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Veröffentlicht am 11.05.2024

Ein bildgewaltiges tierisches Abenteuer für Jung und Alt

Die Augen und das Unmögliche
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Inhalt:


Johannes liebt seine Freiheit, die er in vollen Zügen Tag für Tag im Nationalpark genießt. Er rennt durch den Park, durch den kleinen Wald, bis hin zum Meer. Seine Augen sind überall. Gemeinsam ...

Inhalt:


Johannes liebt seine Freiheit, die er in vollen Zügen Tag für Tag im Nationalpark genießt. Er rennt durch den Park, durch den kleinen Wald, bis hin zum Meer. Seine Augen sind überall. Gemeinsam mit seinen tierischen Freunden, einem Erdhörnchen, einer Pelikandame, einem Waschbären und seinem engsten Vertrauten, Bertrand der Möwe, liefert er Tag für Tag den drei Bisons im Gehege Bericht ab.

Auch wenn Samuel, Freya und Meredith nicht mehr ganz so beweglich sind, so sind sie wegen ihres Alters auch unglaublich weise. Die drei Bisons haben stets Rat für die Probleme des Alltags.

Für einen Hund, das hört Johannes sehr oft, ist er unglaublich schnell. Auf dieses Wesensmerkmal ist er natürlich sehr stolz. Keiner kann ihn fangen, keiner kann ihn sehen, wenn er mit Schallgeschwindigkeit durch den Park rennt. Das macht ihn perfekt für seine Tätigkeit als „Die Augen“ - den Kundschafter des Parks und den Berichterstatter für die Bisons.

Es ist normal, dass die Menschen Unruhe in den Park bringen. Eigentlich steht jeden Tag ein Abenteuer an. Besonders gerne mag Johannes die Rollschuhläufer, die interessante Choreografien auf dem Gelände vorführen. Aber eines Tages passiert etwas Großes.
Ein neues Gebäude ist entstanden. Darin, das haben die Vögel durch die Fenster erspähen können, sind eine Menge rechteckiger Kästen in denen sich Menschen, Tiere und Landschaften befinden. Als Johannes einen Blick auf eines dieser Bilder wirft, die auch vor der Tür aufgestellt wurden, verliert er sich in dem Anblick. Er weiß, dass diese Kästen ein großes Problem für ihn darstellen. Er wird unachtsam und das darf er nicht werden. Denn er möchte auf keinen Fall in Gefangenschaft geraten.



Meinung:


Es war wohl zuerst das wunderschöne Cover mit dem kunstvollen Motiv eines verwunschenen Waldes und eines wolfsähnlichen Hundes, das mich auf „Die Augen und das Unmögliche“ aufmerksam gemacht hat.

Ich kann verraten, dass sich in dem Buch allerhand weiterer dieser detaillierten Naturbilder, stets über eine Doppelseite hinweg, befinden, die zum Wegträumen und Verweilen einladen.

Darüber hinaus hat mich der Klappentext dieses Buches sehr angesprochen. Dessen Versprechen wird beeindruckend übererfüllt.

Es brauchte ein paar Seiten, bis ich mich eingelesen hatte und die Sprache sogar als immer passender für einen selbstbewussten Hund empfand.

Johannes ist sehr stolz auf seine Schnelligkeit. Er hält sich für extrem schnell, ja für eine Naturgewalt. Und in einem gewissen Maße ist er das auch. Geschickt entkommt er jedem, der seine Verfolgung aufnehmen möchte. Gemeinsam mit seinen Freunden ist er unschlagbar, wenn es darum geht, im Park wieder für das Gleichgewicht zu sorgen, das die Menschen gelegentlich durcheinanderbringen.

Jeder der Tiere aus dem Nationalpark bringt ein besonderes Talent mit sich. Bertrand, die Möwe, ist vielleicht manchmal etwas zu risikofreudig und wagemütig, wenn er durch Schusslinie der Bogenschützen fliegt, um seinen Adrenalinspiegel mal wieder ein wenig in die Höhe zu treiben. Doch seine nachdenkliche Art und die tiefsinnigen Dinge, die er manchmal sagt, machen ihn zu einem unverzichtbar wichtigen Gefährten für Johannes.
Sonja, das Erdhörnchen hat nur noch ein Auge. Sie ist unglaublich schüchtern und verträgt nur wenig Lob. Aber sie ist auch sehr klug und mit ihren kleinen Fingern ist sie fast so talentiert, wie Angus der Waschbär, der sogar im Dunkeln sehen kann. Yolanda, die Pelikandame, kann, auch, wenn ihre Landeanflüge als tollpatschig gelten, als einzige Menschenwörter lesen.

