertal eher geruhsam. Bis ca. S. 80 verdichtet sich der Fall, die Atmosphäre baut sich auf, bis das Blatt sich wendet. Der Jäger wird zum Gejagten. Paul steht offensichtlich auf der Abschussliste des BAK Ermittlers Röschel, doch warum und wie kann er ihm aus den Weg gehen, damit er endlich mal aufklären kann, was da eigentlich los ist? Das ist unglaublich spannend beschrieben, denn Paul und seine Freunde Kalle und Steffen (die zu Schulzeiten nicht die heißesten Typen der Schule waren) stehen echten Profis, die aus dem Schatten heraus agieren, gegenüber. Zum Glück bekommen sie noch Unterstützung, von einer alten Freundin und von dem ehemaligen Dorfsonderling und seinem sehr auffälligen Wagen, der die ganzen Ermittlungen etwas auflockert.
Der Schreibstil ist von einem ironisch süffisanten Grundton geprägt, der echt Spaß macht und auch vor dem Ende nicht halt macht. Wenn man denkt, so, das war es jetzt, alles geklärt, kommt noch eine kleine feine Spitze, ein Augenzwinkern zum Schluß, das diesem Krimi das gewisse Etwas verleiht.
Ansonsten macht es mir natürlich großen Spaß, daß der Krimi in meiner Heimat spielt, daher kenne ich natürlich neben dem Bahnhofskiosk, dem Krankenhaus und dem Obi, selbst die abgelegenen Eifelstädtchen und das ehemalige Botschaftsviertel von Bad Godesberg. Aber selbst wenn man diese Ecke Deutschlands nicht kennt, macht es echt Spaß Paul David und seine sehr speziellen Freunde auf der Jagd nach der Wahrheit und dem Abenteuer zu begleiten.
Wirklich sehr kurzweilig und fesselnd. Wie viel Wahres hinter den beschriebenen Verbrechen steckt, möchte ich lieber gar nicht überlegen, denn einiges ist erschreckend real.
Top, definitiv 5 Sterne.

Veröffentlicht am 07.10.2017

Für mich der beste Thabo!

Thabo. Detektiv & Gentleman. Der Rinder-Dieb
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Thabo und seine Freunde Emma Chapman, die Tochter der Eigentümerin von Lion’s Lodge und Sifiso ein Waisenjunge, der mit seiner Schwester Delighty auf seine jüngeren Geschwister aufpasst, haben inzwischen ...

Thabo und seine Freunde Emma Chapman, die Tochter der Eigentümerin von Lion’s Lodge und Sifiso ein Waisenjunge, der mit seiner Schwester Delighty auf seine jüngeren Geschwister aufpasst, haben inzwischen erfolgreich ihren zweiten Fall gelöst. Naja, Emma’s Großtante Agatha hat auch immer ihren Beitrag dazu geleistet. Agatha, die Thabo sein Handy finanziert, damit er ihr bei technischen Problemen helfen kann und mit der er alte Miss Marple Filme schaut, um sich als Ermittler zu schulen. Während Thabo auf einer 2 Stunden Safari mit seinem Onkel Vusi ist, ruft ihn Emma zurück zur Lodge. Dort sitzen auch schon Inspector Quinton Gwebu, Reverend Hlophe und Miss Agathas alter Freund Buyisiwe Fairplay Dlamini, ein reicher Transportunternehmer und ehemaliger Verehrer. Sie erfahren von einer Brandstiftung in den abgelegenen Bergen. Emma und Thabo sind sofort im Ermittlermodus, doch schon bald gibt es ein neues Rätsel zu lösen. PC Sipho Godbless wird vor ihren Augen als Rinderdieb verhaftet. Dabei mag PC Sipho Godbless nicht schlau sein, aber ein Rinderdieb? Auch diesen Fall müssen sie klären, bei ihrer Ermittlerehre, doch plötzlich verschwindet auch noch Tante Agatha und die Ereignisse überstürzen sich.

