Träume und Realität, Absurdität und Tragik
Wo ich wohne, ist der Mond ganz nahMani wächst in einem armen Viertel von Seoul auf. Ihre größten Wünsche sind eine Spültoilette und Turnen. Sie träumt davon, eines Tages so berühmt und erfolgreich zu sein wie Nadia Comaneci. Ihre Mutter ...
Mani wächst in einem armen Viertel von Seoul auf. Ihre größten Wünsche sind eine Spültoilette und Turnen. Sie träumt davon, eines Tages so berühmt und erfolgreich zu sein wie Nadia Comaneci. Ihre Mutter möchte diesen Traum unterstützen und meldet sie... in einem Aerobicstudio an, weil sie den Unterschied nicht kennt. Jahre später, als Erwachsene, lebt Mani noch immer mit ihren Eltern zusammen, hat gerade ihren Job verloren und dann soll auch noch das Viertel saniert und alle Häuser abgerissen werden.
Das Buch ist oft ziemlich witzig, dabei bin ich mir aber nicht mal sicher, ob es das überhaupt sein will. Denn, wenn man genauer darüber nachdenkt, sind die entsprechenden Szenen alles andere als lustig. Manis Mutter hat eine Lernschwäche und begreift vieles, was sie tut, gar nicht richtig. Der Vater war für mich die spannendste Person, über die ich gerne noch mehr erfahren hätte. Er erträgt relativ geduldig alles, was seine Frau und Tochter verzapfen, nur manchmal bricht es dann umso gewaltiger aus ihm heraus.
Mani wirkt auf mich so, als wäre das ganze Leben eine Nummer zu groß für sie. Sie wird in der Schule erst gemobbt, später ist sie einsam. Allerdings geht auch von ihr nie ein Kontaktversuch aus. Sie würde gerne richtig turnen lernen, aber das liegt für ihre Eltern einfach außerhalb der finanziellen Reichweite. Aus als Erwachsene trauert sie dieser Phase nach und schämt sich dafür, diesen Traum jemals für möglich gehalten zu haben. Sie fühlt sich unzulänglich und strengt sich deshalb auch nicht besonders an.
Dagegen hat Manis Mutter ihren Traum von der Hochhauswohnung nie aufgegeben und unterstützt auch die Schnapsideen ihrer Tochter. Sie treibt Mani dazu an, weiterzumachen und mäkelt deshalb auch an ihr herum, weil sie sich keinen neuen Job sucht. Aufgrund ihrer Lernschwäche verursacht sie oft Schwierigkeiten, weil sie die Tragweite ihres Handelns nicht erkennen kann - aber, sie ist die Einzige in der Familie, die sich für Träume und Verbesserung anstrengt, so absurd das manchmal auch wirken mag.
Insgesamt war es ein interessanter Einblick in das Leben der armen Bevölkerung von Seoul. Oftmals witzig geschrieben, zeigt es doch die Perspektivlosigkeit und den Mangel der Möglichkeiten. Ich habe es aber als schwächer empfunden, als die anderen zwei Bücher der Autorin.