Gesellschaftskritik mit Tiefgang?
Die Leute, die sie vorübergehen sahenIch fühle mich, nachdem ich eben das Buch zu geschlagen einfach komplett fertig mit der Welt. Zutiefst deprimiert. Und ich frage mich die ganze Zeit: muss das sein? Muss man ein Buch lesen, auch wenn es ...
Ich fühle mich, nachdem ich eben das Buch zu geschlagen einfach komplett fertig mit der Welt. Zutiefst deprimiert. Und ich frage mich die ganze Zeit: muss das sein? Muss man ein Buch lesen, auch wenn es gesellschaftskritisch ist und man eventuell etwas daraus lernen könnte, wenn es einen fertig macht? Ist es ein gutes Buch, wenn es solche Gefühle in den Leser wecken kann?
Nun für manche mag dies durchaus zutreffen und ich muss selbst gestehen, dass der Autor sein Handwerk schriftstellerisch wirklich versteht- aber ich muss leider nach der Lektüre sagen: ich will nie, nie, nie wieder etwas von diesem Autor lesen, ist es noch so gut geschrieben oder regt es zum Nachdenken an.
Vielleicht bin ich auch unter falschen Voraussetzungen an das Buch gegangen. Ich dachte es handelt von dem unschönen Thema: Kindesentführung. Keine leichte Kost- sicherlich- aber das was dann kam war irgendwie noch viel, viel schlimmer.
Die kleine Sal ist gerade mal 3 Jahre alt, als sie von einem Mann in einem weißen Lieferwagen entführt wird und dieser fortan ihr Daddy sein möchte.
Er nimmt sie mit, bleibt aber nicht lange bei ihr und überlässt die kleine Sal seiner Hausvermieterin. Und da beginnt sie die lange Odyssee für Sal und für mich.
Der Leser begleitet Sal auf ihren verschiedenen Stationen durch Orte die sich gleichen, Waschsalons, verwahrloste Häuser und wir werden Zeuge von vielen Leuten die Kontakt mit Sal haben und sie eben vorübergehen sahen. In meinen Augen waren alle diese Leute irgendwo nicht ganz richtig im Kopf. Unterschwellig wird es angesprochen und weit nach Seite 100 auch angesprochen: Kindesmissbrauch. Aber auch darum geht es in diesem Buch irgendwie nicht so richtig.
Dieser Roman ist vielmehr eine Gesellschaftskritik: also was tun wir unseren Kindern an. Zu was erziehen wir sie? Doch nur laut Autor zu schlechten Abbildern von uns selbst. Wir schreiben ihnen vor was sie tun müssen, was sie anziehen und/oder glauben sollen und so weiter.
Ich selbst bin vor kurzem Mutter geworden und mir taten mitunter die Sätze die der Autor von sich gibt richtig weh. Ich kam nicht um die Frage drum herum: hat der Autor selbst Kinder? Ich hoffe es irgendwie nicht.
Dieses Buch sollte laut Klappentext ironisch und witzig sein- ganz ehrlich? Ich konnte nicht einmal lachen oder schmunzeln. Ich wollte viel lieber dieses Buch abbrechen und etwas Schönes machen. Ich habe letzten Endes doch durchgehalten, nur frage ich mich gerade um welchen Preis? Ich bin zutiefst deprimiert.
Ich empfehle dieses Buch nur Leuten, die Gesellschaftskritik mögen und noch keine Kinder haben...allen anderen bitte ich die Finger davon zu lassen, wenn Sal auf ihre nüchterne Art dem Leser die Welt schildert (völlig abgedroschene Gedanken einer angeblich 3 jährigen).
Ich für meinen Teil war noch nie so froh, das ein Buch ausgelesen war.