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Veröffentlicht am 03.02.2019

Eher Manifest als Entdeckungsreise

Der Wald
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Gut, es mag am irreführenden Klappentext liegen, aber ich hatte mir von diesem Buch etwas anderes erwartet. Eine Entdeckungsreise wird angekündigt und " Peter Wohlleben lässt uns den Zauber der Natur ...

Gut, es mag am irreführenden Klappentext liegen, aber ich hatte mir von diesem Buch etwas anderes erwartet. Eine Entdeckungsreise wird angekündigt und " Peter Wohlleben lässt uns den Zauber der Natur wiederentdecken und vermittelt ein tiefes Verständnis vom Leben und Zusammenleben der Bäume." Nachdem ich "Das geheime Leben der Bäume" vom gleichen Autor mit viel Vergnügen gelesen habe, erhoffte ich mir auch hier ein informatives und unterhaltsames Buch darüber, wie der Wald so "funktioniert", wie alles zusammenspielt - eine Entdeckungsreise eben. Diese Information findet sich in einem Kapitel auch - allerdings ist dieses Kapitel schon in "Das geheime Leben der Bäume" recyclet worden und so gab es da nichts Neues für mich.

Sonst berichtet Wohlleben sehr ausführlich über sich und seinen Werdegang, was wesentlich kürzer möglich gewesen wäre und drängt sich auch sonst im ganzen Buch immer ein wenig zu sehr in den Vordergrund. Dann erklärt er im Buch alles, was seiner Ansicht nach in der Forstwirtschaft und dem Umgang mit den Wäldern falsch gemacht wird. Er hat gute, nachvollziehbare Meinungen (gerade bei der ganzen verlogenen Jagdpraxis), aber ich wollte etwas über den Wald erfahren und kein Manifest lesen. Dieses Buch ist anscheinend auch als "Der Wald - ein Nachruf" erschienen, was wahrheitsgemäßer auf den Inhalt hinweist. So enthält das Buch einfach nicht das, was man erwartet, wenn man es kauft und die etwas arrogante Art, in der Wohlleben seine (wie gesagt: mit meinen durchaus übereinstimmenden) Meinungen vertritt, die Abwertung aller anderen, die leichte Heldenstilisierung, wenn er von seinen diversen Auseinandersetzungen mit Behörden uä berichtet - das las sich alles nicht besonders angenehm. Dabei hat er an sich einen sehr angenehmen Schreibstil und wenn er über die Zusammenhänge der Natur schreibt oder auch unterhaltsam von seinem Experiment mit Wald-Survival-Trainings berichtet, dann ist das lesenswert.

Letztlich ist in diesem Buch nicht enthalten, was angekündigt wird und so war es enttäuschend. Für mich wären es eigentlich nur zwei Sterne gewesen, aber unabhängig vom irreführende Klappentext sind hier tatsächlich gute Meinungen und Hintergründe enthalten. Vielleicht sollte man bei der sehr starken Vermarktung von Wohlleben und seinen Büchern ein wenig darauf achten, daß die Texte sich nicht wiederholen und nicht angekündigt wird, was gar nicht im Buch enthalten wird. So wird es hier gerade zu der Art von Kommerz-Hype, den Wohlleben doch laut seiner Texte gerade nicht schätzt.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Langatmig und ungeordnet

Das Haus der Hildy Good
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Die Grundidee von "Das Haus der Hildy Good" ist interessant: die Icherzählerin ist eine Alkoholikerin, die dies aber selbst ganz anders sieht. Dadurch, das wir alle Geschehnisse aus Sicht von Hildy erfahren, ...

Die Grundidee von "Das Haus der Hildy Good" ist interessant: die Icherzählerin ist eine Alkoholikerin, die dies aber selbst ganz anders sieht. Dadurch, das wir alle Geschehnisse aus Sicht von Hildy erfahren, sind diese subjektiv gefärbt. Das ist (größtenteils) gut gemacht und es ist lesenswert, wie Hildy an ihrem Eigenbild der erfolgreichen Geschäftsfrau, die nur ab und an mal ein Weinchen trinkt, festhält. Aus Nebensätzen, eingestreuten Informationen entblättert sich nach und nach die Wirklichkeit. Das hat mir gut gefallen.

