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Veröffentlicht am 04.03.2024

Liebe, Streit und Intrigen in einer Ostberliner Kinderklinik kurz nach dem 2. Weltkrieg

Kinderklinik Weißensee – Geteilte Träume (Die Kinderärztin 4)
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Es handelt sich um den Abschlussband der Reihe um die Kinderklinik in Berlin am Weißen See. Band 1 spielt im Jahr 1911, als die Kinderklinik ihre Pforten öffnet.
1948: Die Schwestern Marlene und Emma sind ...

Es handelt sich um den Abschlussband der Reihe um die Kinderklinik in Berlin am Weißen See. Band 1 spielt im Jahr 1911, als die Kinderklinik ihre Pforten öffnet.
1948: Die Schwestern Marlene und Emma sind von Anfang an in der Kinderklinik angestellt, Marlene ist Kinderärztin, Emma Pflegedienstleiterin. Seit Kriegsende liegt die Klinik im sowjetischen Sektor.
Als Marlene und Max enteignet werden, fliehen sie mit ihrer 17jährigen Tochter Katharina nach Charlottenburg. Obwohl Kurt, Emmas Mann, von der Parteipolizei ermahnt wird, sich in seinen Artikeln nicht systemkritisch zu äußern, glaubt Emma weiterhin fest an den Sozialismus. Die beiden Schwestern entzweien sich aufgrund ihrer unterschiedlichen politischen Überzeugungen.
Emmas Tochter Lissi fängt als frischgebackene Ärztin an der Klinik an. Lissis großes Vorbild war immer ihre Tante Marlene. Lissis größter Alptraum wird wahr, als an der Klinik eine Polio-Epidemie ausbricht. Sie selbst leidet seit ihrer Kindheit an den Folgen einer Polio-Erkrankung. Während sie mit den anderen Ärzten und Ärztinnen und dem Pflegepersonal die Epidemie bekämpft, wird bei ihr eine verhängnisvolle Diagnose gestellt, und das, nachdem sie soeben erst die Liebe ihres Lebens getroffen hatte.
Eine zentrale Rolle spielen zwei kleine Patienten, Rolf und Rita. Die Mutter der beiden ist eine ehemalige berühmte Geigerin, sie verteilt ihre Liebe ungleichmäßig an ihre Kinder. Bei Rolf werden Esel Beppo und Ziege Paulinchen bei der Therapie herangezogen.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen, der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und emotional. Ich mochte Emma und Marlene und ihre Familien sehr, genauso wie die Patienten und Angestellten der Kinderklinik. Sehr gern würde ich erfahren, was sich in und um die Klinik herum seit 1911 alles ereignet hatte und freue mich auf die drei Vorgängerbände der Kinderklinik Weißensee. Ich empfehle den Roman allen, die gern historische Romane lesen, die in der Nachkriegszeit spielen.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Das traurige Schicksal eines dunkelhäutigen Waisenkindes 10 Jahre nach dem 2. Weltkrieg

Findelmädchen
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Nachdem ich Sturmmädchen von Lilly Bernstein mit großer Begeisterung gelesen habe, habe ich sehr gern zu einem weiteren historischen Roman von ihr gegriffen.
Köln, 1955: Die 16jährige Helga hat die letzten ...

