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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.12.2018

hat mir leider am wenigsten gefallen

DOORS X - Dämmerung
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Markus Heitz hat mit seiner neuen Buchreihe DOORS ein ganz neues Buchkonzept benutzt. Nach der 80 Seiten umfassenden Pilotfolge liegt es in den Händen des lesers, wie die Geschichte weiter geht. Insgesamt ...

Markus Heitz hat mit seiner neuen Buchreihe DOORS ein ganz neues Buchkonzept benutzt. Nach der 80 Seiten umfassenden Pilotfolge liegt es in den Händen des lesers, wie die Geschichte weiter geht. Insgesamt gibt es 3 Türen zur Auswahl und dies war meine 2.

Kurzfassung der Pilotfolge:
Die 21-Jährige Anna-Lena van Dam verschwindet in einem mysteriösen Höhlenlabyrinth unterhalb der alten Familienvilla. Ihr Vater engagiert daraufhin ein 5-köpfiges Expertenteam, das sich auf die Suche nach der Vermissten begeben soll.

Schreibstil:
Der Schreibstil war wie gewohnt flüssig, dennoch fand ich es etwas schwerer in die Geschichte hineinzufinden.

Doors - Dämmerung:
Dieses Buch mochte ich leider am webigsten von allen 3. Die Experten stolpern hier mehr durch die verschiedenen Szenarien, als dass sie wirklich eins komplett durchleben. Dies fand ich anfangs sehr verwirrend, zumal bereits bekannte Türen anders waren als in den anderen Bänden. Dies mag zwar logisch erscheinen, da die Türen ein Eigenleben entwickelt haben, dennoch fand ich es etwas störend. Ich habe so schnell etwas den Überblick verloren.
und die Geschichte wurde sehr chaotisch. Es war auch etwas zäh zu lesen, da ich schnell vergaß hinter welcher Tür sich das Team denn nun gerade aufhält. Dies wurde bei den anderen 2 Bänden besser gelöst finde ich. Auch fand ich es schade, dass nur wenige Nebencharaktere auftauchten und wenn dann nur am Rande.

Fazit:
Insgesamt finde ich die Idee der drei unterschiedlichen Geschichten super, allerdings hätte man vielleicht noch etwas mehr in die Tiefe gehen können bei den einzelnen Geschichten. Auch sind die Anfänge bzw. Enden der drei Bücher sehr ähnlich, was nach dem 3. mal lesen etwas nervig wird. Die anderen beiden Bände waren trotz Wiederholungen sehr interessant, von Dämmerung kann ich das leider nicht behaupten.

Veröffentlicht am 04.03.2024

Verlorensein

ruh
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Cemal ist Ende 30, Deutschlehrer an einer Grundschule. Er hat eine kleine Tochter, Ekin, für die er ein stabiles Umfeld schaffen möchte, ohne Rassismus oder Probleme. Doch das gestaltet sich immer schwieriger, ...

Cemal ist Ende 30, Deutschlehrer an einer Grundschule. Er hat eine kleine Tochter, Ekin, für die er ein stabiles Umfeld schaffen möchte, ohne Rassismus oder Probleme. Doch das gestaltet sich immer schwieriger, zu viele Dinge scheinen zwischen ihnen zu stehen: Ekins Mutter, die sich nach der Scheidung nun wieder neu verlobt hat, die Probleme auf der Arbeit und dann auch noch die Musiklehrerin von Ekin, die meint in der Schule veraltete Lieder mit den Kindern üben zu müssen. Und irgendwo zwischen all dem ist auch noch Georg, in den sich Cemal verliebt hat. Doch Georg möchte eine echte Beziehung, er möchte Cemals leben verstehen und das ist mehr als dieser bereit ist zu geben. Seit einiger Zeit erscheint ihm nachts seine verstorbene Urgroßmutter Süveyde und zeigt ihm Szenen aus ihrem Leben, führt ihn zurück zu seinen Wurzeln, in das Dorf seiner Kindheit, wo Cemal bei den Großeltern gelebt hat, bis er als Achtjähriger seinen Eltern nach Deutschland gefolgt ist.

