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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2024

Ungeschönte Realität

Für immer, dein August (Mühlbach-Saga 2)
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Bei "Für immer, dein August" handelt es sich um den zweiten von zwei Teilen. Die Covergestaltung ist dann auch im gleichen Stil wie beim ersten Band. Während damals Lina im Mittelpunkt stand, ist es nun ...

Bei "Für immer, dein August" handelt es sich um den zweiten von zwei Teilen. Die Covergestaltung ist dann auch im gleichen Stil wie beim ersten Band. Während damals Lina im Mittelpunkt stand, ist es nun deren Tochter Lotte, die kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs ihren Kindheitsfreund August Schönborn heiratet und für ihn von Bremen nach Mühlbach zieht. Dort macht man es beiden nicht besonders leicht. August verzeihen die Dorfbewohner nicht, dass er so gut durch den Ersten Weltkrieg gekommen ist, weil er direkt zu Kriegsbeginn in britische Gefangenheit kam. Lotte ist für alle weiterhin Linas unehelich geborene Tochter. Als beide dann doch langsam in die Dorfgemeinschaft aufgenommen werden, kommen die Nationalsozialisten an die Macht und irgendwann kommt es auch zum Zweiten Weltkrieg mit all seinen Gräueln.

Ich hatte mich sehr darauf gefreut, zu erfahren, wie es mit Lina, Lotte und ihrer Familie weitergegangen ist. Die Handlung hat mich dann auch sehr gefesselt. Alles wirkte sehr authentisch und es wird deutlich, dass so gut wie alle Familien großes Leid durch die Nationalsozialisten und den Krieg erleiden mussten. Lotte als Protagonistin diesen Bandes ist mir sehr ans Herz gewachsen, ebenso wie ihr Mann August und Lottes Vater Albert, die beide ihr Herz am rechten Fleck haben. Der Schreibstil der Autorin war auch diesmal wieder sehr flüssig lesbar und anschaulich. Grundsätzlich ist der zweite Teil sicher auch ohne Kenntnis des ersten lesbar, ich würde aber empfehlen, erst den ersten Band zu lesen, da dieser ebenfalls sehr lesenswert ist.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Schon immer verfeindet

Frieda, Nikki und die Grenzkuh
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Frieda stammt aus dem kleinen Dorf Elend, wo ihre Eltern einen Bauernhof betreiben. Elend besteht aus Nord- und Südelend, beide Dorfhälften sind seit Ewigkeiten verfeindet, ohne, dass Frieda so wirklich ...

Frieda stammt aus dem kleinen Dorf Elend, wo ihre Eltern einen Bauernhof betreiben. Elend besteht aus Nord- und Südelend, beide Dorfhälften sind seit Ewigkeiten verfeindet, ohne, dass Frieda so wirklich weiß, warum. Frieda lebt im Süden und hat regelmäßig Ärger mit einer Clique aus dem Norden. Ihr neuer Freund in Südelend ist Nikki, der zu Pflegemüttern in ihrem Dorf gezogen ist und ziemlich genervt vom Krieg zwischen den beiden Dorfhälften ist. Als eine der Kühe von Friedas Familie ihr Kalb ausgerechnet auf der Grenze zwischen Nord und Süd bekommt und beide Hälften Besitzansprüche an dem Kalb anmelden, eskaliert der Streit immer weiter und irgendwann ist dann auch noch Nikki verschwunden.

Die Geschichte zeigt altersangemessen, wie ein Streit sich immer weiter hochschaukeln kann, ohne, dass es objektive Gründe dafür gibt und, dass Erwachsene nicht unbedingt immer vernünftiger als Kinder sind. Dazu gibt es immer wieder auch humorvolle Szenen und liebenswerte, wenn auch teils etwas schrullige Charaktere. Die schönen Illustrationen von Maja Bohn lockern die Geschichte auf und sorgen dafür, dass man sich alles noch etwas besser vorstellen kann. Der Schreibstil ist gut lesbar und altersangemessen, die Textportionen pro Seite sind auch nicht zu groß.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Wie viel ist eine Freundschaft wert?

Sturmmädchen
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Der neue Roman von Lilly Bernstein hat ein kleines Eifeldorf nahe der Grenze zu Belgien als Schauplatz. Die Handlung beginnt einige Zeit vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Im Mittelpunkt ...

Der neue Roman von Lilly Bernstein hat ein kleines Eifeldorf nahe der Grenze zu Belgien als Schauplatz. Die Handlung beginnt einige Zeit vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Im Mittelpunkt stehen drei Freundinnen im Teenageralter. Elli ist die Tochter der alleinerziehenden Hebamme des Dorfes und hat seit ihrer frühesten Kindheit einen verkümmerten Fuß, für den sie sich schämt. Käthe hält nach dem Tod ihrer Mutter ihre Familie zusammen, leidet aber sehr unter dem Vater und den Brüdern und Margot stammt aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie aus Aachen, die sich in dem Eifeldorf ein Ferienhaus eingerichtet hat. Als die Nationalsozialisten an die Macht kommen, ändert sich für die drei Freundinnen sehr viel und ihre Freundschaft droht zu zerbrechen, spätestens als Käthe sich offiziell den Nationalsozialisten anschließt, während Margots Familie in Lebensgefahr gerät.

