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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2024

Die Zukunft geht uns alle an

Wendepunkt
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2024 ist für Österreich ein Superwahljahr mit Gemeinderatswahlen in Salzburg und Innsbruck, Landtagswahlen in der Steiermark und Vorarlberg, der Nationalratswahl sowie der EU-Wahl, die beiden letzteren ...

2024 ist für Österreich ein Superwahljahr mit Gemeinderatswahlen in Salzburg und Innsbruck, Landtagswahlen in der Steiermark und Vorarlberg, der Nationalratswahl sowie der EU-Wahl, die beiden letzteren jeweils im ganzen Land. Deshalb starten nun alle Parteien in den Wahlkampf. Weshalb die Präsentation dieses Buches auch diesem zugerechnet werden kann.

Grundsätzlich bringen die NEOS mit ihrer Parteichefin und nunmehrigen Buchautorin frischen Wind in die von Männern dominierte österreichische Parteienlandschaft. Manchmal scheinen die Analysen und Forderungen berechtigt, klug durchdacht oder aber auch ein wenig überzogen.

Beate Meinl-Reisinger geht unter anderem der Frage nach, warum sich so viele Menschen enttäuscht von der aktuellen Politik abwenden und dadurch den Populisten eine Bühne bieten. Einfache Antworten gibt es darauf nicht, schnelle Lösungen auch nicht. Der Populismus in der Politik hat sich langsam, aber sicher eingeschlichen. Damit verhält es sich wie mit dem Übergewicht: Über viele Jahre aufgebaut, gelingt es den wenigsten, die überschüssigen Kilos schnell wieder loszuwerden. In einer Zeit, in der es üblich ist, Parteifreunden mit Subventionen unter die Arme zu greifen, während an anderen Stellen (z.B. Bildung und Pflege) das Geld fehlt, ist es kein Wunder, dass sich nun auch der sogenannte Mittelstand, der durch seine Abgaben und Steuer, die Hauptlast der Ausgaben trägt, von den aktuellen Politikern abwendet und laut tönenden Heilsbringern ihre Ohren leiht.

Getreulich ihrem Motto „Es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“ zieht sie im ersten Teil des Buches Bilanz über die Politik der letzten Jahre, um im zweiten Teil ihre Ideen, „wie wir das wieder hinkriegen“ präsentiert. Hierzu hat sie einen „Pakt des Vertrauens“ skizziert, der Folgendes umfasst:

Ein neues Regieren auf Basis von Vertrauen durch Transparenz, Augenhöhe und Nachvollziehbarkeit
Bereitschaft, auch mit Unklarheit umzugehen
Auf konstruktiven Dialog setzen und sich mit ehrlicher Neugier auf Beteiligung einlassen
Das Verbindende suchen und nicht das Trennende
Vergesst nicht auf die Jungen!
Unser Glaube heißt Demokratie
Demokratie muss wehrhaft sein
Auch Heilige Kühe sind schlachtbar
Die Mitte stärken, politisch wie wirtschaftlich
Bei uns selbst anfangen

Die Autorin beschwört die Eigenverantwortlichkeit und widerspricht sich sogleich, wenn sie für alle 18-jährigen die Einrichtung eines „Chancenkontos“ in der Höhe von 25.000 Euro fordert. Mit der Eigenverantwortlichkeit der Jugendlichen ist es leider nicht (mehr) weit her. Viele Angehörige der Generation Z haben eine etwas eigenwillige Einstellung zu Arbeit und Leistung, weshalb es für Arbeitgeber derzeit recht schwer ist, ausreichend Personal zu finden.
Viele sind gewöhnt, vom Staat und/oder den Eltern umsorgt zu werden, ohne darüber nachzudenken, wer dies bezahlt. Aber, das ist eine andere Geschichte.

Einigen Ideen dieses „Pakt des Vertrauens“ kann mit „Ja, eh“ zugestimmt werden, andere sollten präzisiert werden. Am besten davon gefällt mir „Das Verbindende suchen und nicht das Trennende“, denn gemeinsam sind wir stärker.

