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Veröffentlicht am 08.04.2024

Klimaschutz kann Spaß machen und schmecken!

Kochen für die Zukunft - Die Welt retten - aber mit Genuss!
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Dieses Buch ist außergewöhnlich - Kochbuch und Sachbuch zugleich. Im ersten Teil klärt die Autorin über Zusammenhänge zwischen unserer Ernährung und dem Klimawandel auf. Sie erläutert alles anhand von ...

Dieses Buch ist außergewöhnlich - Kochbuch und Sachbuch zugleich. Im ersten Teil klärt die Autorin über Zusammenhänge zwischen unserer Ernährung und dem Klimawandel auf. Sie erläutert alles anhand von übersichtlichen Grafiken, vergleicht beispielsweise den ökologischen Fußabdruck der verschiedenen Nationen. Rund um den CO₂-Ausstoß greifen mittlerweile viele Probleme ineinander, das ist ein wahrer Teufelskreis. Es herrscht in vielen Gegenden Wassermangel, die Regenwälder werden immer weiter vernichtet, für den Anbau von Soja oder Palmöl, und nicht zuletzt leiden die Tiere am meisten. Hier zeigt die Autorin sehr deutlich auf, was es bewirken würde, wenn der Fleischverzehr auf ein Minimum eingeschränkt würde. Das würde nicht nur unserem Planeten helfen, sondern auch unserer Gesundheit zugute kommen, denn auch die DGE gibt inzwischen die Empfehlung, den Verzehr von Fleisch und Wurst auf 600 Gramm pro Woche zu reduzieren. Leider ist es in unserer heutigen Zeit gar nicht so einfach, eine sachliche und fachlich korrekte Diskussion über wichtige Themen zu führen, denn manche fühlen sich persönlich angegriffen und verwechseln diese Empfehlung mit einem Verbot.
Aber zurück zu dem, was uns dieses Buch bieten kann.
Zur Einführung gibt es gute Ratschläge für eine Grundausstatung der Küche, sowohl was Lebensmittel als auch was Küchengerätschaften angeht. Es folgen zehn goldene Regeln, zum Beispiel die Verwendung von regionalen und saisonalen Lebensmitteln, das Reduzieren von Verpackungsmüll oder die wichtige Rolle von Hülsenfrüchten in unserem Speiseplan.
Der größte Teil des Buches ist der Rezeptteil. Er ist schön übersichtlich nach Jahreszeiten gegliedert, so dass man schnell und leicht saisonal passende Gerichte für Frühling, Sommer, Herbst und Winter findet.
So werden zum Beispiel für den Frühling leichte Rezepte wie ein Radieschen-Carpaccio, Kohlrabicremesuppe mit gebratenen Zuckerschoten oder eine Frühlingspizza mit Chicorée und Käsesauce empfohlen, für den Sommer gibt es Tomaten mit Seidentofu zu entdecken, ein sehr sinnvoller und leckerer Ersatz für Caprése, oder man gönnt sich einen der leckeren, bunten Salate, einen Polentakuchen oder eine feine Ratatouille. Der Herbst lockt mit wärmenden Gerichten wie Soja-Geschnetzeltem in Pilzrahm mit Belugalinsen oder Brokkoli-Quiche mit Kürbiscreme und Sesam, und im Winter können wir uns mit Ramen, Maronen mit Rotkohl und "Pulled Pilz" oder Focaccia mit Rosenkohl und Romanesco verwöhnen.
Auch an die Süßschnäbel wurde gedacht, und je nach Jahreszeit finden sich Rezepte für diverse Nicecream-Varianten, eine extrem leckere Mousse au Chocolat mit Haselnuss oder in der kalten Jahreszeit für Bratapfel mit Mandeln und Marzipan oder Spekulatius-Tiramisu.
Das nächste Kapitel hat es mir besonders angetan, denn hier sind die Basics zu finden. Es gibt zahlreiche Rezepte für Beilagen, Salatsaucen bzw. Dressings und Dips sowie tolle Anregungen für Toppings und Resteverwertung.
So mache ich mir nun mein Gomasio selbst, statt es fertig zu kaufen. Orangenzucker habe ich nun ebenfalls immer im Haus und spare mir das Kaufen von kleinen Tütchen mit Orangenaroma. Außerdem habe ich das Nusssalz für mich entdeckt, das ist super lecker und darf in meiner Gewürzschublade nicht mehr fehlen.
Es gibt auch ein Rezept für Gemüsebrühpaste, und die Zutaten unterscheiden sich ein klein wenig von dem bewährten Rezept, nach dem ich bisher meine Gemüsebrühe hergestellt habe. Also werde ich auch dies ausprobieren, denn in Sachen Abwechslung in der Küche bin ich immer neugierig.
Es ist auch eine sehr einfache Anleitung für das Fermentieren von Gemüse in diesem Kapitel, und das musste ich gleich ausprobieren. Momentan habe ich in meiner Küche Radieschen und Salzzitronen eingelegt, und ein erster Geschmackstest hat mich schon überzeugt. Nun gönne ich dem Inhalt der beiden Gläser aber noch ein wenig Zeit für den Fermentationsprozess und bin gespannt, wie sich der Geschmack nach und nach verändert.
Es macht mir viel Freude, das Buch durchzublättern, in den Empfehlungen zu stöbern und Neues auszuprobieren. Die gezeigten Rezepte erfordern keinen großen Aufwand, die Zutaten sind nicht exotisch, sondern leicht erhältlich, und die bisherigen Ergebnisse waren alle sehr lecker. Da sieht man, dass Umwelt- und Klimaschutz auch Spaß machen und schmecken können.
Am Ende des Buches gibt die Autorin noch einige wertvolle Erklärungen zu ihrer Auswahl der Rezepte. Sie erläutert ausführlich, wie man sich bei pflanzlicher Ernährung ausreichend mit Proteinen versorgen kann, und sie stellt einige Rezepte gegenüber, zum Beispiel herkömmliches Tiramisu mit Mascarpone und Tiramisu mit Seidentofu oder "Pulled Pork versus "Pulled Pilz". Sie vergleicht hier beispielsweise die CO₂-Entstehung der Varianten.
Auch ein paar brisante Themen stellt sie an den Schluss, so beispielsweise den "Culinary Foodprint" oder den "Water-Footprint". Ganz zum Schluss findet man auch noch ein alphabetisches Rezeptregister, bei dem die wichtigsten Zutaten hervorgehoben sind. Die Fotos im Buch stammen von Winfried Heinze, und er hat damit die Rezepte alle sehr schön plastisch und appetitlich ins Bild gesetzt.
Für alle die wissen möchten, was man in der eigenen Küche fürs Klima tun kann, ist dieses Buch meine Herzensempfehlung.