Şehnaz Dost schreibt sehr poetisch, wodurch mir der Text jedoch wie in weiter Ferne vorkam. Cemal ist gefangen zwischen der Gegenwart in Deutschland und seiner Vergangenheit in der Türkei und wird im Alltag immer wieder konfrontiert mit Vorurteilen und Rassismus. Dost beschreibt ausführlich die Gedanken Cemals, doch wirklich näher kam er mir dabei nicht. Die Traum-Szenen mit Süveyde, die sich an ihr Leben und das ihrer Tochter erinnert sind interessant, doch viel lieber wäre ich bei Cemal verweilt und hätte ihn und sein Leben besser verstanden. Sicherlich gehört dazu auch die Vergangenheit seiner Familie, doch so richtig erreicht hat mich das nicht. Dadurch habe ich ab der Hälfte auch zunehmend das Interesse verloren und ehrlich gesagt auch etwas den Überblick, wo Şehnaz Dost mit dieser Geschichte eigentlich hinwill. Es geht um Alltagsrassismus, dem viele Andersaussehende ausgesetzt sind, aber auch um die eigene Identität und das Annehmen der eigenen Wurzeln und Vergangenheit sowie um das Leben als Familie. Irgewndwie wurde für mich jedoch keines der Themen so richtig ausgearbeitet, es bleibt alles ein Mischmasch und Cemal dreht sich ewig im Kreis. Vielleicht ist auch genau das, was Şehnaz Dost hervorheben möchte, das Verlorensein in den Themen und Szenen, mit denen das Leben Cemal konfrontiert?

Der Schluss bleibt offen, mit einem kleinen Funken Hoffnung, dass alles besser werden könnte für Cemal. Die Beziehung zu Georg nimmt schlussendlich eher eine untergeordnete Rolle ein, vielmehr ist sie ein Sinnbild dafür, dass Cemal beginnt, sich mit sich und seinem Leben auseinanderzusetzen und seine Vergangenheit und Gegenwart in Einklang zu bringen, um so hoffentlich irgendwann ein einziges Leben leben zu können und nicht länger gefangen ist in seiner Sprachlosigkeit und Abgrenzung.

Am Ende des Buches findet sich eine Liste mit allen Liedern, die Cemal im Laufe der Geschichte erwähnt. Das ist ganz nett, aber mich persönlich haben die zahlreichen musikalischen Verweise irgendwann ein bisschen genervt, was aber vermutlich daran liegt, dass ich nict sehr musikaffin bin und mich sowas generell nur wenig interessiert.

Veröffentlicht am 20.02.2023

Young Mungo

Young Mungo
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Mungo ist sanfter als seine Geschwister, er versteht nicht, warum sich Protestanten und Katholiken bekämpfen müssen, doch sein Bruder will ihn als Mitglied seiner Bande, er will einen Mann aus Mungo machen. ...

Mungo ist sanfter als seine Geschwister, er versteht nicht, warum sich Protestanten und Katholiken bekämpfen müssen, doch sein Bruder will ihn als Mitglied seiner Bande, er will einen Mann aus Mungo machen. Die Mutter ist Alkoholikerin und schert sich nur wenig um ihre Kinder, Mungos Schwester sorgt sich um den kleinen Bruder, denkt jedoch vorrangig an ihre eigenen Träume und Ziele aus den ärmlichen Verhältnissen zu entkommen. Als Mungo den Nachbarsjungen trifft, entwickelt sich eine Freundschaft und Mungo scheint zum ersten Mal glücklich. Als aus der unbedarften Freundschaft mehr wird und Munos Bruder die beiden entdeckt, schickt ihn seine Mutter auf einen Angelausflug mit zwei alten Männern, sie sollen ihm zeigen, wie es ist ein Mann zu sein und ihm die Homosexualität austreiben. Denn alles ist egal, nur "so einer" darf Mungo nicht sein.

Douglas Stuart hat, wi schon bei Shuggie Bain, mit Young Mungo einen sehr deprimierenden und hoffnungslosen Roman geschrieben. Mungos Leben ist trostlos ohne Aussicht auf eine bessere Zukunft. Nur die Beziehung zu James gibt ihm einen Funken Zuversicht, er will mit ihm weggehen, ausbrechen aus dem Glasgow, das er kennt. Doch diese damals verbotene Liebe ist so schambehaftet für die ausenstehenden Familienmitgliedern, dass die Mutter ihn lieber mit zwei völlig fremden, pädophilen Alkoholikern auf Angeltour schickt, statt sich mit ihrem Sohn auseinanderzusetzen.