„Statt jammernder Selbstanklage sollten wir also stolz sein, gerade auf Österreich. Um unsere Freiheit und unsere Demokratie müssen wir ringen, aber sie nicht abschreiben. Gerade dann, wenn die Zeiten schwer sind und die Nachrichten aus aller Welt kaum zu ertragen, müssen wir alle aktiv werden. Ein Neo-Biedermeier, in dem wir es uns vor Streaming-Diensten gemütlich machen und uns ins Private zurückziehen, hilft genau denen, die unsere Freiheit und unsere Demokratie unterwandern wollen. Die Zukunft geht uns alle an. Und Politik braucht Öffentlichkeit.“

Fazit:

Diesem Plädoyer für eine lebendige Demokratie, die wir alle mitgestalten können und müssen, gebe ich gerne 4 Sterne.

Veröffentlicht am 13.03.2024

Ein komplexer Krimi

Die Medici-Morde
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Nachdem ich den historischen Krimi „Garten der Engel“ von David Hewson gelesen habe, der im von den Nationalsozialisten besetzten Venedig spielt, schwer begeistert war (und noch immer bin), habe ich zu ...

Nachdem ich den historischen Krimi „Garten der Engel“ von David Hewson gelesen habe, der im von den Nationalsozialisten besetzten Venedig spielt, schwer begeistert war (und noch immer bin), habe ich zu „Die Medici-Morde“ gegriffen.

Der Inhalt ist im Klappentext wie folgt umrissen:

„Wurde dem erfolgreichen TV-Historiker Marmaduke Godolphin seine intrigante Rücksichtslosigkeit zum Verhängnis? Godolphin ist alles andere als ein umgänglicher Zeitgenosse und berüchtigt für seinen Narzissmus. Um seine ins Stocken geratene Fernsehkarriere zu befeuern, plant der »Duke« die Inszenierung einer sensationellen historischen Entdeckung rund um zwei Morde an Mitgliedern der Medici-Familie im 16. Jahrhundert. Auch ehemalige Schüler:innen und Weggefährt:innen aus seiner Zeit in Cambridge hat er dazu nach Venedig eingeladen. Doch bevor es zur Enthüllung kommt, wird Godolphin tot in einem canale aufgefunden. Ermittlerin Valentina Fabbri hat Verdächtige genug. Sie bittet den pensionierten Archivar Arnold Clover um Mithilfe.“

Das klingt nach einem fesselnden, vielschichtigen und komplexen Krimi. Doch irgendwie dauert es für mein Gefühl ewig, bis der Krimi so richtige Fahrt aufnimmt. Dabei ist das Auftauchen von neuen Dokumenten zu einem mehr als 500 Jahre alten Verbrechen ziemlich brisant. Muss die Geschichte rund um die Medicis neu geschrieben werden? Das soll das Treffen der Historikerinnen und Historiker im Venedig der Gegenwart unter der Leitung von Marmaduke Godolphin herausfinden, dem auch Arnold Clover, ein Archivar, der in der Vergangenheit den einen oder anderen Strauß mit dem selbstherrlichen und intriganten Godolphin ausfechten musste, angehört. Doch bevor Godolphin mit seiner explosiven Enthüllung an die Öffentlichkeit treten kann, wird er - ganz im Stile der Medici - ermordet.-

Dass es Dutzende Personen gibt, die ein veritables Motiv haben, den arroganten Godolphin um die Ecke zu bringen, macht es der Ermittlerin Signora Capitano Valentina Fabbri nicht gerade leicht. An eine Aufklärung „bis zum Abendessen in einem Nobelrestaurant“ ist nicht zu denken.

Doch leider, leider verzettelt sich der Autor in seitenlangen, detaillierten Beschreibungen der Stunden und Tage vor dem Mord. Auch die Teilnehmer an der Historikerrunde sowie die Sichtung der Unterlagen zum Mord in der Renaissance sind genau beschrieben. Das zieht sich für meinen Geschmack stellenweise. Gut gefällt mir, dass uns der Autor in die eine oder andere Calle Venedigs mitnimmt, die einem als Tourist verborgen bleiben.

Das Geschehen rund um den historischen Mord ist ebenfalls ausführlich beschrieben, fesselt aber mehr als das aktuelle Verbrechen. Als Leser kann man ob der Schilderung nicht klar erkennen, was Fakt oder Fiktion ist.

Hängen das historische Rätsel und der aktuelle Mord zusammen? Oder ist Godolphins gewaltsamer od nur das zufällige zeitliche Zusammentreffen von Ereignissen, die eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben?