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Veröffentlicht am 30.03.2024

Über die geheimnisvolle Macht der Düfte

Tödlicher Duft
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In seinem neuen Roman, der zugleich Auftakt einer Krimi-Reihe ist, entführt uns René Anour nach Grasse. In der Stadt der Düfte wurde ein Toter gefunden. Es handelt sich um einen der berühmtesten Parfümeure ...

In seinem neuen Roman, der zugleich Auftakt einer Krimi-Reihe ist, entführt uns René Anour nach Grasse. In der Stadt der Düfte wurde ein Toter gefunden. Es handelt sich um einen der berühmtesten Parfümeure der Firma Fragonard. Commissaire Louis Campanard wird zu dem Fall gerufen, denn es besteht der starke Verdacht, dass es sich beim Tod des Parfümeurs Eric Sentir um Mord handeln könnte. Der Tote wird in einem Behälter mit blutroten Kamelienblüten vorgefunden. Das Makabre daran ist, dass Centir diese roten Kamelien unbedingt für seine neue Kreation haben wollte. Campanard wendet sich an die Polizeipsychologin Linda Delacours in Paris, um sie zur Unterstützung nach Grasse zu holen. Er möchte Delacours zu einem Seminar bei Fragonard einschleusen, wo sie verdeckte Nachforschungen anstellen soll. Außerdem holt er Inspector Pierre Olivier ins Boot, und zu dritt bilden sie das "Projet Obscur".
Es ist ein Sonntag, und Campanard muss die Mitarbeiter von Fragonard befragen, dabei würde er sich viel lieber um seinen geliebten Lavendelgarten kümmern. Interessant ist die ausgeklügelte Methode, nach der Campanard seine Vernehmungen durchführt, die aber trotz aller Bemühungen kein wirkliches Ergebnis zeigen. Egal wen er fragt, alle sind bemüht, nur Gutes über Sentir und über die allgemeine Zusammenarbeit der Parfümeure zu erzählen oder geben sich weitgehend verschlossen. Eventueller Unmut über manche Gegebenheiten ist nur unterschwellig zu spüren. Bald wird klar, dass Franc Duchapin, ebenfalls eine große Nase im Hause Fragonard, Sentirs größter Rivale war. Die beiden Männer, jeder für sich ein Genie auf dem Gebiet der Parfümkreation, könnten unterschiedlicher nicht sein, aber wurde Duchapin womöglich deshalb zum Mörder?
Neben einem spannenden Kriminalfall,bei dem uns der Autor gerne auf falsche Fährten ansetzt, zeichnet sich das Buch durch intensive Einblicke in die Welt der Parfümherstellung aus. Hier hat sich der Autor sehr viel Fachwissen angeeignet, welches den Roman so anschaulich und faszinierend macht. Man erfährt interessante Details aus der Welt der Düfte und wie diese sich auf unsere Psyche und unser Gedächtnis auswirken können.
Nicht nur die Ermittler und Verdächtigen, auch weitere Personen, die im Buch eine Rolle spielen, sind exzellent, ausführlich und lebendig beschrieben. Stimmungsvolle Landschaftsschilderungen machen Lust darauf, selbst in die Provence zu reisen und Grasse einen Besuch abzustatten, natürlich nicht, ohne auch bei Fragonard vorbei zu schauen, denn auch wenn die Handlung fiktiv ist, Fragonard gibt es wirklich. Es ist eine der ältesten Parfümerien von Grasse und stellt wundervolle Düfte her.
In der beschaulichen Umgebung des idyllischen Städtchens Grasse legt sich das Ermittlerteam kräftig ins Zeug, um den Fall zu klären. Dabei geraten sie selbst in Lebensgefahr. Je mehr man über die drei Mitglieder des "Projet Obscur" erfährt, umso klarer wird, dass alle noch ein geheimes Problem mit sich herumtragen. Während Linda eines Tages selbst über ihre Vergangenheit spricht und man dadurch viele ihrer Handlungen gut nachvollziehen kann, bleiben die Schicksale von Campanard und Olivier bis zuletzt im Dunkel. Ich hoffe, dass man darüber in weiteren Bänden mehr erfährt.