Nachdem ich Sturmmädchen von Lilly Bernstein mit großer Begeisterung gelesen habe, habe ich sehr gern zu einem weiteren historischen Roman von ihr gegriffen.
Köln, 1955: Die 16jährige Helga hat die letzten zehn Jahre bei Pflegeeltern in Frankreich verbracht. Claire und Albert haben ihren Bruder Jürgen und sie in den Ruinen Köln aufgelesen und nach Frankreich mitgenommen. Die beiden Kinder waren traumatisiert und wussten nicht, warum ihre Mutter nicht mehr bei ihnen war. Als ihr Vater aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt und seine Kinder in Frankreich ausfindig gemacht hatte, kehren die beiden mit dem Paris-Ruhr-Express nach Köln zurück.
Der Vater lebt mit Meta, der Schwester seiner Frau, in deren ehemaligen Elternhaus. Meta empfängt ihre verschollenen Verwandten sehr kühl und distanziert, sie bewohnt alleine eine Wohnung im Haus. Der Vater erklärt Metas Verhalten mit ihren traumatischen Erlebnissen während der Flucht aus Ostpreußen.
In Köln betreibt der Vater ein Büdchen, in dem er Kaffee, Süßigkeiten, Zeitungen und Zeitschriften verkauft. Jürgen findet bald eine Anstellung bei Ford, Helga möchte das Abitur machen und danach Journalistin oder Schriftstellerin werden. Stattdessen schickt ihr Vater schickt sie auf eine Haushaltungsschule. Beim Praktikum im Waisenhaus ist Helga über die dort herrschenden Zustände entsetzt. Die Nonnen misshandeln die ihnen anvertrauten Kinder, am schlimmsten trifft es das „Besatzerkind“ Bärbel, das aufgrund seiner dunklen Hautfarbe nicht nur von den Nonnen, sondern auch von den anderen Kindern getriezt wird.
Helga beschwert sich beim Direktor, mit dem Ergebnis, dass sie ihr Praktikum abbrechen muss. Erst als sie eine Anstellung beim WDR als Redaktionssekretärin bekommt, findet sie einen Weg, Bärbel zu helfen.
Über Briefe, die die Mutter im Bunker an ihren Mann geschrieben hatte, bekommen die Leser nach und nach Einblicke in die Geschehnisse 1945, die die Kinder verdrängt hatten. Wir erfahren auch, warum der Vater Helgas Wunsch, Journalistin zu werden, nicht unterstützt.
Emotional sehr berührt haben mich die Erlebnisse von Fanny und Helgas erste Erfahrungen mit Männern, sowohl in der Milchbar als auch in der Redaktion. Sie hat ihr Herz an Konradin verloren und ließ sich mit dem Luftikus Peter ein, nachdem Konradin sie zurückgewiesen hatte.
Auch dieser Roman von Lilly Bernstein hat mir sehr gut gefallen. Ich habe unendlich mit Helga, Fanny und Bärbel gelitten. Ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte und das mich an einigen Stellen zu Tränen gerührt hat. Von mir eine große Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Das Leben in einem Mädchenpensionat in Lothringen zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Töchter des Aufbruchs
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Genau das richtige Buch für eine Frankophile wie mich! Das neue Buch von Marie Pierre spielt im Reichsland Elsaß-Lothringen.
1910: Das Städtchen Thionville gehört seit 1871 zum Deutschen Kaiserreich und ...

Genau das richtige Buch für eine Frankophile wie mich! Das neue Buch von Marie Pierre spielt im Reichsland Elsaß-Lothringen.
1910: Das Städtchen Thionville gehört seit 1871 zum Deutschen Kaiserreich und heißt seitdem Diedenhofen. Pauline Martin leitet dort ein Pensionat für höhere Töchter mit zehn Schülerinnen. Zum Zeichen ihrer Verbundenheit mit Frankreich trägt sie eine Halskette mit einem lothringischen Kreuz und im Reféctoire ihres Pensionats werden meist französische Köstlichkeiten serviert.
In Diedenhofen sind preußische Truppen stationiert, unter ihnen auch Leutnant Hermann Krüger. Dieser zeigt großes Interesse an Suzette, der Tochter von Paulines Cousine. Suzette wurde aus Avignon nach Thionville geschickt, um im Pensionat auf die Ehe vorbereitet und zu Anstand, Tugend und Moral erzogen zu werden.
Als Suzette aus dem Pensionat verschwindet, führen alle Spuren zu Hermann Krüger. Bei der Suche nach ihrem Schützling lernt Pauline den preußischen Hauptmann Erich von Pliesnitz kennen. Zunächst gegen seinen Willen wird er in die Suche mit einbezogen. Bald schon wird er zu einer Art Schutzengel für Pauline und ihre Schülerinnen.
Fast zeitgleich mit von Pliesnitz taucht Vincent Lehmann im Pensionat auf. Er bekommt eine Anstellung als Gärtner und Hausmeister und sieht sich genau wie von Pliesnitz als Beschützer und Wächter über Tugend und Moral der Schülerinnen. Allerdings hat Vincent ein dunkles Geheimnis, und Pauline fragt sich, warum Vincent den weiten Weg aus der preußischen Rheinprovinz nach Lothringen auf sich genommen hatte, um als Gärtner zu arbeiten.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen, die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet, geographische und kulturelle Details sehr gut recherchiert. Die Handlung wirkt sehr authentisch durch die häufig eingestreuten Worte und Ausdrücke in Französisch und im moselfränkischen Dialekt. Am Ende des Buches gibt es sowohl ein fremdsprachliches Glossar als auch eines mit Fachbegriffen. Bei letzterem habe ich viele neue Begriffe gelernt wie z.B. Altdeutsche-Deutsche, die aus anderen deutschen Bundesstaaten des Kaiserreiches ins Reichland Elsaß-Lothringen zugezogen sind. Beim Lesen bekommt man Appetit auf französische Spezialitäten wie Madeleines oder Bergamotte de Nancy, die Pauline nascht, während sie Arbeiten korrigiert oder Zeugnisse schreibt. Ich habe viel über die Regionen Lothringen und Saarland erfahren, wohin die Schülerinnen mit Pauline für einige Tage reisen und wohl oder übel an den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag des Sieges Preußens über die Franzosen teilnehmen.
Ich freue mich schon auf die Nachfolgebände und darauf, dass Band 2 „Schwestern im Geiste“ bereits im August erscheinen wird. Ich bin sehr gespannt, wie es mit Pauline, Erich und Vincent weitergeht und freue mich auch aufs Wiedersehen mit der Köchin Lisbeth, dem Stubenmädchen Camille und Thomas Engel.

