Wie hängt alles zusammen? Spannendes Puzzlespiel... :-)
KaiserwaldDarum geht’s:
Rebecca, Lehrerin und Mutter in Riga, kommt 1997 dem Vater einer Schülerin näher. Diese Verbindung löst eine Kette an Ereignissen aus, die bis hin zu Rebeccas Verschwinden führt. Ihre Tochter ...
Darum geht’s:
Rebecca, Lehrerin und Mutter in Riga, kommt 1997 dem Vater einer Schülerin näher. Diese Verbindung löst eine Kette an Ereignissen aus, die bis hin zu Rebeccas Verschwinden führt. Ihre Tochter Penelope lebt fortan bei ihren Großeltern im Allgäu. Sie hofft jeden Tag darauf, dass ihre Mutter wieder auftaucht. Jahre später reißt ein anonymer Brief alte Wunden auf und bringt einige Steine ins Rollen, was das Leben von so manchen Personen aufwühlen wird.
Auch Mathilda, eine ehemalige Gebirgsjägerin, scheint in die Geschichte involviert zu sein. Sie führt absichtlich einen Autounfall herbei, um mit einem Diplomaten-Sohn in Kontakt zu kommen. Wider Erwarten verliebt sie sich in ihn, was ihren geheimnisvollen Plan in Gefahr zu bringen droht. Aber was ist denn ihr Ziel? Und was hat sie mit Rebeccas Verschwinden zu tun?
So fand ich‘s:
Die Geschichte wird aus drei Perspektiven zu unterschiedlichen Zeiten erzählt.
Riga, 1997: Rebecca, die Mutter, die verschwindet
Allgäu, 1998: Penelope, ihre Tochter, die verzweifelt auf die Rückkehr der Mutter wartet
Berlin, 2023: Mathilda, eine Ex-Gebirgsjägerin, die alles daransetzt, um an eine Diplomatenfamilie ran zu kommen
Zunächst war mir gar nicht klar, wie alles zusammenhängt. Vor allem konnte ich Mathilda nicht einordnen und die Autorin spielt hier ein eine Art Puzzlespiel mit den Lesern. Nach und nach kommen ein paar Puzzleteilchen hinzu, so dass sich das Gesamtbild für mich immer klarer darstellte. Gleichzeitig kann ich mir jedoch nicht sicher sein, ob das Bild, das ich mir da zusammen gepuzzelt habe, auch richtig ist und ich nicht irgendwelche Teilchen an der falschen Stelle hingelegt habe. Das werde ich wohl auch erst mit dem zweiten Teil „Sonnenwende“ der Dilogie erfahren.
Was mir besonders gefallen hat, sind die unterschiedlichen Erzählstimmen, die Anja Jonuleit den jeweiligen Protagonisten verliehen hat. Jede Figur hat ihren eigenen Tonfall und Sichtweise. Penelope erzählt beispielsweise ihre Geschichte in der Ich-Form und wendet sich dabei direkt an eine den Lesern noch unbekannte Person.
Ach, und fast hätte ich die vierte Person vergessen, die auch ein paar einzelne „Einschübe“ bekommt. Man weiß beim Lesen zwar, um wen es sich dabei handelt. Aber was für eine Rolle sie spielt, ist nicht offensichtlich. Mehr möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht verraten.
Ich habe etwas Zeit gebraucht, mich in diese besondere Art des Erzählens einzufuchsen. Aber als ich mich dann auf das „Puzzlespiel“ eingelassen hatte, hat mir das Buch immer besser gefallen. Es kommt ohne unnötige Dramatik aus. Aber gerade in den leisen Tönen kommen die für die Protagonisten aufwühlenden Momente besonders zur Geltung.
Es fällt mir nach der Lektüre dieses ersten Bandes jedoch noch schwer, das Buch einem konkreten Genre zuzuordnen. Es ist zum großen Teil eine bewegende Familiengeschichte mit Krimianteil. Aber das Genre ist ja auch nicht wirklich wichtig. Was zählt ist, dass ich eine angenehme, schöne und auch packende Lesezeit hatte. Und jetzt warte ich ungeduldig auf den zweiten Teil…