Psychologischer Spannungsroman
Thriller steht auf dem Cover. Die Klassifizierung im Autorenprofil passt aber eindeutig besser. Nelle Lamarr gibt mit diesem Buch ihr Debüt in Sachen psychologischer Spannung.
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Darum geht’s: Die Merritts ...
Thriller steht auf dem Cover. Die Klassifizierung im Autorenprofil passt aber eindeutig besser. Nelle Lamarr gibt mit diesem Buch ihr Debüt in Sachen psychologischer Spannung.
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Darum geht’s: Die Merritts holen sich Austauschschülerin Tanya ins Haus. Nach dem Tod ihrer ältesten Tochter Anabel hofft die Familie auf einen Neuanfang. Tanya ist anmaßend und kapriziös. Während Mutter Natalie das Verhalten widerspruchslos akzeptiert, stellt Tochter Paige Nachforschungen zu Tanyas Person an…
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Wie eingangs bereits angedeutet: Hier erwartet die Leser*innen keine nervenzerfetzende Thriller-Spannung. Stattdessen geht es sehr subtil und ruhig zur Sache. Wer das nicht mag, lässt es besser mit dem Buch. Mir persönlich hat es gute Unterhaltung und durchaus auch spannende Lesestunden beschert. Nelle Lamarr hat einen Schreibstil, der sich locker weglesen lässt. Die Kapitel haben eine überschaubare Länge. Sie sind jeweils aus der Sicht von Mutter und Tochter Merritt geschrieben. Die beiden nehmen Familiengast Tanya ganz unterschiedlich wahr. Mutter Natalie glorifiziert das Mädchen vom ersten Moment an, während Tochter Paige sehr eindrucksvoll die negativen Verhaltensmuster beschreibt und sich nicht durch Dreistigkeit blenden lässt. Fast vom ersten Moment an habe ich mich gefragt, warum die Eltern hier scheinbar die Augen verschließen. Allerdings wird auch mehr und mehr deutlich, dass sie ihre ganz eigenen Baustellen haben, mit denen sie klarkommen müssen.
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Obwohl der Spannungsbogen eher flach gehalten ist, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Es wäre auch falsch zu behaupten, dass hier nichts passiert. Es wird eben nur nicht reißerisch erzählt, sondern von der psychologischen Seite sehr sanft und Stück für Stück aufgearbeitet. Ich mag das, wenn es gut gemacht ist. Und das ist es hier für meinen Geschmack. Wie verstreute Brotkrumen hat die Autorin mir immer wieder wichtige Infos hingeworfen. So ist bei mir langsam aber sicher ein Bild entstanden, das letztendlich aber doch nicht das richtige war. Die Auflösung konnte mich also überraschen. So soll es doch sein.
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Fazit: THE FAMILY GUEST hat meinen persönlichen Geschmack getroffen. Von Kopfschüttel-, über Gänsehaut-, bis hin zu Überraschungsmomenten ist für mich alles dabei, was einen Roman aus dem Genre der psychologischen Spannung ausmacht. Ich habe das Buch gerne gelesen und würde auch zu einem weiteren Buch der Autorin in diesem Stil greifen.