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Veröffentlicht am 20.02.2024

In einem Eifeldorf bei Monschau vor Ausbruch des 2. Weltkrieges

Sturmmädchen
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Sturmmädchen von Lilly Bernstein ist mein erstes Buch der Autorin. Es hat mich so begeistert, dass ich unbedingt auch ihre anderen Bücher lesen möchte.
1938 in einem fiktiven Eifeldorf in der Nähe von ...

Sturmmädchen von Lilly Bernstein ist mein erstes Buch der Autorin. Es hat mich so begeistert, dass ich unbedingt auch ihre anderen Bücher lesen möchte.
1938 in einem fiktiven Eifeldorf in der Nähe von Monschau: Elli lebt mit ihrer Mutter Alma auf dem Bauernhof der Familie Janssen in einem sogenannten Backes, einem ehemaligen Backhaus. Alma ist Hebamme und in der Kräuterkunde sehr bewandert, die Dorfbewohner fragen sie bei allerlei Wehwehchen nach Rat.
In der Dorfgemeinschaft wird auf Elli hinabgeschaut, da ihr rechtes Bein kürzer als das linke ist und sie deswegen hinkt. Die abschätzige Meinung der anderen führt dazu, dass Elli selbst auch keine hohe Meinung von sich hat „Ich bin das Hinkemädchen, zu nichts zu gebrauchen.“
Nur Margot und Käthe halten zu Elli, die drei verbringen viel Zeit miteinander, unter anderem beim Baden am Perlenbach. Die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte naht, es ist der Vorabend des 2. Weltkriegs, die Nazis ergreifen die Macht, von den drei Freundinnen wird nur Käthe zur überzeugten Nationalsozialistin, Margot, die Jüdin, und Elli, das Hinkemädchen, werden von den Nazis geächtet. Durch Käthes Fürsprache bekommt Elli eine Anstellung bei der Gemeindeschwester in Monschau. Dort arbeitet sie jedoch nur solange, bis ihr aufgeht, was mit den geistig und körperlich beeinträchtigten Menschen passiert, die zur Untersuchung bestellt werden.
Es dauert auch lange, bis Elli merkt, dass sich das Schicksal von Margots Familie gewandelt hat. Ihr Geschäft wird arisiert, sie werden in einem sogenannten Judenhaus in Aachen untergebracht.
Auch die Aktivitäten ihrer Mutter gemeinsam mit Ordensschwester Getrud bleiben Elli lange verborgen. Sie ist über eine lange Zeit hinweg sehr naiv, erst nachdem sie von Nazis fast totgeschlagen wird, erkennt sie die Gefahr, die ihrer Freundin droht. Sie tut alles in ihrer Macht Stehende, um Margot und ihre Familie zu retten, und das sogar unter Einsatz ihres Lebens.
„Er denkt, er kann eine Nazi-Uniform tragen, ohne ein Nazi zu sein. Ich teile diese Ansicht nicht.“ Diese Entscheidung von Elli konnte ich nicht nachvollziehen und war froh, als sich herausgestellt hatte, dass die Uniform die Ansichten des jungen Mannes in der Tat nicht widerspiegelt hatte.
Sehr gefallen hat mir die Entwicklung von Bauer Janssen und Käthe und das Wirken des Pfarrers und der Ordensschwester. Allzu oft standen die Vertreter der katholischen Kirche auf der Seite der Nazis, Pfarrer Freising und Schwester Getrud jedoch haben viel riskiert, um jüdische Familien zu retten.
Lilly Bernstein hat einen wunderbaren, sehr emotionalen historischen Roman geschrieben, der alles andere als eine leichte Kost ist. Ich bin ein eher rationaler Mensch und habe trotzdem beim Lesen ein paar Tränen vergossen. Der Schreibstil ist mitreißend und fesselnd. Einige Aspekte im Buch haben mich an „Die Nachtigall“ von Kirstin Hannah erinnert, ein Buch, das ich genauso geliebt habe. Ich empfehle den Roman allen, die gern historische Romane und Liebesromane lesen. Denn so viel sei verraten: Die Liebe zieht in Ellis Leben ein. Über eine Fortsetzung von Ellis Geschichte würde ich mich sehr freuen.