Diese Talente werden im Alltag auch immer wieder dringend benötigt, denn die Menschen, die im Park verkehren, bedeuten auch Konflikte und unliebsame Veränderungen.

So entsteht plötzlich ein neues Gebäude, das die Tiere in Unruhe versetzt. Johannes erkennt seine Liebe für die Kunst. Und seine Freunde schmieden einen Plan, nämlich den, ihm einen großen Wunsch zu erfüllen und ihn näher an die komischen Kästen mit den merkwürdigen blauen Händen, den goldenen Bäumen sowie den Kind im Sturm darin, heranzuführen. Johannes wird unachtsam und gerät in die Hände von Gangstern. Er verliert seine Freiheit und findet sie wieder.

Gemeinsam mit seinen Freunden überlegt er den Bisons die Freiheit zu schenken und verbündet sich hierzu mit den Neuankömmlingen, den Vierbeinern mit den gekrümmten Hörnern, die plötzlich an der Küste gestrandet sind und dort das dornige Gestrüpp auffuttern. Er findet neue Freunde und verliert dabei fast die alten.

Unglaublich intensiv, fesselnd und spannend beschreibt Dave Eggers die Abenteuer eines ganz besonderen Hundes. Er erzählt von Freiheit, Helden, von Mut und Zusammenhalt. Lebendig sein, heißt seinen Weg zu gehen, so schreibt der Autor auf den letzten Seiten seines Buches und fängt damit eigentlich die gesamte Geschichte und so viel mehr ein.

Auch, wenn ich mir noch lange nach dem Zuklappen des Buchdeckels nicht sicher bin, wie ich das Ende der Geschichte finde. Johannes ist Identifikationsangebot und Rollenvorbild zugleich.
Ein unglaublich mutiger tierischer Held, den man während des Lesens ins Herz schließt und der sich auch lange darüber hinaus einen festen Platz darin sichern wird. Soviel sei an dieser Stelle versprochen.



Fazit:


Im Englischen gibt es die bekannte Redensart, „don't judge a book by its cover“. Über 240 Seiten hinweg tritt Dave Eggers in seinem Kinderbuch, „Die Augen und das Unmögliche“, das sich durchaus auch als Erwachsenenlektüre eignet, den Gegenbeweis an. Ein großes Abenteuer, das von Freundschaft berichtet, zwischen zwei wunderschönen Buchdeckeln.

Es ist kein 08/15-Heroismus, der hier präsentiert wird, sondern vielmehr der Heroismus der Herausforderung, der gefeiert wird.

Keine Kritik kommt ohne den Hinweis auf die von Shawn Harris illustrierten Doppelseiten aus. Dieser lädt den Leser dazu ein, sich vom Schwung seiner Phantasie davontragen zu lassen.

Großartige Lektüre, die die Augen öffnet und Mut für Veränderungen schenkt.




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Veröffentlicht am 04.04.2024

Mustread

Letztendlich sind wir dem Universum egal
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Inhalt:


„A“ befindet sich exakt 24 Stunden im Körper eines Menschen. Um Mitternacht wechselt er zur nächsten Person. Er kann diese Sprünge nicht steuern. Er weiß nie, welcher Körper ihn als nächstes ...

Inhalt:


„A“ befindet sich exakt 24 Stunden im Körper eines Menschen. Um Mitternacht wechselt er zur nächsten Person. Er kann diese Sprünge nicht steuern. Er weiß nie, welcher Körper ihn als nächstes in Empfang nehmen wird. Sicher ist nur, dass es niemals der gleiche wie am Tag zuvor sein wird. Die Person, in dessen Körper er erwacht, war bislang immer genauso alt war wie er selbst. Und Sprünge über weite Strecken scheinen auch nicht möglich zu sein.

Als „A“ eines Morgens im Körper eines Jungen namens Justin erwacht, verändert sich sein Leben von Grund auf. Justin ist kein pflichtbewusster Mensch, das begreift „A“ schnell. Er hat nach einer durchzechten Nacht kaum geschlafen. Seine Eltern sind es gewohnt, dass er nicht viel mit ihnen spricht. Justin hört laute, schlechte Musik und er hat eine Freundin.