Dieser Krimi ist für mich sehr stimmig. Er kann mit starken, interessanten Persönlichkeiten aufwarten, der gefällige Schreibstil hat mich nur so durch die Seiten fliegen lassen, und der verzwickte Fall war eine harte Nuss, die ich bis zuletzt nicht knacken konnte. So manches Mal musste ich im Verlauf der Geschichte meine vorgefasste Meinung revidieren. Viele Fakten, die vielleicht anfangs keinen Sinn machen, klären sich dann doch sehr einleuchtend. Das Ende war für mich überraschend, dabei aber doch stimmig. Nun ist der Fall gelöst, aber zum Ermittlerteam gibt es meinerseits doch noch einige Fragen, und ich hoffe, dass es nicht allzu lange dauert, bis ein neuer Fall auf Campanard, Olivier und Delacours wartet. Dann bin ich gerne wieder dabei.


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Veröffentlicht am 27.03.2024

Eine für alle - alle für eine?

Sturmmädchen
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Der Roman führt uns in die dunkle Zeit des NS-Regimes. Alles beginnt 1933. Man lernt Elli, Margot und Käthe kennen, die seit Kindertagen befreundet sind und einen schönen Sommertag zusammen verbringen. ...

Der Roman führt uns in die dunkle Zeit des NS-Regimes. Alles beginnt 1933. Man lernt Elli, Margot und Käthe kennen, die seit Kindertagen befreundet sind und einen schönen Sommertag zusammen verbringen. Die Idylle wird jäh von einer Gruppe Halbstarker in Uniformen der Hitler-Jugend gestört. Diese Szene ist wie ein Blick in eine ungewisse Zukunft. Die drei jungen Frauen gehen ganz unterschiedliche Wege. Elli lebt mit ihrer Mutter, die als Hebamme tätig ist, im alten Backhaus auf einem Bauernhof. Als Kleinkind an Polio erkrankt, hat sie ein kurzes, verkrüppeltes Bein und dadurch Schwierigkeiten, längere Strecken zu gehen. Margot ist Jüdin und bekommt mit ihrer Familie schon bald die Brutalität des NS-Regimes zu spüren, und Käthe sympathisiert mit den Nationalsozialisten. Der Wahlspruch der drei Mädchen "Eine für alle, alle für eine" gehört bald der Vergangenheit an. Die ganze Geschichte wird aus Ellis Sicht erzählt. Sie ist im ganzen Dorf nur das "Hinkemädchen", und ihre einzige Aufgabe ist es, sich um den Haushalt und die Tiere zu kümmern, während ihre Mutter von einer Geburt zur nächsten hetzt, da sie die einzige Hebamme weit und breit ist. Nur zu gerne würde Elli ihr assistieren, um sie einerseits zu entlasten und auch etwas Sinnvolles zu tun.
Anfangs ist Elli ein wenig naiv und unbedarft und fällt Entscheidungen, die sie später bereut. Unerschütterlich ist jedoch ihre Freundschaft zu Margot. Mit der Zeit entwickelt Elli eine ungeheure Stärke und wächst über sich hinaus, um der Familie ihrer Freundin zu helfen. Außerdem verliebt sie sich, aber ihre Liebe ist hoffnungslos, denn wegen ihrer Gehbehinderung wird sie von niemandem für voll genommen und gerät selbst ins Visier des "NS-Euthanasie-Programms". Von Käthe entfernt sie sich immer weiter, zu unterschiedlich sind die Anschauungen und Lebenspläne der jungen Frauen.
Der Roman thematisiert schonungslos die Grausamkeiten der damaligen Zeit, und das Lesen dieses Buches wird zu einem intensiven, stark berührenden Erlebnis. Die Charaktere sind alle sehr fein ausgearbeitet, und man gewinnt nach und nach Einblick in die Zusammenhänge, wie es dazu kam, dass Elli mit ihrer Mutter im "Backes" lebt. Auch erfährt Elli, dass ihre Mutter so manches Geheimnis hütete, um sie zu schützen.
Die Geschichte endet bereits 1940, also mitten in der Kriegszeit, und trotz all der Schrecken, über die berichtet wird, hat sie am Ende etwas Hoffnungsvolles. Das Gelesene wird in mir noch lange nachwirken.