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Veröffentlicht am 14.02.2024

Die folgenschwere Entscheidung einer 16jährigen in den 1970er Jahren

Schwestern in einem anderen Leben
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Da ich bereits die anderen Bücher der Autorin mit großer Begeisterung gelesen habe, habe ich mich schon sehr auf ihr neuestes Buch gefreut, und ich wurde nicht enttäuscht. Christiane Wünsche hat wieder ...

Da ich bereits die anderen Bücher der Autorin mit großer Begeisterung gelesen habe, habe ich mich schon sehr auf ihr neuestes Buch gefreut, und ich wurde nicht enttäuscht. Christiane Wünsche hat wieder einen wundervollen Familienroman geschrieben.
Der Roman spielt auf mehreren Zeitebenen, erzählt wird aus dem Leben von Rosi bzw. Rebecca.
1976: Rebecca verlässt in einer Nacht- und Nebelaktion ihr wohlbehütetes Elternhaus. Der Vater hat eine Schreinerei und engagiert sich in der Kirchengemeinde, die Hilde kümmert sich hingebungsvoll um die drei Töchter: Ruth (19), Rebecca (16) und Miriam (11).
Der September 1976 markiert den Wendepunkt im Leben der gesamten Familie. Eigentlich wollte Becky ein ähnliches Leben wie ihre Mutter führen, doch in Folge einer folgenschweren Entscheidung, die sie als 16jährige getroffen hat, ist ihr Leben ganz anders verlaufen. Das Leben in einer Kommune, die Liebe zu dem Punk Flocke und seiner Dogge Ernie sowie die Arbeit in einem Bioladen sind nur einige Stationen ihres Lebens.
Mein Mama-Herz hat beim Lesen des Romans geblutet, ich kann mir nicht vorstellen, mit der Ungewissheit zu leben, mit der Hilde mehr als ihr halbes Leben lang leben musste. Genauso habe ich mit Ruth gelitten, die ihr Leben lang Schuldgefühle hatte, da auch sie eine spontane Entscheidung getroffen hatte, die sie im Nachhinein ihr Leben lang bereut hatte.
Ohne Schulabschluss und gänzlich mittellos hat Rebecca es geschafft, immer wieder Jobs zu finden, die ihr ein, wenn auch bescheidenes, Auskommen gesichert haben. Freunde haben sie ihr Leben lang begleitet, und es gab auch die eine oder andere Liebesbeziehung.
Im Nachwort erfahren wir, dass die Autorin beim Hören eines True-Crime-Podcasts auf die Idee zu dem Buch gekommen ist, die Geschichte also an wahre Ereignisse angelehnt ist.
Auch dieser Roman von Christiane Wünsche hat mir sehr gut gefallen. Ihr Schreibstil ist fesselnd und emotional, Rebeccas Geschichte hat mich sehr berührt, und ich werde sie nicht so bald wieder vergessen. Den Roman empfehle ich allen, die gern Familien- und Frauenromane lesen und natürlich denjenigen, die schon andere Bücher der Autorin gern gelesen haben.

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