„A“ trifft das erste Mal am Schulspind auf Rhiannon. Diese ist so ganz anders als Justin. Sie ist aufmerksam, sie ist liebevoll, sie verhält sich anderen Menschen gegenüber aufgeschlossen und herzlich. Und sie liebt Justin von ganzem Herzen. Einen Jungen, der ihre Gefühle scheinbar gar nicht erwidert. Der ihre Anwesenheit kaum wahrnimmt und schon gar nicht zu schätzen weiß.

Doch heute steckt „A“ im Körper dieses gleichgültigen Jungen. Und „A“ sieht Rhiannon. Ihre Herzensgüte, die Liebe, die sie zu geben hat. Heute muss Rhiannon nicht zwei Mal fragen, ob Justin Zeit für sie hat. „A“ beschließt Rhiannon den schönsten Tag ihres Lebens zu schenken. Gemeinsam fahren sie ans Meer. Sie erzählen sich von ihren Träumen und Erinnerungen. Rhiannon wagt zu hoffen, dass Justin ihr mehr dieser Tage schenken wird. Doch „A“ weiß, dass ihre Hoffnungen bald zerstoben sein werden.

24 Stunden sind es, die „A“ mit Rhiannon hatte. Ob er will oder nicht. Dieser Tag findet sein Ende. Der nächste beginnt. In dem Körper eines anderen Menschen. Doch dieses Mal ist etwas anders. „A“ kann Rhiannon nicht vergessen. Er kann dieses Mädchen nicht gehen lassen. Und er wagt etwas, was er noch nie im Leben getan hat. Er öffnet sich ihr. Er verrät sein größtes Geheimnis und schenkt sich selbst und einer Fremden ein Stück weit Hoffnung. Es bleibt die Frage, welche Hindernisse die Liebe und das Sichverzehren nach einem Menschen überwinden kann.



Meinung:


„Letztendlich sind wir dem Universum egal“ war für mich ein Reread. Eine Geschichte, die ich nicht nur schon einmal gelesen, sondern auch bereits als Verfilmung erleben durfte. Ich wusste also, was mich in diesem Buch erwartet und dennoch – oder vielleicht auch gerade deswegen – habe ich diese Lektüre nahezu verschlungen.

David Levithan präsentiert seinen Lesern mit diesem Buch nicht nur eine herzerwärmende und unglaublich intensive Liebesgeschichte, sondern er regt mit „A“s Geschichte auch stark zum Nachdenken an.

Jeden Morgen erwacht „A“ im Körper eines anderen Menschen. Nie weiß er, was ihn am nächsten Tag erwartet. Manchmal wird der Körper von anderen als schön wahrgenommen. Es kann passieren, dass er als übergewichtiger Mensch kaum in der Lage ist, sich zu bewegen und vor Herausforderungen gestellt wird, die anderen fremd sind. An einem Morgen erwacht „A“ und merkt, dass er seinen Körper gar nicht mehr kontrollieren kann. Alles, was dieser möchte, ist vor die Tür gehen und sich etwas zu besorgen, dass ihm ein Gefühl von Kontrolle verleiht. Er verbringt einen Tag als ein Mädchen, das lebt, um zu arbeiten. Einen anderen als Leistungssportler, als Familienmensch, als jemand der geliebt wird und als jemand, der jeden Tag um die Aufmerksamkeit seiner Eltern und Freunde kämpfen muss. Geschlecht, Hautfarbe, Größe, Aussehen all das spielt für „A“ keine Rolle. Denn jeden Tag ist er jemand anders. Er lebt tagtäglich unzählige Leben und Schicksale.

„Letztendlich sind wir dem Universum egal“ ist ein Buch voller kleiner Geschichten. Voller Schicksale, die bewegen. Kein Leben ist gleich. Das Umfeld, das Aussehen, aber auch die Gesundheit (mental und körperlich), die Familie und Freunde. Es scheint, dass nicht das Bewusstsein der Menschen ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein ihr Bewusstsein bestimmt.

Jeden Morgen muss „A“ sich einem neuen Leben stellen. Jeden Tag muss er einen neuen Kampf ausfechten. Manchmal kann er sich entspannen und ein Leben genießen. Wichtig ist für ihn, dass er niemals ein Leben durcheinanderbringt. Er möchte sich so gut anpassen, wie es ihm möglich ist, um nur wenig zu verändern. Das ist er dem Menschen, dessen Körper er für einen Tag besitzt, schuldig, so findet „A“. Doch das ist manchmal schwieriger als gedacht.

