Profilbild von Jackolino

Jackolino

Lesejury Profi
offline

Jackolino ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Jackolino über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.02.2024

Nicht nur ein Krimi sondern auch eine Auseinandersetzung mit dem Altern

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt (Die Mordclub-Serie 4)
0

Joanna, Joyces Tochter, hatte ihrer Mutter zu Weihnachten eine Thermoskanne mit dem Aufdruck "Auf ein Jahr ohne Morde" geschenkt, doch schon Tage später wird ein Bekannter des Donnerstagsmordclubs, der ...

Joanna, Joyces Tochter, hatte ihrer Mutter zu Weihnachten eine Thermoskanne mit dem Aufdruck "Auf ein Jahr ohne Morde" geschenkt, doch schon Tage später wird ein Bekannter des Donnerstagsmordclubs, der Antiquitätenhändler Kuldesh Shamar erschossen. Wie es scheint, war er in ein Drogengeschäft verwickelt. Vom Paket fehlt allerdings jede Spur. Nicht nur Elizabeth, Ron, Ibrahim und Joyce suchen danach, da sind ganz andere Kaliber hinter dem Heroin her.

Rahmenhandlung des 4. Falles für den Donnerstagsmordclub ist dieses Mal das Rauschgiftgeschäft. Aber tatsächlich geht es in diesem Buch um sehr viel tiefgreifendere Themen. Es geht um das Älterwerden, den Umgang mit Krankheiten, die keine Besserung erwarten lassen und schließlich auch um die Entscheidung, selbstbestimmt aus dem Leben zu scheiden. Das Fortschreiten der Demenz von Stephen nimmt sehr viel Raum im Buch ein, daher steht bei der Lösung des Falles Elisabeth nicht so zur Verfügung, wie die Gruppe das gewohnt ist. Aber Joyce hat sich an ihr ein Beispiel genommen und vertritt sie gut.

Ich finde es gut, dass in einem Buch mit betagten Ermittlern auch einmal auf diese Themen eingegangen wird, auch wenn die Spannung natürlich darunter leidet.

Aber das typisch Englische kommt nicht zu kurz, da blitzt ganz oft der feine englische Humor durch die die Gespräche und lässt den Leser zumindest schmunzeln. Wem es nicht in allererster Linie auf die Spannung ankommt, der ist mit diesem Buch gut bedient.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2024

Schöner Krimi für den nächsten Urlaub in der Toskana

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 1: Das vergiftete Fest
0

Fontenaia ist ein kleines Dorf in der malerischen Toskana. Dort hat Anna das verfallene Haus ihrer Oma geerbt. Es hängen schöne Kindheitserinnerungen daran und deswegen möchte sie es auf jeden Fall erhalten. ...

Fontenaia ist ein kleines Dorf in der malerischen Toskana. Dort hat Anna das verfallene Haus ihrer Oma geerbt. Es hängen schöne Kindheitserinnerungen daran und deswegen möchte sie es auf jeden Fall erhalten. Allerdings wird das teuer und Anna hat wenig Geld.

Ihr neuer Job als Kellnerin beschert ihr schon in den ersten Tagen gleich zwei Todesfälle. Dummerweise hatte sie die tödlichen Cocktails gemischt und gerät daher unter Mordverdacht. Zeitgleich wird im Wald ein menschliches Skelett gefunden und auch hier ist von einem lange zurückliegenden Mord auszugehen.

Mit der Aufklärung beauftragt wird Commissario Vico Martinelli, zunächst einmal eher unwillig bei der Sache. Hier lastet die „Ruhe und Beschaulichkeit wie ein zu schweres Betttuch auf Vico, seit er in die Pampa strafversetzt worden war“. Er tut das Naheliegendste und verdächtigt die Kellnerin Anna und ihre Kollegin Chiara.

Das kann Anna nicht auf sich sitzenlassen, sie startet ihre eigenen Ermittlungen und tritt in so manches Fettnäpfchen.

