Die Studie einer sich anbahnenden Tragödie
Bereits die ersten Sätze verraten das Ende der Geschichte: die beiden kleinen Kinder sind tot, sie wurden ermordet. Ein ganz wenig Unklarheit herrscht noch darüber, wer die Tat begangen hat, die zentrale ...
Bereits die ersten Sätze verraten das Ende der Geschichte: die beiden kleinen Kinder sind tot, sie wurden ermordet. Ein ganz wenig Unklarheit herrscht noch darüber, wer die Tat begangen hat, die zentrale Frage des Romans ist aber das Warum. Um das zu erzählen macht die Autorin nach dem brutalen ersten Kapitel einen Sprung zurück und erzählt wie Myriam und Paul ihre Nanny Louise kennenlernten, einstellten und immer mehr von ihr abhängig wurden. Auch Louises Vergangenheit findet nach und nach Platz in der Geschichte. Und so kann der Leser mitverfolgen, wie die Ereignisse ihren Lauf nehmen und schließlich im fatalen ersten Kapitel enden.
Slimanis Roman ist kein Thriller. Das Buch erzählt von sozialem Elend, einem Leben das nicht wie geplant verlaufen ist und schleichender Perspektivlosigkeit. Die Handlung besteht oft aus Nebensächlichem, doch dort sind kleine Irritationen enthalten, Reaktionen und Worte, die den Leser stutzen lassen und andeuten, dass sich hinter der Fassade eines Menschen etwas versteckt. Die Steigerung des sich kümmernden und sorgenden Menschen bis zur krankhaften Besessenheit ist faszinierend und zugleich bedrückend zu beobachten.
Fazit
Slimanis Roman ist die Studie einer sich langsam anbahnenden Tragödie. Das ist spannend zu lesen, aber zugleich auch sehr belastend, so dass man sich vor der Lektüre überlegen sollte, ob man einen Roman über einen Mord an zwei kleinen Kindern lesen möchte.