Neben allerhand poetischen Beschreibungen und tiefsinnigen Reflexionen über das Leben sowie einer bewegenden Liebesgeschichte würzt David Leviathan sein Buch aber auch noch mit einer guten Portion Spannung. Denn eines Tages hat ein Junge nach dem Erwachen ein Gefühl davon, dass etwas nicht stimmt. Er kommt „A“ auf die Schliche. Er möchte sich wehren und andere vor diesem „Etwas“ warnen.



Fazit:


Was ist es, das unserem Leben Richtung gibt? „Die inneren Werte sind das, was zählt“, behauptet der Volksmund. Wer will das nicht glauben, wer sich nicht erhaben fühlen gegenüber Diskriminierungen, die Menschen erleben, nur weil sie nicht normschön, gehandicapt oder krank sind.

Dennoch sind gegenteilige Reaktionen auf diese Menschen allgegenwärtig. David Levithan schreibt mit „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ ein Buch, das hier zum Nach- und Umdenken anregt. Eine Aufforderung, sich gedanklich über den eigenen Tellerrand zu bewegen.

Selten bekommt man so viele überraschende und anregende Gedanken zum Zusammenhang von Sein und Psyche in so gut formulierter Form präsentiert. Ein im allerbesten Sinne erhebendes Buch.

„Letztendlich sind wir dem Universum egal“ hat daher meines Erachtens zu Recht einen Platz auf der Spiegel- und der Bestsellerliste der New York Times ergattert. Es hat zu Recht den deutschen Jugendliteraturpreis 2015 ergattert, wurde verfilmt und hat unzählige begeisterte Kritiken erhalten. 2024 hat sich der Verlag zu einer Neuauflage des Buches entschieden, das meiner Meinung nach in keinem Buchregal fehlen sollte.

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Veröffentlicht am 20.03.2024

Ein grandioses Finale

Dark Sigils – Wen das Schicksal betrügt
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Achtung! Enthält Spoiler zu den Vorbänden.




Inhalt:

Nachdem Adam von seinem Sigil getrennt wurde und damit auch seine Macht verloren hatte, musste jemand anderes seine Position als Mirrorlord übernehmen. ...

Achtung! Enthält Spoiler zu den Vorbänden.




Inhalt:

Nachdem Adam von seinem Sigil getrennt wurde und damit auch seine Macht verloren hatte, musste jemand anderes seine Position als Mirrorlord übernehmen. Auch, wenn Rayne sich dieser Aufgabe nicht gewachsen fühlte, willigte sie letztlich in Adams Wunsch ein, seine Nachfolgerin zu werden.

Die mangelnde Erfahrung glich sie durch Geist und Herz aus. Es gab dennoch einige Skeptiker, die sich gegen ihre Anwartschaft auf dem Thron aussprachen. Andererseits war sie auch für ihre Gegner schlecht einzuschätzen. Niemand kannte ihre Schwachstellen, keiner wusste von ihren Stärken.

Während Rayne also allerhand zu tun hatte, ihre neuen Aufgaben wahrzunehmen, hatte Adam den Mirror verlassen müssen. Die Zeit in Prime nutzte er, um nach seiner Schwester zu suchen. Zugleich war sein Plan, seiner Mutter endlich das Handwerk zu legen.

Diese hatte derweil jeden Politiker mit Chaosmagie infiziert, was dazu führte, dass mittlerweile alle wichtigen Personen, ihrem Willen unterstanden.

Dadurch, dass Adam von seinen Schicksalswürfeln getrennt wurde, hatten er und Rayne keinerlei gedankliche Verbindung mehr zueinander. Die Schicksalswürfel sollten einen neuen Besitzer finden. Den Lauf der Zeit zu verändern ist verlockend. Kein Wunder also, dass bald schon einer der Magistrate, Barnabes Pelham, Anspruch auf dieses Sigil erhob.

Rayne hatte also allerhand Sorgen. Hinzu kam, dass die Oberen von der Herrscherin forderten, dass sie sich Gedanken über einen Ehepartner machen sollte. Die Erbfolge müsse schließlich gesichert sein.

An ihrem 18. Geburtstag erfährt Rayne davon, dass ihr Vater ihr ein Erbe hinterlassen hätte. Dieses sollte sich in einem Schließfach in Prime befinden. Sie entschließt sich dorthin zu reisen.

Mit dem Eintreffen in Prime jedoch scheint alles zu eskalieren. Rayne trifft zwar Adam wieder, doch zugleich nutzt auch dessen Mutter die Chance zu einem Überfall. Rayne und ihre Freunde müssen die Situation konsolidieren. Um das Momentum auf ihre Seite zu zwingen, benötigen sie die Hilfe der Rebellen. Diese stellen jedoch ihre eigenen Forderungen.



