Dieses Kinderbuch ist eine wahre Augenweide und hat, neben witzigen Dialogen, auch den einen oder anderen ernsten Gedanken.
Worum geht’s?
Antonia „Toni“ und ihre Mutter Lise müssen sich eine neue Wohnung suchen, weil Tonis Papa nun mit einem Mann verheiratet ist, Auf Grund der finanziellen Lage es nicht so ganz einfach, eine passende Bleibe zu finden. Auf der einen Seite wollen die beiden die Stadt nicht verlassen, auf der anderen Seite ist die angebotene und finanzierbare Wohnung nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Doch noch weniger sagt den beiden die Vorstellung bei Tonis Großeltern auf dem Land, Oberhoppenhagen (was für ein Name!), wohnen zu müssen zu, zumal sie kein besonders liebevolles Verhältnis zueinander haben .
Nun wird einmal in den sprichwörtlich sauren Apfel gebissen und die Wohnung mit dem winzigen Balkon in der Försterstraße, in der bereits Schulkolleginnen und Schulkollegen von Toni wohnen, vorerst einmal gemietet, bis sich etwas anderes ergibt.
Dabei lernt Toni, dass es auch in anderen Familien nicht alles Gold ist, was glänzt. So erfahren die Leser, warum Elif, die dritte Tochter einer türkischen Familie Geige spielen lernen muss und mit dem lauten Gekratze alle anderen Bewohner nervt, obwohl sie viel lieber Fußball spielen würde. Oder, dass Silans Mutter häufig ihre Lebenspartner wechselt, die leider weder ihr noch ihrem Sohn gut tun. Ja, und dann wäre noch Frau Block mit ihrem Dackel, der von den Kids nur Gurke genannt wird, die über alles und jedes meckert und die sich vermutlich selbst nicht leiden kann.
Um Lise eine Freude zu machen zu machen, schmieden die Kinder einen tollen Plan: Sie wollen heimlich auf dem Flachdach des Hauses einen Dachgarten anlegen und Obst und Gemüse selber ziehen. Also machen sie sich hurtig ans Werk, fragen beim Gärtner nach, finden auf dem Komposthaufen des Friedhofs brauchbare Hornveilchen und helfen zusammen.
Die größte Überraschung, nein, die verrate ich euch jetzt nicht.
Meine Meinung:
Mir hat diese Geschichte und Zusammenhalten sehr gut gefallen. Der Schreibstil von Gina Mayer ist leicht und locker. Die ernsten Themen werden kindgerecht - das empfohlene Lesealter ist 7-8 Jahre - dargestellt. Die Figuren sind liebevoll und individuell beschrieben. Jedes Kind hat seinen ganz besonderen Charakter und seinen persönlichen Kleidungsstil. Da ist zum Beispiel Cora-Lee, die alle Tiere liebt, sogar Blattläuse oder eben Elif, die sowie ihre Schwestern, den Traum ihrer Mutter, eine gefeierte Künstlerin zu sein, leben muss.
Meisterlich gelungen sind das Cover und die Illustrationen im Inneren des Buches von Daniela Kohl. Die Zeichnerinnen werden für mein Gefühl immer viel zu wenig erwähnt. Also, einen extra Blumenstrauß für Daniela Kohl!
Witzig finde ich, dass manches Gemüse, das auf den Vorsatzblättern zu sehen ist, schon angeknabbert ist.
Gut gefallen mir auch die Arbeitsanleitungen für die Aufzuchtshilfen (Eierkartons statt Plastiktöpfchen) der Pflanzen. Ja, man muss nicht immer vorgezogene Ware aus der Gärtnerei kaufen. Selbst ziehen funktioniert auch, leider zwar nicht immer. Dass zum Garteln, wie wir in Österreich sagen, auch Konsequenz, Durchhaltevermögen und Geduld nötig sind, wird auch erwähnt.
Ein bisschen ist bei mir die Sicherheitstechnikerin durchgekommen. Bei der Vorstellung, ein Dutzend oder mehr Personen sind auf einem Flachdach ohne Absturzsicherung (Geländer) unterwegs und die Pflanzgefäße sind nicht gegen Sturm gesichert, hat mir ein wenig die Grausbirnen aufsteigen lassen. Immerhin, das Thema Baustatik ist geklärt worden.
Ich bin schon auf Band 2 „Ich glaub, mich tritt ein Natternkopf“ gespannt, der im Oktober 2024 erscheinen soll.
Fazit:
Dieser schönen Geschichte über Freundschaft, einem friedlichen Miteinander auch in schwierigen Situationen, die mit zahlreichen Gartentipps und Illustrationen punktet, gebe ich 5 Blumentöpfe und eine Leseempfehlung.