Ich muss gestehen, mir war das Setting auf Dauer zu gewaltvoll und hoffnungslos, nirgends lauert ein Funke ZUversicht, Mungo ist auf sich allein gestellt und schwankt zwischen kindlicher Unschuld und dem gewalttätigen und starken Mann, den dieser Ausflug aus ihm zu machen droht. Denn er muss viel erleiden und viel tun um ihn zu überstehen. Young Mungo ist kein schlechtes Buch, Stuart weiß zu schreiben und Szenen eindrücklich zu beschreiben, doch v.a. in der ersten Hälfte hatte ich als Leserin teilweise das Gefühl auf der Stelle zu treten, wusste ich doch noch nicht, wohin sich diese Reise entwickelt. Erst ab der Hälfte passieren gravierende Dinge und man hat das Gefühl, die Geschichte nun zu verstehen, das ganze Ausmaß zu begreifen.

Veröffentlicht am 02.05.2022

Papierpalast

Der Papierpalast
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Elle ist Anfang 50, glücklich in ihrer Familie mit Peter und den drei Kindern. Doch insgeheim denkt sie immer noch an ihre Jugendliebe Jonas, die sie jetzt entgegen aller Vernunft wieder aufleben lässt. ...

Elle ist Anfang 50, glücklich in ihrer Familie mit Peter und den drei Kindern. Doch insgeheim denkt sie immer noch an ihre Jugendliebe Jonas, die sie jetzt entgegen aller Vernunft wieder aufleben lässt. Mit Jonas verbindet sie eine lange Geschichte, eine Geschichte, die tief in ihrer Vergangenheit vergraben ist und die sie doch nicht loslässt, denn in ihrer Kindheit wurde Elle von ihrem Stiefbruder Conrad missbraucht bis ein schicksalshafter Tag alles verändert hat.

Tja was soll ich sagen, Papierpalast ist leider wieder eines dieser hochgelobten Bücher, das für mich die Erwartungen nicht erfüllt hat. Miranda Cowley Heller erzählt hier ein furchtbares Liebesdrama, das unnötig aufgebauscht und überdramatisiert wird. Der Beziehung zwischen Elle, Jonas und Peter konnte ich leider nichts abgewinnen, ich habe weder die Anziehungskraft des einen noch des anderen verstanden und es war ziemlich nervig wie sehr Elle betonen musste, wie toll der Sex ist, den sie mit allen hat. Generell empfand ich die Sprache als eher mittelmäßig, teilweise sehr wiederholend. Auch das Frauenbild, das Heller uns hier präsentiert ist äußerst fragwürdig. Spätestens als von "meinem Prachtweib" die Rede war, hätte ich am liebsten etwas an die Wand geworfen. Elle scheint aber nichts dagegen zu haben, dass Peter sie immer wieder als sein Weib bezeichnet und generell als seinen Besitz ansieht und mit ihr Sex hat, wann er will egal ob sie richtig Lust hat oder nicht. Auch die Großmutter und Mutter vermitteln das Bild, als müsste die Frau nur hübsch aussehen und ihrem Mann zu Diensten sein. Das hätte ich in den Vergangenheitsabschnitten noch ansatzweise verstanden, aber dieses Bild wird durch das ganze Buch aufrechterhalten. Die Kinder spielen eigentlich kaum eine Rolle, man hätte sie ebensogut weglassen können, groß geändert hätte es die Geschichte wohl nicht.

Der sexuelle Missbrauch in der Familie, nicht nur in Elles Generation, wird v.a. am Anfang einfach mal so im Nebensatz abgehandelt, was ich als äußerst schwierig empfinde. Generell ist es mMn fragwürdig, solche Themen als Geheimnis anzulegen, wobei dies zugegebenermaßen hier vom gewählten Klappentext ausgeht, der jedoch auch in der englischen Fassung ganz ähnlich ausfällt. Gleichzeitig muss ich auch sagen, dass Heller diesen Part ihrer Geschichte durchaus glaubwürdig und - als es um Elle ging - feinfühlig geschrieben hat, worüber ich sehr froh bin. Vielleicht hätte sich Heller lieber darauf konzentrieren sollen anstatt alles mit dem Drama der Gegenwart zu vermischen, der ganze Handlungsstrang um Conrad bietet auch alleine schon Drama genug.

Veröffentlicht am 23.03.2022

New Yorks Leben

Die Wächterinnen von New York
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Städte sind geprägt von den Menschen, die in ihnen leben und sie pulsieren lassen. Doch was passiert, wenn die Menschen immer mehr werden und immer mehr für die Stadt an sich stehen? Die Stadt erwacht, ...