Meinung:


Anna Benning ist eine Meisterin ihres Fachs, das hat sie wohl schon mit ihrer Vortex-Reihe deutlich gemacht. Auch in Dark Sigils hat sie über die Bücher hinweg Fäden geknüpft, die sie nun im finalen Band „Wen das Schicksal betrügt“, geschickt zu einem großen Ganzen zusammenführt.

Der Leser erhält in diesem Buch weitere Informationen über die Sigils und erfährt zudem auch mehr Details aus der Vergangenheit der Figuren. Im letzten Drittel des Buches werden die Erzählebenen montageartig zusammengesetzt und erzeugen erneut Dynamik und Spannung.

In vielen Geschichten versuchen Autor/innen Dramatik zu schüren, indem sie ihre Figuren in Gefahr bringen. Der rettende Ausweg kommt oft im letzten Moment oder aber – schlimmer noch – wird durch einen „glücklichen“ Zufall künstlich herbeigeführt. Bei Anna Benning ist weit und breit kein „deus ex machina“ in Sicht. Sie setzt bei ihren Figuren den Rotstift an, zeigt dass Trauer und Verlust zum Leben dazugehören.

Im dritten Band der Dark Sigils Reihe sind mir einige der Figuren noch weiter ans Herz gewachsen. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle Adam, der mit seinen Gedanken, Entscheidungen und dem gesamten Verhalten aus meiner Sicht einfach alles richtig gemacht hat. Adam war für mich das Paradebeispiel eines Menschen, den man auch im realen Leben gerne stets an seiner Seite wissen möchte.



Fazit:


Einmal mehr erweist sich Anna Benning als Meisterin der Fiktion, die es versteht, ihre unerschöpfliche Fantasie literarisch zu verarbeiten. Es gibt keine Vereinfachung, keine Banalisierungen und dennoch ist das Buch angenehm lesbar.

Der Leser steht vor einem beeindruckend detailreichen Gewebe aus Fiktion und Spannung, das ein ungemein bereicherndes Leseerlebnis eröffnet.

Die Reihe verabschiedet sich mit einem geradezu epischen Finale und sorgt mit unerwarteten Wendungen und Höhepunkten für Fassungslosigkeit.

Leser, die gut durchdachte, komplexe Fantasy zu schätzen wissen, sollten zu Dark Sigils greifen. Für mich eine Leseempfehlung, die ich gerne immer wieder aussprechen werde.

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Alles eine Frage der Dosis?

Honesty. Was die Wahrheit verbirgt
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Inhalt:


Nach einer großen Panedemie und einem darauf folgenden Krieg hat sich in Sestiby einiges verändert. Die Menschen stehen unter dem Einfluss eines Medikaments namens Veritas, das dafür sorgt, dass ...

Inhalt:


Nach einer großen Panedemie und einem darauf folgenden Krieg hat sich in Sestiby einiges verändert. Die Menschen stehen unter dem Einfluss eines Medikaments namens Veritas, das dafür sorgt, dass Gefühle wie Missgunst, Eifersucht, Wut, Neid, Panik, Hass und Trauer nicht mehr empfunden werden können. Auch sorgt Veritas dafür, dass es dem Anwender nicht mehr möglich ist, Lügen auszusprechen.

Mae lebt mit ihrer Familie in Sestiby. Schon seit Jahren ist sie in ihren Kindheitsfreund Aiden verliebt. Doch seit geraumer Zeit datet dieser ein Mädchen namens Ann.

Dass bei Mae Veritas nicht richtig anzuschlagen scheint, stellt schon alleine aus diesem Grund ein großes Problem dar. Denn ein Gefühlsausbruch, der von den falschen Menschen gesehen und gemeldet werden würde, würde sie als Liar entlarven und schlimmstenfalls eine Abschiebung nach Ring 8 und somit den Ausschluss aus der Gesellschaft nach sich ziehen.

Als Aiden eines Tages seine Verlobung mit Ann verkündet, bricht für Mae eine Welt zusammen. Es sind nicht nur die Gefühle, die sie zu kontrollieren versucht, auch das Ehegesetz, dass von allen Bewohnern Sestibys verlangt, dass diese bis zum 21. Lebensjahr verheiratet sein sollen, schürt zusätzlichen Druck. Auch, wenn Mae noch drei Jahre Zeit hat, so weiß sie, was ihr bevorsteht, sollte sie bis dahin keinen passenden Partner finden: Sie würde das Recht auf freie Berufswahl verlieren und dort eingesetzt werden, wo ihre Kraft am dringendsten benötigt wird. Sie würde nicht in die höheren Ringe aufsteigen, sondern in Ring 7 landen.

