Die Zeit der Berliner Luftbrücke in einer fesselnden Geschichte miterleben
Gerade habe ich den historischen Roman "Zwei Handvoll Freiheit" von Annette Oppenlander fertig gelesen und ich bin zutiefst berührt. Auch wenn es ein Roman und damit eine fiktive Geschichte ist, habe ich ...
Gerade habe ich den historischen Roman "Zwei Handvoll Freiheit" von Annette Oppenlander fertig gelesen und ich bin zutiefst berührt. Auch wenn es ein Roman und damit eine fiktive Geschichte ist, habe ich viel dabei gelernt. Die Autorin hat sorgfältig recherchiert und lässt in ihrer Geschichte diese Zeit lebendig werden.
Beim Lesen begleiten wir die junge Frau Lotte und ihre Zeitgenossen durch zwei Zeitperioden: die unmittelbare Zeit nach dem Kriegsende 1945 in Teil 1 und dann ein paar Jahre später in Teil 2 durch die Zeit der Berliner Luftbrücke 1948/49, erleben ihre Kontakte zu den amerikanischen Besatzungssoldaten mit und wie diese zuerst als Besetzer und Feinde und später dann als Freunde und Unterstützer gegen Stalin gesehen werden.
Wir fühlen mit ihr, wenn sie um ihre Lieben bangt, die noch vermisst sind, krank oder Schlimmes erlebt haben, und immer wieder versucht, sich selbstlos für sie einzusetzen, aber auch eine ungewisse Liebesgeschichte erleben wir mit. Auch der harte Überlebenskampf im besetzten Berlin in den Jahren nach dem Krieg wird durch das Buch lebendig vorstellbar und an vielen Beispielen geschildert.
Die Charaktere des Buches waren - mit ein paar Ausnahmen - überwiegend sympathisch. Auch die, deren Handlungen zweifelhaft bis unsympathisch waren, waren nachvollziehbar dargestellt und es wird verständlich, was zu ihrer Verbitterung oder Boshaftigkeit geführt hat (auch wenn sie das kaum sympathischer macht).
Lotte selbst ist eine extrem reflektierte junge Frau, die schon kurz nach Ende des Krieges das Hitlerregime einschließlich all seiner Gräueltaten und die damit verbundene Schuld des deutschen Volkes kritisch reflektiert... da habe ich mich kurz gefragt, wie realistisch das ist, kann das aber aufgrund mangelnder Erfahrung mit dieser Zeit nicht beurteilen. Ich vermute, dass es auch solche Menschen gegeben haben wird, auch in so jungem Alter, aber das vermutlich die Ausnahme gewesen ist.
Ich empfehle das Buch allen, die auf unterhaltsame und interessante Weise sich mit der deutschen Nachkriegsgeschichte befassen und mehr darüber lernen möchten. Für mich war insbesondere das Thema der Luftbrücke ein neues, und mir wurde das Buch noch einmal mehr nicht nur das Leiden der Bevölkerung nach Kriegsende verdeutlicht, sondern auch der unglaublich rasche politische Umschwung zwischen den einstigen Verbündeten USA/UdSSR, die dann in kurzer Zeit zu Gegnern wurden, bis hin zum Kalten Krieg (der in diesem Buch nicht mehr Thema ist).