Den "TV-Trash" aus einer ganz neuen Perspektive erleben
All The Right ReasonsFür viele gehört es zum Alltag, dass sie nach einem harten Arbeitstag nach Hause kommen und sich erstmal etwas zu essen machen, um sich damit auf der Couch von einer x-beliebigen Trash-Serie berieseln ...
Für viele gehört es zum Alltag, dass sie nach einem harten Arbeitstag nach Hause kommen und sich erstmal etwas zu essen machen, um sich damit auf der Couch von einer x-beliebigen Trash-Serie berieseln zu lassen. Die bunten Kleidchen, die aufgesetzten SmallTalks und natürlich die ultimativen Dramen zwischen den KandidatInnen lassen das vielleicht eigene schwere Leben für ein paar Minuten in den Hintergrund treten. Viel wichtiger wird die Diskussion, um die Fehltritte und vermeintlich total verwerflichen Entscheidungen der dargebotenen TV-Stars. Was man jedoch schnell vergisst, ist der Fakt, dass hinter den funkelnden Persönlichkeiten Menschen stecken mit echten Gefühlen. Genau diese Einsicht lässt "All the right reasons" zu, denn trotz der hohen Figurenanzahl, wird jede für sich greifbar und verständlich. Anders als erwartet ist nicht die Liebesgeschichte zwischen Cara und Connor, den beiden Kinder der eigentlichen KandiatInnen der Show, im Fokus, sondern die Beziehungen aller Figuren untereinander. Dies führt dazu, dass das Werk einen mitreißt und es wirkt, als dürfte man als Leser endlich mal auch hinter die Kulissen solch einer Castingshow schauen und das eigentliche Gefühlschaos wirklich erkennen. Indem die Lovestory der beiden Jugendlichen nicht alleinig erzählt wurde, konnte zum Beispiel auch die auf die Probe gestellte eigentlich durchweg liebevolle Beziehung zwischen Mutter und Tochter während dieser emotionalen Achterbahn thematisiert werden. Die unendliche Liebe einer Mutter, die ohne mit der Wimper zu zucken erneut ihr Lebensglück hinter das ihrer Tochter stellen würde. Der Druck des Perfektionismus für das Außen, der die Beziehung zwischen Tochter und Vater auf die Probe stellt. Der Machteinfluss eines Mannes auf seine ehemals geliebte Frau, der weit über die moralisch vertretbaren und gefühlsmäßg ertragbaren Grenzen hinausgeht. So viele einzelne Handlungsstränge werden entwickelt und immer wieder miteinander verknüpft, sodass für die Leserschaft ein schillerndes Bild der Castingshow im Kopf entsteht und trotz all dieser Vielfalt ein flüssiges, verständliches und Spaß generierendes Lesen erlaubt wird. Ich kann das Buch also vor allem für "Trash-Liebhaber" empfehlen und Lesende, die Lust haben sich mit den Gefühlswirren anderer auseinanderzusetzen, um aus dem eigenen Alltag einmal genussvoll aussteigen zu können. Vor allem dürfte hierbei interessant sein, dass ein TV-Format dargeboten wird, welches es so auf dem Markt noch nie gegeben hat. Es wird nicht nur nach der nächsten Liebe, sondern quasi nach einer neuen Familie gesucht.