Fazit:

Diesem raffinierten in das trübe winterliche Venedig eingebetteten Krimi gebe wegen der zahlreichen langatmigen Stellen 4 Sterne.

Veröffentlicht am 13.03.2024

Eine gelungene Fortsetzung

Orkantief
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Als während einer Gewitternacht im Garten des leerstehenden Guthauses der Familie Holthusen eine uralte Eiche auseinander bricht, entdeckt die Nachbarin die mumifizierte Leiche des seit drei Jahren vermissten ...

Als während einer Gewitternacht im Garten des leerstehenden Guthauses der Familie Holthusen eine uralte Eiche auseinander bricht, entdeckt die Nachbarin die mumifizierte Leiche des seit drei Jahren vermissten Kalli Holthusen. Das Kind ist damals verschwunden und trotz groß angelegter Suchaktionen nicht gefunden worden. Darüber ist die Ehe seine Eltern Anne und Clemens zerbrochen. Wenig später verreist Anne mit dem Familienhund, kommt in der neuen Wohnung nie an und niemand kennt ihren Aufenthaltsort. Für die Polizei in Kiel gilt, dass jeder erwachsene das Recht hat, seinen Wohnort (auch im Ausland) selbst zu bestimmen und den niemandem mitteilen muss.

Natürlich wittern Telse Himmel und Wanda Holle sofort Ungereimtheiten. Warum hat der Ehemann seine Frau nicht mittels Privatermittler suchen lassen, wenn er, wie behauptet wird so sehr an seinem Hund, wenn nicht an Anne, gehangen hat? Und warum hat man nach Kallis unerklärlichen Verschwinden keine Hundestaffel eingesetzt?

Nachdem Wandas Nachbar, KHK Olaf Wuttke sich hinter allerlei Vorschriften versteckt und untätig bleibt, beginnen die beiden Freundinnen eigenständig zu recherchieren. Da kommt ihnen die Gruppe Umweltschützer, die gegen das Bauvorhaben im Olympia-Hafen von 1972 demonstriert, in dem sie das Gelände besetzen, gerade recht. Telse schließt sich für kurze Zeit der Gruppe an, weil sich auch Anne für Naturschutz eingesetzt hat und dort bekannt gewesen ist.

Ein weiteres Ziel der Hobby-Detektivinnen ist das leerstehende Anwesen der Holthusen. Als sie dort unbefugt eindringen, machen sie die Bekanntschaft der Nachbarin Matilde Albers und deren Drohne. Matilde ist nicht mehr gut zu Fuß, aber als ehemalige Kartografin liebt sie es, ihre Drohen Aufnahmen der Umgebung zu lassen. In Matilde Wohnung, die mit Katasterplänen und Kartografischen Darstellungen aller Art gepflastert ist, haben Telse und Wanda eine zündende Idee.

Meine Meinung:

Dieser zweite Fall für Himmel & Hölle hat mir recht gut gefallen. Als gelernte Vermesserin liebe ich alte und neue Karten, Katasterpläne sowie Luftaufnahmen und Orthophotos. Da habe ich mich Matilde gleich tief verbunden gefühlt.

Neben den mehr oder wenig geschickt angestellten Nachforschungen der beiden Frauen, beschäftigt sich der Krimi mit gleich mehreren anderen Themen: Das eine ist Gewalt in der Familie, das auch in der Oberschicht anzutreffen ist. Ein weiteres sind Bauvorhaben auf den letzten naturbelassenen Grundstücken und die Aktivitäten dagegen. Telse, die sich den Umweltschützern anschließt, um Informationen rund um Annes Verschwinden zu erhalten, muss gleich mehrfach für ihr Engagement bezahlen: erstens, wird sie während der Nachtwache niedergeschlagen, zweitens wird sie zur Direktorin der Schule, in der sie als Aushilfslehrerin arbeitet zitiert und für ihren Protest gegen die Verbauung der Wiese gescholten und drittens entdeckt sie, dass die, ach so umweltbewussten Naturschützer die Wiese nach ihrem Abzug als Müllhalde hinterlassen haben.

Die Auflösung des Falles ist ziemlich aufgelegt und hat mich daher nicht wirklich überrascht. Zuerst streitet das Ehepaar Holthusen über den Verkauf des Anwesens. Anne will den Gutshof nicht hergeben und danach ist ein Verkauf für den charismatischen Arzt Clemens Holthusen kein Thema mehr. Da fällt es uns Lesern schwer, nicht doch einen Zusammenhang zu Annes Verschwinden zu vermuten.