Dies ist ganz klar, Thabos spannendster und kniffeligster Fall! Thabo und seine Freunde sind einem in diesem Band schon richtig vertraut. Wer sich auf Lion’s Lodge und dem Königreich nicht auskennt, für den gibt es eine praktische Übersichtskarte im Booklet, sowie ein Personenverzeichnis und ein Glossar der wichtigsten afrikanischen Wörter. Aus diesem Grunde sollte man unbedingt einen Download vermeiden. Das Booklet ist nicht nur richtig liebevoll gestaltet, sondern auch sehr hilfreich. Da ich bereits die zwei ersten Bände kenne, habe ich einiges schon wieder erkannt und meine Tochter, die die Hörbücher dazu kennt, hat dann meine Aussprache kritisiert. Zum laut Vorlesen sind die Thabo-Bände aufgrund der vielen afrikanischen Begriffe eher weniger geeignet, aber dafür gibt es ja die Hörbücher. Diese liest Henrik Kleinschmidt super ein. Kein Stocken kein Stottern bei all den afrikanischen Begriffen. Sehr lebendig transportiert er Thabos Gedanken, Überlegungen und Gefühle. Bei diesem dritten Band, mussten meine Tochter und ich aber schmunzeln. Denn die Autorin Kirsten Boie macht ein großes Geheimnis um Thabos Alter, es wird nicht verraten, doch der Sprecher ist im Stimmbruch, was ja schon ein Anhaltspunkt für sein Alter ist. Der Stimmbruch stört nicht, es ist nur witzig, weil der Zuhörer merkt, daß Thabo ganz sicher älter als 12 Jahre sein muß. Wir finden, daß er die optimale Besetzung für dieses Hörbuch ist, das nicht leicht zu lesen ist, denn ich versuche mich regelmäßig am Vorlesen der Buchvorlage und übergebe dann doch lieber an Hendrik Kleinschmidt.
Thabos Sprache ist noch immer etwas antiquiert, was für einen afrikanischen Jungen, der ein Gentleman werden möchte sehr passend ist, aber einige sprachliche Eigenheiten, die ich beim ersten Band noch sehr sperrig fand und die mich immer wieder etwas aus der Geschichte rissen, sind nun deutlich reduziert und nur noch an sehr passenden Stellen eingesetzt. So spricht Thabo den Leser nicht mehr ständig mit „meine Damen und Herren“ an, geblieben sind aber seine Beschreibungen von Afrika, mit dem Zusatz, „das wird in ihren Ländern ja nicht anders sein“, was gerade in diesen Fällen dann gerade nicht der Fall ist und für einige Lacher sorgt. Aber auch die traurigen Seiten des südlichen Afrikas werden angesprochen, wie die hohe Sterblichkeit, die vielen Waisenkinder, die auf sich selbst gestellt sind, der Nahrungsmangel, die Probleme das Schulgeld zu zahlen. Selbstverständlichkeiten für Thabo, der dies so natürlich und so kindlich erzählt, daß auch die Zielgruppe dies verstehen und sich wundern kann (wie keine richtigen Matratzen? Nicht jeder hat eine Decke zum Schlafen, obwohl es nachts kalt wird? Es sind oft die Kleinigkeiten die so berühren, wie die Freude von Pilot über einen geschenkten alten Gummiball, den die Kinder hüten wie einen Schatz. Durch diese Elemente wird diese spannende Detektivgeschichte auch immer wieder lustig und die ernste Lage der Kinder in Afrika für europäische Leser besser begreiflich und besser verkraftbar. Denn bei aller Armut und Not, haben die Kinder Freude am Leben. Auch die Einblicke in diese völlig andere Kultur und Denkweise, durch die Augen des Jungen ohne Altersangabe (ein Gentleman spricht nicht über das Alter) finde ich sehr wertvoll.

Die sprachliche Besonderheit ist gerade für junge Leser, die mit diesem Band einsteigen bisweilen schwierig. Bei dem Hörbuch fällt dies gar nicht so auf, weil Hendrik Kleinschmidt die Geschichte mit einer solchen Selbstverständlichkeit wiedergibt, daß man sich keine andere Sprache vorstellen kann.
Während ich Band 1 sehr mäßig spannend fand (meine Tochter schon, ich eher gar nicht), steigerte sich Band 2 deutlich, wobei ich das dortige Problem Afrikas, das den Verbrechen zu Grunde lag, für Kinder schon etwas schwierig finde. Band 3 finde ich den absoluten Glücksgriff. Durchgehend gehaltener Spannungsbogen mit einem sehr kniffeligen Fall, sehr geschickte Wortwahl beim Beschreiben erschütternder Probleme und gerade für Kenner der Geschichte richtig witzig! Bei den Fahrten mit Reverend Hlophe in seinem Morris Minor und Gottvertrauen statt Aufmerksamkeit mußte auch ich lachen. Hierbei muß ich betonen, daß meine Tochter noch nicht so abgebrüht ist wie ich, und es noch viel lustiger findet. Naja, Thabos Überlegungen zu Schwarzbrennereien habe ich dann doch besser verstanden.
Ein wirklich toller Afrika-Krimi für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren, der auch sicher viel zu einem besseren Verständnis für Menschen anderer Herkunft beiträgt, da es zeigt, wie anderes Menschen in anderen Ländern leben und dennoch glücklich sein können.

Dieser Krimi hat uns richtig gepackt, wirklich toll! Eine absolute Hörempfehlung 5 von 5 Sternen.