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Veröffentlicht am 08.03.2024

Wie wir gut mit unserer biologischen Lebensuhr umgehen

Mit 50 fitter als mit 30 - Das Rezeptbuch
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Wer wünscht es sich nicht, möglichst viele Lebensjahre bei bester Gesundheit zu erreichen? Ich denke, das ist uns allen ein wichtiges Anliegen. Der Autor hat sich des Themas intensiv angenommen und dieses ...

Wer wünscht es sich nicht, möglichst viele Lebensjahre bei bester Gesundheit zu erreichen? Ich denke, das ist uns allen ein wichtiges Anliegen. Der Autor hat sich des Themas intensiv angenommen und dieses Buch zusammengestellt. Es ist nicht nur ein Rezeptbuch, sondern es zeigt uns anhand vieler Beispiele und Studien auf, was wichtig ist, um unsere Gesundheit zu schützen und möglichst lange zu erhalten. Nachdem in der Einführung sehr genau dargelegt wird, von welchen Faktoren der Alterungsprozess abhängt, sind es acht wichtige Punkte (er nennt sie "Ernährungshacks"), die der Autor uns an die Hand gibt und die wir im täglichen Leben umsetzen sollten. Er erklärt anhand von Beispielen sehr ausführlich, wofür einzelne Nährstoffe, Vitamine oder Mineralstoffe benötigt werden, welche Lebensmittel uns besonders gut tun und welche wir besser meiden oder reduzieren sollten. Dabei hält er sich weitgehend an die aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Zwar wird auch auf die Wichtigkeit von körperlicher Bewegung eingegangen, aber der Schwerpunkt dieses Buches ist bei der Ernährung.
Alles ist wissenschaftlich fundiert aber auch für Laien sehr gut verständlich geschrieben.

Die zweite Hälfte des Buches enthält viele tolle Rezepte.
Sie sind alle für zwei Portionen ausgelegt und die meisten sind vegetarisch, einige davon vegan, was auch immer gekennzeichnet ist. Es gibt ein paar wenige Rezepte mit Hühnchen oder Fisch, denn das Buch möchte sich nicht nur an Vegetarier oder Veganer wenden. Sehr gut gefällt mir, dass jeweils angegeben ist, wenn ein Gericht besonders viel Eiweiß oder Ballaststoffe enthält, was ja gerade bei vorwiegend pflanzlicher Ernährung sehr wichtig ist. Auch sind die Gerichte gekennzeichnet, die sich besonders schnell zu- oder vorbereiten lassen oder sich zum Mitnehmen eignen. Bisher habe ich hauptsächlich die Empfehlungen bei den acht Ernährungs-Hacks ausprobiert und umgesetzt aber schon einige Gerichte entdeckt, die ich in dieser Art oder Zusammensetzung bisher noch nicht gesehen habe und unbedingt ausprobieren möchte, so zum Beispiel Sushi-Sandwiches, Süßkartoffel-Erbsen-Omelett, Linsen-Cevapcici mit Minzjoghurt, Summer-Rolls mit Spargel und Erdbeeren, Kürbisspalten mit Kohlrabistampf oder Gefüllte Kartoffeln mit Sauerkraut. Es sind auch einige tolle Frühstücks-Tipps für jede Vorliebe dabei, von Smoothie-Bowl über Birchermüsli oder Overnight Oats bis hin zu süßen oder herzhaften Belägen für Vollkornbrötchen oder -brot. Mit diesen tollen Rezepten und Empfehlungen kann man gut an einigen "Stellschrauben" der biologischen Lebensuhr drehen, sich dabei wohlfühlen, ohne Verzicht zu üben. Hier hat man einen kompetenten und schön aufgemachten Ratgeber für Theorie und Praxis.