Mae unterdrückt also ihren Widerwillen und lässt sich von ihren Dads und ihrer kleinen Schwester sowie ihrem großen Bruder Nick, der als Aufsehender für die Regierung arbeitet, überreden, sich bei der Dating-App Eternity anzumelden. Doch gerade, als sie ihr Profil abschicken möchte, bekommt sie eine Fehlermeldung.

Kurz darauf erfahren Mae und ihre Familie von einer kürzlich eingeführten Neuerung der Regierung: Es soll fortan ein Programm namens PEP geben. Eines, dass für eine glücklichere Zukunft sorgen soll. Hierzu werden alle Personen, die sich im entsprechenden Alter befinden und noch keinen Partner gefunden haben, in ein Camp eingeladen. Diverse Tests und Veranstaltungen sollen dafür sorgen, dass jeder letztlich sein perfektes Gegenstück finden wird. All das wird von der KI zusätzlich unterstützt.
Am PEP-Programm soll jeder teilnehmen. Für alle sollen gleiche Voraussetzungen geschaffen werden.

Alle bereits bestehenden Verlobungen werden mit Einführung des Programms aufgelöst. Das Programm bietet zwar allerhand Möglichkeiten, doch Mae erkennt darin auch ein großes Problem. Denn mit der Teilnahme an PEP wird sie die schützende Unterstützung ihrer Familie verlieren. Lediglich ihr Bruder könnte, sofern er mit ihr einer Gruppe zugeordnet werden sollte, an ihrer Seite sein. Die Gefühle, die sie immer wieder übermannen, die Panikattacken würden mit Sicherheit dafür sorgen, dass Mae auffliegt.

Als wüsste Mae nicht schon gut genug, wie schnell ein unliebsames Gefühl bei ihr hervorbrechen kann, sorgen kleine Geschehnisse im Alltag immer wieder für eine unliebsame Erinnerung an ihr allgegenwärtiges Problem. So begegnet sie in einer Bahn einem jungen Mann, der sie nicht nur ungeschickt anrempelt, so dass ihr ihre geliebten EarPods auf den Boden fallen. Er zerstört einen der Pods auch noch, indem er drauf tritt. Anstatt sich zu entschuldigen, grinst der Unbekannte Mae dreist an und ergreift die Flucht. Die frostblauen Augen des unverschämten Kerls bleiben Mae genauso im Gedächtnis, wie die Tatsache, dass er in ihrem Gesicht mit Sicherheit das Aufkeimen des tückischen Gefühls der Wut erkannt hat.

Als Mae also im Camp eintrifft, muss sie nicht nur fürchten, dass ihr die vielen angekündigten Tests zum Verhängnis werden, sondern auch, dass sie mit Aiden oder gar Ann in einer Gruppe landen könnte. Dass jedoch „Mr. Frost“, der Mann aus der S-Bahn, in ihrem Team sein könnte, damit hat Mae so gar nicht gerechnet ...



Meinung:


Nach „Gameshow“, ein Fall von früher Meisterschaft, wusste ich sofort, dass ich das nächste Buch von Franzi Kopka unbedingt würde lesen müssen.

Meine großen Erwartungen, die ich an „Honesty“ hatte, wurden, soviel sei an dieser Stelle gerne schon vorweg gesagt, nicht enttäuscht. Auch „Honesty“ ist sehr gelungen.

In Sestiby sorgen eine KI namens AISS und eine Rundumüberwachung für die Sicherheit der Bewohner. Ein Medikament namens Veritas, das in der Lage ist, jegliche Emotionen zu unterdrücken, für Ordnung und Frieden.

Die Wirkung von Veritas empfand ich als sehr interessant. Denn sobald eine Frage gestellt wird, ist das Gegenüber verpflichtet, eine Antwort zu geben. Tut es das binnen weniger Sekunden nicht, durchströmt es eine unangenehme Hitze, die bald zu einem starken Brennen im Mundraum wird und letztlich Herzprobleme hervorruft. Final setzt im schlimmsten Fall das Herz aus. Die gleiche Symptomatik wird durch eine ausgesprochene Lüge verursacht.