Leider ist das Buch aber ausgesprochen langatmig. Unwichtige Details werden ausführlich beschrieben, da wird (kein Textbeispiel, dient nur der Anschauung) nicht mal eine Tasse Tee gemacht, es wird das Wasser aufgesetzt, die Schranktüre geöffnet, der Tee hinausgeholt, in die Kanne gelöffelt, die genaue Herdtemperatur erwähnt, usw. Das Buch hätte auf die Hälfte der Seiten verzichten können und meines Erachtens dadurch nur gewonnen. Zehn Seiten am Stück beschreiben ausführlich den Kauf und die Dressur eines Pferdes, sowie ein stattfindendes Turnier. Eine Bootsfahrt mit Hummerfischern wird zu einer kleinen Vorlesung über die Hummerfischerei. Der Fund einer Wasserleiche wird mit dreiseitigen Ausführungen über den Prozeß des Ertrinkens und der Verwesungserscheinungen unter Wasser eingeleitet. Für das Verständnis des Buches sind diese Informationen nicht erforderlich, und während ich gut präsentierte Hintergrundinformationen durchaus zu schätzen weiß, waren diese hier an allen Stellen zu lang und unnötig. Dadurch wird das Lesen eher zur Aufgabe, als zum Spaß. Durchgehalten habe ich nur, weil mich Hildys Entwicklung interessierte.

Eingebettet ist Hildys Geschichte in ein Panorama der neuenglischen Kleinstadt, in der sie wohnt und als Maklerin arbeitet. Zu Anfang ist dies alles etwas vignettenhaft - Parties, Hausbesichtigungen, Unterhaltungen mit Handwerkern, die reiche neue Familie an Ort...das alles zieht an uns vorbei, von Hildy mit teilweise schön trockenem Humor berichtet. Teilweise ist dies unterhaltsam, teilweise belanglos. Gerade die detaillierten Kindheits- und Jugenderinnerungen Hildys habe ich irgendwann nur noch überflogen. Nach und nach kristallisieren sich die Verbindungen der erwähnten Leute hinaus und die diverse Erzählstränge finden sich zu einer Geschichte zusammen. Auch das eine gute Idee. Bestreut wird das Ganze unnötigerweise mit einer kleinen halb-übersinnlichen Note und dem Verweis von Hildy, daß sie von einer der in Salem als Hexen verurteilten Frauen abstammt. Relevant für die Geschichte? Nein. Unterhaltsam? Nicht sonderlich.

Dies ist neben dem zu ausführlichen Schreibstil für mich das zweite Problem des Buches. Es wird dies und das eingesprenkelt, aber ohne wirklich Relevanz und Einprägsamkeit. Viele interessante Themen (Hildys Beziehung zu ihrem Ex, die Probleme mit den erwachsenen Töchtern) werden angedeutet und ich hätte gerne mehr darüber gelesen (und dafür weniger über Pferdedressur oder Hummerfang), aber dies versickert in der ungeordneten Themenvielfalt.

Nachdem der Großteil des Buches recht gemächlich dahinplätschert, wird dann zum Finale recht viel aufgeboten. Für meinen Geschmack zu viel. Es kommt zu plötzlich, es ist, wie gesagt, zu viel und paßt nicht zum Rest des Buches. Und während die Unsicherheit über den tatsächlichen Ablauf vieler Dinge durch Hildys Erzählerperspektive an sich gut ist, wird es mir schlichtweg zu viel, wenn am Ende seitenlang etwas berichtet wird, von dem man dann nicht sicher ist, ist es Traum, ist es Halluzination, ist es passiert?

Die Langwierigkeit, die Unentschlossenheit und das übertriebene Ende haben dazu geführt, daß die an sich gute Idee durch schlechte Umsetzung zumindest für mich verdorben wurde.