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Es endete, wo es begann: In Oyster Shore...

Der Verrat von Oyster Shore
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Die Rahmenhandlung des Romans spielt in der Gegenwart. Nach einer geplatzten Verlobung geht Lowenna nach Cornwall, um einen Neuanfang zu wagen, denn sie weiß, dass ihre Großeltern in dieser Gegend lebten. ...

Die Rahmenhandlung des Romans spielt in der Gegenwart. Nach einer geplatzten Verlobung geht Lowenna nach Cornwall, um einen Neuanfang zu wagen, denn sie weiß, dass ihre Großeltern in dieser Gegend lebten. Hier möchte sie zur Ruhe kommen und ein Buch schreiben. In Oyster Shore angekommen, wo sie das alte Bootshaus gemietet hat, lernt sie den Australier Noah kennen. Wie Lowenna, so hat auch er Wurzeln in Cornwall. Er hat seiner verstorbenen Mutter versprochen, ihre Recherchen fortzuführen. Gemeinsam stellen er und Lowenna Nachforschungen an und erkennen, dass sie mehr verbindet als sie glaubten.
Die Geschichte führt uns hundert Jahre zurück. 1904 treffen Marrick und Ned, zwei Jungen aus dem Dorf, auf den hochnäsigen Gerald und helfen ihm aus der Patsche. Es entsteht eine Freundschaft, die leider sehr einseitig ist, denn Marrick zieht sich zurück, und während der hilfsbereite Ned in allem und jedem das Gute sieht, ist Gerald ein sehr egoistischer, missgünstiger Junge, was wohl daran liegt, dass er zwar aus reichem Hause stammt, aber nie wirklich Zuneigung erfahren hat. Als die rothaarige Madalyn auftaucht, verlieben sich beide in das außergewöhnliche Mädchen. Der 1. Weltkrieg reißt die Freunde auseinander und verändert das Leben aller grundlegend. Dabei ist auch ein schrecklicher Verrat im Spiel.
Auch der neueste Roman von Ruth Saberton hat mich wieder begeistert und mitgerissen. Sie hat eine wunderbare Art, Stimmungen und Landschaften zu beschreiben, und ihre Charaktere sind alle sehr detailliert dargestellt. Man kann sich so richtig in die Situationen hineinversetzen, und ihre Geschichten haben auch immer etwas Geheimnisvolles, Mystisches, als würde die Grenze zur Vergangenheit durchlässig werden.
Die beiden Zeitebenen des Romans halten sich ungefähr die Waage. Während die ersten sechzehn Kapitel in der Gegenwart spielen und man Lowenna und Noah begleitet, schließen sich dann sechzehn Kapitel über die Vergangenheit an. Vor allem dieser historische Erzählstrang war sehr berührend und aufwühlend, und man erlebt beim Lesen so manche Überraschung und Wendung in der Geschichte. In den letzten Kapiteln folgt ein schneller Wechsel zwischen den Zeiten, so dass sich zuletzt alles aufklärt. Es ist ein mitreißender, sehr emotionaler Roman, der zum einen die Schönheiten Cornwalls darstellt, aber auch nicht vor den Schrecken des Krieges Halt macht.
So nach und nach wird auch klar, wer der Mönch aus dem Prolog ist, der im Sterben liegt und anscheinend große Schuld auf sich geladen hat.
Bei Lowennas und Noahs Nachforschungen treffen wir auch auf einen Protagonisten aus einem früheren Roman der Autorin, denn Lowenna fährt nach Rosecraddick, um den Historiker Matt zu treffen, der sich intensiv mit dem Dichter Kit Rivers beschäftigt hat, denn Kit lebte zur gleichen Zeit wie Ned, Gerald und Madalyn und hatte auch Kontakte zu ihnen. Solche Querverbindungen mag ich immer sehr gerne,denn ich finde, sie machen einen Roman noch lebendiger und glaubhafter. Die Autorin lebt in Cornwall, und all ihre bisherigen Romane spielen ebenfalls in diesem faszinierenden Landstrich.

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