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Christina19

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Eine starke junge Frau in einem atmosphärischen Setting

Café Alba
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Emilia Lombardi erzählt in ihrem Roman von Francesca, die als junges Mädchen in den 1940er Jahren bei Familie Milani als Hausmädchen arbeitet. Die Familie betreibt das Café Alba in der gleichnamigen Stadt ...

Emilia Lombardi erzählt in ihrem Roman von Francesca, die als junges Mädchen in den 1940er Jahren bei Familie Milani als Hausmädchen arbeitet. Die Familie betreibt das Café Alba in der gleichnamigen Stadt und serviert ihren Gästen köstliches Gebäck, leckere Kuchen und besondere Torten. Als Francesca eines Tages in der Backstube aushilft, entdeckt sie ihre Liebe zum Handwerk – und zum Sohn der Milanis. Gemeinsam arbeiten sie Hand in Hand. Da die nötigen Zutaten für die Köstlichkeiten nach dem Krieg mitunter schwer zu bekommen sind, ist Ideenreichtum gefragt. Francesca und Matteo entwickeln neue Rezepte und sehen vor allem in ihrer Haselnusscreme großes Potential. Auf das junge Paar warten jedoch ungeahnte Widrigkeiten und schwere Schicksalsschläge…

Die Geschichte rund um Francesca ist eingebettet in ein atmosphärisches Setting. Sie spielt in der italienischen Stadt Alba, die im Piemont liegt. Emilia Lombardi gelingt es, die Landschaft in Norditalien, die Stadt, das Markttreiben und das Café sehr bildhaft zu beschreiben. Das Gebäck, das in der Backstube zubereitet wird, kann man dadurch förmlich riechen und schmecken.

Viele Figuren wie Francesca, Matteo, dessen Vater und die Köchin Antonella sind liebenswürdig dargestellt. Mit Matteos Mutter und einigen weiteren Figuren, die an dieser Stelle noch nicht verraten werden sollen, stehen ihnen Gegenspieler gegenüber, die mitunter höchst unsympathisch sind und für mächtig Furore sorgen. Entsprechend hält die Handlung viele unerwartete Ereignisse sowie Wendungen bereit, sodass der Verlauf der Geschichte kaum vorhersehbar ist. Ich habe das Buch daher mit Spannung verfolgt, muss aber anmerken, dass einzelne Situationen auf mich ein wenig konstruiert wirkten. Sprachlich ist der Roman leicht verständlich und gut lesbar. Viele Situationen sowie die Gedanken und Gefühle der Hauptfigur werden umfassend beschrieben, wobei manches aus meiner Sicht etwas kürzer gefasst oder mit Leerstellen versehen werden könnte.

Inhaltlich thematisiert der Roman in erster Linie die Erfolgsgeschichte einer neuartigen Leckerei angefangen von der ersten Idee, die in der Not geboren wurde, bis zum landesweiten Durchbruch. Damit erinnert „Café Alba“ an den namhaften Nuss-Nougat-Aufstrich eines großen Herstellers im Piemont. Daneben geht es aber auch um die Stellung der Frau in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Mit Francesca wurde eine Figur geschaffen, die im Verlauf der Handlung mehr und mehr Stärke entwickelt und sich ein Stück weit emanzipiert, wodurch sie sich in der Welt der Männer behaupten kann. Außerdem klingt im Roman eine Liebesgeschichte ebenso an wie die Entbehrungen der Menschen nach dem Ende des Krieges. Eine sehr vielseitige Geschichte also, deren Ende neugierig auf Francescas weiteren Lebensverlauf macht und damit Stoff für eine Fortsetzung bietet. Laut Verlag soll diese unter dem Titel „Café Alba – Zeiten in goldenem Glanz“ im Spätherbst erscheinen.

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 24.03.2024

Eine Fabel im modernen Gewand

Mein erstaunlicher Hang zu Fehltritten
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Archy wird als eines von sechs Jungen in eine Marderfamilie geboren. Der Vater verstirbt früh, sodass die Mutter ihren Nachwuchs alleine durchbringen muss. Da Archy nach einem Unfall an der Vorderpfote ...

Archy wird als eines von sechs Jungen in eine Marderfamilie geboren. Der Vater verstirbt früh, sodass die Mutter ihren Nachwuchs alleine durchbringen muss. Da Archy nach einem Unfall an der Vorderpfote verletzt ist, verkauft sie ihn an einen alten Fuchs. Der lernt ihm Lesen und Schreiben und bringt dem jungen Steinmarder den menschlichen Glauben näher. Ausgestattet mit diesen besonderen Fähigkeiten und Kenntnissen bestreitet Archy sein Leben zwischen dem Bau und den angrenzenden Wäldern, zwischen Leseabenden und Ausflügen, zwischen Kämpfen, der großen Liebe und Abschiedsschmerz.

