EINE STARKE TRAGIKOMÖDIE
Homer & LangleyLaut Klappentext „ein beglückendes und witzig-geistreiches Buch“.
Das trifft irgendwie tatsächlich zu, wobei es aber auch nachdenklich-erschreckend ist.
Über rund 220 Seiten erzählt Doctorow in einer ...
Laut Klappentext „ein beglückendes und witzig-geistreiches Buch“.
Das trifft irgendwie tatsächlich zu, wobei es aber auch nachdenklich-erschreckend ist.
Über rund 220 Seiten erzählt Doctorow in einer wunderbaren Art und ganz großer Erzählkunst die Geschichte der Brüder Homer und Langley Collyer - und dies über einen Zeitraum von etwa 80 Jahren.
Der Leser erlebt das Leben der beiden Brüder aus der Sicht des jüngeren Homer, der schon in frühester Jugend erblindet ist. Langley liest ihm vor, zunächst Geschichten, dann Zeitungen; wobei Langley eine Theorie entwickelt, dass die Geschichte davon lebt, dass alles fortwährend ersetzt wird - und im Prinzip eine fixe Tageszeitung für alle Nachrichten ausreicht.
Dann muss Langley in den Krieg. Derweil sterben die Eltern an der Spanischen Grippe. Homer fühlt sich verlassen; Schließlich kehrt Langley - verwundet durch eine Senfgasvergiftung - zurück, ist jedoch nicht mehr der Alte. Er wird zum Sammler - zwecks Recherche für seine Zeitung. Das Anwesen wird zum Messie-Haushalt, die beiden verfallen in ein Eremiten-Dasein, bekommen Probleme mit den Behörden und Stadtwerken, werden zu einer exotischen Sensation. Homer erlebt das Ganze unter dem Einfluss des Bruders, dem er sich aber nicht entziehen kann.
Sie schlingern Durchbrüche Jahrzehnte, Mafia, Hippies und Reporter kreuzen ihren Weg. Kriege kommen und gehen - draußen.
Eine sehr eindrückliche Schilderung eines Lebens zweier Menschen, die nach und nach abrücken von der Gesellschaft.
Für jeden eine Empfehlung, der große Erzählungen liebt, gespickt mit subtilem Humor und einer Prise Wehmut.
Ein tolles Buch - sicher nicht das letzte von Doctorow.
Erschienen im Fischer Verlag 2012 - übersetzt von Gertraude Krueger