Veröffentlicht am 29.02.2024

Zäh und klischeebeladen

Die Halbwertszeit von Glück
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Dieses Buch war leider meine erste große Leseenttäuschung dieses Jahres. Von der Gestaltung her ist es eine wahre Freude. Der Einband begeistert mit seinen wundervollen Farben, dem ansprechenden Motiv ...

Dieses Buch war leider meine erste große Leseenttäuschung dieses Jahres. Von der Gestaltung her ist es eine wahre Freude. Der Einband begeistert mit seinen wundervollen Farben, dem ansprechenden Motiv und der allgemeinen visuellen Gestaltung. Ebenfalls hingerissen war ich von der Struktur des Einbands, die fast ein wenig an einen Leineneinband erinnert. Rundum gelungen.

Dieser prächtige Einband weckte in mir Erwartungen an ein Buch mit Substanz und literarischer Finesse. Diese Erwartungen wurden aber leider überhaupt nicht erfüllt und für mich passen Einband und Inhalt nicht zusammen. Der Schreibstil ist durchschnittlich, leicht lesbar, aber nicht bemerkenswert. Einige schwülstige Passagen, gewollt tiefsinnige Sprüche und Metaphern fielen mir da eher negativ als positiv auf. Ein „Augenblick, der nach Mandeln roch“; Licht, das wie Sirup durch Vorhänge sickert oder Küsse, die „der Anfang von etwas waren, das kein Ende kannte, wie ein Kreis, der sich schloss und sich dabei sowohl Zeit als auch Raum einverleibte“ begegnen den Lesern schon geballt auf den ersten Seiten und das ist mir einfach zu gekünstelt und – passend zum erwähnten Sirup – zu süßlich. Auch auf Klischees und typische Frauenromanversatzstücke wird für meinen Geschmack zu viel zurückgegriffen. Das fiel mir gerade bei der ersten Hauptperson, Mylène, auf. Ihr Verlobter ist natürlich reich und berühmt, sie hat mit einer originellen Idee unternehmerischen Erfolg, hat selbstverständlich einen überdrehten schwulen Angestellten, auch eine alte Liebe taucht passend auf und die obligatorische Mittagessen-mit-guter-Freundin-Szene darf nicht fehlen, während bei der dritten Hauptperson Holly später ein gemütliches Café eine wichtige Rolle spielt – das gab es alles schon unzählige Male. Nach dem ersten Kapitel über Mylène kam ich mir wie in einem seichten Frauenroman vor. Auch Hollys Kapitel verstärkten diesen Eindruck. Lediglich die in der DDR spielenden Kapitel der zweiten Hauptperson hatten etwas mehr Tiefe.

Nun hätte ich mich mit der mangelnden Tiefe abfinden können, aber leider ist das Erzähltempo zudem außerordentlich langsam. Allerlei irrelevante Details werden in schmerzhafter Ausführlichkeit berichtet und ich habe mich fast durchweg gelangweilt. Die Geschichte hat mich zu keinem Zeitpunkt gefesselt und die wenigen interessanten Passagen gehen völlig in zähen Nebensächlichkeiten unter. Der erzählenswerte Inhalt läßt sich auf wenigen Seiten zusammenfassen. Die Handlungsstränge finden erst sehr spät zusammen und die – etwas konstruierten – Hintergründe werden dann rasch abgearbeitet und führen zu einem zuckrigen Ende. Es gibt durchaus interessante Ansätze, aber die Umsetzung sagte mir in fast jeder Hinsicht nicht zu und das Buch möchte tiefsinniger sein als es letztlich ist. Auch die Charaktere überzeugten mich nicht. Mylène war mir zu überspannt, Holly zu farblos und Johannas Potential ging in Nebensächlichkeiten unter.

Insofern muß ich leider sagen, daß mir abgesehen von dem wundervollen Einband fast nichts an diesem Buch zugesagt hat.

