Die Märchenmorde gehen weiter
In Band 2 der Grimm-Trilogie geht das grausame Morden nach den Grimmschen Märchenmotiven weiter – diesmal spielen Frauen und Vögel eine zentrale Rolle.
Um was geht es?
Nora Rothmann ist zurück im Dienst ...
In Band 2 der Grimm-Trilogie geht das grausame Morden nach den Grimmschen Märchenmotiven weiter – diesmal spielen Frauen und Vögel eine zentrale Rolle.
Um was geht es?
Nora Rothmann ist zurück im Dienst und wird von ihrem Vorgesetzten Dieter Quast nur auf nicht fordernde Tätigkeiten angesetzt. Gut so, denn sie muss feststellen, dass sie von Kevin schwanger ist. Der Kevin, der als Mörder verhaftet wurde und nicht der ist, der er vorgegeben hat zu sein. Als wäre Noras Gefühlschaos noch nicht groß genug, meldet sich ihre alte Kindheitsfreundin Fiona bei ihr und hat Hinweise zu Grimm. Und dann geht auch noch Fitchers Vogel um und läutet eine neue abartige Mordserie ein. Der Täter entführt Frauen, um sie in lebensechte Vögel zu verwandeln und quält sie im Verlauf ihrer Metamorphose bestialisch – so brutal, dass mehrere sterben. Wer steckt hinter Fitchers Vogel und Grimm? Wird Nora das Geheimnis ihrer Familie endlich aufdecken?
Band 2 der Grimm-Trilogie schließt nahtlos dort an, wo Band 1 aufgehört hat. Alle Hauptcharaktere aus Band 1 begleiten uns auch weiterhin. Nora lernen wir dabei, bedingt durch ihre Schwangerschaft, von einer überraschend weichen Seite kennen, die man ihr so gar nicht zugetraut hätte. Selbst Manja kann ein paar kleine Sympathiepunkte sammeln. Generell merkt man allen Ermittlern im Buch an, dass das gesamte LKA auf dem Prüfstand steht. Alle stehen unter Druck, die Nerven liegen blank. Interessant ist auch die Rolle von Kevin, Noras Ex-Lover und Verdächtiger in einem Mordfall, der entgegen meinen Erwartungen eine größere Rolle im Buch einnimmt.
Die vielen unterschiedlichen Personen und Handlungsstränge haben mir in Band 2 keine Probleme mehr bereitet, da mir die Charaktere mit ihren Ecken und Kanten bereits aus Band 1 hinreichend vertraut waren. Grundsätzlich glaube ich aber, dass Band 2 nicht losgelöst von Band 1 gelesen werden kann und sollte. Es sind zwar Rückblenden vorhanden, aber aufgrund der Vielzahl an Personen und Handlungssträngen in Vergangenheit und Gegenwart, wird man ohne Vorwissen der Handlung nur schwer folgen können.
Elias Haller greift in seinem Thriller erneut ein Märchenmotiv der Gebrüder Grimm auf und pervertiert es: Fitchers Vogel. Für mich war das Märchen unbekannt, aber ich habe es mir parallel zum Buch durchgelesen. Überraschend brutal, genauso wie „Vöglein schweigt“. Auch dieses Mal werden die bestialischen Folterungen und Morde detailliert beschrieben und sind nichts für schwache Nerven. Wer damit Probleme hat, sollte lieber die Finger von dem Buch lassen. Alle anderen erleben einen spannenden Thriller mit Sogwirkung, bedingt durch die kurzen Kapitel. Diese sind nach den einzelnen Personen und Handlungssträngen geordnet und sorgen auf diese Weise für eine rasante, strukturierte Entwicklung der Geschichte.
Auch wenn in „Vöglein schweigt“ die ersten offenen Fragen beantwortet und ein paar Geheimnisse gelüftet werden, so bleiben doch nach wie vor viele Fragen offen. Man darf nicht vergessen, dass es sich bei diesem Buch um den „Sandwich-Teil“ der Grimm-Trilogie handelt. Dies tut der Spannung allerdings keinen Abbruch. Die große Auflösung kommt in Band 3, dem ich bereits entgegenfiebere.
Ein Hinweis an alle, denen es so geht wie mir: Band 3 erscheint am 16. April 2024 unter dem Titel „Schneeweißchen stirbt“. Na, wenn das mal kein böses Omen ist.
Fazit:
Das Buch „Vöglein schweigt“ ist nichts für schwache Nerven. Thriller- und Horrorfans, denen detaillierte Schilderungen von Morden nichts ausmachen, werden bei diesem Buch voll auf ihre Kosten kommen. Ich empfehle allen interessierten Lesern, nicht bei Band 2 der Grimm-Trilogie einzusteigen, da hier in meinen Augen zu viele Aspekte der Handlung und persönliche Entwicklung der Figuren verloren gehen. Wer Band 1 „Rotkäppchen lügt“ noch nicht kennt, sollte sich dieses unbedingt zuerst holen, um voll und ganz auf seine Lesekosten zu kommen.