Sestiby ist in 8 Ringe aufgeteilt. Die Wohlhabendsten leben in Ring 1 und schwelgen im Luxus. In Ring 2 finden sich Firmen, in denen nur tagsüber gearbeitet wird, wie Werbeagenturen, Architekturbüros und Forschungszentren. Ab Ring 3 abwärts wird auch nachts gearbeitet. Eine ständige Geräuschkulisse durch die Fabriken sorgt zum Teil für schlaflose Nächte. Umso höher die Ringzahl, umso prekärer die Lebensverhältnisse. In Ring 7 leben die Menschen, die keinen Partner gefunden haben und müssen sich der Arbeit fügen, die ihnen vom System zugewiesen wird. Schlimmer ergeht es nur noch jenen, die von der Gesellschaft ausgeschlossen und in den Ring 8 verstoßen werden.

Regelmäßige Gefährdungsanalysen, bei denen die Bewohner mit Fragen konfrontiert werden, sorgen dafür, dass subversive Elemente definiert werden.

Der Autorin gelingt es, Mae – die Protagonistin des Romans - schnell ins Herz des Lesers hineinzuschreiben. Denn Maes größter Traum besteht darin, im Zentralarchiv des Centers zu arbeiten und ihre große Liebe Aiden zu ehelichen. Sie scheitert lediglich daran, dass sie nicht so ist, wie das System es gerne hätte.

Mit dem Beginn des Partnerschaftsprogramms entwickelt sich neben der allgegenwärtigen Spannung, die stets präsent ist, weil Maes Gefühlsausbrüche dazu führen könnten, dass diese aussortiert und abgeladen werden könnte, noch ein zusätzlicher interessanter Part für den Leser. Denn an dem neuen Programm nehmen auch die amtierenden Regierenden teil. Mae und somit der Leser erhalten – ungewollt – Einblick in eine Welt, die ihnen zuvor verborgen war. Nebenher entwickelt sich zudem eine sehr interessante Liebesgeschichte. Eine, die natürlich nicht sein darf.



Fazit:


Grandios! Das ist das erste Wort, das mir nach dem Lesen von „Honesty“ in den Sinn kam. Franzi Kopka stellt ein totalitäres System zur Schau und es gelingt ihr diesem einen unglaublichen Spannungsbogen abzugewinnen.

Das Heilsziel eines „Neuen Menschen“ hat Kopkas Welt mit den Diktaturen des 20. Jahrhunderts gemein. Das größte Problem ist, dass sich die Institutionen in ihrer Welt vordergründig tolerant zeigen. Der Unzufriedenheit mit den realen biologischen, intellektuellen und moralischen Eigenheiten der Bewohner begegnet die herrschende Klasse aber mit KI und Medikamenten.

Anpassung oder Widerstand: Das sind die beiden Pole, zwischen denen sich in totalitären Regimen Menschen vermeintlich entscheiden können. Widerstand wurzelt hier allerdings in Emotionalität und nicht in einer autonomen Entscheidung. Das macht das Buch so interessant.

Das Buch lässt einen allerdings mit einem fiesen Cliffhanger zurück, der sich gewaschen hat.

Alles in allem kann ich sagen, dass der neueste Roman von Franzi Kopka für mich erneut Potenzial zum Jahreshighlight zeigt.

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Veröffentlicht am 31.01.2024

Der Sandbär ist da!

Einschlafen ist schwer, denkt der Bär
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Inhalt:


Die Luft ist allmählich kühler geworden. Die ersten Blätter sind von den Bäumen gefallen. Bald wird es Winter. Bär hat schon alles vorbereitet: Er hat genügend gegessen, die dicke Decke liegt ...

Inhalt:


Die Luft ist allmählich kühler geworden. Die ersten Blätter sind von den Bäumen gefallen. Bald wird es Winter. Bär hat schon alles vorbereitet: Er hat genügend gegessen, die dicke Decke liegt bereits parat, die Höhle ist gemütlich hergerichtet. Nichts steht einem langen Winterschlaf mehr entgegen.

Bär kuschelt sich also ein, schließt die Augen und … wartet … und wartet … und wartet. Nichts passiert. Das kann doch jetzt nicht wahr sein!, denkt Bär. Es ist fast Winter und die Zeit schreitet unaufhaltsam voran.

Doch umso mehr Bär versucht einzuschlafen, umso lebendiger wird er. Es hilft alles nichts. Einschlafhilfen müssen her.

