Baisersdorf und seine Geheimnisse
Beginnend zwölf Tage vor dem jährlich am Faschingssonntag stattfindenden Fasalecken-Umzug lerne ich erst mal die beiden Ermittler Polizeiobermeisterin Evita Emmerling, 42, und ihren Kollegen Polizeioberwachtmeister ...
Beginnend zwölf Tage vor dem jährlich am Faschingssonntag stattfindenden Fasalecken-Umzug lerne ich erst mal die beiden Ermittler Polizeiobermeisterin Evita Emmerling, 42, und ihren Kollegen Polizeioberwachtmeister Ludger Dauer, 23, sowie einige Einwohner des Städtchens Baiersdorf zwischen Erlangen und Forchheim und aus Effeltrich kennen. Eigentlich führen die Ermittler ein ruhiges Arbeitsleben. Außer wenn Leo Poldner mal wieder randaliert, Kater Nacho mal wieder die Flucht vor seinem Frauchen ergriffen hat und gerettet werden oder Opa Schmidt von einem Ladendiebstahl wieder ins Heim verfrachtet werden muss. Außerdem gibt es da noch zwei Jungs, die immer mal wieder in der Schule bzw. zuhause abgeliefert werden müssen. Dann kommt der Faschingssonntag an dem die Fasalecken aus dem bekannten Trachtenort Effeltrich nach Baiersdorf kommen um den Winter auszutreiben. Die Frühlingsboten, in diesem Jahr fünf ledige, Peitschen knallende, weißgekleidete junge Männer, die die Strohbären, die Dämonen des Winters, vor sich her und austreiben. Anschließend wird das Stroh verbrannt und die Burschen tanzen mit ihren Mädchen um das Feuer. Einer der ältesten Bräuche in der Fränkischen Schweiz. Dazu werden Evita und Ludger bei der Durchführung von Kollegen aus Forchheim und Erlangen unterstützt. Doch plötzlich bricht Panik aus. Das Stroh eines Winterbären steht in Flammen – und er stirbt. Nun müssen Evita und Ludger, unterstützt von der jungen Erlanger Kollegin PK Nadia Drissi, selbst ran und ermitteln.
Ich kann mich sehr gut in die Atmosphäre der Geschichte hinein fallen lassen, da diese im Februar stattfindet, Fasching gerade vorbei ist und jetzt gerade Anfang März auf dem Kalender steht. Passt also sehr gut. Durch die bildhaften Beschreibungen kann ich mir den Umzug durch die Stadt sehr gut vorstellen und fühle mich wie ein Zuschauer am Rande der Veranstaltung.
Da Evita die gesamte Geschichte aus ihrer Sicht erzählt, bin ich gerade an ihren Gedanken und Gefühlen sehr nahe dran. Auch Ludger und Nadia kann ich mir sehr gut vorstellen. Vor allem wachsen Evita und Ludger gerade sehr stark an ihrer neuen Ermittler-Aufgabe. Es ist erstaunlich, was die Beiden im Rahmen ihrer Recherchen alles ans Tageslicht zerren. Ich finde es unfassbar, wie respektlos sich manche Einwohner gegenüber den Polizisten benehmen. Ich würde gerne mehr Fälle mit den beiden zwar sehr verschiedenen, aber sehr sympathischen Polizisten lösen.
Autorin Birgit Ringlein, die ich erst mit diesem Buch kennengelernt habe, gefällt mir mit ihrem eher leisen Erzählstil sehr gut. Es geht alles etwas gemütlicher und ruhiger zu, wie in den meisten anderen Polizeidienststellen. Besonders das gemeinsame morgendliche Frühstück hat mir sehr gut gefallen. Auch lässt sie immer wieder kleine Brocken der fränkischen Mundart einfließen, die der Geschichte den lokalen Anstrich geben. Davon aber gerade immer nur so viel, dass Sprachunkundige keine Probleme haben zu verstehen, worum es gerade geht.
Auch blitzt hier und da eine kleine Portion Humor auf, was mir sehr gut gefällt, aber die Ernsthaftigkeit des Falles keinesfalls untergräbt.
Um einen der ältesten Bräuche der Fränkischen Schweiz webt die Autorin eine kriminelle Handlung, die ich mir sehr gut vorstellen konnte. Die Ermittlungen gestalten sich langwierig, schwierig und größtenteils unergiebig. Schnell hatte ich mich auf einen Verdacht bzgl. des Täters eingeschossen, der sich dann auch bewahrheitet. Aber das Motiv kam für mich dann doch überraschend und nicht absehbar. Der Fall wird für mich nachvollziehbar ermittelt und aufgeklärt.
Ein spannender, fesselnder Regionalkrimi aus der Fränkischen Schweiz mit interessanten Charakteren, der mich sehr gut unterhalten hat und bei dem ich einiges über den Brauch der Fasalecken gelernt habe.