Städte sind geprägt von den Menschen, die in ihnen leben und sie pulsieren lassen. Doch was passiert, wenn die Menschen immer mehr werden und immer mehr für die Stadt an sich stehen? Die Stadt erwacht, so passiert es zumindest im neuen Buch von N. K. Jemisin: New York wird lebendig, es streckt sich und atmet ein, doch weil New York nicht nur New York ist, sondern vielmehr eine Mixtur aus den einzelnen Stadtteilen braucht ihr Avatar Hilfe von den 5 Wächter*innen um gegen die feindlichen Mächte, die ihn bedrohen, zu bestehen. Diese 5 verkörpern alle Besonderheiten ihrer Stadtteile, doch sie sind allein, verwirrt und können nur gemeinsam ein Ganzes werden.

Schon als ich das erste Mal gesehen habe, dass dieses Buch auf deutsch erscheinen soll, erwachte meine Vorfreude. Die Idee der lebendigen Städte, ein Krieg über Multiversen hinweg, und 6 Menschen, die über sich hinauswachsen müssen, klingt einfach perfekt. Schon nach wenigen Seiten war ich jedoch unglaublich enttäuscht.Der Anfang ist ziemlich verwirrend, man wird mitten in die Geschichte, mitten in das Erwachen New Yorks geworfen und genau wie der erste Avatar, Manny, steht man ratlos vor den Trümmern. Nach und nach lernt man die einzelnen Stadtteile kennen, man verfolgt ihren Weg, manchmal zusammen, manchmal getrennt. So bekommt man immer mehr vom Gesamtbild präsentiert und es zeigt sich ein roter Faden, der durch die Geschichte führt.

Das Erzähltempo ist v.a. am Anfang sehr gemächlich, obwohl die Zeit knapp ist für unsere 5 Figuren. Erst ab der Hälfte kommt etwas Spannung auf, es entwickeln sich Dynamiken, die Interesse und Spannung versprechen. Ich hätte mir zwar teilweise etwas mehr Tempo gewünscht, doch damit kann ich mich noch größtenteils abfinden. Was mich jedoch immer wieder aus dem Lesefluss geworfen hat, war die Sprache, mit der ich überhaupt nicht zurecht kam. Ich hatte ständig das Gefühl, es soll möglichst viel Slang und Jugendhaftes eingebaut werden, um zu zeigen, wie besonders und wie sehr New York die Figuren sind. Dabei habe ich jedoch überhaupt keinen Unterschied zwischen den einzelnen Charakteren gefühlt, egal ob die ältere Bron(x)ca oder die junge Inderin aus Queens, sie alle reden im gleichen Modus. Hinzu kommt, dass die Sprache manchmal unnötig vulgär und gezwungen flapsig daher kommt.

Die Figuren an sich hätten interessant sein können, doch mir war keiner der fünf sonderlich sympathisch noch irgendwie vertraut beim Lesen. Viel eher haben mich ihre ständigen Streitereien zunehmend genervt, da es immer nur darum ging, welcher Stadtteil toller ist oder in der Vergangenheit mehr leiden musste. Auch habe ich kaum eine Entwicklung bemerkt, weder in den Charaktereigenschaften noch in der Dynamik der Gruppe. Auch auf den (vermutlich überraschenden?) Twist gegen Ende wurde schon vorher so oft mit dem Holzhammer hingewiesen, dass es keine wirkliche Überraschung mehr war. Gut fand ich hingegen, dass Jemisin die Themen wie Rassismus und amerikanische Vergangenheit (auch in der Literatur!) sehr geschickt in ihre Geschichte einbaut. Sie prangert die alteingesessenen Systeme an und schreibt so eine wütende Abrechnung mit Rassismus, Antisemitismus und Snobismus innerhalb der Stadt. Immer wieder kritisiert sie auch das Wirken und die Werke von Lovecraft, was auf jeden Fall dazu anregt, sich auch selbst nochmal mehr damit zu befassen.

Das alles lässt mich am Ende dann leider doch ziemlich enttäuscht bei 2,5 Sternen zurück mit einer Geschichte, die so gut hätte sein können, deren Potential mMn jedoch größtenteils verschenkt wurde. Es mag eine Liebeserklärung an New York sein, für die mir jedoch vielleicht einfach die Liebe zu dieser Stadt fehlt? Nichtsdestotrotz spürt man die Gedanken und Kraft, die Jemisin in diese Geschichte gesteckt hat, auch wenn sie mich leider nicht überzeugen konnte.