Ein bisschen hat mich die Darstellung der Rolle der Polizei gestört. Kümmert es die sich wirklich so gar nicht, wenn eine erwachsene Person verschwindet? Also Olaf Wuttke hat noch ein wenig Potential zur Entwicklung.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser gelungenen Fortsetzung 4 Sterne.

Veröffentlicht am 06.03.2024

Schatten der Vergangenheit

Das Schweigen des Wassers
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Dieses Krimi-Debüt von Susanne Tägder nimmt uns in den fiktiven Ort Wechtershagen, in die ehemals ostdeutsche Mecklenburgische Provinz mit. Man schreibt das Jahr 1991 und nach der ersten Euphorie um die ...

Dieses Krimi-Debüt von Susanne Tägder nimmt uns in den fiktiven Ort Wechtershagen, in die ehemals ostdeutsche Mecklenburgische Provinz mit. Man schreibt das Jahr 1991 und nach der ersten Euphorie um die deutsche Wiedervereinigung, müssen die ehemals ostdeutschen Strukturen dem Westen angepasst werden. Das betrifft unter anderem und im Besonderen die Polizei. Dazu werden Polizeibeamte in den Osten entsandt. Einer davon ist KHK Arno Groth, der seinerzeit kurz vor dem Mauerbau aus eben jenem Wechtershagen nach Hamburg gelangt ist. Groth soll, nachdem er seinen letzten Fall ziemlich vergeigt hat, nun die Polizei im Osten auf westlichen Standard bringen. Das führt natürlich zu Reibereien unter den Kollegen.

Gleich nach seiner Ankunft wird Siegen Eck, ein Mitarbeiter des örtlichen Bootsverleihs, tot aufgefunden. Während die örtliche Polizei den Fall gleich als Unfall abschließen möchte, ist Eck doch als schwerer Alkoholiker bekannt, kommen bei Groth Zweifel an der Unfallversion auf. Er findet schnell heraus, dass der Tote vor zehn Jahren Beschuldigter im Mordfall Jutta Timm gewesen, aber vom Gericht freigesprochen worden. Und was hat die Bedienung in der Kneipe mit Eck zu tun?

Arno Groth beginnt zu recherchieren und findet kaum Unterlagen. Es sieht so aus, als ob jemand Akten verschwinden hat lassen. Auch die Kollegen verhalten sich alles andere als kooperativ. Bis auf einen, der vermutet wegen seiner Vergangenheit in der DDR auf einer der zahlreichen Abschusslisten zu stehen. Heimlich beginnen die beiden den alten Mordfall Jutta Timm neu aufzurollen. Dabei stoßen sie auf Geheimnisse, die lieber unentdeckt geblieben worden wären. Dennoch ist, wie man so schön sagt, dem Vorgesetzten „die Suppe für eine echte Wiederaufnahme der Ermittlungen zu dünn“.

Meine Meinung:

Dieser Krimi wird als „literarischer Krimi“ beworben und mit einigen Vorschusslorbeeren bedacht. Für eingefleischte Krimi-Fans, die es gerne zackig haben, wird dieser Krimi wohl nicht die erste Wahl sein. Denn hier wird großes Augenmerk auf die Zeit und die Umstände sowie auf die handelnden Personen gelegt. So ist die Beschreibung von KHK Arno Groth ziemlich ausführlich, auch wenn wir nur häppchenweise Informationen über sein Leben bekommen. Und hier kommt die Literatur ins Spiel: Groth liest Franz Kafka, vor allem sein Werk „Ein Hungerkünstler“, das gerade in Wechtershagen aufgeführt wird, spielt in Grothes Gedanken eine Rolle.

Als Österreicherin kann ich mich schwer in die Zeit kurz nach der Wiedervereinigung von BRD und DDR hineinversetzen. Doch die, der anfänglichen Euphorie folgende Enttäuschung, ist für mich deutlich spürbar. Die Polizisten der ehemaligen DDR haben das Ermitteln ja auch gelernt und wollen sich naturgemäß nicht ins Handwerk pfuschen und von einem besserwissenden Wessi erklären lassen. Dass zu DDR-Zeiten bei Geständnissen ein wenig nachgeholfen worden ist, ist ein offenes Geheimnis, über das niemand spricht. Nach wie vor hat man vor den Stasi-Agenten Angst. Nach wie vor weiß man nicht, wer was über wen berichtet hat. Das ganze Ausmaß der staatlichen Bespitzelung wird erst in den folgenden Jahren publik.