Der Krimi ist zunächst einmal das, was er zu sein vorgibt, nämlich ein Cozy Crime. Das kleine Dorf Fontenaia ersteht vor unseren Augen, wir können uns vorstellen, wie der kleine Tameo und sein Hund durch die Hecken aufs Grundstück krabbeln und auch der marode Zustand des Hauses wird so geschildert, dass jeder Leser meint, in einer Bruchbude zu stehen. Allerdings einer Bruchbude, die gerettet werden kann.

Was mir an Cozy Crimes gefällt, ist, dass sie nicht grausam oder blutrünstig sind, den Leser aber trotzdem an der Lösung eines Kriminalfalles mitwirken lassen. Und den beiden Autoren ist es hier gelungen, mich lange im Unklaren zu lassen. Das Ganze gewürzt mit einer Prise Humor ergibt einen gut zu lesenden Krimi für den nächsten Urlaub in der Toskana.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.02.2024

Ladies, wir haben nicht nur Abendessen gemacht, wir haben Geschichte geschrieben!

Eine Frage der Chemie
0

Elisabeth Zott ist Wissenschaftlerin, sie ist Chemikerin und liebt ihren Beruf. Sie lebt in den 60er Jahren in den Vereinigten Staaten, es könnte aber auch Europa gewesen sein. Sie hätte liebend gerne ...

Elisabeth Zott ist Wissenschaftlerin, sie ist Chemikerin und liebt ihren Beruf. Sie lebt in den 60er Jahren in den Vereinigten Staaten, es könnte aber auch Europa gewesen sein. Sie hätte liebend gerne promoviert, das hatte ihr Doktorvater ihr vereitelt. Mittlerweile arbeitet sie an einem Institut im Süden von Kalifornien und erfährt von Vorgesetzten und Kollegen nicht die Unterstützung oder Kollegialität, die ihr eigentlich zusteht. Ganz im Gegenteil!

Elisabeth ist keine durchschnittliche Frau. Sie fordert ihr Recht ein und stößt damit mehr als einmal auf unüberwindliche Hindernisse. Aber sie hat auch einmal Glück, denn sie lernt den berühmtesten Wissenschaftler des Instituts, Calvin Evans, kennen und lieben. Evans wurde nicht nur schon mehrere Male für den Nobelpreis vorgeschlagen, er ist auch jemand, der Vorurteile nicht zu kennen scheint. Für ihn ist Elisabeth die beste Partnerin, die er sich vorstellen kann. „Wenn Beziehungen ein Puzzle sind, dann war ihres von Anfang an vollständig“.

Zwei Jahre lang sind die beiden glücklich, dann beendet ein Unglück diesen wunderbaren Zustand und Elisabeth muss feststellen, dass sie schwanger ist. Sie ist nicht verheiratet und erwartet ein uneheliches Kind, in den 60er Jahren ein Kündigungsgrund und der Beginn des sozialen Abstiegs.

Der reine Zufall verschafft ihr nach der Geburt ihrer Tochter den Job einer „Fernsehköchin“ bei einem regionalen Sender. Sie macht daraus eine Chemie-Lehrstunde und eine Nachhilfestunde in Selbstwertschätzung für die Frauen vor den Bildschirmen, zunächst nur in Kalifornien, später im ganzen Land. Und sie straft damit alle Männer Lügen, die ihr diesen Erfolg neiden und nicht zugetraut haben, allen voran den Direktor des Senders. Auch wenn es Fiktion ist, selbst der spätere Präsident der USA lobte sie mit den Worten: „Diese Zott, das ist eine patente Frau!“

Elisabeth Zott ist stur, sie kann nicht verstehen, dass eine vernünftige Position sich nicht durchsetzt, dass die Hälfte der Bevölkerung in Unwissenheit und ihre Arbeit für minderwertig gehalten wird, dass selbst Frauen manipuliert werden, ihr feindlich gegenüberzustehen und ihr das Leben schwerzumachen. Miss Frask, die selbst von Promotion und Aufstieg träumte, war bereit, ihr in einem ihrer schwersten Momente im Leben in den Rücken zu fallen. Erst als sie selbst abserviert wird und merkt, dass man sich ihrer nur bedient hat, schließt sie sich mit Elisabeth zusammen.