Bär macht sich auf den Weg und schaut sich von den anderen Tieren die verschiedensten Techniken ab: Der Vogel sitzt im Baum und versucht sich in den Schlaf zu singen. Bär macht es ihm nach. Der Dachs verkriecht sich in eine ruhige Höhle unter der Erde. Bär versucht es. Wie die Fledermaus gemütlich an der Decke baumeln und sich dort in den Schlaf schaukeln? Vielleicht eine gute Idee? Bär muss bald feststellen, dass all die Einschlafrituale, die bei anderen Tieren funktionieren, bei ihm keinen Erfolg zeitigen.

Frustriert begibt sich Bär auf einen Spaziergang durch den Wald. Er wandert so lange, bis er an einen Tümpel gelangt und dort auf einen Frosch trifft. Auch dem Amphibium klagt Bär sein Leid. Und endlich bekommt er einen Ratschlag, der ihm weiterhilft. Einen Tipp, den die anderen Tiere bereits unbewusst beherzigt haben. Denn letztlich ist nur eines wichtig, um Schlaf zu finden: Entspannung. Bär muss seine Gedanken loslassen. Er muss sich Ruhe gönnen.

Bär schaut sich die Technik des Frosches ab. Er konzentriert sich auf die Stille um sich herum. Er beobachtet die Glühwürmchen dabei, wie sie gemächlich ihre Kreise durch die Dunkelheit fliegen. Er lauscht dem regelmäßigen Geräusch des Wassers, das ans Ufer des Teiches schwappt. Allmählich wird Bärs Atmung ruhiger und plötzlich schläft er ein.



Meinung:


„Einschlafen fällt schwer, denkt der Bär“ ist ein großformatiges, bunt illustriertes Kinderbuch, das die Geschichte eines Bären mit Einschlafproblem erzählt.

Wer kennt das nicht? Ein aufregender Tag geht zu Ende. Eine wichtige Aufgabe erwartet einen am nächsten Tag und schon beginnt sich das Gedankenkarussell unablässig im Kreis zu drehen.
Strategien, die einem helfen können, Stress so zu bewältigen, dass er den Schlaf nicht beeinträchtigt, gibt es viele. Insbesondere in herausfordernden Lebensphasen brauchen wir Schlaf, um neue Energie zu tanken, um außerordentliche Herausforderungen in Job und Familie zu bestehen. Doch gerade in diesen Zeiten ist der gedankliche Druck dafür verantwortlich, dass man letztlich wach im Bett liegt und sich hin- und herwälzt.

Eine funktionierende Einschlaftechnik, das zeigt dieses Buch auf sehr humorvolle Weise, ist sehr individuell. Jeder muss sein eigenes Abendritual finden, das ihm guttut und dazu führt, dass der Körper zur Ruhe kommt.

Doch letztendlich läuft alles auf eine Erkenntnis hinaus: Unter Zwang funktioniert nichts. Man muss die Gedanken loslassen und sich gedulden.

Neben einem Thema, dass vermutlich alle Leser/innen, ob jung, ob alt, ansprechen sollte, beinhaltet dieses Buch einige witzige Stellen, die größtenteils durch die niedlichen Illustrationen zur Geltung kommen.
Ein Bär, der sich, hoch oben auf einem kahlen Baum mit weit aufgerissenen Augen an einen Ast klammert, ein Dachs, der genervt vom Gesang des Bärs, eben diesen mit Sand aus seinem Hügel bewerfen möchte. Die Tiere, die mit Pyjama, Schnuffeltuch und Kuscheltier umherlaufen oder die Marienkäfer und der Bücherwurm, die man schon genau auf den Bildern suchen muss. All diese kleinen süßen Details laden zum Schmunzeln, Entdecken und zum gemeinsamen Diskutieren mit dem Kind ein.



Fazit:


Das Bücherregal ist voll von Dichtern, die dem Schlaf einen prominenten Platz in ihrem Werk eingeräumt haben. Man denke nur an Marcel Proust mit seinen vielen verschlafenen Passagen in "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit". Einfach ins Bett gehen und dann direkt einschlafen ist hier immer mehr Wunsch als Wirklichkeit. Nachts rächt sich oft die Verdrängung des Tages, und die Auseinandersetzung mit den ungelösten Problemen nimmt sich Platz.

Eine kindgerechte Referenzstelle zu diesem Problem findet sich im vorliegenden Buch.

„Einschlafen ist schwer, denkt der Bär“ ist ein tolles Bilderbuch, das von der ersten bis zur letzten Seite Spaß macht. Eine kurzweilige Erzählung, ein handwerklich besonders gekonntes, zuckersüßes Feuerwerk auf dreiunddreißig Seiten

Dieses Bilderbuch ist die perfekte Empfehlung für Jung und Alt.

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