„Mein erstaunlicher Hang zu Fehltritten“ ist ein Bestseller aus Italien, der zahlreiche renommierte Preise gewonnen hat. Alle Figuren sind Tiere, die überwiegend mit menschlichen Wesenszügen agieren, sodass die Geschichte den Charakter einer Fabel erhält.
Inhaltlich zeigt der Roman in der Hauptfigur Archy den Kontrast zwischen (menschlicher) Moral und dem Drang danach, seinen (tierischen) Instinkten nachzugeben. So hat der Marder beispielsweise Mitleid mit den Hühnern, die er täglich füttern muss, während er andererseits beim Töten dieser in einen regelrechten Blutrausch verfällt.
Eine große Rolle spielt in dem Buch außerdem der Glaube an Gott sowie die Vergänglichkeit des Lebens. Dank seiner Bibelstudien ist Archy der Tod, der jedes Lebewesen ereilt, mehr als bewusst. Er kann sein Leben daher nicht mit der gleichen Leichtigkeit führen wie die anderen Tiere, die stets im Hier und Jetzt leben.
Zannonis Debütroman habe ich beim Lesen teils als hoffnungsvoll, oft jedoch als grausam empfunden. In seinem Werk beschönigt der Autor nichts, sondern bildet die mitunter harte Realität ab. Trotzdem bzw. gerade deshalb hat mich die Geschichte zu jeder Zeit gefesselt, sodass ich das Buch recht schnell gelesen hatte. Die für Fabeln typische Lehre erschließt sich mir jedoch auch jetzt, einige Tage nachdem ich das Buch beendet habe, leider nicht. So bleibe ich mit dem Gefühl zurück, die Kernaussage von „Mein erstaunlicher Hang zu Fehltritten“ nicht klar greifen zu können.

Veröffentlicht am 17.03.2024

Eine starke, aber weitgehend unbekannte Frau

Die Entflammten
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„Die Entflammten“ erzählt von Gina, deren Vater ein mehr oder minder erfolgreicher Autor ist. Sie studiert Kunstgeschichte und befasst sich dabei mit Vincent van Gogh. Schnell lernt sie dessen Schwägerin ...

„Die Entflammten“ erzählt von Gina, deren Vater ein mehr oder minder erfolgreicher Autor ist. Sie studiert Kunstgeschichte und befasst sich dabei mit Vincent van Gogh. Schnell lernt sie dessen Schwägerin Johanna kennen, von der sie zunehmend fasziniert ist. Gina beschließt, es ihrem Vater gleichzutun und beginnt mit ihrer Arbeit an einem Buch.
Ein zweiter Erzählstrang berichtet aus dem Leben von Johanna van Gogh-Bonger. Wir lernen sie als junge Frau kennen, erfahren von ihrer Ehe mit Theo van Gogh und ihrem Wirken nach dessen frühen Tod.

Das Buch stellt die Leistung von Johanna van Gogh-Bonger in den Mittelpunkt, die Vincent van Gogh nach dessen Tod berühmt gemacht hat. Johanna wird anfangs als eine zarte junge Frau beschrieben, die sich durch ihre Erlebnisse und Erfahrungen zu einer starken Persönlichkeit entwickelt. Dabei erfährt man viel über sie und ihre Familie, genauso wie über die Familie van Gogh und den bekannten Maler.
Kapitelweise wechselt sich die Erzählung mit der über Gina ab. Hier werden viele Episoden aus ihrem Leben erzählt, wobei ihr Vater als Autor eine große Rolle einnimmt. Dabei geht es um Themen wie Erfolg und Misserfolg, Selbstverwirklichung und persönliches Glück, aber auch um familiäre Beziehungen und Erwartungen.
Die Autorin verbindet die beiden Geschichten geschickt miteinander, wobei sich etliche Parallelen zwischen den Familien auftun.
Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich den Erzählstil, der teilweise recht ausschweifend war. Außerdem wurde auf direkte Rede bzw. deren Markierung durch die entsprechenden Satzzeichen verzichtet. Durch diesen fließenden Übergang von direkter Rede in den Redebericht/inneren Monolog wird Ginas Rolle als Ich-Erzählerin gestärkt, denn ich hatte durchgängig das Gefühl, in ihren Gedanken zu lesen. Allerdings hat das Fehlen der Anführungszeichen nach meinem Ermessen die Lesefreundlichkeit des Textes herabgesetzt.

Veröffentlicht am 13.03.2024

Ein unterhaltsamer Roman über einen sympathischen Hochstapler

König von Albanien
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Mit seinem Freund Max schlägt sich Otto seit einiger Zeit durch Konstantinopel. Um an Geld zu kommen, ist den beiden jede Betrügerei recht. Ob ein arrangiertes Hunderennen oder manipulierte Wetten, an ...

Mit seinem Freund Max schlägt sich Otto seit einiger Zeit durch Konstantinopel. Um an Geld zu kommen, ist den beiden jede Betrügerei recht. Ob ein arrangiertes Hunderennen oder manipulierte Wetten, an Einfallsreichtum mangelt es nicht. Als sich die politische Lage auf dem Balkan zuspitzt, sieht Otto seine Chance, König von Albanien zu werden. Dank seiner Ähnlichkeit mit Prinz Eddine, grandioser Ideen sowie einer großen Portion Glück gelingt ihm der Coup und mit ihm beginnt ein außergewöhnliches Abenteuer!

Der Roman stammt aus der Feder von Andreas Izquierdo, der mit einem angenehmen Schreibstil überzeugen kann.
Die Geschichte spielt in den Jahren 1912/1913 und dreht sich um die Erlebnisse von Otto Witte. Obwohl der Protagonist ein Hochstapler ist, hat er meine Sympathien geweckt. Seine Streiche, so kriminell sie auch sind, haben mich öfter schmunzeln lassen, sodass ich sie ihm kaum übelnehmen konnte. Neben ihm werden eine übersichtliche Anzahl weiterer Figuren beschrieben, die Otto teils freundschaftlich gegenüberstehen, ihm teils aber auch eher feindlich gesonnen sind. Nachdem Ottos Geschichte in Konstantinopel beginnt, spielt der Großteil später in Albanien. Hierbei wird an mehreren Stellen die politische Lage des Landes im frühen 20. Jahrhundert beschrieben. Mit dieser war ich bislang nicht vertraut und empfand daher manche Szenen als etwas langatmig.
In seinem Werk gibt der Autor der Geschichte von Ottos Tagen als König eine Rahmenhandlung. Diese spielt in einer Heilanstalt für Gemütskranke in Salzburg und wird aus Sicht eines angehenden Arztes erzählt. Durch den Ortswechsel sowie die unterschiedliche Erzählperspektive gewinnt der Roman an Tiefe und für den Leser bietet sich eine willkommene Abwechslung.
Überraschend ist für mich die Tatsache, dass die Geschichte einen wahren Kern hat. Neben der Hauptfigur Otto Witte basieren auch andere Figuren auf real existierenden Personen. Ob der wahre Otto allerdings wirklich zum König von Albanien gekrönt wurde, wie er zeit seines Lebens behauptet hatte, konnte nie bewiesen werden.
„König von Albanien“ hat mich mit seinen Figuren und deren Abenteuern öfter überrascht, stellenweise berührt und insgesamt gut unterhalten!

Veröffentlicht am 04.03.2024

Tipps für einen Nutzgarten auf kleinstem Raum

Fensterbrettgarten
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In „Fensterbrettgarten“ zeigt Deike Haßler, wie man auch ohne großen Garten Obst, Gemüse und Kräuter anpflanzen kann. Auf über 100 Seiten erklärt sie zunächst die Grundlagen von der benötigten Ausstattung ...

In „Fensterbrettgarten“ zeigt Deike Haßler, wie man auch ohne großen Garten Obst, Gemüse und Kräuter anpflanzen kann. Auf über 100 Seiten erklärt sie zunächst die Grundlagen von der benötigten Ausstattung über die Standortbedingungen und das Saatgut bis hin zum Gießen und Düngen. Anschließend widmet sich die Autorin nacheinander dem Außen- und dem Innenfensterbrett, wobei sie durch zahlreiche Pflanzenportraits geeignete Nutzpflanzen vorstellt, einige Rezepttipps gibt und auf Schädlinge eingeht.

Die Idee des Buches gefällt mir richtig gut! Gerade in größeren Städten, in denen nicht jede Wohnung einen Balkon oder gar eine Terrasse mit ein wenig Grün hat, finde ich es toll, dennoch die Möglichkeit zu haben, mich ein Stück weit selbst zu versorgen.
Deike Haßler gibt dem Leser dafür alles an Wissen an die Hand, was von der Anzucht bis zur Ernte benötigt wird. Für Anfänger ist das ideal. Wenn man schon etwas Erfahrung im Gärtnern gesammelt hat, kann man einige der Informationen im Buch jedoch überspringen. Für mich interessant waren vor allem die Idee des Regrowings, die Upcycling-Ideen sowie die richtige Auswahl an Pflanzen für meine Standorte. Die Pflanzenportraits sind hierbei recht hilfreich, da darin neben den Ansprüchen an Licht und Temperaturen auch der Platzbedarf aufgegriffen wird. Gut gefallen mir außerdem die Vorschläge zum vertikalen Gärtnern, wobei ich mir dieses Kapitel etwas ausführlicher gewünscht hätte und mir auch das eine oder andere DIY vorstellen könnte.
Das Buch ist weitgehend klar gegliedert und die einzelnen Seiten sind übersichtlich gestaltet. Ansprechende Fotos runden die Informationen ab und machen Lust auf das Gärtnern.