Man hat oft das Gefühl, man liest die Biografie einer außergewöhnlichen Frau, die ihren Weg nach vielen Hindernissen doch noch fand. Dabei ist alles Fiktion. Aber es könnte genau so gewesen sein. Elisabeths Vorbild, ihr Herangehen an Herausforderungen, ihr Starrsinn waren notwendig, um ein Umdenken in den Köpfen zu erzwingen.

Es war ihre Unerbittlichkeit, gepaart mit der Einsicht, dass man Freunde braucht und manchmal auch kooperieren muss, die ihr letztendlich zum Erfolg verhalf.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.02.2024

In ihren Adern fließt Musik

Die Sturmschwester
0

In den letzten Jahren hatte ich bereits einige Romane aus der Reihe der sieben Schwestern gelesen und kannte die Geschichte daher schon ein wenig. Die Geschichte von Ally hatte ich ausgelassen, weil mir ...

In den letzten Jahren hatte ich bereits einige Romane aus der Reihe der sieben Schwestern gelesen und kannte die Geschichte daher schon ein wenig. Die Geschichte von Ally hatte ich ausgelassen, weil mir klar war, dass sie sehr traurige Passagen enthalten musste. Schließlich starb Allys Freund schon einige Wochen, nachdem sie sich überhaupt erst kennen und lieben gelernt hatten.

Alkyone ist die zweite Schwester, die Pa Salt mit nach Atlantis, seinem Zuhause am Genfer See brachte. Sie ist die geborene Anführerin, eine kluge und starke Frau, der allerdings auch einiges an Schicksalsschlägen zugemutet wird.

Jeder Band der Reihe beginnt mit dem Eingeständnis einer der Schwestern, dass sie sich genau an Ort und Tag erinnere, als sie hörte, dass ihr Vater gestorben war. Und Ally war, ohne dass sie es wusste, sogar bei seiner Seebestattung ganz in der Nähe. Mit ihrem Theo hatte sie sich ein paar unbeschwerte Tage in einer griechischen Bucht gemacht, als sie die traurige Nachricht erreichte und gerade war ihnen aufgefallen, dass Pa Salts Schiff ganz in der Nähe lag, sich dann aber schnell entfernte.

Ihr Vater hat jeder der Töchter Hinweise zu ihrer Herkunft hinterlassen und Ally macht sich nach Theos Tod daran, diesem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Durch ein Buch stößt sie auf eine Spur in Norwegen und geht ihr nach.

Wie alle Bücher von Lucinda Riley, die leider viel zu früh gehen musste, ist auch die Sturmschwester ein emotionales Buch, dem man sich nicht so einfach entziehen kann. Sei es nun die Geschichte von Ally selbst oder die Geschichte ihrer musikalischen Vorfahren, der sie durch Pa Salts Brief und andere Hinweise auf die Spur kommt.

Wie schön, dass es nach dem traurigen Beginn aber zu einem sehr versöhnlichen Abschluss in Bergen kommt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2024

Der Tod macht Überstunden

Die Bücherdiebin
0

Das Buch steht seit Jahren in meinem Bücherschrank und ich hatte keine Ahnung, was ich da verpasst habe. Es beginnt eigenartig. Da schreibt jemand davon, dass er Seelen einsammle und ihm manchmal auch ...

Das Buch steht seit Jahren in meinem Bücherschrank und ich hatte keine Ahnung, was ich da verpasst habe. Es beginnt eigenartig. Da schreibt jemand davon, dass er Seelen einsammle und ihm manchmal auch die Seelen entweichen und er den Lebenden ein zweites oder drittes Mal begegne.

Erst nach ein paar Seiten hatte ich verstanden, dass hier der Tod der Erzähler ist. Er gibt sich nicht grausam, sondern verständnisvoll, achtsam, anständig. Er kümmert sich um die Seelen der Toten. Die Körper gehen einer anderen Zukunft zu, doch die Seelen sollen gerettet werden.