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Veröffentlicht am 26.12.2023

Bemüht und langweilig

Der Cocktailmörderclub
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Auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut, ich mag gemütliche Krimis mit nostalgischer Atmosphäre und natürlich ist es eine interessante Facette, wenn einige der größten Krimischriftsteller der 1930er ...

Auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut, ich mag gemütliche Krimis mit nostalgischer Atmosphäre und natürlich ist es eine interessante Facette, wenn einige der größten Krimischriftsteller der 1930er als Charaktere mitwirken. Allerdings hat es mir von Anfang an nicht gefallen. Die Geschichte schleppt sich zäh dahin und hält sich bei unwesentlichen Details auf. Anfangs folgte fast jedem Satz ein erklärender Absatz, so daß die Geschichte gar nicht in Gang kam, auch ist es kein Zeichen von schriftstellerischem Können, wenn Informationen so schwerfällig eingefügt werden. Überhaupt war ich überrascht, in der Klappentextinformation zur Autorin zu lesen, daß diese erfahren und erfolgreich ist, denn dieses Buch weist Fehler auf, die ich bei Anfängerautoren verorten würde.

Einer davon ist die langatmige Einführung der Protagonisten. Bei der Anfangsveranstaltung werden diese in einer Abfolge langatmiger Beschreibungen nacheinander vorgestellt. Man liest seitenweise nichts als eine Beschreibung nach der anderen, wer was trug, trank, aß oder welchen Beruf derjenige hat, was er schreibt etc. etc. In einer derart trockenen Abfolge wie mit Steckbriefen vorgestellte Protagonisten kann man nicht richtig kennenlernen, die heruntergeleierten Beschreibungen hinterließen keinen Eindruck und so blieben mir auch die Charaktere im Buch weitgehend fremd. Es gibt wesentlich gekonntere Arten, Charaktere einzuführen - die hier gewählte ist eine der schlechtesten. Die Charaktere selbst sind ohnehin sehr klischeehaft und blass.

Die Autorin bemüht sich, einige komische Elemente hineinzubringen und man merkt dieses Bemühen. Man liest Bemerkungen, die witzig sein möchten, nicht Bemerkungen, die witzig sind. Und auch sonst wirkt alles sehr bemüht. Zeitkolorit sollte wohl u.a. durch Beschreibung der Kleidung der Haushälterin hineingebracht werden und so lesen wir ständig an unpassenden Stellen und ohne Bezug zur Handlung solche detaillierten Kleidungsbeschreibungen, die teils klingen wie aus einem Modebuch abgeschrieben. Informationen zum Tagesablauf werden ähnlich bemüht eingefügt - das Buch wirkt insgesamt einfach nicht natürlich, sondern man spürt das Schema, nach dem die Autorin vorgeht. Auch Schlossfolgerungen werden den Lesern nie selbst überlassen, alles wird noch einmal oder gleich mehrmals erklärt.

Die Handlung schleppt sich mühsam dahin und wird durch reichlich Unnötiges aufgepolstert. Auch hier merkt man immer wieder, die Autorin wollte ihr angelesenes Wissen über die Führung großer Haushalte in jener Zeit unterbringen, was ihr leider nicht so gelingt, daß es sich mit der Geschichte verwebt. Auch die kleinen Wortgefechte zwischen der Haushälterin, dem Butler und dem Chauffeur wirken aufgesetzt und sind zudem in ihrer wiederholenden Häufigkeit langweilig. Während also der Erzählfluß mühsam dahinholpert und vor lauter bemüht eingefügten Elementen nicht in Gang kommt, mangelt es auch an der Plausibilität. So gelingt es der Haushälterin, durch Staubwischen, das Einschenken von Tee u.ä. bei sämlichen Vernehmungen "zufällig" im Raum zu bleiben - ein ordnungsgemäß arbeitender Polizeibeamter würde dies nie zulassen.

Bei all dieser Bemühtheit, dem wenig überzeugenden Stil und der Zähigkeit merkte ich nach der Hälfte, daß mir die Auflösung des Falles, der anfangs noch etwas Interessantes hatte, mittlerweile völlig gleichgültig war. Ich habe mich noch weiter durchgeschleppt, aber dieses Buch blieb eine Enttäuschung. Die Idee war hervorragend, die Umsetzung mangelhaft.

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Veröffentlicht am 10.12.2023

Zäh, überladen und überkonstruiert

Twelve Secrets -
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Der Anfang von „Twelve Secrets“ war ausgezeichnet. Die Leser sind gleich mitten in der Geschichte, welche in flüssigem Stil geschildert wird. Es macht neugierig, wir erfahren von Ben, dem lange zurückliegenden ...

Der Anfang von „Twelve Secrets“ war ausgezeichnet. Die Leser sind gleich mitten in der Geschichte, welche in flüssigem Stil geschildert wird. Es macht neugierig, wir erfahren von Ben, dem lange zurückliegenden Mord an seinem Bruder und dem Suizid seiner Mutter, über den er – mittlerweile Reporter – jetzt einen Artikel schreiben soll. Schon bald bekommt man das Gefühl, daß bei diesem angeblichen Suizid nicht alles so war, wie es den Anschein hat, auch hinsichtlich des Mordes an Bens Bruder gibt es bald einige neue Informationen und Schockmomente für die Leser. Beste Voraussetzungen für eine spannende Geschichte.
Nach diesem guten Anfang geht es geruhsam weiter. Wir lernen erst einmal die Stadt Haddley und Bens Umfeld kennen, erfahren Stück für Stück etwas mehr über die damaligen Geschehnisse. Dann wird das Buch allerdings rasch langweilig. Schon bei Bens Erlebnissen und Erinnerungen wurde ich etwas enerviert, wie ausführlich Nebensächlichkeiten beschrieben wurden. Dann wechselt die Erzählperspektive immer wieder zu anderen Bewohnern Haddleys und diese versinken zunächst vollkommen in Alltagsbegebenheiten und Nebensächlichkeiten. Hier und da gibt es eine kleine Andeutung, die auf düstere Aspekte hinweist, aber im Großteil ziehen sich diese Abschnitte sehr. Insbesondere die Kapitel einer jungen Mutter, die seitenweise uninteressante Unterhaltungen mit ihrem Kleinkind führt, haben hier angefangen, mir das Buch zu verleiden. Alles bewegt sich im Schneckentempo.
Hinzu kommt, daß sehr viele Charaktere nacheinander eingeführt werden und so werden wir mit diesen Alltagsberichten und Hintergrundinformationen überschüttet. Natürlich kann man sich denken, daß so manches, was zunächst unwichtig wirkt, noch an Bedeutung gewinnen wird, aber ich hatte immer weniger Lust, mich durch diese hoch aufgeschichteten Haufen langweiliger Details zu kämpfen, auch ließ die schiere Anzahl von Charakteren das Interesse, sich mit jedem von ihnen und ihrem Alltag zu beschäftigen, sinken. Irgendwann fühlte ich mich wie in einem zähen Detailbrei. Natürlich kommt auch die Polizistin, die irgendwann mit Ben zusammen nach Informationen sucht, mit einem Hintergrundtrauma daher, als ob es so nicht schon genug gewesen sei. Ermittler mit emotionalem Ballast sind ohnehin in Krimis ein überbenutztes und unrealistisches Klischee.
Eine Weile hielten mich Bens Kapitel und das Interesse, was damals wirklich geschehen war, bei der Stange, aber auch hier schleppte sich die Handlung ziemlich dahin und etwa nach der Hälfte des Buches merkte ich, daß es mir inzwischen völlig egal war, was eigentlich hinter der Geschichte steckte. Die zähe Erzählweise hatte jedes Interesse in mir abgetötet. Es ging dann auch zäh und zunehmend abstruser weiter. Diese konstruierte, überladene Geschichte hat leider die Erwartungen, die der gelungene Anfang weckte, überhaupt nicht erfüllt. Wieder einmal zeigt sich: weniger ist oft mehr.

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