Ich fand den Roman sehr eindrucksvoll. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die unterschiedlichen Charaktere der jungen Frauen so auszugestalten, dass man sich gut in sie, ihre Beweggründe und das, was sie belastet, hineinversetzen kann. Elli ist eine beeindruckend starke Persönlichkeit trotz ihrer körperlichen Einschränkung und dem Spott, den sie deshalb immer ertragen musste. Sie folgt ihrem Gewissen und tut alles für ihre jüdische Freundin. Das Schicksal von Margot und ihrer Familie ging mir sehr nahe, auch wenn man schon viel über das, was die Nationalsozialisten den Juden angetan haben, gelesen hat, gibt es doch immer wieder Dinge, von denen man noch nichts mitbekommen hat. Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar und zugleich sehr eindrücklich und anschaulich.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Humorvoller Kanzler-Krimi

OLAF ERMITTELT – Der Kanzler-Krimi
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Olaf Scholz stößt beim Gassigehen mit seinem Hund Schröder auf eine Leiche und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Kurz darauf kommt es auch noch zu weiteren Todesfällen, die damit zusammenhängen könnten ...

Olaf Scholz stößt beim Gassigehen mit seinem Hund Schröder auf eine Leiche und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Kurz darauf kommt es auch noch zu weiteren Todesfällen, die damit zusammenhängen könnten oder auch nicht. Durch seine Nachforschungen macht der Bundeskanzler auch eher ungewöhnliche Bekanntschaften. Gleichzeitig muss er aber auch seine eigentliche Arbeit bewältigen. Zum Glück unterstützen ihn einige alte und neue Bekannte bei der Suche nach dem Mörder oder den Mördern.

Dieser Krimi ist nicht der erste, in dem Regierungschef:innen oder König:innen die Ermittler:innenrolle übernehmen. Auch Angela Merkel oder Queen Elisabeth standen beispielsweise schon im Mittelpunkt humorvoller Krimis. Olaf Scholz werden hier natürlich eine Menge Eigenheiten und Vorlieben zugeschrieben, von denen manches sicher erfunden ist, aber dennoch kann man sich den deutschen Kanzel privat gut so vorstellen, wie er im Buch rüberkommt. Und auch die anderen bekannten Persönlichkeiten aus der Politik, die im Krimi vorkommen, werden zwar leicht übertrieben dargestellt, aber nicht so, dass es schon lächerlich wirkt, sondern zum Schmunzeln anregt. Sie weisen, ebenso wie die nicht-berühmten Nebenfiguren, neben mancher Schrulligkeit auch sympathische Züge auf. Der Fall selbst bietet durchaus Spannung, da sich nicht direkt erahnen lässt, was hinter den Morden steckt und es immer wieder zu überraschenden Wendungen kommt. Der Schreibstil war gut lesbar und mit mancher Pointe gespickt, sodass man beim Lesen gut unterhalten wurde. Besonders bietet sich das Hörbuch als Alternative zum Buch an, weil so z. B. der Wiener Dialekt mancher Beteiligten authentischer rüberkommt.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Ein wichtiger Beitrag zur Teilhabe blinder Menschen

Eine Fingerkuppe Freiheit
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Der Autor dieses Romans widmet sich hier einem, wohl auch für ihn persönlich, sehr wichtigen Thema, da er selbst 2018 erblindet ist. Auch heutzutage ist der vollständige Verlust der Sehkraft sehr schlimm, ...

Der Autor dieses Romans widmet sich hier einem, wohl auch für ihn persönlich, sehr wichtigen Thema, da er selbst 2018 erblindet ist. Auch heutzutage ist der vollständige Verlust der Sehkraft sehr schlimm, aber es gibt zumindest eine Vielzahl technischer Hilfsmittel, die den Betroffenen eine Teilhabe an vielen Dingen ermöglichen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als Louis Braille als kleiner Junge nach einem Unfall erblindete, sah die Situation aber noch ganz anders aus.

Der Junge begegnet im Jahr 1821 am Pariser Institut National des Jeunes Aveugles, Frankreichs nationaler Blindenanstalt, Carles Barbier, der die so genannte "Nachtschrift" erfunden hat und sieht darin eine Chance, wieder eigenständig Zugang zu Wissen zu bekommen und nicht mehr auf das Vorlesen Anderer angewiesen zu sein. Er beginnt, diese Schrift so zu optimieren, dass sie, bestehend aus sechs erhabenen Punkten, alltagstauglich wird und eröffnet vielen erblindeten Menschen damit viele neue Möglichkeiten.

Dem Autor ist es sehr eindrucksvoll gelungen, die Schwierigkeiten aufzuzeigen, mit denen Louis Braille als erblindeter Junge und junger Mann in der damaligen Zeit konfrontiert war. Es wird aber auch deutlich, wie zunächst seine Eltern, dann auch er selbst, nie aufgegeben haben, darum zu kämpfen, dass er ein möglichst normales Leben führen kann und, wie wichtig es ihm war, selbst Zugang zu all dem Wissen, das in Büchern steckt, zu erlangen. Das war dann auch seine Motivation, die, nach ihm benannte, Braille-Schrift zu perfektionieren. Es war auf jeden Fall sehr interessant, mehr über deren Erfindung zu erfahren. Der Erzählstil war gut lesbar, beschönigte aber auch nichts, was die Umstände um Brailles Unfall und die Zustände in der staatlichen Blindenanstalt zu Beginn seiner Zeit dort angeht.

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