Der Krimi gibt die Stimmung sehr gut wieder, die hier in der eingeschworenen Dorfgemeinschaft herrscht. Die Grundtendenz ist trist, grau wie das Wetter in diesen Herbst. und Wintertagen. Die alte Ordnung ist noch nicht ganz weg und die neue hat noch nicht den Weg in die Köpfe der Menschen gefunden. Ob es eine Fortsetzung geben wird?

Fazit:

Diesem Krimi-Debüt, das tiefgründig und politisch sowie spannend ist, gebe ich gerne 4 Sterne. Wer lieber mehr „Action“ haben will, muss zu einem anderen Titel greifen.

Veröffentlicht am 03.03.2024

Ein interessanter Krimi

Nölliturm
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Dieser zweite Fall für den Kriminalpolizisten Thomas Kessler sieht zunächst wie ein Unfall aus. Der unbeliebte Baulöwe Theo Egli liegt tot am Fuße der Stiege im Nölliturm, einem der Wehrtürme von Luzerns ...

Dieser zweite Fall für den Kriminalpolizisten Thomas Kessler sieht zunächst wie ein Unfall aus. Der unbeliebte Baulöwe Theo Egli liegt tot am Fuße der Stiege im Nölliturm, einem der Wehrtürme von Luzerns Stadtbefestigung. Während Kessler und die Staatsanwältin akribisch allen Spuren nachgehen, gibt es den einen oder anderen, der diesen Akt so schnell wie möglich schließen will. Eglis Tod, der eine dominante machthungrige Persönlichkeit, war, geht niemandem nahe. Selbst die Noch-Ehefrau, mit der er seit Jahren nur mehr über Anwälte verkehrt, ist wenig betroffen.

Kesslers Bauchgefühl schlägt an und heimlich beginnt er im Leben von Egli zu graben, obwohl sein Chef Serge Wolf in anweist, weder Zeit noch Steuergeld damit zu vergeuden. Doch dann hört Kessler eine Unterhaltung am Pissoir eines Wirtshauses, die seine Intuition bestätigen. Als es dann einen zweiten Toten gibt, ist klar - hier soll eine Straftat vertuscht werden.

Meine Meinung:

Ich kenne schon einige Schweizer Krimis aus dem Verlag Emons. Dieser Autor war mir bisher unbekannt. Patrick Greiner schreibt hier einen gesellschaftskritischen Kriminalroman. Hauptfigur ist eigentlich weder Kessler noch der Tote, sondern Alfons Notter, besser bekannt als „Tauben-Fonsi“, der Obdachlose, der mit launischen, aber treffenden Sprüchen auf seinen selbst gemalten Plakaten durch die Altstadt zieht. Warum, müsst ihr schon selbst lesen.

Die Ermittler sind durchaus sympathische Charaktere, wenn man vom aufgeblasenen Wolf, absieht, und die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft funktioniert, anders als in vielen anderen Krimis, sehr gut. Daneben gibt es Einblicke in das Privatleben einzelner Ermittler. Actionreiche Verfolgungsjagden mit quietschenden Reifen sind nicht zu erwarten. Apropos Reifen: Die mehrmalige Erwähnung von Kesslers altersschwachem Škoda Octavia hätte nun nicht sein müssen. Wir Leser können uns solche Details durchaus merken.

Gut gefällt mir, dass wir durch die Stadt Luzern streifen und das eine oder andere kulinarische Highlight genießen dürfen. Der Schreibstil gefällt, vor allem auch durch zahlreiche typische Ausdrücke des Schwyzerdütsch, die aber im Anhang erklärt werden. Das Cover gefällt mir auch sehr gut. Der Bezug zu Luzern und zum Krimi ist hier gegeben.

Die Auflösung ist für mich persönlich nicht überraschend gekommen. Das Ende des Täters auch nicht.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser Neuentdeckung 4 Sterne und werde den Vorgänger „Hohenrain“ besorgen.