Das Buch beginnt Ende der 1930er Jahre in Bayern. Die Nationalsozialisten üben die absolute Macht aus und schikanieren alle, die nicht in ihrem Sinne handeln.

Die kleine Liesel war zum ersten Mal beim Tod ihres Bruders mit dem Tod in Berührung gekommen. Sie war auf dem Weg, mit ihrem Bruder gemeinsam zu einer Pflegefamilie gebracht zu werden, da die Mutter kränklich war und nicht für sie sorgen konnte. Ihr Bruder starb während der Zugfahrt.

Familie Hubermann nimmt sich der 10jährigen Liesel an. Frau Hubermann beherrscht das Fluchen in allen Tonlagen, die kleine Liesel bezeichnet sie als „Saumensch“ und auch sonst ist das Leben mit ihr nicht ganz einfach. Dennoch besitzt sie unter der rauen Schale einen ganz weichen Kern. Ganz anders ihr Mann! Herr Hubermann wird zur Vertrauensperson in Liesels Leben, er sitzt nachts an ihrem Bett, wenn sie die Albträume überkommen und er bringt ihr schließlich auch das Lesen bei, auch wenn sie ihre Unterrichtsstunden in den Keller verlegen müssen, weil „Mama“ das Dazwischenreden und Fluchen nicht lassen kann. Dennoch, das Lesen ist ein schwieriges Unterfangen und fällt Liesel nicht leicht. Mit dem Handbuch für Totengräber hatte sie sich allerdings auch keine leichte Lektüre ausgesucht. Das war das Buch, das sie nach der Beerdigung ihres Bruders auf dem Friedhof fand und mitnahm. Seitdem bezeichnete sie sich selbst als Bücherdiebin.

Eines Tages wacht sie neben einem fremden Mann auf. Es handelt sich um den Juden Max Vandenberg, einen 24-jährigen, dessen Vater mit Herrn Habermann zusammen im 1. Weltkrieg gekämpft hatte und dort gefallen war. Herr Habermann hatte der Familie einst seine Hilfe zugesagt und jetzt wird das Versprechen eingelöst. Max zieht in den Keller und die Familie beginnt ein Doppelleben. Nach außen hin ist alles so, wie es immer war, in der Familie jedoch sind es jetzt plötzlich 4, die miteinander klarkommen müssen. Max richtet sich im Keller zwischen alten Lumpen und Farbeimern ein und wird für Liesel zu einer weiteren Bezugsperson. Seine lange Krankheit schweißt sie zusammen.

Aber natürlich ist da auch noch Rudi, ihr Freund in der Schule, auf dem Sportplatz, beim Spielen. Mit ihm verbindet sie eine enge Freundschaft und die beiden gehen durch Dick und Dünn miteinander. Gerne steigen sie durch ein Fenster in das Haus des Bürgermeisters ein und bedienen sich in der Bibliothek der Frau des Bürgermeisters. Aus diesen Büchern entsteht Liesels Liebe zu Worten, die später dazu führt, dass sie auch selbst zur Feder greift.

Es ist die Zeit, als der Tod Überstunden machen muss, er wird überall gebraucht, denn überall ist Krieg und überall sterben Menschen. Auch vor Molching macht der Krieg nicht halt. Doch an der mittlerweile 13-jährigen Liesel hat der Tod einfach ein besonderes Interesse und ihr Schicksal begleitet er über die ganze Zeit der Kindheit hinweg.

Im Buch geht es sehr viel um Menschlichkeit. Wie verroht können Menschen werden? Was ist der Wert von Freundschaft? Es geht aber auch um Mut und um das Einstehen für seine Überzeugungen. Ganz besonders war in diesem Zusammenhang der eingeschobene Teil von Max Buch, das er im Keller für Liesel schrieb: „Die Worteschüttlerin“.

"Die Bücherdiebin" war für mich ein wertvolles Buch, das ich gerne mit voller Punktzahl weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere